Wer hilft Jugendlichen dabei, die richtige Entscheidung zu treffen und wer hat welchen Einfluss auf die Jugendlichen bezüglich ihrer Berufswahl? Diese Fragestellung soll in der Arbeit auf den Grund gegangen werden. Dabei liegt der Fokus auf der Institution Schule und ihrer besonderen Rolle bezüglich der Berufsorientierung von Jugendlichen.
Diesbezüglich wird im Anschluss anhand einer Bestandsaufnahme zunächst die Wichtigkeit der Berufsorientierung herausgestellt sowie die mit ihr einhergehenden Aufgaben und Fragestellungen erläutert. Nachfolgend werden die verschiedenen Einflussfaktoren auf die Berufsorientierung dargestellt, um einen ersten Überblick darüber zu geben, was die Jugendlichen auf ihrem Weg in die Arbeits- und Berufswelt beeinflusst. Daran schließt sich der Abschnitt an, welcher sich der Institution Schule widmet und ihre Rolle in der Berufsorientierung von Jugendlichen erläutert. Beginnen wird dieser Abschnitt mit einer Einleitung, in der begründet wird, warum der Schule eine gesondert zu betrachtende Aufgabe in der Berufsbildung zukommt. Daran angliedern wird sich eine gezieltere Betrachtung der Herausforderungen und Aufgaben der Berufsorientierung in Schulen. Enden wird dieses Kapitel mit der Ausführung einer konkreten Anwendung schulischer Berufsorientierungshilfen, der Potentialanalyse. Zum Schluss wird ein Resümee gezogen, in welchem eine letzte kritische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Einflüssen vorgenommen werden soll und unter Berücksichtigung der gewonnenen Erkenntnisse Vorschläge zur Optimierung dargelegt werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Berufsorientierung: Eine Bestandsaufnahme
3. Einflussfaktoren auf die Berufsorientierung
4. Einflussfaktor: Schule
4.1 Herausforderungen und Aufgaben der Berufsorientierung in Schulen
4.2 Potenzialanalyse
5. Resümee
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Obwohl die Berufsorientierung so alt ist wie das Berufswahlprinzip selber, ist sie dennoch aktuell, denn „war die öffentliche und mediale Aufmerksamkeit gegenüber der Berufsorientierung immer nur dann groß, wenn Abstimmungsprobleme zwischen dem Bildungs- und Beschäftigungssystem bzw. Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt aufgetaucht sind“ (Büchter et al. 2014, S. 1). Genau dies ist momentan wieder der Fall: „Aktuell ist von „Besetzungs-, Versorgungs- und Passungsproblemen“ (Matthes/Ulrich 2014) auf dem Ausbildungsmarkt die Rede, die eine Intensivierung der Maßnahmen der Berufsorientierung erforderlich machen.“ (ebd., S. 1). Nicht nur die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt macht Berufsorientierung zu einem relevanten Thema, sondern ebenso die „Destandardisierung der Erwerbsbiographien“ (Brüggemann und Rahn 2013, S. 13) der Jugendlichen. Angesichts der Individualisierung von Lebensläufen haben sich die Anforderungen an Jugendliche sowie an Bildungsinstitutionen geändert. Der Wandel von der phasengegliederten Normalbiografie hin zu einer Vielfalt an Berufswahlmöglichkeiten, stellt Jugendliche gerade heute vor die Herausforderung ihre berufliche Karriere individuell zu organisieren (vgl. Kahlert und Mansel 2007, S. 7).
Wer hilft nun aber den Jugendlichen dabei die richtige Entscheidung zu treffen und wer hat welchen Einfluss auf die Jugendlichen bezüglich ihrer Berufswahl? Ebendieser Fragestellung soll im Folgenden auf den Grund gegangen werden, dabei liegt der Fokus auf der Institution Schule und ihrer besonderen Rolle bezüglich der Berufsorientierung von Jugendlichen.
Diesbezüglich wird im Anschluss anhand einer Bestandsaufnahme zunächst die Wichtigkeit der Berufsorientierung herausgestellt sowie die mit ihr einhergehenden Aufgaben und Fragestellungen erläutert. Nachfolgend werden die verschiedenen Einflussfaktoren auf die Berufsorientierung dargestellt, um einen ersten Überblick darüber zu geben was die Jugendlichen auf ihrem Weg in die Arbeits- und Berufswelt beeinflusst. Daran schließt sich der Abschnitt an, welcher sich der Institution Schule widmet und ihre Rolle in der Berufsorientierung von Jugendlichen erläutert. Beginnen wird dieser Abschnitt mit einer Einleitung, in der begründet wird warum der Schule eine gesondert zu betrachtende Aufgabe in der Berufsbildung zukommt. Daran angliedern wird sich eine gezieltere Betrachtung der Herausforderungen und Aufgaben der Berufsorientierung in Schulen. Enden wird dieses Kapitel mit der Ausführung einer konkreten Anwendung schulischer Berufsorientierungshilfen, der Potentialanalyse. Zum Schluss wird ein Resümee gezogen, in welchem eine letzte kritische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Einflüssen vorgenommen werden soll und unter Berücksichtigung der gewonnenen Erkenntnisse Vorschläge zur Optimierung dargelegt werden.
2. Berufsorientierung: Eine Bestandsaufnahme
Berufsorientierung als der Prozess des Übergangs von Schule in den Beruf gilt spätestens seit dem 20. Jahrhundert als eine „wichtige gesellschaftliche Herausforderung“ (Brüggemann und Rahn 2013, S. 11). Die Berufsorientierung ist nicht mehr ein Prozess der nach dem Ende der Jugendphase als abgeschlossen zu betrachten ist (vgl. ebd., S. 13). Die Tendenz geht hin zu einer Beschreibung der Berufsorientierung als ein „lebenslanger Prozess der Annäherung und Abstimmung zwischen Interessen, Wünschen, Wissen und Können des Individuums auf der einen und Möglichkeiten, Bedarf und Anforderung der Arbeits- und Berufswelt auf der anderen Seite“ (ebd., S. 13). Dieser Wandel hin zu einer Betrachtung der Berufsorientierung als lebenslangen Prozess kann mit Hinblick auf die in der Einleitung angesprochene Veränderung der beruflichen Lebensläufe erklärt werden. Jene Individualisierung der Lebensläufe hat zur Folge, dass „berufliche Entscheidungen [...] in stärkerem Maße revidiert werden [können und müssen], als dies bis in die 1970er Jahre der Fall war“ (ebd., S. 13). Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Entscheidung für einen Beruf im Jugendalter weniger wichtig geworden ist nur weil die Berufswahl im Jugendalter weniger endgültig ist, als noch vor 40 Jahren. Die gestiegene Vielfalt an Möglichkeiten ihre berufliche Karriere zu gestalten ist nicht nur ein Gewinn an Freiheit, sondern stellt Jugendliche auch vor neue Herausforderungen. Der Artikel von Angelika Finkenwirth1 weist auf die Wichtigkeit der Berufsorientierung als Hilfestellung für Jugendliche hin. Er beschreibt die Ratlosigkeit mit der manche Jugendliche zu kämpfen haben angesichts der gewaltigen Auswahl an Berufsmöglichkeiten (vgl. Finkenwirth 2014). „Knapp 9.500 grundständige Studiengänge bieten deutsche Hochschulen an, dazu kommen noch staatlich anerkannte 350 Ausbildungsberufe und eine Vielzahl an weiteren Berufsmöglichkeiten“ (ebd.), diese Vielzahl macht es für die jetzige Generation von Jugendlichen besonders schwierig sich für den individuell passenden beruflichen Werdegang zu entscheiden. Hier gilt es die Jugendlichen auf ihrem Weg von Schule in den Beruf zu unterstützen und ihnen die Hilfestellung zu geben, die sie in diesem „einschneidende[n] Schritt in [ihrer] Biografie“ (BIBB 2014, S. 8) benötigen.
Seit dem 20. Jahrhundert stellt man sich bei der Berufsorientierung die Frage, „vor welchen Anforderungen die Jugendlichen bei der Bewältigung des Übergangs stehen und wie ihr Übergang in den Beruf institutionell gestützt und pädagogisch gefördert werden kann“ (Brüggemann und Rahn 2014, S. 11). Gleichzeitig wird seit Beginn des 20. Jahrhunderts in der Berufsorientierung das Ziel verfolgt eine Abstimmung zwischen Berufsmerkmalen und individuellen Persönlichkeitsmerkmalen vorzunehmen (vgl. ebd., S. 11), sprich im optimalsten Fall eine Übereinstimmung beider. Den Jugendlichen kommt dabei die Aufgabe zu, ihre persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten zu ergründen, um diese mit ihren beruflichen Möglichkeiten harmonisieren zu können (vgl. ebd., S. 11). Der Identitätsbezug bei der Berufswahl ist also ein zentraler Bestandteil für die Berufsorientierung. Der entsprechende individuelle Bezug, mit dem sich Jugendliche auf einen Beruf festlegen, ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Berufsorientierung (vgl. Blaich und Frey 2014, S. 6). Bei der Berufsorientierung werden jedoch nicht ausschließlich die individuellen Personenmerkmale der Jugendlichen betrachtet. Von den Jugendlichen wird außerdem erwartet, dass sie sich auf das, was auf dem Arbeitsmarkt realisierbar erscheint anpassen (vgl. Brüggemann und Rahn 2014, S. 12f.). Die pädagogische Unterstützung der Berufsorientierung verfolgt das Ziel, dass die Jugendlichen während des gesamten Berufsfindungsprozesses ihre „einzelnen Teilaufgaben [...] vollständig und vor allem rechtzeitig bearbeiten und lösen“ (ebd., S. 16). Unter diese Teilaufgaben fällt alles von der angesprochenen Abstimmung zwischen den Berufs- und Personenmerkmalen und der damit verbundenen „Exploration des Selbst (Interessen, Fähigkeiten etc.)“ (ebd., S. 16), über die Fixierung auf einen spezifischen Berufswunsch und das Bereithalten von Alternativen, bis hin zur konkreten Berufsentscheidung und Stellensuche. Wichtig ist bei der pädagogischen Unterstützung der Berufsorientierung, dass den Jugendlichen nicht die Verantwortung über ihre Berufswahl abgenommen wird, sondern lediglich eine Unterstützung durch ihr Umfeld stattfindet (vgl. ebd., S. 16f.). Es bleibt also festzuhalten, dass ein wesentlicher Aspekt der Berufsorientierung „die Berufsvorbereitung bzw. die Übergangspropädeutik im Jugendalter “ (ebd., S. 13) ist.
[...]
1 1 Die Journalistin Angelika Finkenwirth schreibt über Politik und Wirtschaft – im Besonderen Arbeitsmarkt, Soziales und Bildung. 2008 veröffentlichte sie ihr Buch Schule – und dann? (ebd.)