Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Nachteilsausgleich, den die Soziale Arbeit anstrebt, indem eine Zielgruppe in den Fokus rückt, die Benachteiligungen im Zusammenleben mit den Menschen erfährt. Hierbei handelt es sich um die Unterstützung und Förderung der Entwicklung von Schülerinnen und Schülern (SuS) mit dem Förderschwerpunkt der körperlich-motorischen Entwicklung. Dabei wird die kreative Anwendungstheorie der Erlebnispädagogik eingesetzt. Das Klettern wird in einem Anwendungsbeispiel, als ein Medium der Erlebnispädagogik für diese Zielgruppe vorgestellt. Dieses Medium der Erlebnispädagogik stellt neben dem Bewegungsangebot ein bedeutsames Bildungsangebot für die SuS dar, welches viele Ressourcen bereithält. In dieser Hausarbeit sollen diese verschiedenen Ressourcen und die Qualität des Mediums der Erlebnispädagogik aufgezeigt und verdeutlicht werden. Im Folgenden wird zunächst das Anwendungsbeispiel von SuS im Förderschwerpunkt der körperlich-motorischen Entwicklung vorgestellt, welche am Bewegungsangebot Klettern teilnehmen. Danach wird das Anwendungsbeispiel auf die kreative Anwendungstheorie der Erlebnispädagogik bezogen und diese wird dann in ihren Grundzügen dargestellt. Abschließend wird das Ergebnis in die Theorie der Pädagogik eingeordnet.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Anwendungsbeispiel mit Zielgruppe
2.1 Bezug zu einer kreativen Anwendungstheorie (Erlebnispädagogik)
2.1.1 Erlebnispädagogik in der Behindertenarbeit (Anwendungsbeispiel)
2.2 Einordnung in die pädagogische Theorie
2.2.1 Bildungsbegriff nach Humboldt, Horkheimer und Klafki
2.2.2 Bildungsaspekt des Anwendungsbeispiels
3 Schluss/Fazit
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Die soziale Arbeit wird als Hilfeverhalten aufgefasst und hat somit den Grund und Zweck Hilfe dort zu ermöglichen, wo sie von Nöten ist. Das Hilfeverhalten ist in verschiedenen menschlichen Alltagswelten und in vielen gesellschaftlichen Risikobereichen zu finden. Außerdem ist das berufliche Hilfehandeln zu einem Teil des sozialen Sicherungssystems geworden, welches die Ansprüche der Menschen und Pflichten des Staates sieht. Somit ist ein Mensch der Hilfe benötigt, auch dazu berechtigt, diese Hilfe zu erfahren. Diese Hilfebedürftigkeit bietet einen hinreichenden Handlungsgrund, um für den Menschen etwas zu tun, was ihm seine Handlungsfähigkeit ermöglicht. Es wird ein Recht auf Leben und Lebenschance zugestanden. Des Weiteren zielt die soziale Arbeit auf Gerechtigkeit. Daher wird sich für einen Nachteilsausgleich und ein funktionierendes Zusammenleben, welches Benachteiligungen bekämpft, eingesetzt. Die soziale Arbeit kann Gerechtigkeit nicht garantieren, aber sie strebt dorthin (vgl. Schumacher, 2018, S.57-60).
Diese Hausarbeit befasst sich mit diesem angesprochenem Nachteilsausgleich, indem eine Zielgruppe in den Fokus rückt, die Benachteiligungen im Zusammenleben mit den Menschen erfährt. Hierbei handelt es sich um die Unterstützung und Förderung der Entwicklung von Schülerinnen und Schülern (SuS) mit dem Förderschwerpunkt der körperlich-motorischen Entwicklung. Dabei wird die kreative Anwendungstheorie der Erlebnispädagogik eingesetzt. Das Klettern wird in einem Anwendungsbeispiel, als ein Medium der Erlebnispädagogik für diese Zielgruppe vorgestellt. Dieses Medium der Erlebnispädagogik stellt neben dem Bewegungsangebot ein bedeutsames Bildungsangebot für die SuS dar, welches viele Ressourcen bereithält. In dieser Hausarbeit sollen diese verschiedenen Ressourcen und die Qualität des Mediums der Erlebnispädagogik aufgezeigt und verdeutlicht werden (vgl. Kinne & Theunissen, 2013, S.104). Im Folgenden wird zunächst das Anwendungsbeispiel von SuS im Förderschwerpunkt der körperlich-motorischen Entwicklung vorgestellt, welche am Bewegungsangebot Klettern teilnehmen. Danach wird das Anwendungsbeispiel auf die kreative Anwendungstheorie der Erlebnispädagogik bezogen und diese wird dann in ihren Grundzügen dargestellt. Abschließend wird das Ergebnis in die Theorie der Pädagogik eingeordnet.
2 Anwendungsbeispiel mit Zielgruppe
Das Klettern zählt, genauso wie das Sitzen, Krabbeln, Stehen, Greifen und Laufen, zu den elementaren Bewegungsgrundformen und darüber hinaus auch zu den sportmotorischen Grundformen, bei denen eine Wechselbeziehung zwischen Bewegung und Wahrnehmung im Fokus steht. Heutzutage wird diese elementare Bewegungsgrundform zu einem immer mehr beliebten Freizeitsport, mit verschiedenen Spielformen (vgl. Kinne & Theunissen, 2013, S.104f.).
„Über den Tellerrand blicken, Grenzen überschreiten, Herausforderungen annehmen, Hindernisse überwinden, Risiken abwägen und annehmen, Entscheidungen fällen und dazu stehen, einen eingeschlagenen Weg durchhalten, kreative Lösungen finden – das alles sind Komponenten, die heute gefordert werden und mit deren Vermittlung sich Schulen und Hochschulen schwer tun.“ (vgl. Michl, 2011, S.7).
Das folgende Anwendungsbeispiel handelt von dem Bewegungsangebot Klettern und der Zielgruppe einer Arbeitsgemeinschaft (AG) einer Förderschule mit SuS mit dem Förderschwerpunkt der körperlich-motorischen Entwicklung. Die Diagnosen sind hierbei vielfältig. Zu den Diagnosen zählen beispielsweise Epilepsie, Neurodermitis, spastischer Hemiparese, cerebraler Bewegungsstörung oder Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Die SuS werden von zwei Lehrkräften begleitet. Zudem benötigen die SuS eine Person, die einen erforderlichen Fachübungsleiterschein des Deutschen Alpenvereins vorweisen kann und regelmäßig an Weiterbildungen teilnimmt. Hierfür können zum Beispiel Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter, engagierte Eltern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule oder ein Kooperationspartner, zum Beispiel des deutschen Alpenvereins, eingesetzt werden. Die Teilnehmer der Kletter-AG können Kletterhallen, schuleigene Kletterwände, öffentliche Klettertürme oder nahegelegene Steinbrüche zum Klettern nutzen. Dieses Angebot hält einen gewohnten Ablauf bereit. Zu Beginn der Kletter-AG wird die Kletterausrüstung angelegt, was zum Teil auch eigenständig geschieht. Ist das erledigt, wird mit einer Aufwärmphase an einer Boulderwand begonnen. Es folgt das individuelle Klettern im Tope-Rope oder im Vorstieg (vgl. Kinne & Theunissen, 2013, S.110ff.). Unter Klettern an einer Boulderwand versteht man das Klettern in Absprunghöhe. Hierbei wird kein Sicherungsseil verwendet. Das Toprope-Klettern zeichnet sich im Gegensatz dazu, durch die sichernde Person am Boden aus, die die kletternde Person mit Hilfe eines speziellen Kletterseils sichert. Im Falle eines Sturzes der kletternden Person, wird diese sofort gehalten. Diese Klettermethode wird in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gerne verwendet, da sie sehr sicher ist und wenig Verletzungsrisiko birgt. Beim Klettern im Vorstieg, muss sich die kletternde Person selber sichern, indem sie das Seil am angebrachten Sicherungspunkt fixiert. Im Falle eines Sturzes kann es zu einer längeren Fallstrecke kommen, bis das Seil die Person hält (vgl. Kinne & Theunissen, 2013, S.105f.). Beendet wird die Kletter-AG mit dem gemeinsamen Aufräumen und der Heimfahrt. Die Eltern der SuS können sich auch einbringen, indem sie an Klettertrainings oder gemeinsamen Kletterfahrten teilnehmen. Zu den Kletterfahrten zählen zahlreiche Unternehmungen oder auch einwöchige Reisen, die zu unvergleichbaren Erlebnissen und Erfahrungen in der Natur einladen und die Gruppe zusammenschweißen. Auch die Teilnahme an Kletterwettkämpfen ist möglich (vgl. Kinne & Theunissen, 2013, S.111f.).
2.1 Bezug zu einer kreativen Anwendungstheorie (Erlebnispädagogik)
Die Erlebnispädagogik bezeichnet eine pädagogische Methode, die lange Zeit umstritten war, sich jedoch in fast allen pädagogischen Praxisfeldern durchgesetzt und sich zu einer bedeutsamen Methode entwickelt hat, welche kaum noch wegzudenken ist (vgl. Michl, 2011, S.8). Jean Jacques-Rousseau (1717-1778) und Henry David Thoreau (1817-1862) werden als die Vordenker der Erlebnispädagogik bezeichnet. Rousseau hat eine Staatsphilosophie formuliert und sich einen passenden Menschen dazu gedacht, der durch die Erziehung geformt werden soll. Er philosophiert dabei über die Natur und das Leben in Einfachheit und Einsamkeit. Thoreau setzt diese Philosophie dann in die Tat um (vgl. Michl, 2011, S.20).
Die Erlebnispädagogik wird in verschiedenen Arbeitsfeldern verwendet. Unter Anderem in der Sozialarbeit, der Erziehungshilfe, der (schulischen) Erziehung oder der betrieblichen Fort- und Weiterbildung. Diese verschiedenen Arbeitsfelder bringen spezielle Anforderungen mit sich und aus diesem Grund existiert eine große Anzahl von Ansätzen und Theorien zur Erlebnispädagogik. Es ergibt ein heterogenes Bild, da man nicht von einer gültigen Definition ausgehen kann (vgl. Baig-Schneider, 2012, S.13). Allgemein lässt sich sagen, dass man von Erlebnispädagogik spricht, sobald Erlebnisse durch Reflexion und Transfer pädagogisch nutzbar werden und zum Beispiel Natursportarten, nicht nur um ihrer selbst willen durchgeführt werden, sondern etwas zu der Persönlichkeitsentwicklung beitragen sollen. „Erlebnispädagogik ist eine handlungsorientierte Methode und will durch exemplarische Lernprozesse, in denen junge Menschen vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden, diese junge Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu befähigen, ihre Lebenswelt verantwortlich zu gestalten.“
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