Nicht nur die jüngsten Ereignisse der Reaktionen auf den Klimawandel, wie beispielsweise der UN-Klimagipfel 2019 oder die „Fridays for Future“ Bewegung machen die damit verbundene Berichterstattung zu einer interessanten kommunikationswissenschaftlichen Thematik.
Bereits seit den 1970er Jahren werden Forschungen zu der Wirkung von Medien auf Rezipienten und deren Verhalten in Bezug auf die Umwelt angelegt.
Im Folgenden wird ein wichtiger Teil des Forschungsstandes zu den Faktoren, die zu einer medialen Beeinflussung des Umweltbewusstseins der Rezipienten führen, dargelegt.
Die Bundeszentrale für politische Bildung (2008) formuliert über das Umweltbewusstsein: „Umweltprobleme müssen […] zunächst einmal von den Menschen als solche wahrgenommen werden“. Um diese Dokumentation sinnhaft zu gliedern geschieht dies entlang der Lasswell-Formel „Who says what in which channel to whom with what effect?“ (vgl. Lasswell, 1948).
Folglich werden verschiedene Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Literatur über die Kommunikatoren, die mediale Vermittlung, die Art des Mediums und deren unterschiedlichen Wirkungsweisen sowie die Rezipientenmerkmale in Bezug auf Medienbeiträge zu den Themen Klimawandel und Umweltschutz zusammengefasst um möglichst viele Faktoren zu erfassen.
Thema: Welche Faktoren führen zu einer medialen Beeinflussung des Umweltbewusstseins der Rezipienten?
Nicht nur die jüngsten Ereignisse der Reaktionen auf den Klimawandel, wie beispielsweise der UN-Klimagipfel 2019 oder die „Fridays for Future“ Bewegung machen die damit verbundene Berichterstattung zu einer interessanten kommunikationswissenschaftlichen Thematik. Bereits seit den 1970er Jahren werden Forschungen zu der Wirkung von Medien auf Rezipienten und deren Verhalten in Bezug auf die Umwelt angelegt.
Im Folgeneden wird ein wichtiger Teil des Forschungsstandes zu den Faktoren, die zu einer medialen Beeinflussung des Umweltbewusstseins der Rezipienten führen, dargelegt. Die Bundeszentrale für politische Bildung (2008) formuliert über das Umweltbewusstsein: „Umweltprobleme müssen […] zunächst einmal von den Menschen als solche wahrgenommen werden“. Um diese Dokumentation sinnhaft zu gliedern geschieht dies entlang der Lasswell-Formel „Who says what in which channel to whom with what effect?“ (vgl. Lasswell, 1948, S. 37). Folglich werden verschiedene Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Literatur über die Kommunikatoren, die mediale Vermittlung, die Art des Mediums und deren unterschiedlichen Wirkungsweisen sowie die Rezipientenmerkmale in Bezug auf Medienbeiträge zu den Themen Klimawandel und Umweltschutz zusammengefasst um möglichst viele Faktoren zu erfassen.
Zuerst stellt sich die Frage, wie Kommikatoren mit dem Thema des Klimawandels umgehen und vor allem inwiefern sie versuchen, Rezipienten zu beeinflussen. Peter und Heinrichs (2005, S. 101f.) stellen durch eine Befragung (n=254) fest, dass, mehr noch als Umweltexperten, ein Großteil der Journalisten eine Ablehnung gegenüber einer pädagogischen beziehungsweise paternalistischen Haltung der Medien in Bezug auf Umweltprobleme gegenüber dem Publikum empfindet.
Ergänzend zeigt Maurer (2011, S. 71f.) in einer Studie, in der drei bekannte Printmedien zur Untersuchung herangezogen werden, dass Journalisten zwar normative Vorstellungen von dem journalistisch-redaktionellem Umgang mit den Umweltproblemen und den damit verbundenen Ungewissheiten haben, oft aber nicht nach ihnen handeln. Durch konkrete Hinweise oder Formulieren im Konjunktiv könnten Journalisten auf wissenschaftliche Unsicherheiten in Bezug auf die Entwicklung des Klimawandels hinweisen. Obwohl viele der Befragten diese Vorgehensweise als richtig erachten, versuchen sie Eindeutigkeit für Informationen zu schaffen und die Rezipienten auf „[…] die eventuell bevorstehenden Probleme [vorzubereiten].“ (Maurer, 2011, S. 71f.). Immerhin ist das Informieren der Bürger, vor allem über globale Probleme, die öffentliche Aufgabe der Medien. Durch Orientierungen an anderen Medien erfolgt zudem eine Konsonanz der Berichterstattung über die Folgen des Klimawandels (vgl. Maurer, 2011, S. 71f.).
Inwiefern die Medien die Rezipienten tatsächlich beeinflussen, wurde bereits in einer Langzeitstudie von 1970 bis 1990 erforscht. Das Agenda-Setting, also die Thematisierungsfunktion der Medien in Bezug auf die Umweltverschmutzung, wurde bestätigt. Jedoch wurde seinerzeit keine Korrelation zwischen der Agenda und den tatsächlichen Begebenheiten gefunden. Trotz sinkender Umweltbelastungen, stieg die Berichterstattung zu dem Thema. Demnach gab es eine negative Korrelation in Bezug auf Wasserverschmutzung und Luftunreinheit. Eine positive Korrelation wurde hingegen in Verbindung mit der Abfallverschmutzung gefunden. Es wurde vermutet, dass dies unter anderem mit der zunehmenden Wichtigkeit des Recyclings und der direkten Betroffenheit der Bürger begründet werden kann. Ader betont ebenfalls, die Medien sollten den Bürgern die Wichtigkeit des Umweltschutzes nahebringen (vgl. Ader, 1995, S. 309-310).
Schulz stellt in seiner Studie 2003 grundlegend fest, dass die Massenmedien die wichtigste Quelle für Informationen zu Umweltproblemen sind. Der Priming-Effekt „lenkt die Aufmerksamkeit der Rezipienten auf bestimmte, von den Medien besonders betonte Aspekte“ (Pürer, 2014, S. 383). Im Rahmen dieser Theorie formuliert Schulz (2003, S. 387 – 413), dass Medien die Urteile über den Zustand der Umwelt und die eigene Umweltbelastung beeinflussen, selbst wenn sich diese nicht auf die eigene Wahrnehmung stützen können.
Dies steht den Erkenntnissen von Ader gegenüber, wobei jedoch auch die verschiedenen Untersuchungszeitpunkte und die damit einhergehenden Wissensstände, auf verschiedenen Ebenen, beachtet werden muss.
Natürlich stellt sich nun auch die Frage, durch welche Art von Medium und mit welcher Wirkung die Rezipienten beeinflusst werden. In einer repräsentativen Umfrage (n = 16.114) gaben über 70% der Befragten an, den Fernseher als Quelle für Informationen zur Umwelt zu nutzen. Etwa 60% gaben an, publizistische Medien und nur 13% das Radio für diesen Zweck zu gebrauchen (vgl. Schulz, 2003, S. 388).
Eine weitere Studie untersuchte im selben Jahr das Verhältnis von Umweltbelangen, fünf Arten des Fernsehens und des klimafreundlichen Verhaltens anhand der Kultivierungshypothese Diese formuliert den Zusammenhang des TV-Konsums und die Art, wie Rezipienten die Welt wahrnehmen (vgl. Williams, 2006, S. 69-87). Laut Holbert, Kwak und Shah (2003, S.177) führen besonders Fernsehnachrichten und Naturdokumentationen zu verstärktem Umweltbewusstsein und sogar dementsprechenden Verhalten, welches sich in dem Wunsch nach Recycling, Kauf von umweltfreundlichen Produkten und Energieersparnissen im Alltag äußert. Verschiedene Formen des Unterhaltungsfernsehens sind nicht mit den entsprechenden Variablen verbunden. So folgt die Erkenntnis, dass es einen Unterschied zwischen der Wirkung von fiktionalem und nicht-fiktionalen TV-Angeboten gibt. Des Weiteren muss bei Letzterem differenziert werden; Nachrichten berichten eher über Umweltkatastrophen während Dokumentationen die Wichtigkeit des Erhalts und der Unberührtheit der Natur in den Vordergrund stellen (vgl. Holbert, Kwak, Shah, 2003, S. 177). Scheinbar führen jedoch beide Darstellungen zu ähnlichen Beeinflussungen des Umweltbewusstseins der Rezipienten.
Die Studie „Before And After The Day After Tomorrow“ erweitert diese Annahme: Im Zuge des Katastrophenfilms, den rund 10% der US-Bürger konsumierte, wurden dessen Auswirkungen empirisch überprüft. Erwiesenermaßen steigt das Umweltbewusstsein der Rezipienten nach dessen Rezeption erheblich. Ebenso erhöht sich das Engagement in persönlichem und sozialem Leben, den Klimawandel als eine nationale Problem-Priorität zu sehen. Sogar das Wahlverhalten wird beeinflusst (vgl. Leiserowitz, 2004, S. 34).
Sehr widersprüchlich sind die aktuelleren Untersuchungen von Arlt, Hoppe und Wolling. Laut ihnen gibt es in Bezug auf klimafreundliche Lebensstilveränderungen „[…] bei Fernsehnachrichten und Onlinemedien gar keinen Effekt […] [jedoch] wirkt sich die Nutzung von wöchentlich erscheinenden Printmedien sogar nachteilig auf die Absicht einer Lebensstilveränderung aus.“ (Arlt, Hoppe, Wolling, 2010, S. 22) Es können ebenfalls keine Beeinflussungen zum eigenen Problembewusstsein nachgewiesen werden. Einen positiven Zusammenhang gibt es zwischen der Rezipienten-Absicht, aktiv für Klimaschutz zu werden, und der Nutzung verschiedener Medienangebote, vor allem den öffentlich-rechtlichen Fernsehnachrichten. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass eindrückliche Katastrophenbilder eine hohe Wirksamkeit und den Wunsch nach aktiver Veränderung aufweisen. Schulz stützt einige Aussagen durch die sinnhaft ähnliche Annahme, Bürger würden eher ihre Besorgnis über den Zustand der Welt äußern, als über ihre eigene Umweltbelastung zu klagen (vgl. Schulz, 2003, S. 388).
Weitere Aussagen über die Rezipienten tätigt die Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland 2010“ in welcher die Bevölkerung differenziert durch das Sinus-Milieu betrachtet wird. Sozial benachteiligte Gruppen sind erwiesenermaßen überproportional oft von Umweltbelastungen betroffen und zeigen geringe Werte des Umweltbewusstseins auf. Besonders jüngere Menschen sehen den Umweltschutz als politisches Aufgabenfeld und formal höher Gebildete üben häufiger umweltfreundliche Verhaltensweisen aus (vgl. Borgstedt, Christ, Reusswig, 2010, S. 31). Leider unterschieden weitere Studien nicht zwischen Alter, Geschlecht oder anderen soziodemografischen Faktoren. Mit weiteren Studien wäre in Zukunft empirisch belegbar, welche Rezipienten in ihrem Umweltbewusstsein besonders von Medien beeinflusst werden.
Insgesamt ist diese Dokumentation in verschiedene Faktoren eingeteilt, welche alle einen Teil der Beeinflussung der Medien auf das Umweltbewusstsein der Rezipienten ausmachen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kommunikatoren, die am Anfang einer Berichterstattung stehen, sich in einem Konflikt der journalistischen Grundsätze befinden. Einerseits haben sie normative Vorstellungen und wollen das Publikum nicht gezielt bevormunden oder beeinflussen. Andererseits ist es ihre Aufgabe die Bürger zu informieren und so erfolgt, auch durch Orientierung an anderen Medien, ein langanhaltendes Agenda-Setting der Umwelt-Thematik.
Inwiefern dies die Rezipienten tatsächlich in ihrem Umweltbewusstsein beeinflusst, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Ein ausschlaggebender Faktor, die Medieninhalte, wurden beispielsweise von Ader (1995, S. 300-311) untersucht und die Annahme bestätigt, dass es ein Agenda-Setting zu den Themen Klimawandel und Umweltschutz gibt. Es konnte, ihm Rahmen diese Studie, nur zu einem Theilaspekt der Umweltverschmutzung eine positive Korrelation festgestellt werden. Schulz (2003, S. 387-413) legt in seinen Ergebnissen hingegen die Beeinflussung der Medien in Bezug auf die Wahrnehmung der Umwelt und die eigene Umweltbelastung nieder.
Eindeutig ist jedenfalls, dass Rezipienten bevorzugt den Fernseher als Medium der Information über die Umwelt nutzen. Studien zeigen klimafreundlicheres Verhalten nach Nachrichtenbeiträgen, Naturdokumentationen und sogar nach einem fiktionalen Katastrophen-Film. Die Ergebnisse von Arlt, Hoppe und Wolling (2010, S. 3-25) zeigen zwar keine mediale Beeinflussung in Bezug auf das Problembewusstsein oder eine Verhaltensänderung der Rezipienten. Jedoch steigt der Wunsch aktiv gegen den Klimawandel
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- Quote paper
- Giulia Torella (Author), 2020, Welche Faktoren führen zu einer medialen Beeinflussung des Umweltbewusstseins der Rezipienten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1215220