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Hausarbeit, 2021
23 Seiten, Note: 1,3
1. Einleitung
2. Dramapadagogik
3. Dramapadagogische Ansatze
3.1 Standbild
3.2 Rollenspiel
3.3 Theaterprojekt
4. Dramapadagogik im Deutschunterricht
4.1 Uberfachliche Lehr- und Lernziele
4.2 Fachliche Lehr- und Lernziele
4.2.1 Bildungsstandards
4.2.2 Bremer Bildungsplan
5. Kritische Reflexion
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
8. Anhang
Exemplarisches Unterrichtsvorhaben
Unterrichtsmaterial
Die vorliegende Arbeit untersucht das Potential dramapadagogischer Ansatze im Deutschunterricht. Vor dem Hintergrund der Bildungsstandards und den im Bremer Bildungsplan festgelegten Kompetenzzielen der Sekundarstufe I wird erortert, inwiefern sich dramatische Methoden zur Erreichung der Lehr- und Lernziele eignen. Als Grundlage dient eine Auseinandersetzung mit dem Begriff der Dramapadagogik. Davon ausgehend, dass dramapadagogische Formen sich als Theatralisierung von Leminhalten durch auf- und vorfuhrungsbezogene Methoden des Theaters charakterisieren lassen, schlieBt Dramapadagogik die Arbeit mit samtlichen medialen Erscheinungen ein, sodass sie besonders geeignet erscheint, um Inhalte des Deutschunterrichts zu erarbeiten. Um eine Einschatzung der Moglichkeiten von Dramapadagogik des Fachunterrichts Deutsch zu erlangen, wird zunachst eine Ubersicht uber verschiedene dramatische Ansatze gegeben, bevor ausgewahlte Ansatze genauer beleuchtet werden. Im Anschluss daran erfolgt eine genaue Auseinandersetzung mit den Bildungsstandards und dem Bildungsplan Bremens, die der Frage nach der Passung der Methoden zur Erreichung der Lernziele nachgeht. Dabei wird sich sowohl auf uberfachliche als auch fachliche Kompetenzen bezogen, die es im Deutschunterricht weiterzuentwickeln gilt. Um eine Einbindung in den Unterricht exemplarisch nachvollziehen zu konnen und die Entwicklung der Kompetenzen konkreter zu gestalten, folgt die Planung einer Unterrichtsstunde zum Thema GroBstadtlyrik unter Einbezug der zuvor vorgestellten Methoden. Im Rahmen dieser Arbeit muss auf die Durchfuhrung und Evaluation zwar verzichtet werden, allerdings bietet der Unterrichtsvorschlag eine Anregung nach dem Mehrwert dramapadagogischer Ansatze gegenuber anderen Methoden des Deutschunterrichts zu fragen. Diesem Umstand soil in einer abschlieBenden kritischen Reflexion Rechnung getragen werden, die neben den Moglichkeiten der Dramapadagogik auch Herausforderungen und Grenzen aufzeigt.
Bevor auf den Begriff der Dramapadagogik eingegangen werden kann, gilt es zunachst den Bezugspunkt ebendieser Padagogik, namlich das Dramatische, zu beleuchten. Das Wort Drama entstammt dem Altgriechischen und bedeutet „Handlung“ oder „Geschehen“. Der Duden definiert es als „Buhnenstuck, Trauerspiel und Lustspiel umfassende literarische Gattung, in der eine Handlung durch die beteiligten Personen auf der Buhne dargestellt wird“, „Schauspiel mit tragischem Ausgang“ und „aufregendes, erschuttemdes oder trauriges Geschehen“ (Duden online 2021, Stichwort Drama). Bereits nach dieser ersten Annaherung an den Begriff lassen sich zwei wesentliche Erkenntnisse formulieren. Erstens fokussiert das Drama als literarische Gattung eine Handlung und zweitens zeigt sich die enge Verwobenheit des Dramas mit dem Theater bzw. der Auffuhrung, worauf im Folgenden naher eingegangen wird. Das Drama, das im Gattungstrias klar von Epik und Lyrik als literarische GroBformen abgegrenzt wird, zeichnet sich nicht nur durch eine Zentrierung auf einen schriftlich fixierten Text aus. Wesentlich ist die Erkenntnis, dass der Dramentext lediglich eine der dem Drama innewohnenden Dimensionen des Dramatischen abbildet (vgl. Hofmann 2013: 10). Die Eigenheit des Dramas besteht darin, dass es uber den eigentlichen Text hinausgeht. Nicht nur, dass selbiger bereits durch seinen Aufbau auf ein Buhnenspiel abzielt, vielmehr konstituiert sich das Dramatische im Drama erst in seiner Auffuhrung, sodass Drama und Theater untrennbar miteinander einhergehen (vgl. Ebd.). In diesem Kontext erscheint es wenig verwunderlich, dass man unter Dramapadagogik die Nutzung dramatischer und theatralischer Mittel fur padagogische Zwecke versteht. Ausgehend davon kann das Medium Drama auch uber seinen Effekt charakterisiert werden, was zu einer weiten Begriffsbestimmung fuhrt, die nicht nur auf das literarische Drama fuBt, sondem jedwede Inspirationsquellen zum Ausgangspunkt nimmt, die Anlass zur Erkundung ungewohnter Wege der zwischenmenschlichen Interaktion und Bewaltigung von Herausforderungen fuhrt (vgl. Haack 2015: 49f). Diese Auffassung von Drama, die besonders in der Fremdsprachendidaktik verbreitet ist, geht mit der Vorstellung einher, dass das Dramatische idie Menschen mit herausfordernden Situationen konfrontiert und somit Einfluss auf die Personlichkeit selbiger nimmt, die sich im aufgrund der spezifischen Herausforderungen im Prozess der Problemlosung verandert (vgl. Schewe 1993: 92f.). Sie schlieBt damit nicht nur alle Texte, sondern auch andere Medien wie Film, Horspiel und das Theater an sich ein (vgl. ebd.: 110f.). Unter Dramapadagogik fallt neben dieser Vielzahl von Ausgangsmedien also die Gesamtheit aller Zugange zur Theatralisierung von Lehr- und Lernprozessen, sodass nicht nur die Rezeption, sondern auch das eigene Spiel Kern der Dramapadagogik bildet. Die Auffuhrung, insbesondere wenn sie eigens gestaltet wird, enthalt diverse kreative, kognitive und emotionale, aber auch soziale, asthetische und sensomotorische Potentiate, die die Dramenpadagogik als eine produktions- und handlungsorientierte Lehr- und Lernmethode charakterisieren. Dadurch wird aus den bloBen Fachinhalten eine ganzheitliche Lernerfahrung, die den Lernertrag wesentlich erhoht (vgl. Eigenbauer 2009: 63). Im Fokus steht hierbei nicht das Ergebnis, sondern der Lemprozess, der sich in der Auseinandersetzung mit dramatischen und theatralischen Inhalten vollzieht (vgl. Tselikas 1999: 21). Ziel ist es, die (Schul-)Wirklichkeit zu verlassen, um eine fiktive Wirklichkeit zu erleben, in der unterschiedliche Aspekte der menschlichen Erfahrung wie zum Beispiel soziale Realitaten erkundet, beleuchtet und beeinflusst werden konnen (vgl. Kessler 2008: 37). Im Schutz der Fiktion werden bisher unerfahrene Denkweisen und ungelebte Handlungen moglich, die wesentlich zur Personlichkeitsbildung beitragen (vgl. Even 2003: 147).
Es gibt eine Vielzahl dramapadagogischer Ansatze, die vorwiegend im Fremdsprachenunterricht zum Einsatz kommen und ganz unterschiedliche Vorzuge mit sich bringen (vgl. Wittal-Duerkop 2019: 20). Nonverbale Ubungen, wie Bewegungschoreographien, Pantomime oder Standbilder initiieren gerade in Gruppen trotz fehlender Sprache ein interaktives Sprachhandeln. Sie erlauben die Fokussierung auf parasprachliche Mittel, fordem dadurch die Aufmerksamkeit und Konzentration und zielen auf eine spielerische Bewusstmachung der Selbst- und Fremdwahrnehmung ab (vgl. ebd.). Das Standbild bezeichnet ein Verfahren, bei dem die Darstellenden ein stummes Bild verkorpem, das einer Gruppe prasentiert wird (vgl. Spinner 2016: 231f). Um ein Standbild zu entwickeln wird der Lemgruppe zumeist ein Impuls vorgegeben, der keinen medialen Einschrankungen unterliegt. Besonders eignen sich hierfur starke Gefuhle, Stimmungen und Situationen, die mehrere Interpretationen zulassen. Die Lemenden koordinieren ihre Ideen innerhalb der Gruppe, wobei verschiedene Szenarien moglich sind. Entweder konnen alle Lernenden diskutieren oder die Darstellenden werden von einer bzw. mehreren Personen angeleitet und durfen das Gesagte nur umsetzen, nicht aber weitere Ideen liefem. Besonders bei letzterer Variante wird den Lernenden die direkte Auswirkung ihrer Artikulation aufgezeigt und Diskrepanzen zwischen der eigenen und fremden Wahrnehmung aufgezeigt. Nach der Presentation der Standbilder folgt ein Interpretationsgesprach, bei dem die Zuschauenden ihre Eindrucke zu dem Standbild beschreiben, bevor die darstellende Gruppe ihre eigenen Gedanken teilt.
Kommen sprachliche Aspekte zu den Ubungen hinzu, wie es bei Rollenspielen, Monologen und szenischen Inszenierungen der Fall ist, konnen durch das Erkennen und freie Anwenden von sprachlichen Formen und Strukturen Sprechhemmungen gezielt abgebaut werden (vgl. Wittal-Duerkop 2019: 20). Gleichzeitig kann der Wirkungszusammenhang von verbalen und nonverbalen Elementen untersucht werden. Das Rollenspiel bezeichnet das Entwickeln dramatischer Handlungen um einen fiktiven Rahmen, der sich aus einem Impuls ergibt. Wie zuvor erlautert, kann der Impuls dabei aus verschiedenen Medien bestehen, wie zum Beispiel Zeichnungen, Fotos, Gegenstanden, Gerauschen oder nonverbale Zeichen und ist nicht auf einen (Dramen-)Text beschrankt. Das Rollenspiel zahlt zu den performativen szenisch- dramatischen Kleinformen, die auf einen gezielten Einsatz von Inszenierungstechniken aus sind (vgl. Schewe 2013: 199f.). Die Methode beginnt damit, dass der Impuls wahrgenommen wird. AnschlieBend werden gemeinsam Fragen zu dem Impuls entwickelt, Rollen identifiziert und verschiedene Blickpunkte auf den Impuls eingenommen. Das Sammeln von Fragen, Vermutungen zum Geschehen und Erklarungsversuchen soil eine Einladung fur die Lernenden darstellen, sich auf die fiktionale Welt einzulassen (vgl. Fasching 2017: 126). Danach wird der Impuls in Kleingruppen weiter verfolgt und verschiedene Rollen eingenommen. Das entwickelte Spiel kann in verschiedener Art und Weise an den Impuls anknupfen und beispielweise das fruhere Leben einer Figur zeigen, Aussagen von Betroffenen, Freunden, Verwandten o. a. fokussieren, auf mogliche Folgen des Impulses hinweisen oder eine ganz anders geartete Parallelwelt erschaffen. Der Fokus liegt hier auf einer kreativen Umsetzung der eigenen Vorstellungen, die sich durch das enge Zusammenspiel von Sprache und Handlung auszeichnet. Zu der Methode des Rollenspiels gehort ebenfalls, dass die von den Lernenden entwickelten Szenarien vorgespielt und in der GroBgruppe reflektiert werden. Die verschiedenen Ideen und Perspektiven auf den Impuls konnen thematisiert werden, sodass die Schuler*innen die Chance erhalten sich selbst zum Thema oder einer Rolle zu positionieren. Dies kann durch Bewegungen, zum Beispiel (Ab- )Schutteln des ganzen Korpers oder korperliche Nahe zur Rolle ausgedruckt werden (vgl. ebd.) Im Fokus dieser Methode steht das kooperative Lernen, indem gemeinsam eine dramatische Welt kreiert wird, in der dann verschiedene Facetten in Kleingruppen beleuchtet werden. Gepaart mit gesellschaftlich relevanten Themen oder personlich bedeutsamen Inhalten eroffnet die Methode verschiedene Perspektiven, die den Lernenden helfen, eigene und fremde Denk- und Handlungsmuster kritisch zu reflektieren und personlich Stellung zu nehmen. Kreativitat, Fantasie und Empathie werden mit Hilfe von sprachlich gestalteten Interaktionen angeregt und die eigenen Kommunikationsmoglichkeiten verbessert.
Ahnlich des Rollenspiels bezeichnet auch das Theaterprojekt eine sprachliche Ubung, die jedoch einen groBeren zeitlichen Rahmen einnimmt.
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