Nach anfänglichen Schwierigkeiten und der finalen Intervention durch die Masse des Volkes gelang es Kleisthenes letzten Endes, die Führung über Athen zu gewinnen und seine Reformen durchzusetzen. Doch was hat es mit den Reformen auf sich, um welche Reformen handelt es sich überhaupt? Schwerpunktartig wird es in dieser Hausarbeit darum gehen, was das Werk "Athenaion politeia" über Kleisthenes berichtet. Denn die Athenaion politeia bilden den Ausgangspunkt für die Problematik, was Kleisthenes erreichen wollte und was er erreichen konnte. Der Verfasser dieses Werk scheint Aristoteles bzw. ein Schüler von Aristoteles zu sein, was aber bislang noch umstritten ist.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung
2 Das Zeitalter der Reformen
2.1 Vorgeschichte Athens
2.2 Reformen des Kleisthenes und die Phylenordnung Athens
3 Politische und gesellschaftliche Folgen für Athen
4 Fazit
5 Anhang
5.1 Quellen
5.2 Literatur
5.3 Internetseiten
1 Einführung
An der Wende vom 6. zum 5. Jahrhundert v. Chr. entfaltete sich in Athen eine spannungsgeladene Situation. Die Tyrannis schien allmählich seinen Machteinfluss zu verlieren und geriet immer mehr unter Bedrängnis. Spätestens nachdem der Alkmeonide Kleisthenes aus dem Exil heraus gegen die Tyrannen mobilisierte, indem er das Orakel mit finanziellen Zuwendungen für sich gewann, musste Hippias, der letzte Tyrann von Athen, nach der militärischen Intervention Spartas unter König Kleomenes I. abdanken. Damit war zwar die Tyrannis in Athen untergegangen, aber eine neue Ära eingeleitet worden.
In Athen blieb ein Duft des Machtstreites in der Luft übrig. Dieser Machtstreit wurde unter den beiden angesehenen Politikern Kleisthenes und Isagoras vorangetragen, wobei sie beide zuvor in Kooperation gegen die Tyrannen vorgingen. Als man einsah, dass Isagoras nicht der übliche Kandidat für die Besserung der inneren konstitutionellen Unruhen war, indem er über oligarchische Ambitionen verfügte und das Volk von der politischen Partizipation fernhalten wollte, wendete sich das Blatt auf Kleisthenes Seite. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und der finalen Intervention durch die Masse des Volkes gelang es Kleisthenes letzten Endes die Führung über Athen zu gewinnen und seine Reformen durchzusetzen. Doch was hat es mit den Reformen auf sich, um welche Reformen handelt es sich überhaupt? Sowohl die Phylenordnung als auch das Gesetz der Ächtung, bekannt als Ostrakismos, werden dem Kleisthenes zugeschrieben. Auf die Frage, weshalb Kleisthenes Reformen durchsetzte, als sich zum Tyrannen zu erklären und welche Absichten er damit verfolgte, soll der vorliegende Beitrag nun näher eingehen. Wichtig ist es hierbei zu betonen, dass im nachfolgenden Quellen vorgestellt werden, die zwar grundsätzlich das Interesse verfolgen Ereignisgeschichte widerzugeben, aber das Ganze aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und dementsprechend eine eigene Rezeption abgeben. Ihr Potenzial besteht also nicht darin, neutral zu erzählen - denn jede Hinterlassenschaft enthält eine vom Verfasser eigene intendierte Bedeutung - sondern in der Meinungsfrage.
Schwerpunktartig wird es in dieser Hausarbeit darum gehen, was das Werk Athēnaion politeia über Kleisthenes berichtet. Denn die Athēnaion politeia bilden den Ausgangspunkt für die Problematik was Kleisthenes erreichen wollte und was er erreichen konnte. Der Verfasser dieses Werk scheint Aristoteles bzw. ein Schüler von Aristoteles zu sein, was aber bislang noch umstritten ist.
Sicher ist jedoch, dass die Geschehnisse und daher auch die Zeit unmittelbar nach den Kleisthenischen Reformen, bereits vor der Entstehung dieses Werkes schon vollendet gewesen sind und die Athēnaion politeia deshalb Kleisthenes in einem Gesamtzusammenhang athenischer Verfassungsgeschichte ordnen können, wie im Folgenden zu sehen sein wird.
2 Das Zeitalter der Reformen
2.1 Vorgeschichte Athens
Nachdem Peisistratos die Tyrannis in Athen errichtet hatte, dem Volk durch die Förderung ihres Gewerbe wirtschaftliche Konsolidierung ermöglichte und sich problemlos seiner Politik widmen konnte, vollstreckte sich im Laufe der Zeit ein steigendes Interesse an der Politik teilzuhaben. Es ist schwierig zu erklären, was nach der Errichtung der Tyrannis geschehen ist, da hier die mangelnde Quellenlage nicht viel sagen kann. Dennoch ist dem Volk eine Unzufriedenheit zuzumuten, da sich der Drang nach politischer Partizipation allmählich verstärkte. Spätestens, nachdem der Tyrann Hipparchos beim Panathenäenfest infolge eines Attentates zum Tode gefallen war, hatte Hippias mit Aufständen zu kämpfen. So ließ er unmittelbar nach dem Tod seines Bruders das Volk mit Gewaltmitteln bestrafen. Um der Entscheidung des Hippias eine Rechtfertigung beizumessen, kann sein Vorgehen als eine Art Zwangsmaßnahme verstanden werden. Hippias musste sich vergegenwärtigen, dass die autoritäre Stellung der Peisistratiden unter dem Volk nicht mehr präsent war und stärker, das Volk konnte einsehen, dass die Peisistratiden geschwächt wurden. Insofern sah sich Hippias gezwungen mit den Tyrannenfreunden der Perser (faktische Satrapen) eine dynastische Verbindung einzugehen, um im Falle eines Bürgerkrieges auf die persische Unterstützung zu setzen.1
Die Alkmeoniden, ein Adelsgeschlecht, das nach der Errichtung der Tyrannis ins Exil gehen musste, leiteten von Delphi aus, mithilfe des Königs Kleomenes I. von Sparta, den Sturz des Tyrannen Hippias ein. Mit Kleisthenes an der Spitze wurden große Mengen an finanziellen Zuwendungen an das Orakel investiert, was dazu beitrug, Delphi auf ihre Seite zu ziehen.
Die Spartaner, die abergläubig waren und die Aussagen des Orakels als Wahrheit empfanden, wurden dem Kleisthenes unversehens eine militärische Unterstützung. 510 v. Chr. wurde schließlich Kleomenes I. durch eine Lüge des Orakels dazu bewegt die Peisistratiden aus Athen zu verbannen. So musste die Herrschaft des Hippias kapitulieren. Hippias ging zuerst nach Sigeion, nach verfehlter Rekonziliation mit Kleomenes nach Lampsakos und Susa,2 als letzter Fluchtort zu den Persern.3 Dort verband er sich mit den Persern und verschwor sich gegen die Alkmeoniden. Er brach mit dem persischen Heer nach Griechenland auf und musste vor Marathon das Scheitern seiner Hoffnung erleben.4 Eher ist hier die Annahme zu unterstreichen, dass die Perser ihn mitnahmen, um ihn erneut in Athen einzusetzen, d. h. bevor die Schlacht in Marathon seinen Lauf bekam, gaben sich die Perser der Hoffnung, Athen könne von Tyrannen regiert werden die unter ihrer Kontrolle stehen würden. Statt nach Athen mit stärkerer Macht als zuvor zurückzukehren und der politischen Herrschaft der Peisistratiden eine Konsolidierung zu ermöglichen, wurden die Peisistratiden darauf in ganz Griechenland geächtet.5
Kleisthenes, welcher als Protagonist mit dem Untergang der Tyrannis verbunden wird, war aber nicht alleine. Isagoras, der Sohn des Teisandros, konkurrierte nach dem Sturz der Tyrannis mit Kleisthenes um die Vormacht in Athen. Isagoras wird wohl eher ein Tyrannenfreund gewesen sein, denn an der Politik konnten nur diejenigen partizipieren, die im Interesse der Tyrannen handelten. So wundert es nicht, dass Isagoras oligarchischen Ambitionen gesinnt war, indem seiner Ansicht nach die öffentliche Regierungsgewalt nur 300 Aristokraten übertragen werden sollte. Als Isagoras für das Jahr 508/7 v. Chr. zum Archon gewählt wurde, bemühte sich Kleisthenes erfolgreich um die Unterstützung des dḗmos (Volk). Isagoras musste nun weitere Machtressourcen mobilisieren und veranlasste nach traditioneller Manier seinen Gastfreund Kleomenes I. von Sparta zur Intervention und zur Verbannung des Kleisthenes sowie weiterer 700 Familien.6 Isagoras‘ oligarchischer Plan, die bulḗ (Rat der 500) aufzulösen und ein kontinuierliches oligarchisches Regime einzurichten, scheiterte am Widerstand des Rates. Das spartanische Heer und Isagoras wurden zum Abzug gezwungen und die übrigen Anhänger hingerichtet. Ein späterer Versuch des Kleomenes, Isagoras mit militärischer Gewalt als Tyrannen einzusetzen, blieb erfolglos. Danach wurde er in Abwesenheit zum Tode verurteilt.7
Festgehalten werden kann damit, dass Kleisthenes ohne militärische Allianz und ohne die Hilfe von weiteren vermögenden Politikern es nicht geschafft hätte, den Sturz der Tyrannis zu verwirklichen. Sowohl die militärische Unterstützung der Spartaner, als auch das Ansehen im Volk waren die Zwangsvoraussetzungen. Es war aber nicht nur die Frage, wie die Tyrannis beseitigt werden konnte, sondern eher, wie ein dauerhaftes und stabiles politisches Konzept geschaffen werden konnte, die in seinem Interesse war. Hier hatte Kleisthenes einzusehen, dass ein monarchisches oder oligarchisches Regierungskonzept nicht im Interesse des Volkes gewesen wäre. Denn die bisherige politische Leitung hob strikt Staatsmänner hervor, die aus angesehenen Häusern stammten und eine politische Elite bildeten. Daher schlug Kleisthenes einen anderen Weg ein und versuchte an erster Stelle das Volk durch Gleichberechtigung auf seine Seite zu ziehen. Allerdings musste dies nicht proportional bedeuten, dass Kleisthenes ein Demokrat war, vielmehr ein rhetorischer Künstler. Solon darf hier nicht außer Acht gelassen werden, denn die Reformen Solons scheinen für Kleisthenes als Kalkül zu gelten.8 Daher stellten die abgeschwächten Gremien unter Solon für Kleisthenes Meilensteine dar, auf die Kleisthenes sein weiteres Vorgehen planen konnte.9 Er durfte hier keinesfalls den Anschein einer egozentrischen Machtmobilisierung erwecken und musste dagegen den Eindruck der politischen Partizipation des Volkes vermitteln. Die Übertragung der Regierung von einem kleinen Kreis vermögender Personen nun zu einem öffentlich zugänglichen Volk und besonders, die zeitlich günstige Lage, in der das Volk für jede erdenkliche Lösung einer Demokratie nahen Idee offen war, bildet hier den Weg für Kleisthenes Aufstieg.
2.2 Reformen des Kleisthenes und die Phylenordnung Athens
Ein wichtiger Weg für Kleisthenes stellte die Phylenordnung dar. In dem Beitrag „ Kleisthenes and Athenian Nomenclature “ des Historikers Timothy F. Winters, welche 1993 in der Zeitschrift The Journal of Hellenic Studies erschienen ist, bezieht sich Winters auf die Athēnaion politeia (21,4) und stellt die Bedeutung der überlieferten Phylenreform des Kleisthenes dar.10 Er ordnet der Phylenordnung den Begriff „Nomenklatur Athens“ zu und vermittelt den Eindruck einer kontinuierlich wirkenden Namensgebung.11 Laut dem 4 Satz aus dem 21. Kapitel der Athēnaion politeia, eine Papyrusschrift, in der Aristoteles (oder ein Schüler) die athenische Verfassung unter Kleisthenes zu beschreiben versuchte, wird folgendes (übersetztes) Zitat überliefert:
Further, he divided the country into thirty groups of demes, ten from the districts about the city, ten from the coast, and ten from the interior. These he called trittyes; and he assigned three of them by lot to each tribe, in such a way that each should have one portion in each of these three localities. All who lived in any given deme he declared fellow-demesmen, to the end that the new citizens might not be exposed by the habitual use of family names, but that men might be officially described by the names of their demes; and accordingly it is by the names of their demes that the Athenians speak of one another. (Aristot. Ath. pol. 21,4. Engl. Übersetzung von Frederic G. Kenyon, 2008)
Die im Projekt Gutenberg auffindbare Übersetzung des britischen Altphilologen Kenyon zu entnehmen, wird deutlich, dass Aristoteles dem Kleisthenes eine Volkszergliederung zuschreibt. Er knüpft auf die vorherige Zeit an und sagt, dass es unter Peisistratos schon 4 Phylen mit jeweils eigenen (Trittyen) Gliederungen gab, die jedoch als eigene Stämme zu betrachten waren und daher eine gentilizische Sonderstellung einnahmen.12 Die umliegenden dḗmos (Grundeinheiten, vom Ausmaß ungefähr mit Bezirken zu vergleichen) hatten den Zweck nun darin, natürlich entstandene lokale Einheiten zu bilden, die Teil der jeweiligen Phyle werden sollten. So konnte die Dreiteilung einer Phyle in ásty (Stadt) , paralía (Küste) , mesógeios (Inland) eine stärkere Zergliederung der Phyle und zugleich die Vermischung des Volkes gewährleisten, mit dem Hintergrund, den Grundsatz der Isonomie (isótēs) zu manifestieren. Isonomie bedeutet hier die Gleichstellung der Bürger vor dem Gesetz und damit den sozialen Ausgleich der Bevölkerung. Unter dem Vorwand also das Volk zu vermischen, hatte Kleisthenes versucht, Vorteile oder Nachteile, die je nach familiärem Prestige und Besitz hätten auftreten können, zu verhindern. Primär lag also das Ziel darin, die gentilizischen Strukturen durch die Hervorhebung einer Elite aus einem Kreis von wohlhabenden Personen zu durchbrechen und damit das Vertrauen des Volkes zu sichern. Kleisthenes führte eine große Zahl von Neubürgern durch die Berechtigung freigelassener Sklaven und ansässiger Fremdlinge ein und erleichterte deren Aufnahme in die Gemeinschaft durch Änderung der offiziellen Bezeichnungsweise. Diese neue Reorganisation der Bürgerschaft wurde zur Grundlage des öffentlichen Lebens. Jeder Athener gehörte einem Demos an und damit auch der Phyle, zu der sein Demos gehörte. Aus diesem Zitat kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass Kleisthenes eine Änderung in der Bezeichnung oder Bekanntheit der athenischen Bürger vom Patronym zum demotischen Gesetz erlassen hat, um die Gleichheit der Bürger zu fördern. Nicht mehr der Vatername (Patronym), sondern der Name des jeweiligen dḗmos hatte nun eine Verbindlichkeit für sie. Deren neutral erscheinenden Namen waren künftig die Grundlage für ihr gleichberechtigtes Ansehen innerhalb der athenischen Gemeinschaft. Dennoch darf an dieser Stelle nicht vergessen werden, dass es darüber hinaus auch weiterhin wichtige aristokratische Geschlechter gab, die mit ihren Vaternamen oder Familiennamen identifiziert wurden, wie die gefundenen óstraka (Tonscherben) verdeutlichen.13
[...]
1 Der Begriff „Satrap“ (altgriech. σατράπης satrápes; altpers. xšaçapāvān, „ Schützer der Herrschaft “) war im antiken Perserreich der Titel eines Statthalters einer größeren Provinz, einer sogenannten „Satrapie“. Die Entstehung dieses Begriffs fand also in einem ethnisch und geografisch fernen Reich statt und beschränkte sich hiermit auf Statthalter innerhalb des Perserreiches. Satrapen hatten eine politisch-administrative und militärische Leitungsfunktion. Neben der Steuereintreibung seiner Satrapie war der Satrap im Kriegsfall gegenüber seinem Herrscher (dem Großkönig) dazu verpflichtet, Truppen zu stellen. Die Zuschreibung eines Satrapen in diesem Fall auf den Oberherrn einer griechischen Polis wäre hier aus ethnischen Gründen nicht möglich. Die Kooperation hingegen oder genauer die Unterwerfung der griechischen Tyrannen, infolge der Bereitschaft zukünftig Steuern als Tributzahlung zu entrichten, macht sie jedoch zu Untertanen der persischen Herrschaft und damit zu faktischen Vasallen, denen vergleichbare Pflichten zufielen, wie auf die Satrapen im Perserreich. Vgl. dazu: Strab. 15.
2 Zunächst versuchte er die Beziehungen zu den Spartanern wiederherzustellen, musste sich aber kurze Zeit später damit abfinden.
3 Herodot bildet die älteste Quelle, die im Zusammenhang der Perserkriege auch auf die inneren politischen Zustände Athens eingeht. Ob Hippias tatsächlich den Persern zur Flucht fiel, ist der Argumentation zuzumuten. Herodot hätte nicht umsonst erwähnt, dass Hippias seine Tochter mit dem Sohn eines Tyrannen verlobt hat, der mit den Persern in einer Allianzsituation steht. Das Handeln des Hippias bestätigte damit schon zu Beginn eine dynastische Verbindung aufzubauen um eine Kooperation mit den Persern einzugehen. Für Herodot war dies der Schritt, um Hippias als Feind der Griechen zu zeigen. Denn im weiteren Verlauf kann Herodot damit argumentieren, dass Hippias sich aus Angst gegen die Alkmeoniden verschwören habe und sich mit den Persern gegen sein eigenes Vaterland verschwörte. Somit ist nun außer Frage, dass er zukünftig in Athen regieren kann. Vgl. dazu: Hdt. 5,63-4; 65; 91-4; 96.
4 Hdt. 6,102; 107-9; 121.
5 Thuk. 6,55.
6 Zuvor hatte Isagoras diesen Schritt (mit Kleisthenes) angetreten um die Tyrannis abzuschaffen. Herodot spricht hier von einer Kooperation der Beiden, wogegen er im Anschluss damit fortfährt, dass Isagoras nun den letzten Rivalen für Kleisthenes darstellte. Kritischerweise spricht Herodot hier von 700 Familien was nur den Hintergrund haben kann, Kleisthenes eine Beliebtheit bzw. Popularität beizumessen. Die Anzahl der Familien sollte wiederum eher eine Übertreibung sein.
7 Aristot. Ath. pol. 20.
8 Der Begriff „Kalkül“ ist in diesem Zusammenhang so zu interpretieren, dass die vorbereiteten Reformen Solons dem Kleisthenes eine Grundlage darboten, um darauf aufzubauen. Wichtige politische Gremien wurden damit von Solon eingeführt, wie z.B. der Rat sowie die Volksversammlung, aber nun von Kleisthenes ausgebaut.
9 Gemeint sind hier mehr die exekutiven Funktionen. Die Volksversammlung hatte nur eingeschränktes Mitspracherecht und der Rat der 400 war ein ehrenamtliches Amt, welches aus wohlhabenden Mitgliedern bestand. So war der Großteil der athenischen Bevölkerung von der politischen Teilnahme ausgeschlossen.
10 Wie zu Beginn erwähnt, ist die Zuschreibung des Werkes auf Aristoteles nicht sicher, dennoch geht die Forschung stark davon aus.
11 Nomenklatur (lateinisch, nomenclatura) ist ein weit verbreiteter Begriff unterschiedlicher Verwendung. In diesem Zusammenhang wird er aus der prähistorischen Archäologie verwendet und meint eine Art Namensverzeichnis der einzelnen Phylen. Die Phylenordnung sah eine Umstrukturierung bzw. Erweiterung der Stämme vor, die jeweils eigene (Herrschafts-)Namen erhielten. Als Synonym zu dieser Terminologie kann auch das Wort „Benennung“ oder „Bezeichnung“ der athenischen Demen gelten. Vgl. dazu: Winters, Timothy F.: Kleisthenes and Athenian Nomenclature. In: The Journal of Hellenic Studies, 1993, Vol. 113, Hrsg.: The Society for the Promotion of Hellenic Studies, 1993, S. 162-165.
12 Der Begriff gentilizisch von „Gens“ (lateinisch, „ das Geschlecht “) meint hier eine Gruppe von Personen die von vermögenden Familien abstammten. Diese gentes waren eher Familienverbände, die durch ihr Vermögen höhere Ämter erreichen konnten und damit eine Elite bildeten. Überwiegend ist hier auf das Amt der Archonten hinzuweisen, welche nur von Personen der 1. und 2. Steuerklasse bekleidet werden durfte und in der Zeit Solons, die Haushaltsführung Athens übernahm.
13 Die Universität Giessen hat in dieser Richtung ein Projekt begonnen die es ermöglicht, anhand der ausgegrabenen óstraka sogar Aussagen auf ihre Ursachen treffen zu können. So waren die Patronyme weiterhin bekannte Namen an die man sich orientierte, aber auch gewisse Charakteristika, also auch Vorwürfe, wie des Medismos (Kooperation mit den Persern), gehörten dazu. Vgl.: Die Ostraka der Kerameikosgrabung in Athen: https://www.uni-giessen.de/fbz/fb04/institute/altertum/klassarch/forschung/abgeschlosseneProjekte/die-ostraka-der-kerameiko ein Projekt der Justus Universität Gießen, Zugriff: 11.12.2021.