Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Alpenregion als Kulturraum, mit regionaler Kultur und regionalen Unterschieden.
Gegenstand der Arbeit sind die Erläuterung des Begriffs Region, Betrachtungen der Herkunftsregion, der Identität an sich und der eigenen Identität sowie damit im Zusammenhang stehende wissenschaftsgeschichtliche Fragestellungen des Fachs Volkskunde, europäische Ethnologie und Kulturanthropologie.
In der Literatur finden sich zahlreiche Definitionen für den Begriff Region. Häufig werden räumliche Einheiten zu homogenen Regionen zusammengefasst, die von anderen abgegrenzt und unterschieden werden. Diese Homogenität nimmt entweder Bezug auf geografische Gegebenheiten oder aber auf beispielsweise kulturelle, sprachliche oder religiöse Gemeinsamkeiten der Bevölkerung. Bundesländer, Bezirke und Gemeinden sind kleinräumige, auch politisch-rechtliche, funktional gestaltete Verwaltungseinheiten.
Naturräume unterstehen geomorphologischen, geologischen, hydrologischen und bodenkundlichen Kriterien. Auch Zuordnungen nach dem Klima (Klimazone) oder nach der Flora werden vorgenommen. Für naturräumliche Regionen bezeichnend ist die Unschärfe der Ränder im Kleinmaßstab, so kann ein Gebiet von mehreren geologischen Zonen geprägt sein. In topografisch strikt untergliederten Räumen decken sich landschaftliche, kulturelle und politische Regionen vornehmlich (etwa Täler–Talschaften–Gemeindegebiete), und auch die politische Grenzziehung von Staaten folgt orografischen Linien (Flüsse, Wasserscheiden).
Gebietseinheiten können unter dem Aspekt verschiedenster Indikatoren zu funktionalen Regionen zusammengefasst sein, also besonders eng in Verbindung zueinander stehen beziehungsweise abgegrenzt sein. Verkehrsgeografische Aspekte oder nach Naturschutzvorgaben ausgewiesene ökologische Regionen, Tourismusregionen oder Bildungsregionen, aber auch Entwicklungsregionen sind hierzu anzuführen. Oftmals werden geografische Regionen in ihrer kulturhistorischen Bedeutung erforscht, zum Beispiel die Siedlungsgeschichte.
Denken wir global, so entsteht gegenwärtig das Bild von Wirtschafts- oder Krisenregionen. Auf der Ebene des politischen Handelns ist das Europa der Regionen die Bezeichnung für ein politisches Konzept, das die Regionen in den EU-Mitgliedsländern fördern und in ihrer regionalen Eigenständigkeit unterstützen soll. Der regionale Forderungskatalog thematisiert vor allem die Anerkennung der kulturellen regionalen Vielfalt.
Inhalt
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1 BegriffRegion
2.2 Regionale Kultur. Regionale Unterschiede
2.3 Heimat und Identität
2.3.1 Die Alpenregion als Kulturraum
2.3.2 Ortschroniken
3. Schlusswort
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Beim Hausarbeitsthema „Region“ entstanden in meinem Kopf spontan Bilder aus meiner obersteirischen Heimat. Ich erinnerte mich an die Veröffentlichung der DissertationDie Reitingau. Eine obersteirische Talschaft im Wandelvon Dora Schafhuber.1 Ich selbst bin wie Dora Schafhuber in der hinteren Reitingau aufgewachsen. Mein Vater war dort bis zu seiner Pensionierung Leiter des Jagdrevieres und ich durfte eine herrliche Kindheit im großen, mit einer Sgraffito-Fassade ausgestatteten Mayr-Melnhof‘schen Jagdhaus (vlg. Praschl)2 verbringen. Heute lebt meine Familie im vorderen Abschnitt der Reitingau. Mein Bruder hat schon vor Jahrzehnten den Getreidekasten des Kapplguts3 vor dem Verfall bewahrt und dort wieder errichtet. Vom Gehöft Hackl, welches wir mehrere Sommer lang als Alm und zur Sommerfrische nutzten, sind nur noch letzte Spuren der Vergangenheit geblieben. Das Dach des bis 2013 verbliebenen und verwahrlosten Stallgebäudes brach unter dem Schneedruck zusammen und wurde geschliffen. Das Haus wurde dieses Jahr bis auf die Grundmauern abgebrochen und wird zurzeit neu errichtet.Regionhat in diesen persönlichen Betrachtungen zunächst mit Raum, Ort, Landschaft, Menschen, Erinnerungen, viel Emotion und Kultur zu tun. Die Reitingauer-Identität hat mir in vielen Lebensphasen über so manche schwierige Situation hinweggeholfen, was meiner Ansicht nach ungemein stark mitRegionverbunden ist. Als ich wegzog um die Welt aus einer anderen Perspektive kennen zu lernen habe ich mich sehr bald intensiv für die Gesteinswelt interessiert und mir ein erdwissenschaftliches Studium erarbeitet. Vor diesem Hintergrund beschäftige ich mich eingehend mit regionaler Mineralogie – etwa als Co-Autorin und Herausgeberin des mineralogischen LexikonsDie Mineralien des Bundeslandes Steiermark in Österreich[4]oder als Erstbeschreiberin des weltweit neuen MineralsGalgenbergite-(Ce),welches ich auf der Abraumhalde der Baustelle des Galgenbergtunnels der ÖBB bei Leoben entdeckt habe. Im Zuge dieser wissenschaftlichen Projekte oder auch ganz banal der Namensgebung des neuen Minerals ist unübersehbar, dass, zumindest in unserem Kulturkreis, mitRegionganz allgemein Wertungen einhergehen. Meiner Erfahrung handelt es sich hierbei überwiegend um Abwertungen desRegionalengegenüber demInternationalen, was sich nicht zuletzt durch fehlende Forschungssubventionen unsere heimischen Regionen betreffend ausdrückt. Auch zeigt(e) sichTraditionmitRegioneng verflochten. Beide sind als Begriffe für sich und in Verwachsung analytisch zu betrachten. In einer Zeit, wo sich die erdwissenschaftlichen Projekte auf anderen Kontinenten ansiedelten, kam es noch vor zwei Jahrzehnten dem Brechen von diesen damals neu entstandenen Traditionen gleich, sich mit Forschung derHeimatregionzu beschäftigen. In diesen Jahren wurde mir auch am Landesmuseum Joanneum die Erfassung und wissenschaftliche Bearbeitung der Erzlagerstättensammlung O. M. Friedrich5 überantwortet. Der umfangreiche, zum Teil in mittlerweile vergilbter Blaupause vorhandene, zum größten Teil jedoch in Kurrentschrift abgefasste, die Sammlung des O. M. Friedrich6 begleitende, Schriftverkehr eröffnete neben einer politischen und wirtschaftlichen Dimension vielfältige historische Bezüge. Verschollene Fundorte wie auch zu Altösterreich gehörige Regionen taten dazu das Ihrige. Dieser Schriftnachlass stellt ein bedeutsames montanhistorisches Erbe und bedürfte einer konsequent-ethnologischen Durchforstung. Aktuell werden im Rahmen eines interdisziplinären Projektes des Landesmuseums Kärnten historische Grubenkarten transkribiert und interpretiert.7 Zumindest ein vergleichbares Unterfangen wäre für die Sammlung Friedrich wünschenswert.
Gegenstand der Arbeit sind die Erläuterung des Begriffs Region, Betrachtungen der Herkunftsregion, der Identität an sich und der eigenen Identität sowie damit im Zusammenhang stehende wissenschaftsgeschichtliche Fragestellungen des Fachs Volkskunde - Europäische Ethnologie – Kulturanthropologie.
2. Hauptteil
2.1 Begriff Region
Was aber ist nun eineRegion?
Region (lat. regio) bedeutet Gebiet, Bereich; Richtung, Gegend und ist mit räumlichen Bereichen unterschiedlichster Merkmale konnotiert.8
In der Literatur finden sich zahlreiche Definitionen für den BegriffRegion. Häufig werden räumliche Einheiten zu homogenen Regionen zusammengefasst, die von anderen abgegrenzt und unterschieden werden. Diese Homogenität nimmt entweder Bezug auf geographische Gegebenheiten oder aber auf beispielsweise kulturelle, sprachliche oder religiöse Gemeinsamkeiten der Bevölkerung. Bundesländer, Bezirke und Gemeinden sind kleinräumige, auch politisch-rechtliche, funktional gestaltete Verwaltungseinheiten. Naturräume unterstehen geomorphologischen, geologischen, hydrologischen und bodenkundlichen Kriterien. Auch Zuordnungen nach dem Klima (Klimazone) oder nach der Flora werden vorgenommen. Für naturräumliche Regionen bezeichnend ist die Unschärfe der Ränder im Kleinmaßstab, so kann ein Gebiet von mehreren geologischen Zonen geprägt sein. In topographisch strikt untergliederten Räumen decken sich landschaftliche, kulturelle und politische Regionen vornehmlich (etwa Täler–Talschaften–Gemeindegebiete), und auch die politische Grenzziehung von Staaten folgt orographischen Linien (Flüsse, Wasserscheiden). Gebietseinheiten können unter dem Aspekt verschiedenster Indikatoren zu funktionalen Regionen zusammengefasst sein, also besonders eng in Verbindung zueinander stehen beziehungsweise abgegrenzt sein. Verkehrsgeographische Aspekte oder nach Naturschutzvorgaben ausgewiesene ökologische Regionen, Tourismusregionen oder Bildungsregionen, aber auch Entwicklungsregionen sind hierzu anzuführen. Oftmals werden geographische Regionen in ihrer kulturhistorischen Bedeutung erforscht, zum Beispiel die Siedlungsgeschichte. Denken wir global, so entsteht gegenwärtig das Bild von Wirtschafts- oder Krisenregionen. Auf der Ebene des politischen Handelns ist dasEuropa der Regionen die Bezeichnung für ein politisches Konzept, das die Regionen in den EU-Mitgliedsländern fördern und in ihrer regionalen Eigenständigkeit unterstützen soll. Derregionale Forderungskatalogthematisiert vor allem die Anerkennung der kulturellen regionalen Vielfalt.
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1 Schafhuber 2001, 432 S.
2 Ebd., 164.
3 Ebd. 81–82.
4 Taucher/Hollerer 2001, 956 u. 1124 S.
5 Fritz 2008, http://www.museum-joanneum.at/upload/file/Geo10_06_1_.pdf [23.07.2015].
6 Haditsch 1974, 5–16.
7 Bäck/Dojen 2015, 201–206.
8 Köbler 2015, http://www.koeblergerhard.de/der/DERR.pdf [20.07.2015].