Egal welches Jahrhundert, welches Land, welche Kultur, welches Alter oder Geschlecht – Liebe ist Vielfalt. Aber was macht Liebe aus?
Anna, 19, und Ben, 20, sind seit zwei Jahren ein Paar. Sie haben sich in der Grundschule kennengelernt und sind seitdem befreundet, teilen ein Interesse für Musik und Sport und planen eine gemeinsame Zukunft. Aufgrund ihres streng religiösen Elternhauses liegt es in Annas moralischer Wertvorstellung, keinen Sex vor der Ehe zu haben.
Anhand ihrer Beziehung soll die Thematik Liebe und Liebesbeziehungen näher betrachtet werden. Besonders eingegangen wird auf die verschiedenen Arten der Liebe. Danach werden essenzielle Komponenten einer Beziehung verdeutlicht. Daraus werden beziehungsförderliche Verhaltensweisen abgeleitet.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Liebesbeziehungen
2.1 Liebe – Definition
2.2 Zufriedenheit in einer Beziehung
2.3 Stabilität in einer Beziehung
2.4 Beziehungsförderliche Verhaltensweisen
3. Allgemeine Beziehungsprozesse
3.1 Arten von Beziehungen
3.2 Selbstenthüllung
3.3 Sensibilität für die Bedürfnisse des Partners
3.4 Beendigung einer Beziehung
4. Schluss
Literaturverzeichnis…
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Arten der Liebe
Abbildung 2: Investitionsmodell
1. Einleitung
„Liebe hat viele Gesichter“ – Napoleon Bonaparte.1
Egal welches Jahrhundert, welches Land, welche Kultur, welches Alter oder Ge- schlecht – Liebe ist Vielfalt. Aber was macht Liebe aus?
Anna, 19, und Ben, 20, sind seit zwei Jahren ein Paar. Sie haben sich in der Grund- schule kennengelernt und sind seitdem befreundet, teilen ein Interesse für Musik und Sport und planen eine gemeinsame Zukunft. Aufgrund ihres streng religiösen Eltern- hauses liegt es in Annas moralischer Wertvorstellung keinen Sex vor der Ehe zu ha- ben.
Anhand ihrer Beziehung soll die Thematik Liebe und Liebesbeziehungen näher be- trachtet werden. Besonders eingegangen wird auf die verschiedenen Arten der Liebe. Danach werden essenzielle Komponenten einer Beziehung verdeutlicht. Dar- aus werden beziehungsförderliche Verhaltensweisen abgeleitet.
2. Liebesbeziehungen
2.1 Liebe – Definition
Für den Begriff Liebe gibt es keine Universaldefinition, sondern es gilt verschiedene Arten zu unterscheiden. Nach Sternbergs Theorie von 1986, der sog. Dreieckstheo- rie, setzen sich diese aus drei Komponenten zusammen: aus emotionaler Nähe (in- timacy), Leidenschaft (passion) und Festlegung (commitment). Emotionale Nähe steht für Vertrautheit, Selbstöffnung, das Teilen von gemeinsamen Interessen, häu- fige Interaktion und Kommunikation. Sie kann als emotionale Komponente angese- hen werden, da Entscheidungen zur Stärkung der emotionalen Nähe getroffen wer- den. Der Leidenschaft wird eine motivationale Komponente zuerkannt. Typische Motive sind physische Attraktivität, körperliche Erregung und sexuelle Anziehung. Die Festlegung besteht kurzfristig daraus, einen bestimmten Partner zu lieben, lang- fristig hingegen bedeutet sie die Bereitschaft eine feste Bindung mit diesem Partner einzugehen. Die Festlegung ist die kognitive Komponente. 2
Diese Bestandteile können einzeln, paarweise oder allesamt vereint in einer Liebes- beziehung vorkommen. So ergeben sich acht unterschiedliche Liebesgattungen, die in vier Kategorien zu gliedern sind. In Kategorie 4 ist keiner der Bestandteile wie- derzufinden, Gattungen der Kategorie 3 enthalten jeweils nur einen Baustein, Gat- tungen der Kategorie 2 eine Kombination aus zwei Bausteinen und die Kategorie 1 enthält die Verknüpfung aller drei Bausteine.
Kategorie 4 umfasst die sogenannte Nicht-Liebe, da alle für Liebe wichtigen Kom- ponenten fehlen. Mithilfe dieses Antonyms wird ein Bezugspunkt für die Definition verschiedener Arten von Liebe geschaffen. In Kategorie 3 befinden sich die Liebes- formen Mögen (nur intimacy), zum Beispiel das Mögen eines Arbeitskollegen, die leere Liebe (nur commitment), z.B. die leere Liebe in einer arrangierten Ehe, und Vernarrtheit (nur passion), wie bei einem One-Night-Stand. In Kategorie 2 gibt es die romantische Liebe (intimacy und passion), z.B. eine Affäre, die kameradschaft- liche Liebe (intimacy und commitmant), z.B. eine enge Freundschaft, und die al- berne Liebe (passion und commitmant), die sich in oberflächlichen, statusorientier- ten und meist kurzfristigen Beziehungen äußert. In Kategorie 1 vereinen sich schließlich alle Teile – intimacy, passion und commitment – in der vollkommenen Liebe. 3
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Jonas/Stroebe/Hewstone (2014): S.422
Abb. 1: Arten der Liebe
Die Beispiel-Beziehung von Anna und Ben wäre als vollkommene Liebe zu be- schreiben, wenn auch mit Einschränkungen. Intimacy ist dadurch gegeben, dass sie emotionale Nähe durch eine lange Freundschaft teilen. Sie führen eine ernst- hafte Beziehung mit Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft, was commitment symbolisiert. Die einzige Beeinträchtigung (passion) stellt die unausgelebte und weitgehend unbefriedigte Leidenschaft dar.
2.1 Zufriedenheit in einer Beziehung
Als Grundlage für die Analyse von Zufriedenheit in einer Beziehung dient die Equity-Theorie von Adams von 1963. In diesem Modell wird die Zufriedenheit da- ran gemessen, ob die Partner das Geben-Erhalten-Verhältnis in der Beziehung als gerecht oder ungerecht empfinden. Als gerecht wahrgenommen wird ein Gleichge- wicht von Belohnungen und Kosten, also dem was ein Partner aus einer Beziehung zieht und dem was er in eine Beziehung investiert.4 Ungleiche Kosten und Beloh- nungen müssen nicht automatisch zu einem Beziehungsaus führen. Belohnungen und Kosten sind abhängig von den Erwartungshaltungen der Partner, also individu- ell festgelegt. Fühlt jeder Partner seine eigenen Bedürfnisse und Erwartungen erfüllt, so ist Equity gegeben. Die Zufriedenheit in einer Beziehung ist gewährleistet, so- lange die Erwartungen beider Partner befriedigt werden und die Selbsterweiterung beider Partner gefördert wird.
Ben beugt sich Annas Wertvorstellungen, auch wenn er sie nicht teilt. Während Anna aus ihrer persönlichen Überzeugung heraus keinen vorehelichen Sex haben will, verzichtet Ben lediglich aus Liebe zu ihr. Somit sind die Kosten in diesem Fall für Ben weitaus höher als für Anna. Annas Erwartungen sind erfüllt, Bens Bedürfnisse jedoch nicht gestillt, es besteht keine Equity. Die Zufriedenheit in der Beziehung ist nur einseitig gegeben.
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1 Vgl. Schefter (2015), Aphorismus zum Thema: Liebe, abgerufen am 16.08.2015
2 Vgl. Jonas/Stroebe/Hewstone (2014a), S. 421 f.
3 Vgl. Bierhoff (2006a), S. 74
4 Vgl. Jonas/Stroebe/Hewstone (2014b), S. 422