Diese Arbeit soll vor allem einen Überblick über die Pränataldiagnostik geben und was genau die Problematik dieses Gebietes ist. Dabei sollen sowohl die positiven als auch die negativen Seiten beleuchtet werden und wie die Thematik aus medizinethischer Sicht behandelt werden kann. Dabei muss aufgrund des Umfangs dieser Arbeit auf detaillierte Angaben zu beispielsweise konkreten Positionen in der Debatte um den Schwangerschaftsabbruch, einzelne Erklärungen von Prinzipien der verschiedenen ethischen Positionen, Präimplantationsdiagnostik oder vorgeburtliche Selektion zugunsten erwünschter Eigenschaften, verzichtet werden.
Angefangen wird mit einer näheren Begriffsbestimmung und der Einführung der verschiedenen Methoden und Verfahren. Dabei werden bereits teilweise Vor- und Nachteile angedeutet. Daran schließt sich die genauere Erläuterung der Möglichkeiten bzw. Chancen und damit auch der (ethischen) Problematiken an, die bereits eine Vorausdeutung auf das letzte Kapitel darstellen. In diesem soll genauer herausgearbeitet werden, inwieweit Pränataldiagnostik „gut“ oder „schlecht“ ist und wie die unterschiedlichen ethischen Positionen damit umgehen können.
Inhalt
1. Einleitung
2. Pränataldiagnostik/ Pränatale Diagnostik
2.1. Begriffserklärung
2.2. Pränataldiagnostische Methoden
2.2.1. Nicht-invasiv
2.2.1.1. Ultraschalluntersuchungen
2.2.1.2. Andere/ Kombinierte Verfahren (Ersttrimestertest, Praena- und Tripletest)
2.2.2. Invasiv
2.2.2.1. Amniozentese
2.2.2.2. Chorionzottenbiopsie
2.2.2.3. Cordozentese
2.3. Möglichkeiten/ Chancen
2.4. Problematiken
3. Ethik und Pränataldiagnostik
3.1. Beginn des menschlichen Lebens und Statusdebatte
3.2. Anwendung von ethischen Positionen in der Problematik zur Pränataldiagnostik
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
6.1. Literatur
6.2. Internetquellen
1. Einleitung
Der Begriff Pränataldiagnostik wurde in den 1980er Jahren eingeführt1 und betitelt „weiterführende Untersuchungen […], um mögliche Fehlbildungen oder komplexe Erkrankungen des [ungeborenen] Kindes aufzudecken bzw. auszuschließen.“2 Die Thematik der Pränataldiagnostik ist durchaus kontrovers und beeinflusst ebenfalls die Thematik des Schwangerschaftsabbruches. Beide Thematiken sind eng miteinander verbunden und der Einsatz von Pränataldiagnostik „führte zu einer erheblichen Verschärfung der moralischen Problematik des Schwangerschaftsabbruchs.“3 Obwohl in dieser Arbeit die Thematik der Pränataldiagnostik im Mittelpunkt stehen wird, kommt man nicht umhin, auch den Schwangerschaftsabbruch bei bestimmten Punkten anzusprechen, da beide Themen nicht scharf voneinander zu trennen sind.
Somit soll diese Arbeit vor allem einen Überblick über die Pränataldiagnostik geben und was genau die Problematik dieses Gebietes ist. Dabei sollen sowohl die positiven als auch die negativen Seiten beleuchtet werden und wie die Thematik aus medizinethischer Sicht behandelt werden kann. Dabei muss aufgrund des Umfangs dieser Arbeit auf detaillierte Angaben zu beispielsweise konkreten Positionen in der Debatte um den Schwangerschaftsabbruch, einzelne Erklärungen von Prinzipien der verschiedenen ethischen Positionen, Präimplantationsdiagnostik oder vorgeburtliche Selektion zugunsten erwünschter Eigenschaften, verzichtet werden.
Angefangen wird mit einer näheren Begriffsbestimmung und der Einführung der verschiedenen Methoden und Verfahren. Dabei werden bereits teilweise Vor- und Nachteile angedeutet. Daran schließt sich die genauere Erläuterung der Möglichkeiten bzw. Chancen und damit auch der (ethischen) Problematiken an, die bereits eine Vorausdeutung auf das letzte Kapitel darstellen. In diesem soll genauer herausgearbeitet werden, inwieweit Pränataldiagnostik „gut“ oder „schlecht“ ist und wie die unterschiedlichen ethischen Positionen damit umgehen können.
2. Pränataldiagnostik/ Pränatale Diagnostik
2.1. Begriffserklärung
Der Begriff Pränataldiagnostik oder auch pränatale Diagnostik ist ein medizinischer Fachbegriff, der aus zwei Komponenten besteht. Diagnostik ist die „Lehre und Kunst, die das Stellen von Diagnosen [med. „Feststellung, Bestimmung einer körperlichen oder psychischen Krankheit (durch den Arzt/ die Ärztin)“4 ] zum Gegenstand hat“5. Pränatal bestimmt den Zeitpunkt und weist somit darauf hin, dass die Diagnostik „der Geburt vorausgeh[t]“6. Die Pränataldiagnostik, auch mit PND abgekürzt,7 beinhaltet allerdings nicht bloß die Diagnose, sondern auch die Behandlung und Prävention von Krankheiten8 vor der Geburt und gehört in den Bereich der „pränatalen Medizin“9. Zur Pränataldiagnostik zählen zudem nicht nur die Untersuchung des ungeborenen Kindes, sondern auch der Schwangeren, die in enger Verbindung zueinander stehen und nicht immer klar voneinander zu trennen sind.10 In der Pränataldiagnostik wird zwischen invasiven („(zu diagnostischen Zwecken) in ein Organ eingreifend“11 ) und nicht-invasiven Verfahren unterschieden.12 (vgl. Kapitel 2.2.1. und 2.2.2.) In der täglichen Praxis sind vor allem nicht-invasive Verfahren geläufig.13 Beide Formen der Pränataldiagnostik können dazu dienen „mögliche Fehlbildungen oder komplexe Erkrankungen des Kindes aufzudecken bzw. auszuschließen.“14 Diese „pränataldiagnostischen Maßnahmen [sind] weitgehend […] freiwillige, medizinisch nicht zwingend nötige Untersuchungen, sofern nicht entsprechende Indikationen dafür vorliegen.“15 Für Maio gehört somit zu einer gelungenen Frauenheilkunde auch eine „sinnvolle Pränataldiagnostik“.16 So sind z. B. durch die sogenannten Mutterschaftsrichtlinien verschiedene Untersuchungen bereits vorgegeben, wie z. B. drei Ultraschalluntersuchungen.17
2.2. Pränataldiagnostische Methoden
2.2.1. Nicht-invasiv
Wie der Name schon sagt, beinhalten die nicht-invasiven Verfahren der Pränataldiagnostik, die Methoden, die zur Untersuchung nicht in den Körper bzw. in die Gebärmutter der Schwangeren eindringen müssen.18 „Sie ermitteln aus verschiedenen Parametern ein Risikoprofil, das die Wahrscheinlichkeit ausdrückt, mit der eine genetische Störung vorliegen kann, aber nicht muss.“19 Diese Verfahren liefern somit keine eindeutigen Diagnosen,20 enthalten scheinbar keine sehr hohen Risiken21 (siehe auch einzelne Methoden) und können z. B. durch Softmarker zu weiteren Tests führen.22
2.2.1.1. Ultraschalluntersuchungen
Die umgangssprachlich sogenannte Ultraschalluntersuchung wird in der Medizin auch als Sonografie oder Echografie bezeichnet.23 Bei dieser Methode werden „[d]ie reflektierten Ultraschallwellen […] nach Bildpunkten und -intensität gewichteten Grauwerten […] kodiert und zu Bildern zusammengefügt, deren Folgefrequenz so hoch ist, dass Bilder in Echtzeit generiert werden.“24 Dazu gehören z. B. auch der „Feinultraschall, die Dopplersonografie, die fetale Echokardiografie, der 3D- sowie der 4D-Ultraschall.“25 Ultraschalluntersuchungen sind „in den meisten Industrieländern […] fester Bestandteil der Schwangerschaftsuntersuchungen“26. So sind in Deutschland bei Schwangerschaften, die im Verlauf der Norm entsprechen und kein Risiko beinhalten, drei Basis- oder auch Standardultraschalluntersuchungen vorgesehen.27
Durch diese Untersuchungen können vor allem Informationen über die Schwangerschaft und das/die Kind/er gewonnen werden. So kann durch den Ultraschall die Schwangerschaft (wie auch Mehrlings- oder Bauchhöhlenschwangerschaften) festgestellt, das Gestationsalter sowie der Geburtstermin errechnet, die Lage („Körper- und Extremitätenbewegungen“28 ) und Entwicklung (z. B. Wachstum, Herz- und Atemaktionen) des Kindes überwacht, Hinweise auf mögliche Fehlbildungen untersucht, der Sitz der Nachgeburt bzw. Plazenta festgestellt und die Fruchtwassermenge beurteilt werden.29 Sie leisten somit einen „wesentlichen Beitrag zur vorgeburtlichen Überwachung.“30
Des Weiteren können Ultraschalluntersuchungen Erkrankungsdiagnosen stellen, um darüber hinaus die Entwicklung einer Krankheit und eine mögliche Behandlung und deren Ergebnisse zu überwachen.31 Hierbei sind vor allem die Methoden der Dopplersonografie zu erwähnen, die „mithilfe der Farb-Dopplersonografie und der Spektral-Dopplersonografie den Blutfluss“32 der Mutter und des Kindes darstellen und somit (in Verbindung mit anderen Untersuchungen) z. B. sehr früh Störungen an der Plazenta, eine Mangelversorgung oder einen Herzklappenfehler des Kindes erkennen können.33 Auch die fetale Echokardiografie kann helfen häufig auftretende Herzfehler frühzeitig zu erkennen.34
Becker und Bühl nennen außerdem die durch Ultraschall durchgeführten Messungen
z. B. des Nasenbeins, des Winkels zwischen dem Oberkieferknochen und der Stirn oder der Organe zur Wahrscheinlichkeitsabschätzung für chromosomale Anomalien.35
Sonografische Untersuchungen können aufgrund ihrer scheinbaren Unbedenklichkeit („keinerlei Schädigungen des ungeborenen Kindes oder der Mutter“36 ) beliebig oft während der Schwangerschaft vorgenommen werden.37
2.2.1.2. Andere/ Kombinierte Verfahren (Ersttrimestertest, Praena- und Tripletest)
Der Ersttrimestertest setzt sich aus mehreren Teilen – „einer Ultraschallmessung der Nackentransparenz und Serumuntersuchungen des mütterlichen Blutes“38 – zusammen. Dieses Screening wird meistens in der elften bis vierzehnten Schwangerschaftswoche durchgeführt (empfohlen scheint hier eher eine Untersuchung zwischen der zwölften und dreizehnten Woche)39 und kann durch die Messung der Nackentransparenz auf eine Chromosomenanomalie hinweisen.
[...]
1 Vgl. EBERHARDT, Doris/ ERATH, Anke/ MECHTHILD, Paul (Red.) (2010): Pränataldiagnostik. Ein Handbuch für Fachkräfte aus Medizin und Beratung. Hrsg. von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Köln. S. 14
2 Ebd. S. 14
3 FENNER, Dagmar (2010): Einführung in die Angewandte Ethik. Tübingen. S. 79
4 „Diagnose“, bereitgestellt durch Duden online, <https://www.duden.de/rechtschreibung/Diagnose#Bedeutung-1>, zuletzt geprüft am 20.03.2020
5 „Diagnostik“, bereitgestellt durch Duden online, <https://www.duden.de/rechtschreibung/Diagnostik>, zuletzt geprüft am 20.03.2020
6 „pränatal“, bereitgestellt durch Duden online, <https://www.duden.de/rechtschreibung/praenatal>, zuletzt geprüft am 20.03.2020
7 Vgl. SCHÖNE-SEIFERT, Bettina (2007): Grundlagen der Medizinethik. Stuttgart. (Kröner Taschenbuch, Band 503). S. 170; EBERHARDT D./ERATH, A./ MECHTHILD, P. (2010): Pränataldiagnostik. S. 14
8 Vgl. BECKER, Rolf/ BÜHL, Achim (2009): Die Janusköpfigkeit der Pränataldiagnostik. In: Auf dem Weg zur biomächtigen Gesellschaft?: Chancen und Risiken der Gentechnik. Hrsg. von Achim Bühl. Wiesbaden. S. 97
9 Ebd. 97
10 Vgl. Ebd. S. 97 (zweite Fußnote)
11 „invasiv“, bereitgestellt durch Duden online, <https://www.duden.de/rechtschreibung/invasiv>, zuletzt geprüft am 20.03.2020
12 Vgl. FRANZKOWIAK, Peter/ HOMFELDT, Hans Günther/ MÜHLUM, Albert (2011): Lehrbuch Gesundheit. Weinheim. S. 160
13 Vgl. BECKER, R./ BÜHL, A. (2009): Die Janusköpfigkeit der Pränataldiagnostik. S. 99
14 EBERHARDT D./ERATH, A./ MECHTHILD, P. (2010): Pränataldiagnostik. S. 14
15 Ebd. S. 14
16 MAIO, Giovanni (2017): Mittelpunkt Mensch. Lehrbuch der Ethik in der Medizin. Stuttgart. S. 319
17 Vgl. EBERHARDT D./ERATH, A./ MECHTHILD, P. (2010): Pränataldiagnostik. S. 14
18 Vgl. Ebd. S. 31; ROST, Katharina (2015): Wenn ein Kind nicht lebensfähig ist: das Austragen der Schwangerschaft nach infauster pränataler Diagnos – Erfahrungen betroffener Frauen. Göttingen. S. 30
19 EBERHARDT D./ERATH, A./ MECHTHILD, P. (2010): Pränataldiagnostik. S. 34
20 Vgl. Ebd. S. 31 & 34
21 Vgl. Ebd. S. 31
22 Vgl. Ebd. S. 34
23 Vgl. „Sonografie“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS), <https://www.dwds.de/wb/Sonografie>, zuletzt geprüft am 23.03.2020; „Sonografie“, bereitgestellt durch Duden online, <https://www.duden.de/rechtschreibung/Sonografie>, zuletzt geprüft am 23.03.2020
24 EBERHARDT D./ERATH, A./ MECHTHILD, P. (2010): Pränataldiagnostik. S. 32
25 BECKER, R./ BÜHL, A. (2009): Die Janusköpfigkeit der Pränataldiagnostik. S. 100
26 ROST, K. (2015): Wenn ein Kind nicht lebensfähig ist. S. 31
27 Vgl. BECKER, R./ BÜHL, A. (2009): Die Janusköpfigkeit der Pränataldiagnostik. S. 100; ROST, K. (2015): Wenn ein Kind nicht lebensfähig ist. S. 31
28 EBERHARDT D./ERATH, A./ MECHTHILD, P. (2010): Pränataldiagnostik. S. 32
29 Vgl. BECKER, R./ BÜHL, A. (2009): Die Janusköpfigkeit der Pränataldiagnostik. S. 101; EBERHARDT D./ERATH, A./ MECHTHILD, P. (2010): Pränataldiagnostik. S. 15 & 32; ROST, K. (2015): Wenn ein Kind nicht lebensfähig ist. S.32
30 EBERHARDT D./ERATH, A./ MECHTHILD, P. (2010): Pränataldiagnostik. S. 32
31 Vgl. Ebd. S. 15 & 32
32 Ebd. S. 33
33 Vgl. Ebd. S. 33; BECKER, R./ BÜHL, A. (2009): Die Janusköpfigkeit der Pränataldiagnostik. S. 15, 18 & 102-103
34 Vgl. BECKER, R./ BÜHL, A. (2009): Die Janusköpfigkeit der Pränataldiagnostik. S. 103
35 Vgl. Ebd. S. 106
36 EBERHARDT D./ERATH, A./ MECHTHILD, P. (2010): Pränataldiagnostik. S. 32
37 Vgl. Ebd. S. 32
38 ROST, K. (2015): Wenn ein Kind nicht lebensfähig ist. S. 36
39 Vgl. EBERHARDT D./ERATH, A./ MECHTHILD, P. (2010): Pränataldiagnostik. S. 35