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Hausarbeit (Hauptseminar), 2021
24 Seiten, Note: 1,7
Einleitung
Hauptteil
3.1 Was ist die Kritische Diskursanalyse?
3.2 Die Diskursstruktur
3.3 Das Vorgehen
3.3.1 Konzeptionsphase
3.3.2 Materialbasis
3.3.3 Strukturanalyse
3.3.4 Feinanalyse / Codierung
3.3.4.1 Altersgruppen
3.3.4.2 Mangelernährung
3.3.4.3 Vitamin B-12
3.3.4.4 Eisen
3.3.4.5 Folgen einer Mangelernährung
3.3.4.6 Emotionale Basis
3.3.4.7 Auswirkung ,Tot‘
3.3.4.8 Mangelernährung verhindern
3.3.5 Gesamtinterpretation
4 Fazit
5 Literaturverzeichnis
6 Anhang
6.1 Code-Baum
6.2 Materialkorpus
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Fleischkonsum in Deutschland steigt stetig an, doch auch die vegane Ernährung wird immer beliebter. Es kommen immer mehr und vielfältigere vegane Ersatzprodukte auf den Markt, die auf eine hohe Nachfrage stoßen. Während sich im Jahre 2016 circa 0,8 Millionen Menschen rein pflanzlich ernährten, stieg die Zahl bis 2020 auf 1,1 Millionen Menschen an (vgl. Statistika, 2021).
Eine Person, die sich vegan - also rein pflanzlich ernährt, schließt jegliche tierischen Lebensmittel aus dessen Ernährungsplan und jegliche Produkte, die von Tieren stammen, aus. Das bedeutet einerseits, dass Fleisch, Honig, Milch- und Eierprodukte nicht verzehrt werden, andererseits wird die Verwendung und Herstellung von zum Beispiel Leder- und Wollprodukten nicht unterstützt.
Dieser Ausschluss tierischer Produkte kann auf verschiedenen Gründen basieren. Häufig wird die Ethik erwähnt, die die Ausbeutung der Tiere negiert und das Tierwohl in den Vordergrund stellt. Neben vorteilhaften gesundheitlichen Aspekten, die einen weiteren Grund darstellen können, werden ebenfalls Umweltaspekte und der durch die Tierindustrie bedingte erhöhte Co2-Ausstoß genannt.
Eine vegane Lebensweise kann eine gewisse grundlegende Einstellung dar, die häufig von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben wird. Das bedeutet, dass nicht nur die Zahl veganer Erwachsener steigt, auch die pflanzliche Ernährung bei Kindern steht immer deutlicher im Fokus. Diese relativ neue Art der Kinderernährung spielt eine wichtige Rolle in gesellschaftlichen Diskursen. Insbesondere durch die unzureichenden wissenschaftlichen Untersuchungen, die einen klaren Ansatz der veganen Kinderernährung bieten könnten, wird der Diskurs von äußerst heterogenen Meinungen vertreten.
Aus diesem Grund soll diese Arbeit eine Analyse darstellen, die das Thema des Diskurses in Bezug auf rein pflanzlicher Kinderernährung untersucht und eine allgemeine Veranschaulichung darbieten. Wie wird vegane Ernährung im gesellschaftlichen Diskurs dargestellt? Wie kommt es zu dieser Darstellung? Welchen Einfluss haben die Medien?
Um diese Fragen zu beantworten und einen klaren Überblick über das Forschungsthema zu bieten, wird die kritische Diskursanalyse von Siegfried Jäger als grober Leitfaden gebraucht. Durch sie lassen sich Sachverhalte herausarbeiten, die aus diskursiven Handlungen hervorgehen. Es soll erarbeitet werden, welche Gegebenheiten in der Gesellschaft als Wahrheiten akzeptiert werden und diese schließlich auf das Forschungsthema bezogen. Nach einer kurzen Einführung in das Prinzip der Kritischen Diskursanalyse nach Jäger, wird das Forschungsthema in das Vorgehen miteinbezogen.
Ein Diskurs wird unter anderem als eine Ansammlung aktueller Debatten über ein bestimmtes Thema innerhalb verschiedener Räume verstanden (vgl. Keller 2013, 426). Die Untersuchung der Diskurse nach Sagbarkeit, also dem was in einem gesellschaftlichen Rahmen geäußert werden kann und was nicht bzw. wie diese wirken, nennt Jäger Diskursanalyse. Diese Untersuchung muss stattfinden, da Redeweisen institutionalisiert sind und nicht jede Wahrheit von allen Subjekten und zu jeder Zeit gesagt werden können, wobei sich bei diesem Gedanken an Foucaults Macht-Theorie orientiert wurde. Diskurse üben eine Macht aus (vgl. Jäger 2004, 155). Dies führt dazu, dass die Menschen in ihren Handlungen eingeschränkt und gelenkt werden. Durch die Diskursanalyse werden Aussagen über Wahrheiten, also gleichzeitig das, was als normal gilt, kritisch hinterfragt (vgl Jäger 2004, 129). Es wird geprüft, was gültiges Wissen ist, wie dieses (re-)produziert wird und wie es sich auf Individuen und die Gesellschaft auswirkt (vgl. Jäger 2001, 81).
Der Gesamtdiskurs besteht aus Spezialdiskursen (Wissenschaft) und Interdiskursen (NichtWissenschaft), welche wiederum in Ebenen aufgeteilt werden. Inhaltlich werden diese Bereiche durch Diskursstränge thematisch unterteilt, welche sich gegenseitig beeinflussen und verknüpfen können. Diskursfragmente sind Textteile, die sich auf Diskursstränge beziehen und sich explizit auf ein Thema bezieht. Ein weiteres Merkmal für die Struktur sind diskursive Ereignisse. Von ihnen geht die Wichtigkeit eines Ereignisses zu dem Thema aus und stehen somit in einer wechselseitigen Beziehung zu dem Diskurs einer Gesellschaft, wodurch Themen neu definiert werden und eine größere Reichweite bekommen können (vgl. Jäger 2004, 158 - 187).
(vgl. Jäger 2004, 188 - 214)
Vorerst wird für eine Diskursanalyse die Forschungsfrage bzw. das Forschungsfeld festgelegt und die Auswahl begründet. Die Diskursstränge und Ebenen sollten gleich zu Beginn bestimmt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In dieser Hausarbeit wird sich auf medialer Ebene mit dem Thema / Strang des Ernährungsdiskurses bzw. Unterthema Veganismus und Kinderernährung beschäftigt.
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, wächst die Nachfrage nach tierischen Produkten in Deutschland, doch auch der Anteil der Personen, die sich rein pflanzlich ernähren, steigt, wobei die sich vegan ernährenden Eltern ihren Kindern diese Ernährungsweise weitergeben. Die Forschungsfrage dieser Hausarbeit wird sich daher auf die Darstellung der veganen Kinderernährung in Medien fokussieren.
Da 'Der Spiegel' und ,Die Zeit‘ beliebte Medien sind, auf die Personen aus Deutschland zurückgreifen, wird versucht durch diese ein Blick auf die Forschungsfrage zu werfen. Ecodemy, eine Zeitschrift, die sich intensiv mit der veganen Lebensweise auseinandersetzt, soll ebenfalls mit einbezogen werden.
Darauf aufbauend wird in der nächsten Phase das Materialkorpus bestimmt. Das Materialkorpus dieser Hausarbeit beschränkt sich auf eine Zeitspanne von August 2013 bis November 2020. Meist steht zu Beginn ein diskursives Ereignis. Diese können auch erwähnt werden, falls sie innerhalb des Zeitraums stattgefunden haben, um eventuelle Entwicklungen des Themas nachzuvollziehen. Die Artikel sollten in dem Materialkorpus sortiert und archiviert werden, um einen besseren Überblick zu bekommen und vor allem auch, um einen bestimmten Verlauf des Themas herauszuarbeiten (siehe Anhang). Es soll außerdem die ausgewählten Zeitschriften genauer beschrieben und erläutert werden, wie das Materialkorpus zustande gekommen ist.
Das deutsche Nachrichtenmagazin 'Der Spiegel', welches die Erstausgabe bereits 1947 veröffentlichte, zählt mit mehr als 650.000 verkauften Auflagen zu einem der beliebtesten Magazine Deutschlands. Während der Gründer Rudolf Augstein damals durch das Medium im Kampf um Pressefreiheit agierte und somit insbesondere eine junge Leserschaft und die kritisch denkende Gesellschaft gewann (vgl. Wikipedia), richtet sich das Magazin heute an eine Zielgruppe von hohem gesellschaftlich-wirtschaftlichem Status (vgl. Der Spiegel, 2019).
,Die Zeit‘ ist eine deutsche Wochenzeitung, welche im Februar 1946 ihre Erstausgabe veröffentlichte und seitdem knapp 550.000 verkaufte Auflagen verkaufte. Die Leserschaft wird als konsumfreudig und qualitäts- und wissensaffin beschrieben, welches über ein durchschnittlich hohes Einkommen verfügt. (vgl. igm). Insbesondere das Online Portal wird überwiegend von einer jüngeren Leserschaft genutzt, welche wie auch diejenigen des Mutterblatts eine eher liberale politische Ausrichtung haben (vgl. eurotopics).
Ein Artikel des Materialkorpus wurde aus dem ,ecodemy Magazin‘ gewählt, welches ausschließlich von Autoren veröffentlicht wird, die sich selbst pflanzlich-basierend ernähren und ebenfalls den Status der ,Ernährungsfachkraft‘ besitzen. Die Leserschaft soll durch leicht verständliche und wissenschaftliche Fakten über die vegane Ernährung und mögliche Risiken, die durch sie einhergehen, aufgeklärt werden (vgl. ecodemy).
Nach der Auswahl der Medien wurden die Onlineportale nach den Stichworten ,Vegan‘ und ,Kind/Kinder‘ durchsucht. Insbesondere bei ,Der Spiegel ‘ und ,Die Zeit‘ wurde das Ergebnis auf die Überschrift beschränkt, um die Artikel auf das Thema anzupassen und präzisere Ergebnisse zu erlangen. Es wurde darauf geachtet, Artikel im Zeitraum der letzten 8 Jahre herauszusuchen und die zeitlichen Abstände zwischen diesen auf höchstens zwei Jahre zu beschränken.
In dem nächsten Schritt wird das Sample beschrieben und die gesammelten Artikel auf die angesprochenen Themen bzw. Unterthemen reduziert und genauer herausgearbeitet, welche Auffälligkeiten diese hervorbringen. Es geht demnach um eine oberflächliche Betrachtung dessen, um was es in den Artikeln im Groben geht.
Insgesamt wurden acht Texte in das Sampling aufgenommen. Allgemein geht es in den Texten um das Thema der veganen Ernährung für Kinder, auch wenn oft allgemein über die pflanzliche Ernährung geschrieben wird.
Der erste Artikel, welcher im August 2013 von ,Die Zeit‘ von dem Autor Udo Taubitz herausgegeben wurde, ist mit der Überschrift ,Familie Pflanzen Freaks‘ betitelt. Es wird in dem Artikel über die Gründe einer Familie für eine vegane Ernährung geschrieben und darüber, welche Probleme gerade in der Anfangszeit aufkamen mit besonderem Blick auf die Kinder. Durch den Besuch eines Yoga-Workshops begann die Familie jegliche tierischen Produkte zu vermeiden. Es wird erwähnt, dass die Umgewöhnung einige Wochen dauerte. Nicht nur das Einkaufen, sondern auch das soziale Leben veränderte sich. Während in den Kindergärten die vegane Lebenseinstellung von anderen Eltern stark kritisiert wurde, litten auch die Kinder darunter, in dem sie von Geburtstagseinladungen ausgeschlossen wurden. Es wird auf die erschwerte Auswahl des Essens in der Öffentlichkeit hingewiesen, wobei es häufig an der Kompetenz des Verkäufers oder den veganen Alternativen fehlt. Außerdem wird der Verzicht beim Kauf von Modeartikeln verdeutlicht, dessen Auslöser das fehlende Geld ist, welches für teure Ersatzprodukte ausgegeben wurde. Besonders auffällig bei diesem Artikel ist der Ausdruck des ,Freaks‘, mit denen sich die Kinder identifizieren und identifiziert werden. Letztendlich wird jedoch erwähnt, dass die Gesundheit und Blutwerte der Kinder (dank Vitamin B12-Supplement) keine negativen Beeinflussungen haben.
Der zweite Artikel aus dem Jahre 2015, welcher von Bettina Levecke verfasst und in ,Der Spiegel‘ veröffentlicht wurde, trägt den Titel ,Vegan für Kinder - was Eltern beachten müssen‘.Es werden die Aspekte einer gesunden pflanzlichen Ernährung geschildert und was man insbesondere bei Kindern beachten muss. Es wird vorerst auf die fehlenden Studien und wissenschaftlichen Grundlagen bezüglich veganer Ernährung bei Kindern aufmerksam gemacht, was eine grundlegende Aussage erschwert. Insbesondere Gesichtspunkte wie die Aufnahme bestimmter Nährstoffe und auch die schwankende Menge von Nahrung bei Kindern beeinflusst die benötigte Kontrolle, um eine nährstoffdeckende Versorgung zu gewährleisten. Aber auch die Supplementierung von Vitamin B12 wird deutlich hervorgehoben. In diesem Artikel wird erwähnt, dass bei Wissensaneignung und Planung eine rein pflanzliche Ernährung Vorteile bringen kann.
In dem Artikel ,Vegane Kleinkind-Ernährung? Nein danke!‘ welcher im Januar 2017 von Juno Vai in ,Der Spiegel‘ veröffentlicht wurde, wird bereits durch den Titel die negative Konnotation des Textes in Bezug auf pflanzliche Ernährung bei Kindern deutlich. Während zu Beginn die ethischen Gründe der veganen Philosophie aufgelistet wurden, wird daraufhin auf zwei Kinder-Todesfälle verwiesen, welche aufgrund einer pflanzlich basierten Ernährung starben. Es werden vier Störfaktoren des Veganismus erwähnt: Der Egoismus der Eltern, die ihre Kinder zu dieser Lebensführung bringen, die Instrumentalisierung, durch welche sich Veganer von der Gesellschaft abheben, das angeblich auf Esoterik beruhende Wissen einer veganen Ernährung und die Dekadenz, die diese Art der Ernährung erst ermöglicht. Es werden die benötigten Supplemente und der Zeitaufwand der Planung und Zubereitung pflanzenbasierter Speisen kritisiert, welche in dem Text als ,gefährlich‘ und für Kinder ungeeignet betitelt werden.
,Macht vegane Ernährung Kinder krank?‘ ist der Titel des vierten Artikels aus dem Jahre 2018. Er ist in ,Die Zeit‘ von Lara Malberger und Alina Schadwinkel veröffentlicht worden und nennt gleich zu Anfang eine Studie, welche aufzeigt, dass vegane Ernährung bei Kindern zu Krankheiten führt. Doch es wird auch der Makel der Aktualität passender Studien zu diesem Thema aufgeführt und auch auf unbeachtete Drittvariablen des geringen Wachstums veganer Kinder hingewiesen. Es wird darauf hingewiesen, dass mit einer ärztlichen Beratung
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