Um eine Arbeit über Arbeiter, ihre Lebenswelt und ihr Milieu zu schreiben muß zunächst einmal geklärt werden, wer die Arbeiter oder das Proletariat überhaupt waren. Hierbei handelte es sich keinesfalls um eine homogene Masse. Selbst wenn man sich auf die Industriearbeiterschaft konzentriert, muß man nach Berufen und Branchen, nach sozialer und regionaler Herkunft, nach der Konfession und natürlich nach Einkommenshöhe und -stetigkeit differenzieren. Zur Arbeiterklasse der Industrialisierung gehörten Angehörige verschiedener vorindustrieller Schichten und Stände. Es gab eine sehr differenzierte Hierarchie zwischen Fachkräften und Handlangern, zwischen spezialisierten Arbeitern und Ungelernten, die sich nicht zuletzt auch in dem sozialen Ansehen widerspiegelte. Die Bezeichnung «Arbeiter» sagt daher noch nichts über die spezifische Lebensweise, sein subjektives Selbstbewußtsein und sein politisch soziales Verhalten aus.1
Ich möchte vor allem aber das Leben aus proletarischer Sichtweise darstellen; jene Erfahrungen und Eindrücke, die das alltägliche Leben zumindest einem großen Teil der Arbeiterschaft übermittelte. Wie sahen die Lebensumstände, die Tätigkeiten und die Bedürfnisse aus? Dabei ist es, denke ich, notwendig besonders die Basis, die elementaren Gegebenheiten näher zu beleuchten. Wie wohnten die Arbeiter, wie waren die Arbeitsbedingungen, wie hoch der Lohn, was gaben sie für Miete und Nahrung aus? Wie war die Situation der Alten, der Frauen und der Kinder? Dazu möchte ich zunächst auf die etwas übergreifende Situation der ärmeren Industriearbeiterschaft (also weniger die der Facharbeiter und Selbständigen) eingehen, wozu besonders die allgemeineren Gegebenheiten, das Verhältnis zur Arbeit und zum Arbeitgeber und dem Freizeitverhalten kommen, das seinerseits ein Teil der Milieukultur darstellt. Dann werde ich die Wohnsituation erläutern, die, wie ich glaube, eine essentielle Lebenserfahrung ist und anschließend die Themenbereiche «Frau», «Kinder» und «Nahrung» behandeln. Mir ist klar, daß ich damit noch längst nicht alle Aspekte des Arbeiterlebens und seiner Kultur vollständig erfasse, doch den Umfang dieser Arbeit berücksichtigend, möchte ich auf die genannten Punkte eingehen, die mir besonders wichtig erscheinen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Arbeiterschaft und übergreifende Verhältnisse
- Wie wohnten die Arbeiter?
- Das Schlafgängertum
- Die Situation der Frauen in den Arbeiterfamilien
- Die Situation der Arbeiterkinder
- Zur Nahrung der Unterschichten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Lebensweise der Arbeiter im Deutschen Kaiserreich. Sie zeichnet ein Bild des alltäglichen Lebens, der Arbeitsbedingungen und der sozialen Verhältnisse, denen die Arbeiterklasse ausgesetzt war. Die Arbeit beleuchtet die spezifischen Erfahrungen und Eindrücke, die das Leben der Arbeiter prägten.
- Die Heterogenität der Arbeiterklasse
- Die Lebensbedingungen und Arbeitsverhältnisse der Arbeiter
- Die Wohnsituation und die Rolle der Frau in der Arbeiterfamilie
- Die Situation der Arbeiterkinder
- Die Ernährung und die Lebenshaltungskosten der Arbeiter
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel definiert die Arbeiterklasse und ihre Heterogenität, wobei auf die unterschiedlichen Berufe, sozialen Hintergründe und Lebensverhältnisse hingewiesen wird. Es legt den Fokus auf die Darstellung des Lebens aus der Perspektive der Arbeiter und ihre spezifischen Erfahrungen.
- Die Arbeiterschaft und übergreifende Verhältnisse: Dieses Kapitel beleuchtet die Herausforderungen der Arbeiterklasse im Kaiserreich, wie Instabilität durch konjunkturelle Schwankungen, geringe soziale Durchlässigkeit und die Arbeitsbedingungen in der Industrialisierung.
- Wie wohnten die Arbeiter?: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Wohnsituation der Arbeiter, die oft geprägt war von beengten Verhältnissen und mangelnder Hygiene.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Lebensweise der Arbeiter im Deutschen Kaiserreich. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Arbeiterklasse, Industriearbeit, Arbeitsbedingungen, Lebensverhältnisse, Soziale Verhältnisse, Arbeitszeit, Lohn, Wohnsituation, Frauenrolle, Kinderarbeit, Ernährung, soziale Ungleichheit, Industrialisierung.
- Quote paper
- Sara Gläser (Author), 2002, Die alltägliche Lebensweise der Arbeiter im Kaiserreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/12190