Mit dem Begriff public viewing hat ein neuer Scheinanglizismus in den deutschenSprachgebrauch Einzug gefunden. Er versucht eine neue Form der Anteilnahme anidentitätsstiftenden Großereignissen wie z. B. einer Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land zu beschreiben. Diese Art des hautnahen Mitverfolgens ist beinahe mitder Atmosphäre identisch, wie sie bisher auch nur die Zuschauer in den Stadien vorOrt erleben konnten. Nach Auffassung vieler Sozialwissenschaftler und Psychologenliegt der Anreiz des public viewing im Teilen von gemeinsamen und simultan entstehenden Emotionen. Wie z. B. die Freude über den Sieg des bevorzugtenTeams, aber auch die Trauer über die Niederlage. Im Gegensatz zum Betrachteneines Großereignisses vor dem häuslichen Fernsehgerät wird das Entstehen einersolch emotionalen Atmosphäre erst durch technische Innovationen wie Großbildleinwände oder Plasmafernseher ermöglicht. Mit den Großbildschirmen wiebei der Fußball WM 2006 wurden die Massen auf einer neuen Stufe derMedienevolution in einen kollektiven Rausch versetzt. Schon die Fußball-weltmeisterschaft in Korea und Japan war eine medientheoretische, oder vielmehr, medienpraktische Demonstration. Wer immer der Meinung aus dem Repertoire derKulturuntergangskritik war, dass der Gang in die (digitale) Mediengesellschaft dieEinsamkeit der Menschen vor ihren Bildschirmen verstärke, war seinerzeiteindrucksvoll eines Anderen belehrt worden. Die in den öffentlichen Raum gewanderten Bildschirme erwiesen sich als Gegenteil, nämlich als Katalysator einesMassenrausches. Vor allem aber hat die Weltmeisterschaft 2002 wohl zum erstenMal gezeigt, dass auch Medienereignisse, die nur auf den Bildschirmen für dieZuschauer stattfinden, attraktiv und massenbildend sein können und natürlich dann am stärksten wirken, wenn die Massen sich selbst in Echtzeit auf dem Bildschirmsehen. Die Massenmedien wandern somit in den öffentlichen Raum und mit denGroßleinwänden wird eine kompakte Öffentlichkeit geschaffen, in der erstmalig dieMasse der Zuschauer vor Ort mit der Masse der Zuschauer auf der ganzen Welt verschmelzen kann. Nun kann die Welt als zerstreute Öffentlichkeit, aber formiert inlokale Massen, einem Ereignis zusehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition Medienwirkung
- Häufig untersuchte Aspekte der Medienwirkung
- Beeinflussungsfaktoren der Medienwirkung
- Wissenskluft
- Kommunikationsbarrieren
- Modifizierungen der Wissensklufthypothese
- Ansätze zur Verringerung der Wissenskluft
- Medienkompetenz
- Geschichte zur Theorie der kognitiven Wahrnehmung
- Theorie der kognitiven Dissonanz
- Selective-Exposure-Ansatz
- Selective Exposure
- Selective Perception
- Selective Retention
- Transaktionaler Ansatz
- Verlauf des Wirkungsprozesses (zeitliche Dynamik)
- Transaktionen
- Para-Feedback
- Wirkungen auf Sportkommunikatoren
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Phänomen des Public Viewing unter kommunikationspsychologischen Aspekten. Sie beleuchtet die Entstehung und Wirkung von Public Viewing im Kontext von Massenkommunikation und technischen Innovationen.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs Medienwirkung
- Analyse der Wissensklufthypothese und ihrer Relevanz für die Medienrezeption
- Erörterung des Selective-Exposure-Ansatzes im Hinblick auf die Mediennutzung
- Anwendung des transaktionalen Ansatzes auf den Kommunikationsprozess im Public Viewing
- Wirkung von Massenkommunikation durch Public Viewing auf den Rezipienten
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung führt in die Thematik des Public Viewing ein und definiert den Begriff der Medienwirkung anhand verschiedener theoretischer Ansätze. Es werden außerdem wichtige Aspekte und Einflussfaktoren der Medienwirkung genannt.
Kapitel 2: Wissenskluft erläutert die Wissensklufthypothese und deren Bedeutung für das Verständnis der unterschiedlichen Rezeption von Medieninhalten. Kommunikationsbarrieren und Ansätze zur Verringerung der Wissenskluft werden diskutiert.
Kapitel 3: Geschichte zur Theorie der kognitiven Wahrnehmung und Selective Exposure Ansatz befasst sich mit der Theorie der kognitiven Dissonanz und dem daraus abgeleiteten Selective-Exposure-Ansatz. Die Konzepte der selektiven Exposition, Wahrnehmung und Erinnerung werden erläutert.
Kapitel 4: Transaktionaler Ansatz stellt einen weiteren Ansatz der Kommunikationspsychologie vor, der die Interaktion zwischen Medien und Rezipienten als aktiven Prozess beschreibt.
Schlüsselwörter
Public Viewing, Medienwirkung, Massenkommunikation, Wissenskluft, Selective Exposure, Transaktionaler Ansatz, Kommunikationspsychologie, Medienrezeption, Großveranstaltungen.
- Arbeit zitieren
- Timo Mentzel (Autor:in), 2007, Wissenskluft – Selective Exposure Ansatz – Transkriptionaler Ansatz: Ein Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/124607