Die Arbeit handelt von einem aufstrebenden Fußballverein aus dem Süden Deutschlands. Hierbei geht es jedoch mehr darum, zu zeigen, wie Aspekte des Projektmanagements in die Praxis umgesetzt wurden. Anhand des gewählten Praxisbeispiels kann sehr schön gezeigt werden, welche Aspekte ein Projekt ausmachen und was für die Zielsetzung essentiell ist. Darüber hinaus werden klassische Modelle aus der Theorie des Projektmanagements auf das Fallbeispiel angewandt (wie das magische Dreieck).
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Einführung in die Thematik
1.2. Aufbau der Arbeit
2. Theoretischer Teil
2.1. Begriffsbestimmung
2.2. Das Magische Dreieck
2.3. Chancen-Risiken-Analyse
3. Praktischer Teil
3.1. Türkgücü München
3.1.1. Historie
3.1.2. Sportlicher Werdegang
3.1.3. Präsident Kivran und dessen Vision
3.2. Bezeichnung der Entwicklungsgeschichte von Türkgücü München als „Projekt“?
3.3. Möglichkeiten und Gefahren der Vereinsideologie
4. Sportförderung und -politik in München
4.1. Kommunale Sportförderung
4.2. Kommunale Sportpolitik mit Bezug zur Stadt München
4.3. Sportförderrichtlinien der Landeshauptstadt München
5. Zukunftsprognose
6. Literaturverzeichnis
7. Abbildungsverzeichnis
8. Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
„Geld schießt Tore“ ist heutzutage ein beliebter Leitspruch, wenn es um die Ausrichtung eines Vereines geht. Gemeint ist dabei insbesondere der Fußballsektor, in welchen seit einigen Jahren astronomische Preise verkehren. 2017 wechselte der brasilianische Superstar Neymar vom FC Barcelona zum französischen Hauptstadtklub Paris Saint-Germain für eine beachtliche Ablösesumme von 222 Millionen Euro. 16 Jahre zuvor kostete der teuerste Transfer der Fußballgeschichte um Zinedine Zidane den spanischen Erstligisten Real Madrid rund 73,5 Millionen Euro.1 Diese bemerkenswerte Entwicklung ist jedoch nicht nur der steigenden Aufmerksamkeit in den Medien und bei den Fans geschuldet, sondern überdies dem Einstieg zahlreicher Investoren, welche mittlerweile ein Engagement im Profifußball-Bereich vorzugsweise erwägen. Vorwiegend Geldgeber aus dem Nahen Osten sind hierfür zu nennen, welche ihre Geldmittel den Vereinen zur Verfügung stellen und dadurch Rechte und Ansprüche innerhalb des Vereines erhalten. Zudem sehen viele Investoren das Geschäft als lukrative Geldanlage, da sie üblicherweise in die Gewinnbeteiligung des Vereines involviert sind. Um dementsprechend erfolgreich zu sein, investieren die Klubs ihre zur Verfügung stehenden Mittel in Spieler, die durch ihre Leistungen den Verein in eine erfolgreiche Zukunft bringen sollen. Spieler, die hohe Leistungen abrufen, kosten daher auch Unmengen von Geld, weshalb der oben genannte Leitgedanke zwar auf den ersten Blick logisch erscheint, jedoch bei genauerem Hinsehen lediglich einen von zahlreichen Faktoren bezüglich der Erfolgsversprechung darstellt. Um langfristig den Erfolg eines Vereines zu garantieren, bedarf es einer gesunden Unternehmensstruktur mit einer ökonomischen Verteilung der Einnahmequellen. Dies kann z.B. zum einen in Spielertransfers investiert werden oder zum anderen in den Aufbau eines modernen Nachwuchsleistungszentrum. Die Vereinsphilosophie hängt dabei einzig und allein von den Verantwortlichen und Mitgliedern ab, welche darüber entscheiden können, ob sie bspw. die Beteiligung eines Geldgebers befürworten oder nicht.
1.1. Einführung in die Thematik
Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit soll jedoch nicht die Entwicklung des Fußballs hin zu einer Anlagemöglichkeit für Großinvestoren sein, sondern vielmehr eine Fallstudie bezüglich der strukturellen Aufstellung des Amateur-Vereines SV Türkgücü München e.V., welcher ebenfalls seit einigen Jahren von dem Einstieg eines Großsponsors profitiert. Das vorhandene Geld reicht dennoch alleine noch nicht, einen Verein in den deutschen Profifußball zu führen, wozu unzählige Faktoren, u.a. Glück, benötigt werden. Deshalb soll diese Fallstudie aus dem spezifischen Themenbereich Projektmanagement zeigen, inwiefern es der Fußballverein aus München in kürzester Zeit geschafft hat, sich sportlich mit etablierten Vereinen aus dem Profibereich, wie der SpVgg Unterhaching oder der TSV 1860 München, messen zu können. Um die internen Ziele von Türkgücü München erreichen zu können, muss das Projekt detailliert und vielversprechend koordiniert werden. Sämtliche Projekte haben eines gemeinsam und zwar die Unvorhersehbarkeit des Erfolges. Neben der Sportbranche, in jener die Endergebnisse nicht im Voraus bestimmt werden, können ebenso in Wirtschaftszweigen, wie der Produktion von Waren, keine festen Vorhersagen bezüglich des Resultates getroffen werden. Die Herstellung und der Verkauf von Produkten hängt dabei stets von der Nachfrage der Konsumenten ab, welche wiederrum bestimmen, ob gewisse Objekte erworben werden oder nicht. Dieses Verhalten kann zwar durch den Hersteller durch z.B. Werbemaßnahmen beeinflusst werden, bleibt in seiner Gesamtwirkung dennoch ungewiss. Damit die Zwecke eines Fußballvereines realisiert werden können, bedarf es eines umfassenden Konzeptes, sodass die Philosophie eines Klubs stets den Einflüssen der Umwelt gerecht werden kann. Die Einwirkungen können dabei weitreichend sein von Misserfolgen und Fanrückgang bis hin zur Involvierung von Geldgebern und Stadionausbau. Folglich soll die Fallstudie illustrieren, wie der Fußballverein sämtliche Tätigkeitsfelder in der Vergangenheit behandelt hat.
1.2. Aufbau der Arbeit
Die theoretischen Aspekte aus dem Bereich des Projektmanagements sollen im Laufe dieser Arbeit, anhand eines Beispiels aus der Praxis, Anwendung finden. Dafür werden die theoretischen Inhalte durch literarische Ansätze explizit erläutert und definiert und darüber hinaus angesichts des Konzeptes Türkgücü München beispielhaft dargestellt. Im theoretischen Teil soll die wissenschaftliche Begriffsbestimmung eines Projektes dabei helfen aufzudecken, ob es sich bei dem Grundgedanken des Fußballvereines tatsächlich um ein Projekt handelt oder nicht, was gleichzeitig die Forschungsfrage der Arbeit darstellt: Inwiefern kann bei dem Verein SV Türkgücü München von einem Projekt die Rede sein? Diese soll auf wissenschaftlicher Basis mit Hilfe der folgenden Untersuchungen beantwortet werden, um somit einen Mehrwert schaffen zu können. Eine Checkliste soll hierfür Kriterien aufzeigen, die bei der Abwicklung zwingend notwendig sind zu beachten. Des Weiteren soll die behandelte Konzeption auf Basis der beiden Projektmanagement-Modelle des Magischen Dreiecks und der Chancen-Risiken-Analyse bearbeitet werden. Im praktischen Teil wird anfangs der Fußballverein Türkgücü München und dessen Vision vorgestellt, sodass der Leser Einblicke in die Besonderheit der Thematik bekommt. Dabei wurde besonders darauf geachtet, dass die Artikel einen Bezug zur aktuellen Situation von Türkgücü aufweisen. Anschließend erfolgt die Anwendung der zuvor verwendeten Methoden aus der Projektabwicklung. Darüber hinaus soll ein Verweis zur Sportförderung und -politik in München ausgeführt werden, wodurch Eigenschaften des Sportes in der bayerischen Kommune aufgezeigt werden sollen. Letztendlich soll der Schlussteil die gesamte Arbeit nochmals reflektieren und die Wichtigkeit des Gebrauches von Inhalten aus dem Projektmanagement untermauern, was durch eine persönliche Stellungnahme und einer Zukunftsprognose zur Ideologie von Türkgücü München abgerundet wird.
2. Theoretischer Teil
Sucht man in der einschlägigen Literatur nach fachspezifischem Material zum Projektmanagement wird man etliche Werke finden, die allesamt eine Art Leitfaden zur Koordinierung von Projekten illustrieren. Die literarischen Ansätze sollen Verantwortlichen und besonders Projektleitern bei der Ausführung ihres Vorhabens unterstützen und den Weg zum Erfolg erleichtern. Dabei werden reichliche Methoden und Modelle aufgezählt, welche die Planung, Durchführung und Kontrolle eines Projektes fokussieren. Bezüglich der zu behandelnden Fallstudie lassen sich insbesondere zwei Verfahren gebrauchen, die im weiteren Verlauf des theoretischen Teiles ausführlich vorgestellt werden. Zuvor soll allerdings die Definition des Begriffes „Projekt“ dazu dienen, unterscheiden zu können, ob bei einem Bestreben die Rede von einem Projekt sein kann oder nicht.
2.1. Begriffsbestimmung
Bei der Definierung eines Projektes gibt es, ähnlich wie beim PM, unzählige Ansätze, die allesamt auf eine einheitliche Bezeichnung des Begriffes abzielen. Durchgesetzt hierfür hat sich bislang lediglich die Definition nach DIN 69 901, welche ein Projekt beschreibt als „ein Vorhaben, das im Wesentlichen durch die Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist, wie z. B.
- Zielvorgabe
- zeitliche, finanzielle, personelle und andere Begrenzungen
- Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben
- Projektspezifische Organisation.“2
Die Begriffsnormung taucht in vielen literarischen Werken auf und hat sich bislang als einheitlicher Aufklärungsversuch bewährt. Schelle und Ottmann kritisieren in der siebten Auflage ihres Buches „Projekte zum Erfolg führen: Projektmanagement systematisch und kompakt“ jedoch die Missachtung von beteiligten Personen bei der Begriffsnorm. Sie ergänzen daher, dass Projekte niemals durch einzelne Personen durchgeführt werden, sondern es hierfür stets die Zusammenstellung eines Projektteams aus Menschen, Menschengruppen oder einer Organisation bedarf. In der Arbeitswelt finden Projekte ein breites Anwendungsspektrum, was bspw. vom Versicherungsmarkt über den Eventbereich bis hin zum Sportsektor reichen kann. In gewissen Fachgebieten werden die Methoden des PM überwiegend eingesetzt, um Auftraggeber zufriedenstellen zu können, wozu z.B. die Sanierung eines Gebäudes gehört, was einer Baufirma durch den Staat aufgetragen wurde.3 Roman Stöger erweitert die Begriffsbestimmung, neben der Definition des DIN, mit der Ausarbeitung einer Checkliste, welche neun Kriterien enthält, die ein Projekt ausmachen. Sofern alle neun Punkte in der Planungsphase enthalten sind, kann die Rede von einem konkreten Projekt sein. Die Planungsphase der Zielsetzung kann somit eingeläutet werden und die ersten Merkmale der Struktur aufgesetzt werden. Sobald jedoch ein Merkmal nicht eingehalten wird, kann nach Stöger nicht mehr von einem echten Projekt gesprochen werden.4 Die Checkliste enthält dabei folgende Kriterien:
- „Kriterium 1 – konkrete Zielsetzung,
- Kriterium 2 – Kundenorientierung,
- Kriterium 3 – zeitlicher Anfang und Abschluss,
- Kriterium 4 – Methodik,
- Kriterium 5 – Teilschritte/Maßnahmen,
- Kriterium 6 – Beteiligte,
- Kriterium 7 – Kosten,
- Kriterium 8 – Herausforderung,
- Kriterium 9 – Ziele und Aufgaben außerhalb der Linie.“5
Die neun Checkpunkte sollen im weiteren Verlauf des praktischen Teiles auf das Konzept von Türkgücü angewandt werden, um überprüfen zu können, ob man das Vorhaben als Projekt betiteln kann.
2.2. Das Magische Dreieck
Um veranschaulichen zu können, inwiefern die drei Dimensionen eines Projektes: Ziel, Kosten und Zeit voneinander abhängig sind, greifen Manager oftmals auf die Darstellung des Magischen Dreiecks zurück. Dabei geht es um die Ausgewogenheit der drei Elemente in einem Projekt, welche in einem optimalen Verhältnis stehen muss, um Qualität und Inhalte eines Planes garantieren zu können. Das heißt, dass Projekte so koordiniert werden müssen, dass das verfügbare Budget eingehalten wird, die vorhandenen Ressourcen ökonomisch eingesetzt werden und das erhoffte Ziel den optimalen Standards entspricht.
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1 vgl. FAZ 2017
2 Schelle und Ottmann 2014, S. 23
3 vgl. Schelle und Ottmann 2014, S. 23f.
4 vgl. Stöger 2011, S. 3f.
5 Stöger 2011, S.3