»Respect – Find out what it means to me!« (ARETHA FRANKLIN) Respekt ist ein äußerst vielschichtiger und facettenreicher Begriff, der im Laufe der Zeit immer wieder Wandlungsprozesse durchlief und in der Folge unterschiedlichste Verständnisweisen mit sich brachte. Diese Vielschichtigkeit zeigt sich besonders dann, wenn man den Begriff und seine Verwendung im schulischen Kontext betrachtet. So hieß es zu Beginn des letzten Jahrhunderts in einem Ratgeber zum Thema Respekt noch: »Der Schüler sehe dem Lehrer manchen Wunsch von den Augen ab. Er hebe ihm heruntergefallene Gegenstände auf, sei ihm behilflich beim Anziehen des Überrocks, reiche ihm Hut, Stock oder Schirm dar. Er öffne ihm bei passender Gelegenheit, auch außerhalb des Unterrichts, die Türe. Treffen beide an einer Türe zusammen, so lasse der Schüler dem Lehrer den Vortritt und gehe dann hinter ihm her.« Dass dieses Verständnis von Respekt nicht mehr zeitgemäß und fern jeder Realität erscheint, steht außer Frage, wobei ohnehin äußerst fraglich ist, ob sich das obige Zitat wirklich auf Respekt bezieht, oder ob damit nicht vielmehr allgemeine Regeln der Höflichkeit, beziehungsweise des Anstandes gemeint sind. In der Folge solcher Vorstellungen und ihrer Pervertierung in Gestalt der immer stärkeren Gleichsetzung von Respekt mit absolutem Gehorsam und Unterordnung bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, kam es schließlich dazu, dass der Begriff nahezu völlig aus dem pädagogischen Sprachgebrauch verschwand. In der schulischen Realität kommt dem Begriff dagegen nach wie vor eine große Bedeutung zu: Nach HONNETH erwartet der Mensch von seiner sozialen Umwelt neben der allgemeinen Respektierung seiner Rechte gleichzeitig auch die Respektierung seiner jeweiligen spezifischen Bemühungen und Leistungen. Im Umkehrschluss entstehen dementsprechend Frustrationen und Probleme, wenn jene Anstrengungen nicht die jeweils als angemessen erachtete positive Beachtung finden. Dies gilt in besonderem Maße für die Schule: Denn dort befinden sich die Akteure in einer Zwangsgemeinschaft, in der sich in der Regel keiner der Beteiligten – ganz gleich, ob es sich um Schüler oder Lehrer handelt – aussuchen kann, ob er mit dem jeweiligen Gegenüber in Kontakt treten möchte, weshalb der Respekt vor diesem Gegenüber ein wichtiges Fundament einer funktionierenden Schüler-Lehrer-Beziehung darstellt. Wie dieser Respekt entstehen kann, welche Faktoren von Bedeutung sind und woran er letztlich scheitern kann, ist Kern dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Begriff Respekt – Definition, Bedeutung und Verständnisweisen.
- 2.1. Der Forschungsstand: Respekt in der pädagogischen Fachliteratur.
- 2.1.1. Gordon: Die Lehrer-Schüler-Konferenz
- 2.1.2. Exkurs: Respekt und Macht
- 2.1.3. Dichanz: Autorität, Ansehen und Respekt
- 2.1.4. Schweer: Gegenseitiges Vertrauen
- 2.1.5. Kowalczyk und Ottich: Respektvoller Umgang miteinander
- 2.2. Eine kritische Gesamtbetrachtung
- 2.3. Der Begriff
- 2.3.1. Feinberg: Respekt, Observantia und Referentia
- 2.3.2. Hudson: Evaluative, Obstacle, Directive und Institutional Respect
- 2.3.3. Darwall: Appraisal und Recognition Respect
- 2.3.4. Gleser: Respekt in der Lehrer-Schüler-Beziehung
- 2.3.5. Exkurs: Etikettenschwindel – Was Respekt nicht ist
- 2.4. Respekt und Autorität
- 2.4.1. Persönliche Autorität
- 2.4.2. Sachliche Autorität
- 2.4.3. Institutionelle Autorität
- 2.5. Eigene Definition: Unterrichtsrespekt
- 2.5.1. Persönlicher Unterrichtsrespekt
- 2.5.2. Sachlicher Unterrichtsrespekt
- 2.5.3. Institutioneller Unterrichtsrespekt
- 2.6. Zusammenfassung
- 3. Unterrichtsbeobachtung und Klassengespräche
- 3.1. Hintergründe und Durchführung
- 3.1.1. Gewinnung der Stichprobe
- 3.1.2. Vertretungsunterricht und Unterrichtsrespekt
- 3.1.3. Durchführung und Instrumentarium
- 3.2. Darstellung und Interpretation der Ergebnisse
- 3.2.1. »Der richtige Lehrer bewertet!«
- 3.2.2. Auswertung
- 3.2.3. »Keine Information und keine Zeit«
- 3.2.4. Auswertung
- 3.2.5. »Der Ausflug wird gestrichen!«
- 3.2.6. Auswertung
- 3.2.7. »Die Offenbarung«
- 3.2.8. Auswertung
- 3.2.9. »Überzeugende Kompetenz«
- 3.2.10. Auswertung
- 4. Schlussbetrachtung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Hausarbeit untersucht den vielschichtigen Begriff des Respekts im Kontext der Schüler-Lehrer-Beziehung. Ziel ist es, den Begriff Respekt zu definieren, seine Entstehung und Wandlungsprozesse nachzuvollziehen und die Konsequenzen unterschiedlicher Verständnisweisen aufzuzeigen. Die Arbeit analysiert verschiedene theoretische Ansätze und untersucht diese anhand von empirischen Unterrichtsbeobachtungen.
- Definition und Entwicklung des Respektbegriffs in der Pädagogik
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten verschiedener Respekt-Konzeptionen
- Der Zusammenhang von Respekt und Autorität im Unterricht
- Empirische Untersuchung von Respekt im Schulalltag
- Konsequenzen unterschiedlicher Verständnisweisen von Respekt für die Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und verdeutlicht die Vielschichtigkeit des Begriffs "Respekt", insbesondere im schulischen Kontext. Sie stellt einen Kontrast zwischen veralteten Verständnisweisen von Respekt als blindem Gehorsam und der modernen, differenzierteren Betrachtung dar. Die Arbeit kündigt die bevorstehende Auseinandersetzung mit verschiedenen theoretischen Ansätzen und empirischen Daten an.
2. Der Begriff Respekt – Definition, Bedeutung und Verständnisweisen: Dieses Kapitel analysiert den Begriff "Respekt" aus verschiedenen theoretischen Perspektiven. Es werden verschiedene Definitionen und Verständnisweisen von Respekt aus der pädagogischen Literatur vorgestellt und kritisch diskutiert, unter anderem die Ansätze von Gordon, Dichanz, Schweer, Kowalczyk und Ottich, Feinberg, Hudson, Darwall und Gleser. Das Kapitel differenziert zwischen persönlicher, sachlicher und institutioneller Autorität und entwickelt schließlich eine eigene Definition von "Unterrichtsrespekt", die diese drei Aspekte integriert.
3. Unterrichtsbeobachtung und Klassengespräche: Dieses Kapitel beschreibt die empirische Untersuchung, die durchgeführt wurde, um die theoretischen Überlegungen zu untermauern. Es erläutert die Methodik der Unterrichtsbeobachtungen und Klassengespräche und präsentiert anschließend die Auswertung der Ergebnisse. Anhand konkreter Beispiele aus dem Unterricht werden verschiedene Situationen analysiert, in denen der Aspekt des Respekts eine Rolle spielt. Die Auswertungen zeigen, wie verschiedene Lehrer-Schüler-Interaktionen den Respekt beeinflussen.
Schlüsselwörter
Respekt, Schüler-Lehrer-Beziehung, Autorität, Unterrichtsbeobachtung, Pädagogik, Empirie, Unterrichtsrespekt, persönliche Autorität, sachliche Autorität, institutionelle Autorität, theoretische Ansätze.
Häufig gestellte Fragen zur wissenschaftlichen Hausarbeit: Respekt im Unterricht
Was ist der Gegenstand der wissenschaftlichen Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht den vielschichtigen Begriff des Respekts im Kontext der Schüler-Lehrer-Beziehung. Sie analysiert verschiedene theoretische Ansätze zum Thema Respekt und untersucht diese anhand von empirischen Unterrichtsbeobachtungen.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit hat zum Ziel, den Begriff Respekt zu definieren, seine Entstehung und Wandlungsprozesse nachzuvollziehen und die Konsequenzen unterschiedlicher Verständnisweisen aufzuzeigen. Sie analysiert den Zusammenhang zwischen Respekt und Autorität im Unterricht und untersucht die Auswirkungen verschiedener Verständnisweisen von Respekt auf die Praxis.
Welche theoretischen Ansätze werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet verschiedene theoretische Ansätze aus der pädagogischen Literatur, darunter die Arbeiten von Gordon, Dichanz, Schweer, Kowalczyk und Ottich, Feinberg, Hudson, Darwall und Gleser. Diese Ansätze werden kritisch diskutiert und miteinander verglichen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Definition und Entwicklung des Respektbegriffs, ein Kapitel zur empirischen Untersuchung von Respekt im Schulalltag (mit Unterrichtsbeobachtungen und Klassengesprächen) und eine Schlussbetrachtung. Sie beinhaltet ein ausführliches Inhaltsverzeichnis mit detaillierten Unterpunkten.
Welche Methode der empirischen Untersuchung wurde verwendet?
Die empirische Untersuchung basiert auf Unterrichtsbeobachtungen und Klassengesprächen. Die Methodik der Datenerhebung und -auswertung wird detailliert beschrieben. Konkrete Beispiele aus dem Unterricht werden analysiert, um die theoretischen Überlegungen zu illustrieren.
Wie wird der Begriff "Respekt" definiert?
Die Arbeit entwickelt eine eigene Definition von "Unterrichtsrespekt", die die Aspekte der persönlichen, sachlichen und institutionellen Autorität integriert. Sie unterscheidet verschiedene Verständnisweisen von Respekt und diskutiert deren Konsequenzen für die Praxis.
Welche Arten von Autorität werden unterschieden?
Die Arbeit differenziert zwischen persönlicher, sachlicher und institutioneller Autorität und untersucht deren Zusammenhang mit Respekt im Unterricht.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Respekt, Schüler-Lehrer-Beziehung, Autorität, Unterrichtsbeobachtung, Pädagogik, Empirie, Unterrichtsrespekt, persönliche Autorität, sachliche Autorität, institutionelle Autorität, theoretische Ansätze.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit enthält folgende Kapitel: Einleitung, Der Begriff Respekt – Definition, Bedeutung und Verständnisweisen (mit Unterkapiteln zu verschiedenen theoretischen Ansätzen und zur eigenen Definition von Unterrichtsrespekt), Unterrichtsbeobachtung und Klassengespräche (mit detaillierter Darstellung und Interpretation der Ergebnisse), und Schlussbetrachtung und Ausblick.
- Quote paper
- Sven Köhler (Author), 2008, Respekt in der Schüler-Lehrer-Beziehung - Begriff, Entstehung und Konsequenzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/122969