In dieser Arbeit wird die Themistocles Biographie bei den Autoren Cornelius Nepos und Plutarch in den Blick genommen. Es kommt zu einem Vergleich anhand ausgewählter Vergleichspunkte.
In diesem gegenüberstellenden Vergleich sollen zentrale Unterschiede sowie auch Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden. Besondere Berücksichtigung soll dabei die bereits erwähnte Intention zum Verfassen einer Biographie des Themistokles und die Frage, was diese leisten kann und was auch nicht, finden. Begonnen wird jedoch zunächst mit einer kurzen Einordnung der Themistokles-Vita in den Werkkanon der beiden Autoren, deren Werke im Rahmen dieser Arbeit behandelt werden, und der Darstellung der Position beider Autoren im wissenschaftlichen Diskurs.
Im Folgenden wird die Biographie des Themistokles bei beiden Autoren analysiert, wobei zuerst die Konzeption und Struktur sowie allgemeine Auffälligkeiten herausgestellt und miteinander verglichen werden. Anschließend werden einzelne Aspekte herausgegriffen, die sowohl bei der Biographie von Nepos als auch bei der von Plutarch untersucht werden. Zu den Aspekten, denen erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird, zählen die Darstellung des Themistokles bei beiden Autoren und die Rezeption und Wirkung, die die Biographien erzielen sollen.
Gliederung
I. Einleitung
II. Hauptteil
II.1 Die Autoren und ihre Werke
II.2 Konzeption der Biographien
II.3 Die Darstellung des Themistokles bei Nepos und Plutarch
II.4 Wirkung und Rezeption der Biographien
III. Fazit
IV. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Spricht man über historische Persönlichkeiten aus der Zeit der Antike, sind damit in den allermeisten Fällen nicht einfache Bürger oder Sklaven gemeint, sondern vielmehr Personen des öffentlichen Lebens, die sich in der Politik profilieren oder auch durch andere besondere Leistungen, seien diese von militärischer oder literarischer Natur, auszeichnen. Die Faszination, über derartige Personen zu berichten, entstammt primär aus der Besonderheit oder, um es noch zuzuspitzen, der Einzigartigkeit des Lebenslaufes dieser Persönlichkeiten. Dies liegt nicht zuletzt am Interesse des Menschen an Extremen, die sich sowohl in positiver als auch in negativer Sicht äußern können. Woher auch immer die Motivation stammt, einer solchen Persönlichkeit sein Interesse zu schenken, so wird mit der Darstellung des Lebens dieser Personen immer ein bestimmtes Ziel verfolgt. In welche Richtung sich dieses Ziel entwickelt, hängt von vielen nicht unbedeutenden Faktoren ab. So sei an dieser Stelle unter anderem der historische Kontext und die damit verbundene Rezeptionssituation sowie die individuelle Zielsetzung des jeweiligen Autors erwähnt.
Aus diesem Grund soll diese Seminararbeit die Biographie des als Staatsmann und griechischen Feldherrn bekannten Themistokles, der die griechische Geschichte nicht unwesentlich geprägt hat, in das Zentrum der Beobachtungen stellen und dessen Leben anhand zweier Biographien der nicht weniger bekannten Autoren Plutarch und Cornelius Nepos analysiert werden. In diesem gegenüberstellenden Vergleich sollen zentrale Unterschiede sowie auch Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden. Besondere Berücksichtigung soll dabei die bereits erwähnte Intention zum Verfassen einer Biographie des Themistokles und die Frage, was diese leisten kann und was auch nicht, finden. Begonnen wird jedoch zunächst mit einer kurzen Einordnung der Themistokles-Vita in den Werkkanon der beiden Autoren, deren Werke im Rahmen dieser Arbeit behandelt werden, und der Darstellung der Position beider Autoren im wissenschaftlichen Diskurs. Im Folgenden wird die Biographie des Themistokles bei beiden Autoren analysiert, wobei zuerst die Konzeption und Struktur sowie allgemeine Auffälligkeiten herausgestellt und miteinander verglichen werden. Anschließend werden einzelne Aspekte herausgegriffen, die sowohl bei der Biographie von Nepos als auch bei der von Plutarch untersucht werden. Zu den Aspekten, denen erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird, zählen die Darstellung des Themistokles bei beiden Autoren und die Rezeption und Wirkung, die die Biographien erzielen sollen.
In einem abschließenden Fazit werden die zentralen Aspekte des Hauptteils zusammenfassend dargestellt und es werden im Hinblick auf die beiden behandelten Biographien Ansätze dazu präsentiert, was mit einer solchen Lebensdarstellung geleistet werden kann.
II. Hauptteil
II.1 Die Autoren und ihre Werke
Plutarchos, der 45 n. Chr. in einer angesehenen und wohlständigen Familie aus Chaironeia geboren wurde, studierte an der Akademie in Athen und gelangte durch politische Missionen nach Rom, wo er durch die Bekanntschaft mit einigen bedeutenden Männern in die hohen Kreise Roms gelangte. Bis auf das Amt des Apollon-Priesters, das er für ein Jahrzehnt in Delphi innehatte, bekleidete er jedoch keine weiteren politischen Ämter, sondern widmete sich voll und ganz der Schriftstellerei.1 Zu seinen Werken zählen unter anderem die Moralia, in denen einige Zeitgenossen Plutarchs in dialektischer Form meist über philosophisch-ethische Themen diskutieren.2 Das literarische Werk Plutarchs, das sich der größten Popularität erfreut, stellt die zum größten Teil erhaltene Sammlung der 23 Parallelbiographien dar, in der jeweils das Leben eines bedeutenden Griechen dem eines bedeutenden Römers gegenübergestellt wird. Diese Form der biographischen Darstellung findet seinen Ursprung mit Plutarch, da dieser als erster jeweils zwei Persönlichkeiten in Bezug zueinander setzt und dies schriftlich niedergelegt hat.3 Angeschlossen an die beiden Biographien wird meist noch eine Synkrisis, in der die wesentlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Personen dargestellt werden. Geschaffen wurde sie aus dem Bedürfnis, die Differenzen zwischen den beiden Völkern zu minimieren und die negative Voreingenommenheit auf das jeweils andere Volk zu beseitigen.4
Plutarch wird als einer der für die deutsche Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts bedeutendsten und einflussreichsten Autoren von zahlreichen Literaten dieser Zeit rezipiert, so unter anderem in einem Brief von Friedrich Nietzsche an Franz Overbeck.5 Die Bezugnahme eines weiteren deutschen Literaten auf die Werke Plutarchs findet sich bei Schillers Drama Die Räuber, in dem auf die Parallelbiographien Plutarchs angespielt wird6, oder auch in einem Briefwechsel, in dem die Lektüre von Plutarch als Abgrenzung von den unteren Schichten und als Ausweis für Zugehörigkeit zur intellektuellen Elite verwendet wird: ,,Es ist brav, daß Sie dem Plutarch getreu bleiben. Das erhebt über diese platte Generation und macht uns zu Zeitgenossen einer beßren kraftvolleren Menschenart.”7
Cornelius Nepos, der um 100 v. Chr. geboren wurde und ein Zeitgenosse des Cicero war, stammte aus Oberitalien und starb wahrscheinlich nach 27 v. Chr. unter Augustus. Er gehörte dem Ritterstand an und distanzierte sich weitgehend vom politischen Leben. Innerhalb seiner schriftstellerischen Tätigkeit versierte er in der geschichtlichen Überlieferung.8 Zu seinem Oeuvre gehören die Chronika, ein Geschichtswerk, das erstmals über die italische Geschichte hinaus eine Weltgeschichte erfassen sollte, die Exempla, eine narrative Darstellung von Personen und Ereignissen des öffentlichen Lebens, und schließlich das Werk, auf dessen Fundament Nepos seine Popularität gründen kann: die Biographien. Aus seinen Werken ist jedoch nur ein kleiner Teil erhalten, der aus seinem umfangreichen biographischen Sammelwerk mit dem Titel De viribus illustribus stammt. Innerhalb dieses Werkes behandelt er die Biographien nichtrömischer, meist griechischer Feldherren, darunter auch die des Themistokles, die Biographien der Könige, von denen nur die des Hamilkars und Hannibals erhalten sind und die der lateinischen Historiker Cato und Atticus.9
Während Cornelius Nepos zu seinen Lebzeiten und darüber hinaus als Historiker und Biograph durchaus hohes Ansehen genoss, wie es etwa Plinius der Jüngere in einem seiner Briefe zum Ausdruck bringt10, wurden in der älteren Forschung einige Stimmen laut, die starke Kritik an ihm übten. So zeigt Horsfall, als einer der größten Kritiker Nepos seine abwertende Haltung gegenüber Nepos, indem er diesen als ,,intellectual pygmy”11 bezeichnet.
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1 vgl. Paulsen (2005) 392.
2 vgl. Ebd. 393.
3 vgl. Ebd. 397.
4 vgl. Ebd.
5 vgl. Nietzsche (1954) 1167f.
6 vgl. Schiller: Die Räuber, 1. Akt, 2. Szene.
7 Haufe (1997) 140.
8 vgl. Fuhrmann (1999) 42.
9 vgl. Anselm (2004) 32f.
10 vgl. Plin. Ep. 4.28.1.
11 Horsfall (1982) 290.