In diesem Text wird das Ergebnis einer Untersuchung zum subjektiven Sitz des Bewusstseins vorgestellt. 93 Probanden wurden gebeten den gefühlten Sitz ihres Bewusstseins in einen Hirnumriss einzuzeichnen. 20 der Teilnehmer erhielten einen zusätzlichen Ganzkörperumriss um auch dort den Ort ihres gefühlten Bewusstseins zu markieren. Die Ergebnisse werden auch im Zusammenhang mit Messungen zur Hirnaktivität diskutiert.
Inhalt
1. Einleitung:
2. Beschreibung der Gruppen:
3.1. Anleitung und Durchführung mit der Gruppe A:
3.2. Anleitung und Durchführung mit der Gruppe B:
4. Auswertung:
5. Ergebnisse:
5.1. Ausschluss möglicher Markierungstendenzen ohne Bezug zum Thema Bewusstsein:
6. Diskussion:
6.1. Beziehung zwischen Bewusstseins-Erlebnis und Hirnaktivität:
6.4. Weiterführende Überlegungen:
Literatur:
1. Einleitung:
Die Frage dieser Arbeit ist: Können wir an einem Ort oder mehreren Orten im Gehirn und/oder dem übrigen Körper unser Bewusstsein wahrnehmen? Dafür wird eine neue einfache Methode erprobt, die möglicherweise einen weiteren Zugang zur Frage nach dem Wesen des Bewusstseins eröffnet. Für die Untersuchung wurden 93 Probanden gebeten im Umriss eines Gehirn-Längsschnittes den Ort zu markieren wo sie "ihr Bewusstsein spüren". 54 Teilnehmer erhielten einen bogen mit rechtsgerichtetem Frontalhirn, auf 37 Bögen zeigte das Frontalhirn nach links. Nachdem 4 der ersten 73 Teilnehmer (Gruppe A) auch Orte außerhalb des Gehirns angegeben hatten und 3 Teilnehmer angaben Bewusstsein nur außerhalb des Gehirns zu wahrzunehmen, wurden den folgenden 20 Probanden (Gruppe B) zusätzlich zum Umriss des Gehirns ein Umriss des gesamten Körpers vorgelegt zum Kennzeichnen des Ortes oder der Orte ihres "gespürten Bewusstseins". Um eine von der Fragestellung unabhängige Tendenz zur Markierung einer besonderen Region auszuschließen wurde das mit weiteren 20 uninformierten Probanden überprüft über ein Einzeichnen von einfachen Figuren in andere Umrisse. In der Diskussion der Ergebnisse wird auch gefragt wie wahrscheinlich eine Korrespondenz zwischen neurophysiologischen und subjektiven Lokalisationen des Bewusstseins ist.
2. Beschreibung der Gruppen:
Die Probanden kamen aus dem jeweiligen Umfeld der Autoren: Familienmitglieder, Freunde, Kollegen, Bekannte und Klienten. Die Teilnehmer hatten ein breites Spektrum an unterschiedlichen Berufen, vom Schüler bis zum Rentner. Die Alters- und Geschlechts- verteilungen waren in den Gruppen A und B sehr ähnlich (Gruppe A nur Gehirnumriss, Gruppe B Gehirnumriss und zusätzlich Umriss einer ganzen Person von vorn und von der Seite - siehe Tab.1
und Tab.2).
Tab. 1: Alters-und Geschlechtsverteilung der Gruppe A (nur Gehirnumriss markiert)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.1. Anleitung und Durchführung mit der Gruppe A:
Den Probanden wurden darüber informiert, dass die Untersuchung danach fragt, ob und an welchem Platz wir unser Bewusstsein spüren. Dann wurde ihnen der Umriss eines Gehirn-Längsschnittes vorgelegt, etwa 15cm breit und 9,5cm hoch, (siehe Abb.1). Es wurde ihnen gezeigt, wo der Stirnbereich und der Hinterkopf im Umriss zu finden sind und ein Marker-Stift gegeben. Die Teilnehmer wurden dann gebeten einige Sekunden ruhig zu sein und anschließend den Ort in zwei Schritten zu markieren, an dem sie glauben ihr Bewusstsein zu fühlen:
Erster Schritt : "Nehmen sie den schwarzen Marker-Stift und schraffieren sie den ungefähren Ort im Längsschitt-Umriss des Gehirns wo Sie ihr Bewusstsein spüren. Sollten sie ihr Bewusstsein an einer anderen Stelle Ihres Körpers als im Gehirn spüren, lassen Sie bitte die Umrisszeichnung des Gehirns frei und machen bei Bedarf eine kurze Notiz"
Zweiter Schritt : "Umfahren Sie dann in einem zweiten Schritt den schraffierten Bereich mit dem Stift so, dass Sie die Bewusstseinsregion oder -regionen vom übrigen Gehirn abgrenzen." "Schreiben sie danach mit Bleistift auf die Rückseite des Blattes die Anfangsbuchstaben Ihres Vor- und Familien- namens, das heutige Datum, ihr Geburtsdatum, ihr Geschlecht (w/m) und ihren Beruf."
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 Auswertungsschablone
3.2. Anleitung und Durchführung mit der Gruppe B:
Die Anleitung und Durchführung efolgte so wie in der Gruppe A mit einer Ausnahme: Den Probanden dieser Gruppe wurde ein weiteres Blatt mit den Umrissen einer ganzen Person gegeben (Vorder- und Seitenansicht 7cm hoch und 3cm oder 1cm breit; siehe Abb. 3), ebenfalls mit der Bitte den oder die Orte zu markieren an denen sie Bewusst- sein spüren. Das Blatt mit den Ganzkörperumrissen wurde vor oder nach dem Markieren der Gehirn- umriss-Zeichnung gegeben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3 Ganzkörperumrisse (Vorder-und Seitenansicht)
4. Auswertung:
Auf den Gehirnumriss-Blättern beider Gruppen (A und B) wurde mit Hilfe einer Schablone bestimmt in welcher Region bzw. Lobus des Gehirns sich der größte markierte Bereich des Probanden befindet (Flächen: frontal 50 cm2= 37%, parietal 30 cm2 = , temporal 34 cm2= 26%, occipital 19 cm2= 14% - siehe Abb. 2). Durch die unterschiedlich großen Flächen der Schablone für die einzelnen Lobi werden die Markierungs-Wahrscheinlichkeiten für diese Lobi beeinflussst. Deshalb wurden zur Auswertung der Markierungsorte diese Häufigkeiten auch auf gleichverteilte Flächen umgerechnet (Häufigkeit der Markierung eines Lobus in Prozent/Anteil Fläche dieses Lobus in Prozent = dimensionsloser Wert zur Verteilung der Markierungstendenzen - Abb. 5). Auf den zu- sätzlichen Blättern der Gruppe B mit den Ganzkörperumrissen wurde nach folgenden Kombinationen gesucht: "nur Gehirn markiert" oder "Gehirn und übriger Körper markiert" oder "nur Körper ohne Gehirn" markiert".
5. Ergebnisse:
96,8% aller 93 Teilnehmer markierten das Gehirn als Region, wo sie ihr Bewusstsein "spüren" oder wahrnehmen, entweder als alleinigen Ort oder in Kombination mit anderen Bereichen ihres Körpers. Die Angaben über die Häufigkeit von gefühltem Bewusstsein im Körper auch außerhalb des Gehirns unterschieden sich deutlich zwischen den Gruppen A und B. Wenn den Probanden zusätzlich (vor der Präsentation des Gehirnumrisses oder danach) die Umrisszeichnung einer vollständigen menschlichen Gestalt zum Markieren vorgelegt wurde nahmen die Angaben über die (zusätzliche) Wahrnehmung von Bewusstsein im übrigen Körper deutlich zu (von 9,6% auf 50% ). Die Zuordnung von gefühltem/wahrgenommenen Bewusstsein zum Gehirn (als als alleinigem Ort oder mit einer zusätzlichen Lokalisation des Bewusstseins in einem anderen Bereich des Körpers) unterschieden sich kaum bei den Gruppen A und B ( ohne Ganzkörperumriss: 95,9%, mit : 100% ). Einen enger begrenzten Ort für das "gespürte Bewusstsein" innerhalb des Gehirns mit Hilfe der Ergeb-
nisse anzugeben war aber nicht möglich. Es zeigte sich ein "buntes Bild" der eingezeichneten Orte, Formen und Ausdehnungen des wahrgenommenen und/oder "gespürten" Bewusstseins innerhalb des Gehirnumrisses. Doch wurde eine - möglicherweise zufällige - Tendenz zur Bevorzugung des Frontal- lappens deutlich. Diese Tendenz zeigte sich sowohl in der Gruppe A, wo nur der Gehirnumriss zum Markieren gegeben wurde, als auch bei den Teilnehmern der Gruppe B mit der zusätzlichen Vorlage des Ganzkörperschemas (siehe Tabelle 3). Zur Ausschaltung eines Flächen-Unterschieds-Effektes zwischen dem Frontallappen und den anderen Lobi wurde die Pozent-Verteilung auf gleiche Flächen-Anteile umgerechnet (siehe Abb. 5). Weiter wurde eine Tendenz zu Markierungen oberhalb der Mittellinie deutlich (siehe Abb. 6). Ein interessanter Befund ist dass 13 unauffällige Probanden aus der Gruppe A (18%) und 3 der Gruppe B (15%) mehr als einen Ort innerhalb des Gehirnumrisses ein-
zeichneten an dem sie ihr Bewusstsein spüren oder wahrnehmen (siehe auch die Abbildung 4 und die Markierungen der Probanden 1, 17 und 51 in der Teil-Gruppe der sechszehn zufällig aus der Gruppe A ausgewählten Beispiele).
Abb. 4 zeigt 16 per Los ausgewählte Beispiele aus der Gruppe der 73 Teilnehmer, denen nur den Gehirn-Längsschnitt Umriss gegeben wurde (Richtung der Ansicht teilweise vertauscht)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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