Diese Hauptseminararbeit beschäftigt sich mit dem "Untergang des Seekriegsrechtes" im Ersten Weltkrieg und beurteilt Seekriegsrechtesverletzungen britischer wie auch deutscher Seite mit den Mittlen des Historikers. Dabei wird ein Überblick über Quellen, Literaturlage sowie Neuveröffentlichungen gegeben. Obwohl der Schweizer Völkerrechtler, Johann Caspar Bluntschli, in seinem bereits 1874
erschienenen Werk „Das moderne Kriegsrecht der civilisierten Staaten“ die Hoffnung
äußerte, der Krieg könnte durch allgemein verbindliche Regeln etwas von seiner
Grausamkeit einbüßen und humaner geführt werden, zeigt der Blick in die Vergangenheit
leider die Illusion dieser Hoffnung. Ob Folterungen in amerikanischen Militärgefängnissen
im Zuge des dritten Golfkrieges oder aktuell die Gedenkfeiern zur Bombardierung
Dresdens, auch die Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht im zweiten
Weltkrieg, all diese Ereignisse verdeutlichen uns, dass es so gut wie keine kriegerischen
Konflikte gibt, die sich durch eine rechtliche Handhabung eindämmen oder humanisieren
lassen. Manchmal können wenigstens im Nachhinein die Verantwortlichen zur
Verantwortung gezogen werden, so wie zuletzt die Verbrechen im Zuge des Balkankrieges
vor dem UN Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verhandelt worden sind. Das Thema
Kriegsrecht und Kriegsverbrechen hat also von seiner Aktualität traurigerweise nichts
verloren. Kriegsverbrechen, insbesondere Seekriegsrechtsverletzungen, sind von Seiten der Entente
in Form der „Hafenblockade“ wie von Seiten der Mittelmächte in Form eines
uneingeschränkten U-Boot-Krieges auch im Ersten Weltkrieg begangen worden. Um die
Aufarbeitung von Kriegsverbrechen ging es infolgedessen bereits bei den Leipziger
Prozessen, wenn auch der Erfolg dieser Aufarbeitung durchaus in Frage gestellt werden
darf und später noch beurteilt werden wird. Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel die
Legalität beider Maßnahmen anhand der damals gültigen seekriegsrechtlichen Normen zu
überprüfen. Im Falle des deutschen U-Boot-Krieges soll diejenige Entwicklung, die zu
seiner Enthemmung geführt hat und im Spannungsfeld zwischen Reichsleitung und
Militärs stattfand, aufgezeigt werden. Letztendlich beschwor sie den „Untergang des
Seekriegsrechts“ herauf.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. „Der Untergang des Seekriegsrechts“
- 2.1. Der deutsche Einsatz von Seeminen
- 2.2. Die englische Hafenblockade
- 2.3. Der U-Boot-Krieg
- 2.3.1. Die völkerrechtliche Seite des U-Boot-Krieges
- 2.3.2. Reichsregierung contra Militärs: Die Problematik des U-Boot-Krieges am Beispiel des Lusitania-Falls während der ersten Offensive
- 2.3.3. Die Entscheidung für den uneingeschränkten U-Bootkrieg
- 3. Die Aufklärung von Seekriegsverbrechen und das Leipziger Reichsgericht
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Legalität der englischen Hafenblockade und des deutschen uneingeschränkten U-Boot-Krieges im Ersten Weltkrieg anhand der damaligen seekriegsrechtlichen Normen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Entwicklung, die zur Enthemmung des U-Boot-Krieges führte und dem Spannungsfeld zwischen Reichsleitung und Militär. Abschließend wird die Rolle des Leipziger Reichsgerichts bei der Aufarbeitung der begangenen Kriegsverbrechen beleuchtet.
- Die Legalität der englischen Hafenblockade im Lichte des Völkerrechts.
- Die Entwicklung und die Rechtmäßigkeit des deutschen U-Boot-Krieges.
- Der Konflikt zwischen Reichsregierung und Militär bezüglich der U-Boot-Strategie.
- Die Aufarbeitung von Seekriegsverbrechen durch das Leipziger Reichsgericht.
- Analyse der seekriegsrechtlichen Normen des Ersten Weltkriegs.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung: Die Einleitung stellt die Aktualität des Themas Kriegsrecht und Kriegsverbrechen heraus und führt in die Thematik der Seekriegsrechtsverletzungen im Ersten Weltkrieg ein. Sie benennt die Zielsetzung der Arbeit, die Überprüfung der Legalität der englischen Hafenblockade und des deutschen U-Boot-Krieges sowie die Untersuchung des Spannungsfeldes zwischen Reichsleitung und Militär.
Kapitel 2: „Der Untergang des Seekriegsrechts“: Dieses Kapitel analysiert den deutschen Einsatz von Seeminen und die englische Hafenblockade im Kontext des Völkerrechts. Der Fokus liegt auf dem U-Boot-Krieg, einschließlich seiner völkerrechtlichen Aspekte und der Problematik im Spannungsfeld zwischen Reichsregierung und Militär, am Beispiel des Lusitania-Falls.
Kapitel 3: Die Aufklärung von Seekriegsverbrechen und das Leipziger Reichsgericht: Dieses Kapitel befasst sich mit der Untersuchung von Seekriegsverbrechen und der Rolle des Leipziger Reichsgerichts bei deren Aufarbeitung.
Schlüsselwörter
Seekriegsrecht, Erster Weltkrieg, U-Boot-Krieg, Hafenblockade, Völkerrecht, Kriegsverbrechen, Leipziger Prozesse, Reichsgericht, Militär, Reichsregierung, Prisenordnung.
- Arbeit zitieren
- M.A. Florian Haubold (Autor:in), 2005, „Der Untergang des Seekriegsrechts“, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/119645