In der Arbeit geht es um Handlungsmöglichkeiten für Fachkräfte im Kindergarten, um adultistische Verhaltensweisen zu reduzieren. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern es möglich ist, adultistische Verhaltensweisen in der pädagogischen Praxis im Kindergarten ganz zu vermeiden. Denn als pädagogische Fachkraft hat man die Aufgabe, den Kindern in der Einrichtung einen sicheren Ort des Aufwachsens zu bieten, gleichzeitig aber die Entwicklung des Kindes durch bestimmte Verhaltensweisen nicht einzuschränken.
Um zu verstehen, worum es sich beim Thema Adultismus handelt, werden zuerst die Begriffe „Kindheit“ und „Adultismus“ definiert. Anschließend wird auf die verschiedenen Erscheinungsformen und die Entstehung von Adultismus eingegangen, da genau hier angesetzt werden muss, um die pädagogische Praxis zu verändern. Danach geht es explizit um Adultismus in der pädagogischen Praxis. Dabei werden unter anderem die Auswirkungen auf Kinder dargestellt, um die Wichtigkeit des Themas deutlich zu machen. In einem letzten Schritt werden dann Aufgaben und Handlungsperspektiven für Fachkräfte formuliert, die zur Vermeidung adultistischer Verhaltensweisen im Kindergarten beitragen können. Abschließend soll dann die Frage diskutiert werden, ob und inwiefern es möglich ist, in der pädagogischen Praxis im Kindergarten adultistische Handlungen komplett zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definitionen
2.1 Kindheit und Kindheitsforschung
2.2 Adultismus
3. Erscheinungsformen und Entstehung
4. Adultismus in der pädagogischen Praxis
4.1 Auswirkungen
4.2 Aufgaben der pädagogischen Fachkräfte
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Wenn du groß bist, dann kannst du das auch machen!“, „Das darfst du nicht!“, „Jetzt ist aber mal Schluss!“ – das sind Sätze, die wir alle schon einmal gehört haben und die Kinder jeden Tag mehrmals hören müssen. Sowohl im Kindergarten als auch zu Hause sind solche Sätze von Erwachsenen keine Seltenheit. Meist werden sie unreflektiert verwendet, über ihre Auswirkungen wird nicht weiter nachgedacht.
Es handelt sich hierbei um adultistische Ausdrucksweisen Kindern gegenüber, die es aus verschiedenen Gründen zu vermeiden gilt. Das Thema Adultismus, also das ungleiche Machtverhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen, hat im deutschsprachigen Raum bisher nicht viel Aufmerksamkeit erhalten. Es existieren wenige Forschungen dazu, dennoch ist das Thema für die professionelle Arbeit mit Kindern äußerst wichtig. Deshalb geht es in der vorliegenden Arbeit um Handlungsmöglichkeiten für Fachkräfte im Kindergarten, um adultistische Verhaltensweisen zu reduzieren. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern es möglich ist, adultistische Verhaltensweisen in der pädagogischen Praxis im Kindergarten ganz zu vermeiden. Denn als pädagogische Fachkraft hat man die Aufgabe, den Kindern in der Einrichtung einen sicheren Ort des Aufwachsens zu bieten, gleichzeitig aber die Entwicklung des Kindes durch bestimmte Verhaltensweisen nicht einzuschränken.
Um zu verstehen, worum es sich beim Thema Adultismus handelt, werden zuerst die Begriffe „Kindheit“ und „Adultismus“ definiert. Anschließend wird auf die verschiedenen Erscheinungsformen und die Entstehung von Adultismus eingegangen, da genau hier angesetzt werden muss, um die pädagogische Praxis zu verändern. Danach geht es explizit um Adultismus in der pädagogischen Praxis. Dabei werden unter anderem die Auswirkungen auf Kinder dargestellt, um die Wichtigkeit des Themas deutlich zu machen. In einem letzten Schritt werden dann Aufgaben und Handlungsperspektiven für Fachkräfte formuliert, die zur Vermeidung adultistischer Verhaltensweisen im Kindergarten beitragen können. Abschließend soll dann die Frage diskutiert werden, ob und inwiefern es möglich ist, in der pädagogischen Praxis im Kindergarten adultistische Handlungen komplett zu vermeiden.
2. Definitionen
2.1 Kindheit und Kindheitsforschung
Kindheit beschreibt biologisch die Phase im Leben eines Menschen von der Geburt bis zur geschlechtlichen Entwicklung, also der Pubertät. Inhaltlich ist Kindheit jedoch viel schwieriger zu definieren, da der Begriff von verschiedenen Faktoren beeinflusst und verändert wird.1
Vor allem in den letzten Jahren hat sich die inhaltliche Definition des Begriffs Kindheit stark gewandelt, was vor allem durch einen stärkeren Fokus auf die Kindheitsforschung entstanden ist. Heute stehen Kinder im Mittelpunkt der Forschung. Während früher vor allem über Kinder geforscht wurde, wird heute versucht, mittels Befragungen und Beobachtungen aktiv mit den Kindern zu forschen.
Erst seit dem 17./18. Jahrhundert wird der Begriff Kindheit verwendet. Jean-Jacques Rousseau hat den Kindheitsbegriff maßgeblich geprägt, er sieht Kinder als eigene Einheit, vorher sprach man viel mehr von kleinen Erwachsenen.2 Jedoch sind Kinder viel mehr als kleine Erwachsene. Kinder haben ganz eigene Eigenschaften und Bedürfnisse, die somit mehr in den Vordergrund rücken konnten. Einige dieser Eigenschaften sind naturgegeben, andere hingegen verändern sich ständig. Deshalb spricht man seit den 1960er Jahren von der Kindheit nicht mehr als einer statischen Phase, vielmehr sind die Kindheit sowie die Eigenschaften und Bedürfnisse von Kindern eingebettet in die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und befinden sich wie diese in stetigem Wandel. Das führte dazu, dass Kindheit als soziales System galt und Kinder als soziale Akteure.3
Man sieht also eine deutliche Verlagerung des Fokus der Kindheitsforschung, die auch in den 1980er Jahren noch einmal einen Wandel erlebte. Nun geht es mehr um die Erforschung der Kindheit als eigenständige Lebensphase mit allen dazugehörigen Institutionen wie Kindergarten oder Schule. Der Fokus liegt nun bei der Erforschung der Machtverhältnisse, denen Kinder ausgesetzt sind, worunter auch Adultismus fällt.4
Da die Phase der Kindheit somit stetig im Wandel ist, spricht man heute von der Kindheit als Konstrukt, es gibt keine einheitliche Definition, sondern Kindheit kann immer unterschiedlich konstruiert werden.
[...]
1 Vgl. Stangl, W. (2021): Stichwort Kindheit.
2 Vgl. Wolschke, C./Behrendt, J. (2011): Adultismus, S.6.
3 Vgl. Heinzel et al. (2012): Sozialwissenschaftliche Kindheitsforschung, S.9
4 Vgl. Fölling-Albers, (1997): Kindheitsforschung im Wandel, S.48