In dieser Hausarbeit geht es um eine 15-jährige russische Schülerin, die in der Hauptschule zwar überdurchschnittliche Leistungen erbringt, aber durch störendes Verhalten auffällt. Nun muss geklärt werden, welche beruflichen Interessen die Schülerin hat und ob ein Wechsel in die Realschule für sie infrage käme. Daraus leitet sich die folgende diagnostische Fragestellung ab: Kann der Schülerin dabei geholfen werden, das störende Verhalten einzustellen und ist es eine Option für sie, auf die Realschule zu wechseln? Dabei wird eine diagnostische Untersuchung geplant, die Vor-und Nachteile sowie mögliche Hindernisse reflektiert. Es werden relevante Merkmale des Falls abgeleitet und für die Begutachtung zu beantwortenden Fragen erstellt. Dementsprechend werden im Anwendungsteil drei Verfahren und deren jeweiliger Ablauf vorgestellt, die für die Begutachtung sinnvoll sind. Am Ende folgt eine Diskussion, in dieser werden die Vor- und Nachteile sowie die Hindernisse, die sich bei der Instrumentenwahl ergeben, erklärt. Die Arbeit schließt mit einem Fazit und Ausblick ab.
Inhalt
1 Einleitung
2 Theorie
2.1 Störendes Verhalten
2.2 Ursachen
2.3 Arten von Störverhalten
2.4 Konzentrationsschwäche
2.5 Verhaltensauffälligkeiten
2.6 Migrationshintergrund
2.7 Soziale Merkmale
2.8 Schlussfolgerungen
3 Verfahrensauswahl
3.1 Merkmale beruflicher Eignung
3.2 Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP)
3.3 WISC-IV-Test
3.4 Explorix: Berufs-Interessens-Test II
3.5 Ablauf
4 kritische Diskussion
4.1 Vor- und Nachteile
4.2 Mögliche Hindernisse
5 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„Menschen necken, Tiere quälen, Äpfel, Birnen, Zwetschgen stehlen, Das ist freilich angenehmer Und dazu auch viel bequemer, Als in Kirche oder Schule Festzusitzen auf dem Stuhle.“ (Wilhelm Busch, Max und Moritz)
Unterricht stellt ein sehr komplexes System dar, bei dem Menschen mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten, Bedürfnissen und Zielen gemeinsam, innerhalb eines festen Rahmens an einem Lemgegenstand arbeiten. Dabei müssen von den Schülern_innen, während der Schullaufbahn, ausgezeichnete Leistungen erbracht werden, um einen guten Abschluss und damit einen lukrativen Beruf auszuüben bzw. zu bekommen. Schon in der Grundschule wird die Entscheidung gefällt, auf welche weiterführende Schule die Schüler_innen gehen werden. Doch auch noch während der Schulzeit kann es dazu kommen, dass ein_e Schüler_in überdurchschnittlich gut ist und deswegen ein Wechsel der Schulart infrage kommt. Dies kann durch die schulischen Leistungen hervorgebracht werden, welche sowohl von Zuhause aus als auch von internen Angeboten der Schule gefördert werden können. Hinsichtlich der Bildungsgerechtigkeit sind Schüler_innen mit unterschiedlichen sozialen Herkünften und Hintergründe gleich zu behandeln. Die Chance auf Gleichheit für alle muss gewehrleistet werden. Außerdem sollte die Entscheidung der Schulform nur von den erbrachten Leistungen abhängen.
Ditton (2013). S. In dieser Hausarbeit geht es um eine 15-jährige russische Schülerin, die in der Hauptschule zwar überdurchschnittliche Leistungen erbringt, aber durch störendes Verhalten auffällt. Nun muss geklärt werden, welche beruflichen Interessen die Schülerin hat und ob ein Wechsel in die Realschule für sie infrage käme. Daraus leitet sich die folgende diagnostische Fragestellung ab: „Kann der Schülerin dabei geholfen werden, das störende Verhalten einzustellen und ist es eine Option für sie, auf die Realschule zu wechseln?“ Dabei wird eine diagnostische Untersuchung geplant, die Vor-und Nachteile sowie mögliche Hindernisse reflektiert. Es werden relevante Merkmale des Falls abgeleitet und für die Begutachtung zu beantwortenden Fragen erstellt. Dem entsprechend werden im Anwendungsteil drei Verfahren und deren jeweiliger Ablauf vorgestellt, die für die Begutachtung sinnvoll sind.
Am Ende folgt eine Diskussion, in diesem werden die Vor-und Nachteile sowie die Hindernisse, die sich bei der Instrumentenwahl ergeben, erklärt. Die Arbeit schließt mit einem Fazit und Ausblick ab, hier soll erläutert werden, inwiefern die erhaltenden Ergebnisse genutzt werden können.
2 Theorie
In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, inwiefern das störende Verhalten der Schülerin gemindert werden kann, um im Unterricht nicht mehr negativ aufzufallen. Deshalb wird im folgenden Abschnitt zunächst der Begriff Störverhalten definiert und erläutert. Im Anschluss folgen die Ursachen und Arten des störenden Verhaltens während des Unterrichts. Schließlich werden die weiteren Merkmale des Fallbeispiels vorgeführt: Erstens die Konzentrationsschwäche, zweitens die Verhaltensauffälligkeiten, drittens der Migrationshintergrund der Schülerin und viertens die sozialen Merkmale, die möglicherweise ihre schulische Situation erklären.
2.1 Störendes Verhalten
Laut Schweer (2008, S.361) wird im Allgemeinen unter störendem Verhalten in der Schule sowohl die Beeinträchtigung des Unterrichts als auch des sozialen Klimas der Klasse verstanden. Doch der Begriff Störverhalten ist so vielfältig, dass es sehr viele weitere Definitionen und Klassifikationen von Störverhalten während des Unterrichts gibt. Parotat, Pfeil & Zimbelmann (2014, S. 2) definieren Unterrichtsstörungen wie folgt: „Unterrichtsstörungen sind all jene Störungen, die den Unterrichtsprozess erschweren, unterbrechen verfremden oder gar enden lassen.“
Rainer Winkel (1976, S. 26) wiederum spricht von einer Disziplin- und Verhaltensstörung. Während bei Disziplinstörungen das Problem darin liegt, dass folglich der Lehrer schuldig und somit ungeeignet ist. Kann bei Verhaltensstörungen keiner zur Rechenschaft gezogen werden, da niemand die Verantwortung dafür übernimmt. Somit sind beide Begriffe für Unterrichtsstörungen ungeeignet. Dem entsprechend sollte die Definition weder von einer einzelnen Person noch von einer Gruppe ausgemacht werden, sondern vom Unterricht her gekennzeichnet sein: „Eine Unterrichtsstörung liegt dann vor, wenn der Unterricht gestört ist, d.h. wenn das Lehren und Lernen stockt, aufhört, pervertiert, unerträglich und inhuman wird.“
Der Begriff der Unterrichtsstörung ist ein relativer und objektiver Begriff, da die Reaktionen der einzelnen Schüler_innen und Lehrer_innen unterschiedlich ausfallen. Während es manche gar nicht wahrnehmen, reagieren andere aggressiv und verständnislos. Die Störungen derSchüler_innen sind oftmals Mitteilungen an den_die Lehrer_in, wie z. B. dass der Unterricht langweilig ist, dass man selbst Probleme hat, dass der Unterrichtsstil des Lehrers fragwürdig ist oder dass der Schüler auf andere Art und Weise lernen möchte.
Winkel (1976). S.24-
Laut Gert Lohmann würden Unterrichtsstörungen den Unterricht bzw. also den Lehr-Lern-Prozess beeinträchtigen, unterbrechen oder sogar unmöglich machen. Doch damit Lernen möglich wird, erfordert es Aufmerksamkeit und Konzentration. Jedoch ist dies nicht gegeben, wenn der Unterricht durch Hineinrufen, Hektik, Herumgebrülle und verbale oder physische Attacken gestört wird. Hieraus ergeben sich vier verschiedene Merkmale der Unterrichtsstörung: mangelnder Lerneifer, wie z. B. Desinteresse und Unaufmerksamkeit; verbales Störverhalten wie z. B. Zwischenrufe und Beleidigungen; motorische Unruhe, wie z. B. zappeln und kippeln sowie aggressives Verhalten, wie z. B. Wutausbrüche und Sachbeschädigungen. Dabei kommen die ersten drei Störverhalten am häufigsten vor.
Lohmann und Meyer (2019). S.13-
Aus den oben genannten Definitionen ergibt sich die Frage: Kann der Schülerin geholfen werden, ihr störendes Verhalten abzustellen?
2.2 Ursachen
Da es für den Begutachter von großer Bedeutung ist, zu wissen, welche Faktoren das Störverhalten begünstigen bzw. verursachen, sollen diese Faktoren in diesem Abschnitt erläutert werden.
Laut Winkel könnten die Ursachen von störendem Verhalten unter anderem konstitutionelle Faktoren, ungelöste Konflikte und gestörte Entwicklungsprozesse sowie aktuelle Bedrohungen sein.
Winkel (1976). S.
Dagegen liegen die Ursachen laut Lohmann bei einer unzureichenden familiären Erziehung, wie z. B. durch Vernachlässigung oder übermäßige Zuwendung, problematische Familienverhältnisse oder zu viel Medienkonsum. Da aber die Lehrer_innen und Schüler_innen sowie die Eltern von der Verantwortung entlastet werden wollen, wird der_die alleinige Schüler_in zum Problemfall.
Lohmann und Meyer (2019). S.
Abgesehen davon ist nach Lohmann und Meyer die Langeweile des Schülers einer der häufigsten Gründe für die Störungen. Laut Lohmann versuchen diese Schüler_innen den Unterricht so kurzweilig wie möglich zu gestalten und widmen sich deshalb anderen Dingen. Andere Schüler_innen dagegen versuchen Aufmerksamkeit und Anerkennung der Mitschüler_innen und Lehrer_innen zu erlangen, um in der Gruppe als „cool“ dazustehen. Dadurch versuchen sie ihr Selbstbild zu verbessern, sich beliebt zu machen und verschaffen sich soziale Anerkennung. Der „Klassenclown“ erhöht durch Unterrichtsstörungen sein Sozialprestige, nimmt aber dafür erheblichen Ärger mit dem/der Lehrer_in in Kauf. Weitere mögliche Ursachen können Macht und Vergeltung darstellen. Der_die Lehrer_in fühlt sich aus irgendwelchen Gründen von dem_der Schüler_in angegriffen und ergreift Sanktionen. Dadurch fühlt sich der_die Schüler_in mitgenommen und reagiert aggressiv darauf. Der_die Lehrer_in sollte nun nicht seine_ihre Autorität verlieren, weshalb er_sie ein Exempel statuieren muss. Wobei der_die Schüler_in wahrscheinlich als Verlierer aus dem Machtkampf hervorgehen wird. Dies kann zur Folge haben, dass sich der_die Schüler_in bei der nächsten Gelegenheit rächen wird.
Lohmann und Meyer (2019). S.21-
Doch auch lehrerbezogene Ursachen sind möglich, um das Verhalten der Schülerin zu erklären. Meistens wird im Unterricht durch provokantes Verhalten ausprobiert, wie weit die Schüler_innen gehen können und wo ihre Grenzen sind. Jedoch führen auch unzuverlässige Lehrer selbst zu Störungen im alltäglichen Miteinander. Da der Lehrer als Vorbild fungiert, würden nach Rattay (2011, S.18) die Schüler_innen das negative Verhalten des Lehrers nachahmen. Wenn der_die Lehrer_in inkonsequent ist und Drohungen wirkungslos sind, verlieren die Schüler_innen den Respekt der Lehrperson. Laut Parotat, Pfeil & Zimbelmann (2014, S. 2 – 8) wiederum spielt es bei den Ursachen keine Rolle, ob der Konflikt seitens des Schülers oder des Lehrers auftritt, sondern der „Ursprung“ liegt in den Konflikten der Individuen.
Parotat, Pfeil & Zimbelmann (2014, S. 2 – 8)
Es sollte deutlich geworden sein, dass auch externe Ursachen für störendes Verhalten verantwortlich sein können. Werden jedoch, in diesem Fall, externe Ursachen ausgeschlossen, dann muss der Fokus auf die internen Ursachen gelegt werden. Dabei werden die Arten von Unterrichtsstörungen in den Fokus gelegt, um ein besseres Verständnis der Umstände zu erlangen.
2.3 Arten von Störverhalten
Nolting (2018, S. 1-10) unterscheidet bei den verschiedenen Arten des Störverhaltens im Unterricht zwischen aktiver und passiver Unterrichtsstörungen. Dabei wird unter Aktive Unterrichtsstörung ein Übermaß an unerwünschten Tätigkeiten verstanden. Es entsteht ein Gefühl von Unruhe in der Klasse. Während dem Unterricht werden Privatgespräche geführt, unaufgefordert durch den Raum gelaufen oder Gegenstände im Klassenzimmer herumgeworfen sowie laut durch das Klassenzimmer geschrien.
Es besteht für sie keine Verpflichtung der Einhaltung des Saubermachens auf dem Pausenhof oder des sorgsamen Umgangs mit Literatur. Schwache und ausgestoßene Schüler werden ausgelacht.
Nolting (2018) S. 1 –
Weber (2010).
Dagegen besteht bei einer passiven Unterrichtsstörung ein Mangel an erwünschten Handlungen. In diesem Fall vergessen die Schüler_innen ihre Hausaufgaben, beteiligen sich nicht im Unterricht und arbeiten nicht mit.
Nolting (2018) S. 1 –
Weber (2010).
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