Diese Arbeit findet ihren Anfang während des Lesens des Interviews mit Marshall McLuhan, der über Buchdruck als eine Bombe der Entwicklung thematisiert. Er schreibt, dass die Muttersprache mit dem Buchdruck erstmals als «uniforme Einheit» gesehen werden konnte. Dieser Aussage widerspreche ich mit der Tatsache, dass Texte schon vor der Erfindung des Buchdrucks in den Volkssprachen von Hand verfasst und dann kopiert wurden. Allerdings ist diese Aussage von McLuhan nicht vollständig zu verwerfen. Er nennt die Muttersprache eine «uniforme Einheit». Das Wort ‘Einheit’ deutet darauf hin, dass die Erfindung des Buchdrucks in einem weiteren Schritt der Weiterentwicklung der Sprachen resultierte: Standardisierung beziehungsweise Vereinheitlichung.
Nun stellen sich Fragen wie: Was wird in den Volkssprachen gedruckt? Wer druckt Texte, die in Volkssprachen geschrieben sind? Für wen werden diese Texte gedruckt und welchen Zweck sollen diese erfüllen? Welche Position bzw. welchen Stellenwert bekommen Volksprachen mit der Erfindung des Buchdrucks? Folglich: Welche Zusammenhänge zwischen den Volkssprachen und dem Buchdruck gibt es? Wie beeinflusst die Erfindung des Buchdrucks europäische Volkssprachen? Und, wie verläuft die Entwicklung der Volkssprache in Bezug auf Buchdruck?
In dieser Arbeit werde ich also die Entwicklung der Volkssprachen im Bezug auf die Geschichte des Buchdrucks thematisieren. Zusammenhänge zwischen Buchdruck und Volkssprachen sollen am Beispiel der slowenischen Sprache und ihrer Entwicklung von einer Volkssprache zur Standardsprache ersichtlich, sowie die Mehrheit der oben gestellten Fragen beantwortet werden.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Disclaimer
«Lieber lefer.
1 Einleitung und was zu erwarten ist.
1.1 Arbeit und deren Ziele
1.2 Arbeit und deren Aufbau
2 Forschungsstand und Kontext der Arbeit
2.1 Drucker und Normierung
2.2 Buchdruck, Sprache und Zeitalter der Reformation
2.3 Buchdruck, Sprachen und Normierung
3 Buchdruck und Slowenisch
3.1 Primus Trubar und seine Vita
3.2 Primus Trubar und seine Werke
3.2.1 Catechismus
3.2.2 Abecedarium
4 Argumentation und Fazit
Quellen
Bibliografie
Disclaimer
In dieser Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.
Alle Übersetzungen aus Slowenischem ins Deutsche wurden nach bestem Wissen und Gewissen vom Autor vorgenommen.
«Lieber lefer.
N diefer unferer Windifchen fprach mueß du das V. Gemeinklich fur ein lindes F. oder Griechifch Vitta / vnd das H. fcharff wie die teütfchen jr Ch. Vn[d] das L. zu zeiten grob auff Vngrifch od[er] Bifyackhifch / Darnach die vocal nach aigentfchafft vnferer fprach / außzufprechen dich gewönen / Vnd entfetze dich nicht / ob dir am ersten gedunkt feltzam vnd fchwar / fonder life vnd fchreib diefe fprach felbft wie ich ein zeit lang gethan alls dann wirdeft befinden vnnd gar pald fehen vnd mercken / das auch dife vnfere fprach fo wol als die teütfche zierlich guet zu fchreien und zulefen ift / praucht wenig Articulos vnd zu den Prepofitionibus ein ainigen bechftaben alls Ozha. i. der vatter / Kozhu. i. zu dem vatteren / Nebu. i. der himel / Vnebi. i. in dem himel / Nam. i. vns / Knam. i. zu vns / Iogri. i. die jünger. Siogri. i. mit den Iüngeren / &c.
Diefen kurtzen bericht vermerck wol vnd vergiß nicht / dadurch wirt dich das lefen difes buchleins leücht ankhümen / Chriftus Iefus vnfer herr vn[d] hailand / verleihe hiemit fein gnad vns allen / AMEN.»1
1 Einleitung und was zu erwarten ist.
Das Vorwort stammt aus dem ‘Catechismus’ (1550) von Primus Trubar. Der Autor gibt dem Leser Hinweise, wie er das Buch zu lesen hat bzw. wie das ‘Windische’ als Sprache funktioniert. Es ist demnach legitim zu behaupten, dass Primus Trubar als Begründer der slowenischen Sprache angesehen werden soll. Der gleichen Meinung ist der evangelische Bischof Geza Erniša, denn in der neuen Ausgabe des Catechismus’ – mit der Übersetzung ins moderne Slowenisch – des Vereins Trubars Forum lesen wir das Vorwort des Bischofs, in welchem steht, dass nur dank Trubar der Gott nun auch in slowenischen Sprache sprechen kann. Die Sprache einer kleinen Gesellschaft wurde zur Sprache des slowenischen Wortes, slowenischen Buches und ein Akteur, der die Slowenen in eine Nation zusammengeführt hatte.2 Aber nicht nur ist ‘Catechismus’ von Primus Trubar ein Buch, in welchem es steht, wie die ‘windische’ bzw. ‘slowenische’ Sprache zu sprechen ist, ‘Catechismus’ ist auch das erste gedruckte Buch in slowenischer Sprache.
1.1 Arbeit und deren Ziele
Diese Arbeit findet ihren Anfang während des Lesens des Interviews mit Marshall McLuhan, der über Buchdruck als eine Bombe der Entwicklung thematisiert. Er schreibt, dass die Muttersprache mit dem Buchdruck erstmals als «uniforme Einheit» gesehen werden konnte.3 Dieser Aussage widerspreche ich mit der Tatsache, dass Texte schon vor der Erfindung des Buchdrucks in den Volkssprachen von Hand verfasst und dann kopiert wurden. Allerdings ist diese Aussage von McLuhan nicht vollständig zu verwerfen. Er nennt die Muttersprache eine «uniforme Einheit». Das Wort ‘Einheit’ deutet darauf hin, dass die Erfindung des Buchdrucks in einem weiteren Schritt der Weiterentwicklung der Sprachen resultierte: Standardisierung bzw. Vereinheitlichung.
Nun stellen sich die Fragen wie: Was wird in den Volkssprachen gedruckt? Wer druckt Texte, die in Volkssprachen geschrieben sind? Für wen werden diese Texte gedruckt und welchen Zweck sollen diese erfüllen? Welche Position bzw. welchen Stellen wert bekommen Volksprachen mit der Erfindung des Buchdrucks?
Folglich: Welche Zusammenhänge zwischen den Volkssprachen und dem Buchdruck gibt es? Wie beeinflusst die Erfindung des Buchdrucks europäische Volkssprachen? Und, wie verläuft die Entwicklung der Volkssprache in Bezug auf Buchdruck?
In dieser Arbeit werde ich also Geschichte die Entwicklung der Volksprachen im Bezug auf die Geschichte des Buchdrucks thematisieren. Zusammenhänge zwischen Buchdruck und Volkssprachen sollen am Beispiel der slowenischen Sprache und ihrer Entwicklung von einer Volkssprache zur Standardsprache ersichtlich, sowie die Mehrheit der oben gestellten Fragen beantwortet werden.
1.2 Arbeit und deren Aufbau
Damit Zusammenhänge zwischen dem Buchdruck und meinem Fallbeispiel der slowenischen Sprache ersichtlich werden, braucht es eine theoretische Grundlagen, auf welcher diese Arbeit fundiert aufgestellt werden kann. Dies würde bedeuten, dass in einem ersten Teil der Forschungsstand und Theorien in Allgemeinem angesprochen und erläutert werden müssen. Anhand dieser werden dann gewonnene Schlüsse an das gewählte Beispiel des ‘Catechismus’ von Primus Trubar angewendet bzw. werden mit der Entwicklung des Slowenischem verglichen.
Dies führt mich in meiner Forschung weiter in die Biografie von Primus Trubar, aus welcher es ersichtlich werden soll, wieso er druck und ganz spezifisch die Frage: Wieso druckt er auf Slowensich? Was sind seine Beweggründe? Aber nicht nur wird es ersichtlich, wieso er auf Slowenisch druckt, sondern auch welche Rolle Buchdruck in der ganzen Geschichte des ‘Catechismus’ und des ‘Abecedariums’ von Trubar spielt.
Im dritten Teil meiner Arbeit werden die präsentierte Tatsachen – wie Volkssprachen und Buchdruck ihre Wege zusammenfinden und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es im Vergleich zu Slowenischem gibt – nochmals reflektiert und anhand der Entwicklung der Drucksprache(n) werden Differenzen und/oder Parallelen gezogen werden können. Resultierend in einem Fazit wird die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Erfindung des Buchdrucks und den Volkssprachen konkreter herangegangen.
2 Forschungsstand und Kontext der Arbeit
In der Geschichte des Buchdrucks und Standardisierung der Volkssprachen sind einige Faktoren zu berücksichtigen. Es ist wichtig, in die damalige Welt einzutauchen und versuchen sich vorzustellen, welche Beweggründe hatten Menschen ihre Entscheide zu treffen und die vorhandene Technik einzusetzen. Die bereits bekannte Tatsachen aus der Zeit meines Untersuchungsgegenstandes – Trubars Catechismus und Abecedarium – bilden ein Verständnisrahmen dieser Arbeit und helfen beim Prozessieren der Schlüsse. Daher ist es Notwendig die folgende totale Tatsachen zu erwähnen und diese als Kontextualisierungsinstrument meiner Untersuchung zu gebrauchen.
2.1 Drucker und Normierung
Im 15. Jahrhundert entwickelt Johann Gensfleisch zu Gutenberg die Methode des Buchdrucks mit beweglichen Lettern.4 Aufgrund der zunehmender Schriftlichkeit verbreitet sich die Gutenberg’sche Methode des Buchdrucks sehr schnell durch ganz Europa. Es etablieren sich dabei neue Berufe – der Drucker, Korrektor, etc.5 Des Späteren werde ich zeigen, dass, nebst dem Autor, auch die Drucker und die Korrektoren eine wesentliche Rolle in der Normierung der Sprachen hatten.
Bisher wurden Texte – Bücher, Flugblätter, etc. – von Hand kopiert, was für die Produktion und Reproduktion und schliesslich für die Verbreitung von Informationen und Wissen ein grosses Handicap bedeutete.6 Es dauerte lange, bis hunderte von Seiten von Hand abgeschrieben worden sind und als Resultat der harten Handarbeit war ein einziger Produkt: 1 Buch. Ausserdem gab keine Einheitlichkeit bei den Kopien, denn jedes Buch war als handgeschrieben ein Unikat.
Mit dem Buchdruck war die Produktion und Reproduktion zeitlich effizienter und ökonomisch günstiger. Es war möglich mehrere Tausend Seiten schnell, gleichzeitig und gleich zu produzieren.7 Die letztere Eigenschaft der Methode des Buchdrucks ist die Voraussetzung für die Normierung der Volksprachen – bzw. des Wissens allgemein.
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1 Primož Trubar, Katekizem (1550), hg. von Združenje Trubarjev Forum, Zbirka Trubar v sodobnem jeziku 2 (Slovenj Gradec: Združenje Trubarjev Forum, 2009), S.10.
2 Primož Trubar, Katekizem, S. 5.
3 Martin Baltes und Rainer Höltschl, Hrsg., Absolute Marshall McLuhan (Freiburg/Br., 2011), 17.
4 Elisabeth Burr, «Der Buchdruck» (Universität Leipzig, 30. Januar 2019), https://home.uni-leipzig.de/burr/Intro/html/Buchdruck.htm.
5 Elisabeth Burr, «Die Drucker und die Normierung der Volkssprachen» (Universität Leipzig, 30. Januar 2019), https://home.uni-leipzig.de/burr/Intro/html/Drucker.htm.
6 Elisabeth Burr, «Der Buchdruck».
7 Elisabeth Burr, «Die Drucker und die Normierung der Volkssprachen».