Obwohl sich die Fachdisziplinen generell einig sind, dass ein gewisser Prozentsatz der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Wald umgewandelt werden soll – die Angaben reichen von etwa 1 bis 3 Prozent – herrschen am konkreten Einzelfall unterschiedliche Meinungen vor.
Verschiedene Gespräche mit den für die Aufforstungsgenehmigung zuständigen Behörden führten immer wieder zu den gleichen Schlussfolgerungen: die Forstwirtschaft propagiert Aufforstungen in den meisten Fällen. Nimmt die Landwirtschaft eine ablehnende Haltung ein, so erfolgt dies meist mit einem Hinweis auf die regionalen Strukturen und die ökonomischen Zwänge in der Bewirtschaftung. Spricht sich aber der Naturschutz gegen eine Aufforstung aus, so können unterschiedliche Gründe vorliegen. Häufig geht es um den Schutz einer besonderen, gefährdeten Art. Manchmal ist es das Landschaftsbild, manchmal auch ein angrenzendes Biotop, das vor negativen Auswirkungen der Aufforstung bewahrt werden soll. Insgesamt betrachtet, führt die wechselnde Argumentation dazu, dass die Entscheidung des Naturschutzes schwer kalkulierbar ist und so – vor allem auf Seiten der Grundbesitzer – Misstrauen entsteht. Es wird beklagt, dass der Naturschutz kein klares, allgemein gültiges Konzept zur Beurteilung von Erstaufforstungen besitzt.
Tatsächlich ist es so, dass der Naturschutz verschiedene Leitbilder besitzt, die nicht immer miteinander harmonieren. Eine Prioritätensetzung ist kaum möglich. Die räumliche Konkretisierung durch die Definition regionaler Entwicklungsziele ist schwierig. Selbst ein Konsens im innerfachlichen Diskurs bringt noch keine Garantie für die Implementierung der Planungsergebnisse, da letztere nur über den Grundeigentümer erfolgen kann (Ausnahme: Schutzgebiete).
In diesem Zusammenhang soll mit der vorliegenden Arbeit ein Versuch unternommen werden, entscheidende Kriterien für die ökologische Bewertung einer Fläche zu definieren und in einem Verfahren zusammenzuführen. Dies dient der Darstellung naturschutzfachlicher Ansprüche an den Landnutzungswandel im Rahmen der Agrarstrukturreform. Darüber hinaus bietet es eine Chance, durch die Entwicklung eines transparenten Verfahrens Anstöße zu geben für eine Planung ökologisch wertvoller Aufforstungen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Arbeitshypothesen
- 2 Hintergrund
- 2.1 Erstaufforstung in der Diskussion
- 2.2 Naturschutzfachliche Bewertung zwischen Soll und Ist
- 2.3 Regionales Konzept als Grundlage für Einzelfallentscheidungen
- 3 Theoretischer Rahmen und Methodik
- 3.1 Planungsmethoden für den Naturschutz
- 3.2 Leitbilder des Arten- und Biotopschutzes
- 3.3 Die Wirkungsanalyse
- 3.3.1 Waldbauliche Prämissen
- 3.4 Bewertungskriterien
- 3.5 Indikatoren
- 3.5.1 Baumartenvielfalt
- 3.5.2 Naturnähe
- 3.5.3 Seltenheit des Biotops
- 3.5.4 Strukturpotential
- 3.5.5 Waldrandausprägung
- 3.5.6 Biotopverbund
- 3.5.7 Landnutzungsverhältnis
- 3.5.8 Randlinien-Vorkommen
- 4 Ergebnisse im USG 1 – Region Apolda
- 4.1 Planungsgrundlagen
- 4.2 Teilergebnisse
- 4.2.1 Flächenspezifische Ergebnisse - Aufforstungsvarianten und Erstaufforstungszieltypen
- 4.2.2 Flächenspezifische Ergebnisse - Raumbezug
- 4.3 Gesamtergebnisse für die Untersuchungsflächen in der Region Apolda
- 5 Ergebnisse im USG 2 - Region Dassel
- 5.1 Planungsgrundlagen
- 5.2 Teilergebnisse
- 5.2.1 Flächenspezifische Ergebnisse - Aufforstungsvarianten und Waldentwicklungstypen
- 5.2.2 Flächenspezifische Ergebnisse - Raumbezug
- 5.3 Gesamtergebnisse für die Untersuchungsflächen in der Region Dassel
- 6 Diskussion
- 6.1 Instrumentalisierung der naturschutzfachlichen Bewertung
- 6.2 Indikatoren
- 6.3 Planungsvoraussetzungen
- 6.4 Transferierbarkeit des Verfahrens
- 6.5 Entwicklungsempfehlungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation untersucht ein Verfahren zur naturschutzfachlichen Evaluation von Erstaufforstungen. Ziel ist die Entwicklung und Anwendung einer Methode zur Bewertung der ökologischen Qualität von neu angelegten Wäldern.
- Entwicklung eines Bewertungssystems für Erstaufforstungen
- Anwendung des Systems in zwei Fallstudien (Regionen Apolda und Dassel)
- Analyse der Indikatoren für Biodiversität und Naturnähe
- Bewertung der Planungsgrundlagen und deren Einfluss auf die Ergebnisse
- Diskussion der Transferierbarkeit des Verfahrens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Arbeitshypothesen vor. Kapitel 2 beleuchtet den Hintergrund, insbesondere die Diskussion um Erstaufforstungen und die naturschutzfachliche Bewertung. Kapitel 3 beschreibt den theoretischen Rahmen und die Methodik, einschließlich der verwendeten Planungsmethoden, Leitbilder des Arten- und Biotopschutzes, und der Wirkungsanalyse mit verschiedenen Bewertungskriterien und Indikatoren (Baumartenvielfalt, Naturnähe, Seltenheit des Biotops, Strukturpotential, Waldrandausprägung, Biotopverbund, Landnutzungsverhältnis und Randlinien-Vorkommen). Die Kapitel 4 und 5 präsentieren die Ergebnisse der Fallstudien in den Regionen Apolda und Dassel, einschließlich der Planungsgrundlagen und flächenspezifischen Ergebnisse. Die Diskussion in Kapitel 6 betrachtet die Instrumentalisierung der naturschutzfachlichen Bewertung, die Indikatoren, Planungsvoraussetzungen, und die Transferierbarkeit des Verfahrens.
Schlüsselwörter
Erstaufforstung, Naturschutz, Biodiversität, Wirkungsanalyse, Bewertungskriterien, Indikatoren, Baumartenvielfalt, Naturnähe, Biotopverbund, Regionale Planung, Fallstudien, Apolda, Dassel.
- Arbeit zitieren
- Dr. Ralf Eisenbeiß (Autor:in), 2002, Biodiversität und Waldvermehrung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/123529