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Hausarbeit, 2020
14 Seiten, Note: 2,0
1. Einleitung
2. Der literarische Text „Der Panther“
3. Das literarische Gespräch
4. Die Unterrichtseinheit
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
„Über Literatur sprechen lernen“ soll Thema der folgenden Arbeit sein. Es soll die Wichtigkeit des literarischen Gesprächs aufgezeigt werden. Dabei handelt es sich um ein angeleitetes, aber nicht gelenktes Gespräch, indem es in erster Linie um den Austausch von Leseerfahrungen und die Artikulation eigener Gedanken geht. Wichtig zu erwähnen ist, dass das Gespräch keineswegs lehrerzentriert ist, sondern einzig und allein die Schülerinnen und Schüler und der von ihnen gelesene Text im Mittelpunkt des Geschehens stehen.
Ursprünglich war es geplant ein literarisches Gespräch im Klassenzimmer durchzuführen. Aufgrund der vorherrschenden Situation mussten die vorher angefertigten Pläne jedoch angepasst werden. Der genaue Ablauf einer solchen Unterrichtseinheit soll in den folgenden Seiten genauer aufgeführt werden. Außerdem werden die didaktischen und methodischen Zugänge genauer betrachtet. Ziel dieser Arbeit soll es sein, einen möglichen Zugang zu literarischen Texten aufzuzeigen und dessen Vorteile genauer unter die Lupe zu nehmen. Grundlage der gesamten Unterrichtseinheit ist das Gedicht „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke. Der genaue Grund für die Wahl dieses Textes soll später nochmals genauer erläutert werden.
Grundlage des literarischen Gespräches ist das Gedicht „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke:
Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, dass er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht. Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris
Im Gedicht geht es um die Gefangenschaft eines Panthers in einem Käfig. Es wird vor allem auf den Blick, den Gang und die Wahrnehmung des Tieres eingegangen. Im Text kommt die Befindlichkeit des gefangenen Panthers zum Ausdruck und stellt die Gefühle des Tieres aus der Sicht eines Beobachters dar. In der ersten Strophe wird auf den Blick des Tieres eingegangen. Seine Augen sehen nichts als Stäbe, welche für ihn unüberwindbar sind. Es wird die trostlose Situation des Panthers klar dargestellt. Das Tier besitzt einen müden und trüben Blick, es ist nicht in der Lage irgendeinen Kontakt mit der Welt herzustellen. In der zweiten Strophe wird auf den Gang des Tieres hingewiesen. Der Panther hat einen weichen, geschmeidigen und dennoch starken Gang. Daraus wird ersichtlich, dass das Tier zwar eingesperrt ist, jedoch trotzdem noch einen gewissen Stolz besitzt bzw. seinen Stolz nach außen zeigt. In der letzten Strophe verschmilzt die äußere Wahrnehmung mit seinem Inneren. Das Bild, welches er mit seiner Pupille auffängt, wird in sein Inneres aufgenommen, körperlich verarbeitet, bis es das Herz erreicht, dort hört es jedoch auf zu sein. Der letzte Vers gibt dem gesamten Gedicht nochmals eine intensive emotionale Betonung.
[…]
geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris
Vor allem die letzte Strophe löst ein bedrückendes Gefühl aus. Betrachtet man das Gedicht aus einem anderen Blickwinkel kann das Tier auch als Symbol menschlicher Existenz betrachtet werden. Auch Menschen sind häufig gefangen, zwar nicht hinter Stäben, jedoch in ihrem eigenen Körper oder in einer Welt aus welcher sie nicht mehr entkommen können. Aus diesem Grund eignet sich dieses Gedicht besonders gut für ein literarisches Gespräch. Jede Schülerin und jeder Schüler können sich, wenn sie sich darauf einlassen, hervorragend in die Lage des Panthers hineinfühlen. Jeder Mensch fühlt sich aus irgendeinem Grund gefangen oder hat das Gefühl, man nimmt mit den Augen die Dinge wahr, kann sie im Herzen jedoch nicht fühlen. Außerdem haben die Vorbereitung und Durchführung des literarischen Gesprächs während des Lockdowns stattgefunden, deshalb wurde dieses Gedicht gewählt, da es in dieser speziellen Situation noch mehr denn je auf uns Menschen übertragbar war. Auch wir waren zu diesem Zeitpunkt eingesperrt. Der Text ist auch abgesehen von Lockdowns und Ausgangssperren aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken. Rainer Maria Rilke gehört zu den bekanntesten Schriftstellern, welcher in der Schule auch thematisiert werden sollte. Abgesehen von der Bekanntheit dieses gewählten Gedichtes, ist es auch sehr schön und emotional zu lesen und vor allem sehr gut geeignet darüber ein Gespräch zu führen, da es verschiedene Emotionen auslöst.
Das literarische Gespräch spielt im Unterricht eine zentrale Rolle. Es geht vor allem um den Austausch von Leseerfahrungen, Meinungen und Fragen zu einem bestimmten literarischen Text. Im Mittelpunkt stehen dabei die Schülerinnen und Schüler, die sich über einen Text austauschen. Die Lehrperson sollte dabei keineswegs im Mittelpunkt stehen, sondern sich nur passiv am Gespräch beteiligen. Wobei sie gegebenenfalls kleine Inputfragen in die Runde werfen kann, um das Gespräch ins Laufen zu bringen. Ziel ist es jedoch keineswegs den Text zu analysieren und interpretieren, sondern sich gemeinsam auf Sinnsuche zu begeben.1 Für Härle handelt es sich beim literarischen Gespräch „um eine der Literatur und dem literarischen Verstehen in besondere Weise angemessene Form des Umgangs“. Dabei steht vor allem die Gegenstandsorientierung und die Leser- bzw. Schülerorientierung im Vordergrund. Literarische Texte eignen sich sehr gut für ein Gespräch, da sie bei Weitem mehr Leerstellen aufweisen und zahlreiche Interpretationen zulassen. Wichtig dabei ist jedoch immer, dass nicht nur eine Interpretation zutrifft, sondern mehrere zutreffen. Ein Literaturunterricht, welcher nur eine Interpretation in den Blick nimmt, verfehlt seinen Gegenstand komplett. Damit verbunden ist auch, dass die Leserinnen und Leser einen großen Anteil zur Interpretation eines Textes beitragen. Leserinnen und Leser sind aktiv an der Konstruktion von Textbedeutung beteiligt, indem sie den Text mit ihrem eigenen Sprach- und Weltwissen verbinden. Das bedeutet, dass auch die Vorerfahrung und das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler eine bedeutende Rolle zugeschrieben werden muss.2 Problemorientierung, Schülerorientierung und Gegenstandsorientierung sind die zentralen Kompetenzen im Hinblick auf die didaktische Angemessenheit des literarischen Gesprächs. Es ist in diesem Sinne problemorientiert, da die Schülerinnen und Schüler nicht nur über Literatur sprechen, sondern mit Literatur handeln. Außerdem knüpft das literarische Gespräch stark an die Vorerfahrungen der Schülerinnen und Schüler an und ist in diesem Sinne schülerorientiert. Zudem finden die Schülerinnen und Schüler in dem Gespräch genügend Raum ihre individuellen Vorkenntnisse, Bedürfnisse und Interessen einzubringen und zu teilen. Die Schülerinnen und Schüler bleiben mit ihren Leseeindrücken und Problemen nicht allein und können ihren Lese- und Verstehensprozess gestalten und reflektieren. Die Gegenstandsorientierung kommt dadurch zum Tragen, weil das literarische Gespräch zur Auseinandersetzung mit dem Text auffordert, Differenzerfahrungen Raum gibt und Vielsinnigkeit erfahrbar werden lässt.3 Das literarische Gespräch in der Schule ist somit sowohl eine Lernform als auch ein Lernmedium. Einerseits sollen bestimmte Gesprächsformen entwickelt werden, andererseits dient es der Entwicklung von Rezeptionskompetenzen. Dabei sollten stets Gesprächsformen vermieden werden, in denen die „Balance zwischen Selbstkundgabe, Ernstnehmen des anderen und Textbezug“, gestört ist. Die Schülerinnen und Schüler dürfen niemals ihre Lektüreeindrücke additiv und ohne aufeinander einzugehen zum Ausdruck bringen.4 Das literarische Gespräch dient als Lernmedium der Interpretation. Verstehensprobleme können im Gespräch besonders gut erkannt, durchdacht und gelöst werden. In zahlreichen literarischen Texten gibt es einen Bereich des Nichtverstehbaren, dem ein reflektiertes und im Gespräch artikuliertes Nichtverstehen angemessener ist als ein Verständlich-Machen um jeden Preis. Es ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler über Verstehensmöglichkeiten miteinander nachdenken und Verstehensprobleme im Gespräch lösen. Diese problemorientierte Gesprächsform kann von der Lehrperson durch Impulse gefördert werden, die das Nachdenken anregen.5 Das Interpretationsgespräch hat also nicht allein die Funktion, die Unabschließbarkeit der Sinnbildung erfahrbar zu machen, sondern es ist ein Weg, Fehl- und Überinterpretationen gemeinsam zu falsifizieren.6
[...]
1 Vgl., Christoph Bräuer: Über Literatur sprechen. Das literarische Lesegespräch im Unterricht, in: Hessisches Kulturministerium Amt für Lehrerbildung (Hg.), Hessen 2009, S. 7.
2 Vgl., Bräuer: Über Literatur sprechen., S. 8.
3 Vgl., Bräuer: Über Literatur sprechen., S. 10.
4 Vgl., Thomas Zabka: „Konversation oder Interpretation? Überlegungen zum Gespräch im Literaturunterricht“, in: Leseräume. Zeitschrift für Literalität in Schule und Forschung, 2. Jahrgang 2015, H. 2, (http://xn--leserume-4za.de/wp-content/uploads/2015/10/lr-2015-1-zabka.pdf) [21.09.2020], S. 171.
5 Vgl., Zabka: Konversation oder Interpretation, S. 173.
6 Vgl., Zabka: Konversation oder Interpretation, S. 174.
Unterrichtsentwurf, 6 Seiten
Didaktik - Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft
Unterrichtsentwurf, 15 Seiten
Unterrichtsentwurf, 14 Seiten
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