Ziel dieser Arbeit ist es, die gesellschaftlichen Herausforderungen der Digitalisierung in Bezug auf die Arbeitswelt von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer darzustellen. Es gilt die Fragestellung zu erörtern, welche Chancen und Risiken die Digitalisierung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hat. Dabei wird zunächst eine Auswahl möglicher Chancen aufgezeigt, bevor in einem separaten Abschnitt die Risiken erläutert werden. Des Weiteren werden in einer Diskussion die aufgeführten Chancen und Risiken zusammengefasst, interpretiert und eine mögliche weiterführende Forschung aufgezeigt. Zum Abschluss dieser Ausarbeitung folgt ein Fazit.
I. Inhaltsverzeichnis
II. Abkürzungsverzeichnis
III. Abbildungsverzeichnis
2 Einleitung
2.1 Zielsetzung und Vorgehensweise
2.2 Relevanz der Thematik und Begriffsdefinition
3 Chancen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
3.1 Verminderung der physischen Belastung
3.2 Mobile Learning
3.3 Veränderung der Berufswelt
3.4 Flexibilisierung und Mobilisierung der Arbeit
3.5 Beschäftigungschancen von Menschen mit Behinderung
4 Risiken für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
4.1 Entgrenzung der Arbeit
4.2 Veränderte Qualifikationsansprüche und Qualifikationsverlust
4.3 Risiken für die Gesundheit
4.4 Datenschutz und Privatsphäre
4.5 Arbeitsplatzverlust
5 Diskussion der Ergebnisse
6 Fazit
V. Literaturverzeichnis
II. Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
III. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Das aktive Exoskelett Cray X (Quelle: (Pluta, 2019))
Abbildung 2 Automatisierungswahrscheinlichkeit, Vergleich Deutschland (Quelle: (Bonin, Terry, & Ulrich, 2015, S. 10))
1 Einleitung
1.1 Zielsetzung und Vorgehensweise
Ziel dieser Ausarbeitung ist es die gesellschaftlichen Herausforderungen der Digitalisierung in Bezug auf die Arbeitswelt von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer darzustellen. Es gilt die Fragestellung zu erörtern, welche Chancen und Risiken die Digitalisierung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hat. Dabei wird zunächst eine Auswahl möglicher Chancen aufgezeigt bevor in einem separaten Abschnitt die Risiken erläutert werden. Des Weiteren werden in einer Diskussion die aufgeführten Chancen und Risiken zusammengefasst, interpretiert und eine mögliche weiterführende Forschung aufgezeigt. Zum Abschluss dieser Ausarbeitung folgt ein Fazit.
1.2 Relevanz der Thematik und Begriffsdefinition
Die Digitalisierung, ein Begriff, welchem man im Alltag regelmäßig begegnet und dennoch die Tragweite nur begrenzt abschätzen kann. Ausgehend von der Wortbedeutung kann man hierbei vereinfacht von einer Umwandlung analoger Informationen in digitale Formate sprechen. Ziel ist es diese Informationen schneller und besser verarbeiten beziehungsweise bearbeiten, speichern und kopieren zu können. (vgl. Lender, 2019, S. 10) Diese grundsätzliche Definition ist nicht abschließend, denn Digitalisierung wird in den verschiedensten Kontexten verwendet. Jedoch zeigt sich vor allem, dass es sich um einen Wandel handelt, welcher sich durch verschiedenste Bereiche der Gesellschaft und Wirtschaft zieht. Der digitale Wandel revolutioniert klassische Geschäftsmodelle, verändert Branchen und bringt neue Produktions- und Logistikketten sowie Produkte und Dienstleistungen hervor. (vgl. Soziales, 2015, S. 14) . Diese Transformation geht mit einem grundlegenden Wandel des Arbeitsmarktes einher. Die entstehenden Arbeits- und Organisationsformen bieten neue Chancen, flexibler, selbstbestimmter und kreativer zu arbeiten. Mit Hilfe der Digitalisierung können die Herausforderungen der demografischen Entwicklung auch über die Erwerbsarbeit hinaus gemeistert werden. Auf der anderen Seite können aber auch Entwicklungen ihren Lauf nehmen, die zu negativen neuartigen Belastungssituationen im Arbeitsleben und geringerer betrieblichen Effizienz führen. (vgl. Sträter & Bengler, 2019) Man spricht in diesem Kontext auch von Arbeit 4.0 und geht von einer Arbeitsweise aus, welche vernetzter, digitaler und flexibler sein wird. (vgl. Soziales, 2015, S. 35) Die Arbeit ändert sich qualitativ hinsichtlich der kognitiven Anforderungen an den Menschen und der Art der Zusammenarbeit. Dies wird dazu führen, dass umfangreiche Anpassungen in der Qualifizierung und Qualifikationsstruktur der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erforderlich werden. Diese wiederum verlangen eine systematischere Planung und Koordination vor allem hinsichtlich der zeitlichen Abläufe von Technologieentwicklung und Ausbildung. (vgl. Sträter & Bengler, 2019, S. 243ff)
Die Digitalisierung wird für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit und die Realisierung ergonomischer Arbeitssituationen ausschlaggebend sein. Eine erhebliche Veränderung der erforderlichen Kompetenzen, die Umwandlung einiger Berufsbilder und das Entstehen neuer Berufsbilder werden die zentrale Konsequenz sein. (vgl. Sträter & Bengler, 2019, S. 244)
2 Chancen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
Im vorherigen Abschnitt wurde einleitend bereits die Entwicklungen des Arbeitsmarktes in Bezug auf die Digitalisierung erläutert. Im folgenden Abschnitt wird nun vertieft auf Chancen eingegangen, welche durch die Digitalisierung für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entstehen. Zentral ist hierbei zu erwähnen, dass es sich um eine Auswahl möglicher Chancen handelt und diese nicht abschließend sind.
2.1 Verminderung der physischen Belastung
Digitale Technologien neigen dazu, Arbeiterinnen und Arbeiter bei der Durchführung einfacher kognitiver und manueller Aufgaben zu ersetzen. Dabei übernehmen vermehrt Roboter und Maschinen die schwere Arbeit und führen zu einer körperlichen Entlastung. (Bretschneider, Drössler, Magister, Zeiser, & Kämpf, 2020, S. 71) Am Beispiel der Logistikbranche soll exemplarisch erläutert werden, wie die Digitalisierung dies ermöglichen kann. Eine des Digitalverbands Bitkom durchgeführten Studie zeigt beispielsweise, dass im Logistikbereich 35% der Befragten eine körperliche Entlastung der Beschäftigten durch digitale Anwendungen wahrnehmen. Dies ist neben der Zeitersparnis, sinkender Fehler- und Ausfallanfälligkeit, der dritthöchste Wert. (vgl. Streim, 2019) Als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter in der Logistik gehört es zum Arbeitsalltag schwere Pakete zu transportieren. Dabei sind häufig unergonomische Hebetätigkeiten durchzuführen, beispielsweise aus der untersten Regalebene. Dies kann auf Dauer Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Um diesen gesundheitlichen Risiken vorzubeugen, kann ein »Exoskelett« unterstützen. Dieses wird als am Körper getragene, mechanische Stützstruktur verstanden. Bewegungsabläufe, wie das Heben und Absenken von Lasten oder statische Tätigkeiten, wie das Arbeiten über Schulterniveau, sollen dadurch unterstützt werden. Dadurch können sie für eine Leistungssteigerung bei den Mitarbeitenden führen und einer schnellen Ermüdung vorbeugen. In der Logistik ist der Einsatz von Exoskeletten beim manuellen Handling von Lasten denkbar. Es kommt zur Entlastung der Lendenwirbelsäule oder bei Überschulterarbeit, zur Entlastung der Schulter-Nacken-Partie. Im Zuge der Digitalisierung sind speziell aktive Exoskelette zu nennen. Diese erfassen die Bewegungen der Nutzenden mithilfe von Sensoren und setzen sie dann, als Steuersignale für elektrische oder pneumatische Antriebe um. (vgl. von Janczewski, 2021, S. 26)
Diese Entlastungen sind aber auch in zahlreichen anderen Berufsgruppen denkbar, wie beispielsweise der Pflege oder bei Montagetätigkeiten. In Abbildung 1 ist das aktive Exoskelett Cray X von German Bionics in der praktischen Anwendung zu sehen. Cray X wird ähnlich wie ein Rucksack aufgesetzt und mit einem Gurtsystem am Körper festgeschnallt. Die Oberschenkel sind ebenfalls mit einer Schlaufe verbunden. Im festen Rückteil sitzen die Steuerung und der Akku. Auf Höhe der Hüften sitzen auf beiden Seiten Gehäuse, in denen Motoren untergebracht sind. Diese Antriebe unterstützen den Menschen bei dem jeweiligen Bewegungsablauf. (vgl. Pluta, 2019)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Das aktive Exoskelett Cray X (Quelle: (Pluta, 2019))
2.2 Mobile Learning
Durch die fortschreitende Digitalisierung ergeben sich zahlreiche neue Chancen und Möglichkeiten sich weiterzubilden und neue Kompetenzen zu erlernen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können sowohl überall als auch zu jeder Zeit lernen und ihr Wissen erweitern. Die Inhalte sind nicht mehr nur gebündelt in Bibliotheken mit beschränkten Öffnungszeiten verfügbar. Wissen ist vielmehr rund um die Uhr auch außerhalb der Ballungsräume zugänglich. (vgl.Elke & Michael, 2018, S. 552) Beim Mobile Learning macht man sich unabhängig von festen oder eigenen stationären Geräten, von Arbeitsplatz und -zimmer. Dabei bedient man sich Kleinst- und Mikrorechner wie Notebooks, Netbooks, Handys, Smartphones und Tablets. Dabei können mobile Inhalte wie beispielsweise Fachzeitschriften als PDF-Files und Lehrbücher im EPUB-Format konsumiert und für die persönliche Weiterbildung, ortsunabhängig konsumiert werden. (vgl. Bendel, 2021) Dies ermöglicht es Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sich selbständig ohne signifikanten Aufwand weiterzubilden und öffnet dadurch neue Möglichkeiten im Arbeitsalltag und der Weiterentwicklung.
Auch das Studienprinzip der IU Internationale Hochschule GmbH ist ein Beispiel für diese Art der Weiterbildung. Die Studierenden haben hierbei die Möglichkeit über digitale Kanäle wie beispielsweise die „IU Learn App“, ihre Module zu absolvieren, ohne vor Ort präsent zu sein. (vgl. IU Internationale Hochschule GmbH, 2022)
Die Prüfungen können online von zu Hause durchgeführt werden. So kann durch das Mobile Learning maximale Flexibilität neben dem Alltag erreicht werden und man könnte beispielsweise einer Vollzeittätigkeit nachgehen und parallel das Studium absolvieren.
2.3 Veränderung der Berufswelt
In den 1980er Jahren war es noch unvorstellbar, dass man Waren digital an einem PC beispielsweise bestellt und nach kurzer Zeit zu Hause entgegennehmen kann. Heutzutage gehört dies zur Normalität. Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Berufe geschaffen und auch in Zukunft ist zu erwarten dass nahezu alle Sektoren von Veränderungen betroffen sind. (vgl. Hirsch-Kreinsen, 2017, S. 473) So kann beispielsweise eine klassische Sekretärin sich als Virtuelle Assistenz weiterentwickeln und dadurch selbständig für mehrere Unternehmen tätig sein. Oder auch Social Media Affine Menschen können sich beispielsweise als „Social Media Manager“ weiterentwickeln und Dienstleistungen, in diesem Sektor, anbieten. Für einige dieser neuen Berufe gibt es keine speziellen Studiengänge oder Berufsbilder, so dass sie speziell auch für den Quereinstieg geeignet sind. Dies bietet den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Chance, dass sie auch andere Berufe wahrnehmen können, als diejenige in welchen sie ursprünglich ausgebildet wurden. (vgl. digitale-talente, 2021) Es eröffnen sich komplett neue Erwerbschancen durch innovative Geschäftsmodelle.
Ein weiterer Aspekt, welcher im Zusammenhang der veränderten Berufswelt genannt werden kann, ist, dass die Digitalisierung teilweise zu einer Dequalifizierung von mittleren Qualifikationsgruppen führt. Die Gründe hierfür können optimierte Arbeitsvorgaben sein, welche zu einer Standardisierung und Vereinfachung bislang relativ anspruchsvoller Jobs führt. (vgl. Hirsch-Kreinsen, 2017, S. 473) Dabei kann es sich um Produktionsarbeiten wie beispielsweise die Maschinenbedienung aber auch um Verwaltungs- und Sevicetätigkeiten auf mittleren Qualifikationsniveaus handeln. Aus dieser Entwicklung ergibt sich speziell für niedrig qualifizierten Menschen die Chance, aus einer breiteren und höher qualifizierten Auswahl an Jobprofilen zu wählen. (vgl. Hirsch-Kreinsen, 2017, S. 474) Die Anforderungen an die Mitarbeitenden, sind in gewissen Berufsgruppen gesunken aber teilweise auch massiv gestiegen. Der Aspekt der Höherqualifizierung beinhaltet aber auch Risiken. Dies wird im weiteren Verlauf dieser Ausarbeitung in Abschnitt 3 näher erläutert.
2.4 Flexibilisierung und Mobilisierung der Arbeit
Einher mit der Digitalisierung wird auch immer die Begrifflichkeit Arbeit 4.0 gemeinsam erwähnt. Ein Merkmal dieser neuen Arbeitswelt ist die Flexibilisierung auf verschiedenen Ebenen. Daraus ergeben sich zahlreiche Unabhängigkeiten in Bezug auf Zeit und Ort der Arbeitstätigkeit und somit auch eine wachsende Mobilität. (vgl. Werther & Laura, 2018, S. 16f)
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