Das kontinentaleuropäische Recht (engl. civil law) kann als Kontrast zum common law (englisches Recht) verstanden werden. Dieser Gegensatz der Rechtskreise wird in der Literatur fast ausschließlich angenommen. Das common law und das kontinentaleuropäische Recht weisen dabei unterschiedliche Strukturen auf, haben verschiedene Funktionalitäten und eignen sich gut für kontrastreiche Darstellungen. Mit Blick auf die geographischen Gegebenheiten Kontinentaleuropas besteht die Frage, ob von einem einheitlichen kontinentaleuropäischen Rechtskreis gesprochen werden kann oder ob dieser sich in einen germanischen (u.a. Deutschland, Österreich und die Schweiz) und einen romanischen Rechtskreis (u.a. Frankreich, Belgien, Italien oder Spanien) unterteilen lässt. Das kontinentaleuropäische Recht bezieht sich auf einen Kreis von Rechtssystemen, welche in Westeuropa auf der Basis von römischer, germanischer und kanonischer Geschichte entstanden ist. Innerhalb der europäischen Rechtsordnungen beruht der Dogmatismus des Rechtsdenkens auf den Begriffen des materiellen Rechts. Das Prozessrecht ist von nachrangiger Bedeutung, wenn gleich eine praktische Rechtsdurchsetzung ohne jenes unmöglich wäre. Als Kontrast dazu, wird das common law von einer historischen Beständigkeit geprägt. Ganz ohne den fundamentalen Bruch, wie es das kontinentaleuropäische Rechtsdenken erlebte, nahm das Prozessrecht im englischen Recht mehr und mehr Einfluss auf das materielle Recht. Dies wurde durch die Praktiker, welche prozessrechtlich dachten, begünstigt. Die Neuordnung des kontinentaleuropäischen Rechtsdenkens ist entgegen langläufiger Meinung nicht auf die Kodifikation des Rechts im 19. Jahrhundert zurückzuführen. Entscheidend ist vielmehr eine vom römischen Recht geprägte Phase, welche auf einem methodisch geordneten, wissenschaftlichen System beruhte.
Inhaltsverzeichnis
- A. Summary
- B. Rechtsdenken im kontinentaleuropäischen Recht
- 1. Entwicklung des kontinental-europäischen Rechtskreises
- II. Der Kodifikationsgedanke
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Rechtsdenken im kontinentaleuropäischen Recht. Sie analysiert die Entwicklung des kontinental-europäischen Rechtskreises und den Kodifikationsgedanken. Der Text beleuchtet die Unterschiede zwischen kontinentaleuropäischem Recht und dem englischen Recht (Common Law) und deren gemeinsame Wurzeln im römischen Recht.
- Entwicklung des kontinental-europäischen Rechtskreises
- Kodifikationsgedanke
- Unterschiede zwischen kontinentaleuropäischem Recht und Common Law
- Gemeinsamkeiten im römischen Recht
- Rechtliche Dogmatik
Zusammenfassung der Kapitel
A. Summary
Sowohl das kontinentaleuropäische Recht (Zivilrecht) als auch das englische Recht (Common Law) basieren auf römischem Recht und haben somit einen gemeinsamen rechtsethischen Hintergrund. Beide Rechtssysteme legen großen Wert auf die individuelle Rechtsperson, die Demokratie und das Prinzip der Vertragsfreiheit. Innerhalb der kontinentaleuropäischen Rechtssysteme basiert die Dogmatik des Rechtsdenkens auf den Begriffen des materiellen Rechts. Das Verfahrensrecht ist von sekundärer Bedeutung, obwohl die praktische Rechtsdurchsetzung ohne es unmöglich wäre. Ziel ist eine systematisch geschlossene Struktur des Rechtsmaterials.
B. Rechtsdenken im kontinentaleuropäischen Recht
1. Entwicklung des kontinental-europäischen Rechtskreises
Neben den genannten Ländern gehören auch Griechenland, die Türkei, die Länder Osteuropas und die Länder Südosteuropas zu diesem Rechtsbereich. Im Gegensatz zum Zivilrecht, dem kontinentaleuropäischen Rechtssystem, zeichnet sich das Common Law durch historische Kontinuität aus.
II. Der Kodifikationsgedanke
Insbesondere erfolgt eine Abgrenzung durch die Vielfalt der Rechtsquellen und Methoden des Rechtsdenkens. Ganz ohne den vom kontinentaleuropäischen Rechtsdenken erlebten fundamentalen Bruch gewann das Verfahrensrecht im englischen Recht immer mehr Einfluss auf das materielle Recht. Eine Neuordnung des Rechtsdenkens auf rein logischer Grundlage erfolgte somit nicht. In der Tradition des Zivilrechts hat sich eine klar definierte Denk- und Analyseweise für Rechtsprobleme herauskristallisiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Themen dieser Arbeit sind: kontinentaleuropäisches Recht, Zivilrecht, Common Law, Rechtsdenken, Kodifikation, Dogmatik, Verfahrensrecht, materielles Recht, Rechtsquellen, Methoden des Rechtsdenkens, Vertragsfreiheit, Demokratie, individuelle Rechtsperson.
- Arbeit zitieren
- Johann Plümer (Autor:in), 2022, Rechtsdenken im kontinentaleuropäischen Recht, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1189799