Um die Leitfrage „Wie verhält sich die Erinnerungskultur des Konzentrationslagers Jasenovac in der Nachkriegszeit?‟ bearbeiten zu können, wird sich diese Arbeit zunächst mit der Ustascha-Bewegung beschäftigen. Im Anschluss daran wird auf das Konzentrationslager Jasenovac eingegangen, um sich danach mit der Erinnerungskultur in Jugoslawien und der Gedenkstätte für das Lager in Jasenovac zu befassen. Am Schluss werden ein Ausblick und das Fazit verfasst. Um die Thematik mit der oben genannten Fragestellung adäquat bearbeiten zu können, bezieht sich die Arbeit primär auf ausgewählte deutsche und englische Literatur. Die Literatur von Dedijer, Israeli, Korb, Sundhaussen etc. waren bei der Bearbeitung der Fragestellung besonders hilfreich, da diese spezielle Aspekte sowie detaillierte Ausführungen bezüglich der gewählten Thematik aufgreifen.
Das Konzentrationslager in der Nähe des Dorfes Jasenovac, an der Grenze zu Bosnien, existierte von 1941 bis 1945 und war während des Zweiten Weltkrieges das Größte von insgesamt 27 Sammel-, Konzentrations-, Arbeits- und Vernichtungslagern im faschistischen Unabhängigkeitsstaat Kroatien (kroatisch Nezavisna Država Hrvatska, kurz NDH). Das Lager wurde von den Ustaschen geleitet und es herrschte, genauso wie in Deutschland, ein großes Gewaltpotential. In den vier Jahren, in denen das Lager Bestand hatte, wurden circa 80.000 bis 90.000 Männer, Frauen und Kinder, vor allem Serben und Juden, durch verschiedene Waffen getötet, misshandelt oder sind an den Folgen von Hunger und Krankheiten gestorben.
Offiziell gibt die Regierung Jugoslawiens an, dass insgesamt zwischen 600.000 und 700.000 Menschen von der Ustascha in ihren Lagern ermordet wurden. Nachdem das Lager von der Ustascha-Bewegung zerstört wurde blieb es lange Zeit unverändert stehen bis der serbische Architekt Bogdan Bogdanović im Jahr 1966 ein etwa 30 Meter hohes Denkmal aus Beton, „die Blume‟, entwarf, welches in der Nähe des ehemaligen Konzentrationslager steht und mit einem angrenzenden Museum an die Toten erinnern soll. Nachdem die Gedenkstätte in den 1990er Jahren zwischen September 1991 und Mai 1995 in dem Krieg zwischen den Serben und Kroaten zerstört wurde, eröffnete nach Abschluss von Aufbau- und Renovierungsarbeiten im Jahre 2006 eine neue Dauerausstellung in der Gedenkstätte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Ustascha-Bewegung
2.1. Die Entstehung von 1928 bis 1941
2.2. Die Bewegung von 1941 bis 1945
3. Das Konzentrationslager Jasenovac
3.1. Beschreibung
3.2. Lager III & Stara Gradiska
4. Erinnerungskultur in Jugoslawien ab 1945
4.1. Erinnerungskultur in Jugoslawien
4.2. Gedenkstätte Jasenovac
5. Ausblick heute
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Konzentrationslager in der Nähe des Dorfes Jasenovac, an der Grenze zu Bosnien, existierte von 1941 bis 1945 und war während des Zweiten Weltkrieges das Größte von insgesamt 27 Sammel-, Konzentrations-, Arbeits- und Vernichtungslagern im faschistischen Unabhängigkeitsstaat Kroatien (kroatisch Nezavisna Država Hrvatska, kurz NDH). Das Lager wurde von den Ustaschen geleitet und es herrschte, genauso wie in Deutschland, ein großes Gewaltpotential. In den vier Jahren, in denen das Lager Bestand hatte, wurden circa 80.000 bis 90.000 Männer, Frauen und Kinder, vor allem Serben und Juden, durch verschiedene Waffen getötet, misshandelt oder sind an den Folgen von Hunger und Krankheiten gestorben. Offiziell gibt die Regierung Jugoslawiens an, dass insgesamt zwischen 600.000 und 700.000 Menschen von der Ustascha in ihren Lagern ermordet wurden1. Nachdem das Lager von der Ustascha-Bewegung zerstört wurde blieb es lange Zeit unverändert stehen bis der serbische Architekt Bogdan Bogdanović im Jahr 1966 ein etwa 30 Meter hohes Denkmal aus Beton, „die Blume‟, entwarf, welches in der Nähe des ehemaligen Konzentrationslager steht und mit einem angrenzenden Museum an die Toten erinnern soll. Nachdem die Gedenkstätte in den 1990er Jahren zwischen September 1991 und Mai 1995 in dem Krieg zwischen den Serben und Kroaten zerstört wurde, eröffnete nach Abschluss von Aufbau- und Renovierungsarbeiten im Jahre 2006 eine neue Dauerausstellung in der Gedenkstätte.
Um die Leitfrage „Wie verhält sich die Erinnerungskultur des Konzentrationslagers Jasenovac in der Nachkriegszeit?‟ bearbeiten zu können, werde ich mich zunächst mit der Ustascha-Bewegung beschäftigen. Im Anschluss daran werde ich auf das Konzentrationslager Jasenovac eingehen, um mich danach mit der Erinnerungskultur in Jugoslawien und der Gedenkstätte für das Lager in Jasenovac zu befassen. Am Schluss werde ich einen Ausblick und das Fazit verfassen.
Um die Thematik mit der oben genannten Fragestellung adäquat bearbeiten zu können habe ich mich primär auf ausgewählte deutsche und englische Literatur bezogen. Die Literatur von Dedijer, Israeli, Korb, Sundhaussen etc. waren bei der Bearbeitung der Fragestellung besonders hilfreich, da diese spezielle Aspekte sowie detaillierte Ausführungen bezüglich der gewählten Thematik aufgreifen.
2. Die Ustascha-Bewegung
2.1. Die Entstehung von 1928 bis 1941
Im Herbst 1928 wurde die städtische Jugend in Zagreb unter dem Führer Ante Pavelic organisiert und erhielt den Namen „Hrvatski Domobran‟. Nach und nach entstanden weitere solcher Organisationen, unter anderem auch der Hochschüler-Klub „Eugen Kvaternik‟, welcher zusammen mit der Organisation „Hrvatski Domobran‟ den Anfang und den Kern der kurz darauf geschaffenen Ustascha-Organisation darstellte2. Vorbild und Lehrmeister für Ante Pavelic war Ante Starcevic, welcher als der „Vater des Vaterlandes‟ gilt und als „größter kroatischer politischer Ideologe, Schöpfer der ideellen Grundlage und Vorbild der Ustascha-Kämpfer verherrlicht [wird]‟3. Nachdem kroatische Volksvertreter ermordet wurden erwartete das kroatische Volk, dass König Alexander Karadjordevic Genugtuung leiste. Stattdessen verkündete der König am 6. Januar 1929 den Beginn einer rücksichtslosen Königsdiktatur gegen das kroatische Volk, mit den Zielen der Vernichtung seiner wirtschaftlichen Kraft, seiner Freiheit und Zivilisation sowie der Auslöschung seines Namens. In Folge dessen wurde die Verfassung außer Kraft gesetzt, das Parlament aufgelöst und der absolute Ausnahmezustand im ganzen Land verhängt4. Als Reaktion auf diese Proklamation des Königs gründete Ante Pavelic zusammen mit seinen engsten Mitarbeitern, einen Tag später am 7. Januar 1929, die kroatische revolutionäre Organisation „Ustasa Hrvatska Revolucionarna Organizacija‟ (UHRO), kurz „Ustasa‟5 6. Durch die strengen Kontrollen und Aufsicht der allmächtigen jugoslawischen Polizei war es der Ustascha-Bewegung nicht möglich in ihrem Interesse für das kroatische Volk zu kämpfen, woraufhin der Führer Ante Pavelic die Heimat verließ und versuchte in der Ferne die Bewegung weiter aufzubauen und andere Kräfte für die Befreiung Kroatiens einzusetzen. Zu dieser Zeit waren Ermordungen, Einkerkerungen, Inhaftierungen und Verfolgungen an der Tagesordnung, welche Pavelic nicht befürwortete7. Anlässlich seines Zieles für einen unabhängigen Staat Kroatien wendete sich Pavelic an Staatsmänner sämtlicher europäischer Großmächte. Im September 1929 richtete er einen Appell an den Völkerbund in Genf, welcher allerdings erfolglos blieb, woraufhin er zwecks der Befreiung und Wiedergeburt des kroatischen Staates zum Widerstand und Kampf mit allen Mitteln aufrief8.
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1 Sundhaussen, Holm: Jasenovac 1941-1945 - Diskurs über ein Konzentrationslager als Erinnerungsort, in: Ueberschär, Gerd R. (Hrsg.): Orte des Grauens. Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Darmstadt, 2003, S. 52f.
2 Ustasa: Ustascha-Bewegung. Zagreb, 1943, S. 13f.
3 Hory, Ladislau/ Broszat, Martin: Der kroatische Ustascha-Staat 1941-1945, in: Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitschriften Nummer 8. Stuttgart², 1965, S. 15f.
4 vgl. Ustasa, S. 14.
5 vgl. Hory, S. 19.
6 „Ustasa‟ ist die Bezeichnung für einen Aufständischen. Korb, Alexander: Im Schatten des Weltkrieges. Massengewalt der Ustasa gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941-1945. Hamburg, 2013, S. 55.
7 vgl. Ustasa, S.14f.
8 vgl. Ustasa, S. 16.