In dieser Seminararbeit geht es um die Frauenfiguren im Roman "Billard um halb zehn“ von Heinrich Böll mit genauem Blick auf die Figur der Johanna Fähmel.
Heinrich Böll gilt als einer der wichtigsten und meistgelesenen Autoren seiner Zeit, schrieb Romane und Erzählungen, welche nicht mehr wegzudenken sind. In dieser Arbeit soll es jedoch weniger um den Schriftsteller an sich gehen als vielmehr um einen seiner Romane. Obwohl Heinrich Böll eine Arbeit über sein Leben und seine Werke verdient hätte, steht hier einzig und allein sein Roman Billard um halb zehn im Mittelpunkt. Der Roman wurde deshalb ausgewählt, da er ungefähr fünfzig Jahre der deutschen Geschichte in den Blick nimmt und somit eine große Rolle im Hinblick auf Generationserzählungen spielt. Zudem kommt in diesem Roman die gesellschaftskritische Denkweise Bölls hervorragend zum Ausdruck.
"Billard um halb zehn" führt seine Leserinnen und Leser in eine andere Welt, in eine Welt, in welcher man über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nachdenkt. Die Geschichte erstreckt sich über mehrere Generationen einer großbürgerlichen Familie, vom Beginn des 20. Jahrhunderts, über die Nazizeit und den zweiten Weltkrieg, bis in die Nachkriegszeit. Dabei kommen verschiedene Einstellungen der Figuren zum Vorschein, von Nazis, bis hin zu Nazigegner.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Gedächtnis und Erinnerung
3. Frauenfiguren im Roman
4. Die Protagonistin Johanna Fähmel
4.1 Johannas Gesellschaftskritik
4.2 Johannas Erinnerung und Gegenwart
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Wir sind geboren, um uns zu erinnern. Nicht vergessen, sondern Erinnerung ist unsere Aufgabe“ (Heinrich Böll, 1948/49)1
Dies sind die Worte von Heinrich Böll und beziehen sich hervorragend auf den Roman Billard um halb zehn und den darin vorhandenen Wechsel zwischen Vergangenheit, Erinnerung und Gegenwart.
Heinrich Böll gilt als einer der wichtigsten und meistgelesenen Autoren seiner Zeit, schrieb Romane und Erzählungen, welche nicht mehr wegzudenken sind. In dieser Arbeit soll es jedoch weniger um den Schriftsteller an sich gehen als vielmehr um einen seiner Romane. Obwohl Heinrich Böll eine Arbeit über sein Leben und seine Werke verdient hätte, steht hier einzig und allein sein Roman Billard um halb zehn im Mittelpunkt. Der Roman wurde deshalb ausgewählt, da er ungefähr fünfzig Jahre der deutschen Geschichte in den Blick nimmt und somit eine große Rolle im Hinblick auf Generationserzählungen spielt. Zudem kommt in diesem Roman die gesellschaftskritische Denkweise Bölls hervorragend zum Ausdruck. Billard um halb zehn führt seine Leserinnen und Leser in eine andere Welt, in eine Welt, in welcher man über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nachdenkt. Die Geschichte erstreckt sich über mehrere Generationen einer großbürgerlichen Familie, vom Beginn des 20. Jahrhunderts, über die Nazizeit und den zweiten Weltkrieg, bis in die Nachkriegszeit. Dabei kommen verschiedene Einstellungen der Figuren zum Vorschein, von Nazis, bis hin zu Nazigegner. Billard um halb zehn gilt als Nachkriegsliteratur, überträgt man das Verhalten der Figuren im Roman auf das Verhalten der deutschen Bürgerinnen und Bürger nach dem zweiten Weltkrieg lassen sich klare Parallelen aufführen. Heinrich Böll hat somit dem deutschen Volk ihr Verhalten gegenüber dem zweiten Weltkrieg und dem Nazideutschland aufgezeigt. Die folgende Arbeit schließt alle wichtigen Motive des Romans mit ein, welche mit Hilfe der Frauenfiguren in der Erzählung aufgezeigt werden. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass die wichtigsten Figuren im Werk Männer sind. Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch auf, dass auch Frauen, beziehungsweise vor allem Frauen, eine tragende Rolle spielen. Genau das soll auf den nächsten Seiten aufgezeigt werden, wobei ein besonderer Blick auf die Figur der Johanna Fähmel fällt. Auf den folgenden Seiten soll aufgezeigt werden, wie wichtig Johanna Fähmel für die Handlung ist und warum man sie getrost als Schlüsselfigur im Roman bezeichnen kann.
Die Arbeit zeigt zunächst die Bedeutung der Erinnerung auf und klärt kurz die Begriffe Gedächtnis und Erinnerung. Im Roman spielen diese beiden Begriffe eine wesentliche Rolle, weshalb es wichtig ist, diese im Vorfeld zu erläutern.
Im darauffolgenden Kapitel werden alle vorhandenen Frauenfiguren des Romans in den Blick genommen, da nicht nur Johanna Fähmel eine tragende Rolle spielt, sondern auch andere wichtige Frauencharaktere vorherrschen.
Das vierte Kapitel der Arbeit ist voll und ganz der Protagonistin Johanna Fähmel gewidmet, da sie eine tragende Rolle innerhalb der Romanhandlung einnimmt. In diesem Kapitel soll zunächst ihr Charakter und in diesem Zusammenhang ihr Schicksal aufgezeigt werden. Darauf folgt eine genauere Analyse der politischen Einstellung Johannas und ihr gesellschaftskritisches Denken. Auch in diesem Kapitel vorhanden ist der Vergleich Erinnerung und Gegenwart im Hinblick auf Johannas Leben.
Grundlage der gesamten Arbeit ist der Roman Billard um halb zehn von Heinrich Böll2, sowie Sekundärliteratur, die mir wichtige Anregungen und Aufschlüsse gegeben hat.
Am Ende der Arbeit soll zusammenfassend aufgezeigt werden, welche tragende Rolle Frauen im Roman spielen und welche Schlüsselfigur Johanna Fähmel einnimmt.
2. Gedächtnis und Erinnerung
Gedächtnis und Erinnerung sind zwei wichtige Stichpunkte im Roman Billard um halb zehn , welcher geprägt ist von Rückblicken in die Vergangenheit. Die Protagonisten „erinnern“ sich an frühere Zeiten, wobei diese Erinnerungen stark mit der Gegenwart zusammenhängen und diese beeinflussen. Erinnerungen beleben die Erzählung dieses Romans, außerdem leben sie in allen von uns. Erinnerungen befinden sich in unserem Gedächtnis und werden dort so aufbereitet und gespeichert, dass sie in der Gegenwart und Zukunft nutzbar sind. Alle Erfahrungen, die ein Mensch macht, können zu einem Bestandteil des eigenen Gedächtnisses werden. Aus diesen Erfahrungen bilden sich schließlich Einstellungen oder Persönlichkeitsmerkmale einer Person.3 In Bezug auf den Roman und den darin vorkommenden Frauenfiguren ist vor allem der Begriff des autobiographischen Gedächtnisses zu betrachten. Autobiographische Erinnerungen sind von persönlicher Bedeutung, können zeitlich und räumlich zugeordnet werden und sind von Emotionen begleitet.4 Johanna Fähmels gegenwärtiges Leben und ihre Einstellung sind geprägt von ihren autobiographischen Erinnerungen, wie in der folgenden Arbeit aufgezeigt wird. Ihre Erinnerungen sind es, die ihr Gedächtnis füllen und somit ihre Worte und Taten prägen.
Ein weiterer wichtiger Gedächtnisbegriff in Bezug auf den Roman ist das Familiengedächtnis. Dabei ist es wichtig, dass es nicht die eine Familiengeschichte gibt, sondern sich die Geschichte aus individuellen Erinnerungen der Familienmitglieder zusammensetzt. Erlebnisse aus der Vergangenheit werden zudem nicht in fixierter Form weitergegeben, sondern immer wieder mit einem eigenen Sinn versehen und so verändert.5 Ähnlichkeiten mit dem Familiengedächtnis hat auch das Generationengedächtnis. Der Erfahrungshintergrund der Generationen verändert sich immer wieder, wodurch die individuelle Wahrnehmung bestimmt wird.6
Festzuhalten gilt es, dass Erinnerung und Gedächtnis komplexe Begriffe sind, deren kurze Erläuterung für die Analyse des Romans von großer Bedeutung ist. Dabei spielen das individuelle autobiographische jeder einzelnen Person eine große Rolle. Hinzu kommt das Familiengedächtnis der Familie Fähmel, sowie das Generationengedächtnis, welches insgesamt drei Generationen umfasst.
3. Frauenfiguren im Roman
Literaturwissenschaftlerinnen wie beispielsweise Dorothee Römhild oder Evelyn T. Beck kritisieren an Bölls Werken, dass Frauen als unselbstständig und den Männern untergeordnet dargestellt werden.7 Sobald ein genauerer Blick auf die Frauenfiguren in Heinrich Bölls Romanen, in diesem Fall im Roman Billard um halb zehn , geworfen wird, kann aufgezeigt werden, dass solche Aussagen nicht zutreffen. Grundlage dieses gesamten Kapitels und der Analyse der Frauenfiguren ist der Roman Billard um halb zehn von Heinrich Böll,8 auch die aufgeführten Zitate stammen aus dieser Ausgabe des Romans.
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1 Werner Bellmann (Hrsg.): Heinrich Böll. Romane und Erzählungen. Stuttgart: Reclam 2000, S. 7.
2 Heinrich Böll: Billard um halb zehn. Roman. 33. Auflage, Köln: Kiepenheuer & Witsch 2018.
3 Rüdiger Pohl: Das autobiographische Gedächtnis, in: Christian Gudehus/Ariane Eichenberg/Harald Welzer (Hrsg.): Gedächtnis und Erinnerung. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart: Springer 2010, S. 75.
4 Pohl: Das autobiographische Gedächtnis, S. 75.
5 Sabine Moller: Kollektives Gedächtnis, in: Christian Gudehus/Ariane Eichenberg/Harald Welzer (Hrsg.): Gedächtnis und Erinnerung. Ein interdisziplinäres Handbuch . Stuttgart: Springer 2010, S. 89.
6 Sabine Moller: Kollektives Gedächtnis, S. 90.
7 Kristina Jokić: Frauenfiguren in Heinrich Bölls Werken und ihre Rollen in der Erzählstruktur. Zu Frauenfiguren in Heinrich Bölls Romanen Billard um halb zehn, Ansichten eines Clowns, Gruppenbild mit Dame und Erzählung Die verlorene Ehre der Katharina Blum, in: Acta Neophilologica, 2011-12-31, Vol. 44 (1-2), Ljubljana University Press, 2011, S. 113.
8 Heinrich Böll: Billard um halb zehn. Roman. 33. Auflage, Köln: Kiepenheuer & Witsch 2018.