Muss man, um zu beschreiben, wie eine Person etwas wahrnimmt, auf Konzepte
zurückgreifen, die diese Person besitzt? Das ist die Frage, um die es in
der Debatte zwischen Konzeptualisten und Nichtkonzeptualisten geht. Beide
gehen davon aus, dass Wahrnehmung einen Inhalt hat, der wahr oder falsch
sein kann. Jedoch ist umstritten, ob dieser Inhalt eine Funktion der Konzepte
ist, die eine Person besitzt. Ein Beispiel soll das Problem veranschaulichen:
Meine Mutter steht im Garten vor einem Kirschbaum und nimmt diesen
Baum wahr. Ich möchte beschreiben, was genau meine Mutter wahrnimmt.
Dazu sollte ich mich möglichst genau in die Wahrnehmungsperspektive meiner
Mutter versetzen, also zu beschreiben versuchen, wie sie die Welt wahrnimmt. Muss ich für eine solche Beschreibung davon ausgehen, dass meine
Mutter das Konzept eines Kirschbaums besitzt? Wenn ich ein Konzeptualist
bin, dann würde ich dies bejahen: Ich kann nur dann über meine Mutter
sagen, dass sie einen Kirschbaum wahrnimmt, wenn sie weiss, was ein
Kirschbaum ist. Als Nichtkonzeptualist hingegen würde ich sagen, dass es
keine Rolle spielt was meine Mutter für Konzepte hat. Sie kann denselben,
spezischen Wahrnehmungsinhalt beim Betrachten des Baumes haben wie
ich, obwohl ich das Konzept "Kirschbaum" besitze, sie aber nicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Feinkörnigkeit der Wahrnehmung
- Demonstrative Konzepte
- Die Re-Identifikationsbedingung
- Konzeptualistische Verteidigungen
- Demonstrative und sortale Konzepte
- Re-Identifikation und Erinnerung
- Relationale demonstrative Konzepte
- Vergleich und Rekognition
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Debatte zwischen Konzeptualisten und Nicht-Konzeptualisten über den Inhalt von Wahrnehmung. Die Arbeit konzentriert sich auf die Frage, ob der Wahrnehmungsinhalt von den Konzepten des Wahrnehmenden abhängig ist oder nicht. Ein Schwerpunkt liegt auf der Argumentation, dass die Feinkörnigkeit der Wahrnehmung unsere konzeptuellen Fähigkeiten übersteigt.
- Die Debatte zwischen Konzeptualismus und Nicht-Konzeptualismus in der Wahrnehmungsphilosophie
- Das Argument der Feinkörnigkeit der Wahrnehmung
- Demonstrative Konzepte als konzeptualistischer Gegenvorschlag
- Die Re-Identifikationsbedingung für Konzepte
- Verteidigung und Kritik der Re-Identifikationsbedingung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Frage der Arbeit vor: Ist der Inhalt von Wahrnehmung abhängig von den Konzepten des Wahrnehmenden? Das Kapitel "Feinkörnigkeit der Wahrnehmung" diskutiert Evans' Argument, dass unsere Wahrnehmung feinkörniger ist als unsere konzeptuellen Fähigkeiten. Anhand eines Beispiels mit der Wahrnehmung von Musik wird erläutert, wie Personen mit unterschiedlichen konzeptuellen Fähigkeiten denselben Wahrnehmungsinhalt haben können. Die Kapitel "Demonstrative Konzepte" und "Die Re-Identifikationsbedingung" behandeln einen konzeptualistischen Einwand, der den Begriff des Konzepts erweitert und eine Bedingung für die Anwendbarkeit von Konzepten einführt. Die Kapitel "Konzeptualistische Verteidigungen" analysieren verschiedene Versuche, die Idee demonstrativer Konzepte zu verteidigen, unter anderem im Hinblick auf Re-Identifikation und Erinnerung sowie relationale demonstrative Konzepte.
Schlüsselwörter
Konzeptualismus, Nicht-Konzeptualismus, Wahrnehmung, Wahrnehmungsinhalt, Feinkörnigkeit, Demonstrative Konzepte, Re-Identifikationsbedingung, Konzepte, Farbwahrnehmung, Musikwahrnehmung.
- Arbeit zitieren
- Cyrill Mamin (Autor:in), 2007, Das Konzept des demonstrativen Konzepts, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/119143