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Referat (Ausarbeitung), 2008
11 Seiten, Note: 2,0
1. Der Raum-Begriff im Allgemeinen und speziell in den Sozialwissenschaften
1.1 Der absolute und der relative Raum
1.2 Der Sozialraum und der Raum
1.3 Die natürliche und die konstruierte Raumordnung
2.0 Was verbindet den Sozialraum mit der Sozialen Arbeit?
2.1 Die Sozialraumorientierung
Quellenverzeichnis
Raum, der; -[e]s, Räume: 1. von Wänden, Boden und Decke umschlossener Teil eines Gebäudes […] 3. a) geographisch-politischer Bereich: der mitteleuropäische R. […] b) Bereich, in dem etwas wirkt: der kirchliche, geistige R. sinnv.: Aktionsbereich, Wirkungsbereich, Wirkungsfeld. 4 . in Länge, Breite und Höhe nicht eingegrenzte Ausdehnung: […].[1]
Im Allgemeinen wird unter einem Raum etwas verstanden, das, wie ein Hohlmaß, mathematisch und physikalisch ermittelt werden kann und durch die Höhen-, Längen- und Breitenangaben bestimmt ist. Der Wirklichkeitsbegriff des Raumes wird also dargestellt, da die Definition dazu eine fixierte Einheit beschreibt, die kontextunabhängig ist. Dass der Raum aber „eine an den Menschen und seine Kultur gebundene ,Dimension' sei“[2], wird von der Gesellschaft größtenteils geleugnet.
Der mittelhochdeutsche Wortursprung des Begriffs Raum weißt jedoch auch „einestheils [auf] die bedeutung des freien platzes und der weite mit ihren ausläufern“[3] hin. Der hier erwähnte freie Platz ist nicht gezwungenermaßen als ヨrtlichkeit zu verstehen, sondern kann auch unter einem sozialen Aspekt gesehen werden, auf den im Folgenden näher eingegangen wird..
Der Raum ist kein [...] allgemeiner Begriff von Verhältnissen der Dinge überhaupt, sondern eine reine Anschauung. Denn erstlich kann man sich nur einen einigen Raum vorstellen, und wenn man von vielen Räumen redet, so verstehet man darunter nur Teile eines und desselben, alleinigen Raumes. Diese Teile können auch nicht vor dem einigen allbefassenden Raume gleichsam als dessen Bestandteile (daraus seine Zusammensetzung möglich sei) vorhergehen, sondern nur in ihm gedacht werden. Er ist wesentlich einig, das Mannigfaltige in ihm, mithin auch der allgemeine Begriff von Räumen überhaupt, beruht lediglich auf Einschränkungen.[...][4]
Der Philosoph Immanuel Kant spricht in seinem Werk Kritik der reinen Vernunft von einem Raumbegriff, den er für sich definiert hat. Raum stellt hier eine gegebene Größe dar, die unendlich, doch subjektiv zu sehen ist; nicht der Inhalt des Raumes ist konkret benannt, sondern der Raum macht Namenloses anschaulich. Das bedeutet, dass der Raum-Begriff ein relationaler ist. Genau wie in den Sozialwissenschaften ist dieser „kontextunabhängig und unter Umständen sogar überhistorisch [b]estimm[t] [...]“[5]. Die „jeweilige Relation aus historisch-spezifischen Raumordnungen und den jeweiligen politischen Kämpfen“ entscheiden darüber, in wie fern von einem Raum die Rede ist.
„Räume sind keine absoluten Einheiten, sondern ständig (re)produzierte Gewebe sozialer Praktiken.“[6]
Der absolute Raum ist nach dem Physiker Carl Friedrich von Weizäcker „mit dem Bild der ,Mietskasernen', in die Körper einziehen“, zu beschreiben. „Die Gebäude selbst bestehen bereits und geben den Körpern einen bestimmten Rahmen vor.“[7] Zu verstehen ist dieser Raumbegriff also als eine Art Container, in dem sich Körper befinden, die von dem besagten Rahmen umgeben sind. Diesem künstlich konstruierten Raum fehlt jedoch das Lebendige und Natürliche.[8]
Dieser Definition steht die relative Raumvorstellung gegenüber. „Räume [repräsentieren] Formen ideeller Ordnung, die in der schöpferischen menschlichen Kraft fußen.“ Gottfried Wilhelm Leibniz ist der Auffassung gewesen, dass erst Körper in einem Raum dessen Struktur bilden. Hierbei ist die Lage der Körper zueinander wichtig, denn nur durch sie ergeben sich die Verhältnisse zueinander und der Raum wird dadurch existent. Eine genaue Bestimmung des relativen Raums ist nicht möglich, denn der jeweils eingenommene Blickwinkel auf ihn verändert die Definition. Eine Begriffserklärung ist somit subjektiv und nicht eindeutig.
Der Begriff des Raums ist nicht mit dem Sozialraum-Begriff gleichzusetzen. Dem Raum wird eine Definition zugeschrieben, die als unwiderruflich gegeben betrachtet wird. Der Sozialraum verfügt nicht über diese, da seine Begriffserklärung ergänzungswürdig ist. In dem zweiten Fall ist der „Raum [...] immer das Ergebnis menschlichen Handelns“[9]. Parallel dazu kann die absolute und die relative Raumbestimmung genommen werden. Die Sozialraumperspektive richtet sich an den „von [...] Menschen konstruierten Raum der Beziehungen, der Interaktionen und der sozialen Verhältnisse[n].“[10] Für diese Zusammenhänge steht das Präfix sozial vor dem Raum. Die agierenden Subjekte in diesem von ihnen konstruierten Handlungsraum werden beobachtet und nicht nur der verdinglichte Ort (Objekt). Am Beispiel der Stadtentwicklung werden meist nur die Räume, aber nicht die betroffenen Sozialräume berücksichtigt. Da das absolute Raummodell der Komplexität und Heterogenität der Menschen nicht gerecht wird, ist der relationale Raum eine bessere Alternative. Soziale Beziehungsstrukturen der Beteiligten sind berücksichtigt und werden in die Handlungsweisen und Konstruktionsprozesse eingebunden. „Räume sind keine fixierten Einheiten, die sozialen Prozessen vorgängig [Präskription[11] ] sind, sondern selbst ein Ergebnis dieser Prozesse. Allerdings sind sie zugleich auch wiederum ihr Bestandteil [Prägung[12] ].“[13] Von den Menschen konstruierte Raumordnungen wirken relativ unabhängig von dem Konstruktionsprozess auf die Handlungsvollzüge ein. Die Räume werden materialisiert.
[...]
[1] Müller, Wolfgang (Hrsg.): Schülerduden „Bedeutungswörterbuch“. Wortbildung und Wortschatz. 2. Auflage. Manneim/Leipzig/Wien/Zürich: Dudenverlag 1986, S.295.
[2] Kessl, Fabian, Christian Reutlinger: (Sozial)Raum - ein Bestimmungsversuch.. In: Sozialraum – eine Einführung. 1. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007, S.20
[3] Deutsches Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm. http://germazope.uni-trier.de/Projects/DWB. Stand: 13.09.2008
[4] Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft. 2. Auflage. Hamburg: Meiner Verlag 1998. S.99.
[5] Kessl, Fabian. Ebd. S.19.
[6] Kessl, Fabian: Ebd. S.19
[7] Kessl, Fabian: Ebd. S.20
[8] Kessl, Fabian: Ebd. S.24
[9] Kessl, Fabian: Ebd. S.23
[10] Kessl, Fabian. Ebd. S.23
[11] Kessl, Fabian. Ebd.S.32
[12] Kessl, Fabian. Ebd. S.32
[13] Kessl, Fabian. Ebd. S.24f