In dieser Arbeit soll geklärt werden, ob die Verwendung lateinischer Termini anstelle der deutschen Begriffe in der Wortlehre der Primarstufe sinnvoller ist. Zunächst werden die im Lehrplan für die Primarstufe im Bundesland Nordrhein-Westfalen obligatorischen lateinischen Termini und gebräuchliche deutsche Bezeichnungen aus einem Sprachbuch aus dem Jahre 1987 vorgestellt. Im Anschluss werden die einzelnen Standpunkte der beiden Terminologien aufgezeigt, um diese final kritisch gegenüberzustellen. Letztlich wird im Fazit das Resumé dieser Gegenüberstellung konkret zusammengefasst und somit die Eingangsfragestellung beantwortet.
Die Vermittlung der Wortarten stellt die Basis von Grammatikunterricht dar. Nicht zuletzt deshalb ist es entscheidend, dass den Schülerinnen und Schülern ein adäquates und allgemein gültiges Hintergrundwissen über die in der deutschen Sprache gebräuchlichen Wörter vermittelt wird. Dazu gehört, die Wörter anhand von Kriterien und Merkmalen zu klassifizieren und so bestimmten Gruppen zuordnen zu können. Damit eine einheitliche Beschulung dieser Inhalte gewährleistet werden kann, setzen die von der Kultusministerkonferenz beschlossenen, bundesweit seit dem Jahre 2003 gültigen Bildungsstandards einen Maßstab. Anhand derer müssen die länderspezifischen Lehrpläne fächerübergreifend orientiert sein.
Inhalt
Inhalt
1. Einleitung
2. Wortarten und ihre Bezeichnungen
2.1 Definition und Klassifikation
2.2 Vorstellung lateinischer Termini im Lehrplan von NRW der Primarstufe
2.3 Vorstellung deutscher Bezeichnungen anhand eines Sprachbuchs
3. lateinische Fachtermini versus deutsche Bezeichnungen
3.1 Argumente für eine Verwendung lateinischer Termini
3.2 Argumente für eine Verwendung deutscher Bezeichnungen
3.3 Gegenüberstellung der beiden Terminologien
4. Fazit
Literatur
1. Einleitung
Die Vermittlung der Wortarten stellt die Basis von Grammatikunterricht dar. Nicht zuletzt deshalb ist es entscheidend, dass den Schülerinnen und Schülern ein adäquates und allgemein gültiges Hintergrundwissen über die in der deutschen Sprache gebräuchlichen Wörter vermittelt wird. Dazu gehört, die Wörter anhand von Kriterien und Merkmalen zu klassifizieren und so bestimmten Gruppen zuordnen zu können.
Damit eine einheitliche Beschulung dieser Inhalte gewährleistet werden kann, setzen die von der Kultusministerkonferenz beschlossenen, bundesweit seit dem Jahre 2003 gültigen Bildungsstandards einen Maßstab. Anhand derer müssen die länderspezifischen Lehrpläne fächerübergreifend orientiert sein. Die Grundlage für die inhaltliche Vermittlung der Wortarten bildet dabei das im Jahre 1982 von der Kultusministerkonferenz erstellte „Verzeichnis grundlegender grammatischer Fachausdrücke“. Dieses wurde aufgrund der „[...] verwirrende[n] Vielfalt grammatischer Termini [...]“, welche „[...] zu Überschneidungen mit traditionell verstandenen Termini [.]“ führten (Czeczatka in Rasch 1983: 19) kurz nach der Veröffentlichung stark kritisiert. Inhaltlich werden die Wortarten der deutschen Sprache in diesem Verzeichnis ausschließlich durch lateinische Fachtermini vertreten. Da auch die Linguistik als Wissenschaft starken Einflüssen unterliegt und somit diverse Termini Eingang in die Germanistik und somit auch in die Schulbücher gefunden haben, wurde dieses Verzeichnis mit dem Ziel „[.] der Vereinheitlichung der grammatischen Terminologie [.]“ erstellt und dient seither als „Kompromiss unterschiedlicher sprachwissenschaftlicher Standpunkte [.]“ (Raasch 1983: 9-10). Auch heutzutage führt das Verzeichnis in vielen Bereichen noch zu Diskussionsbedarf. So fand erst kürzlich eine Tagung in Mannheim statt, auf welcher sich mit der „[.] inhaltliche[n] Betrachtung und methodische[n] Anwendung mit Eigenschaften und Eigenheiten grammatischer Fachsprache beschäftigt [.]“ wurde (Konferenz zur Terminologie-Debatte, 8./9.06.17 in Mannheim).
Ob die Verwendung lateinischer Termini anstelle der deutschen Begriffe in der Wortlehre der Primarstufe sinnvoller ist, soll im folgenden untersucht werden. Zunächst werden die im Lehrplan für die Primarstufe im Bundesland Nordrhein-Westfalen obligatorischen lateinischen Termini und gebräuchliche deutsche Bezeichnungen aus einem Sprachbuch aus dem Jahre 1987 vorgestellt. Im Anschluss werden die einzelnen Standpunkte der beiden Terminologien aufgezeigt um diese final kritisch gegenüberzustellen. Letztlich wird im Fazit das Resumé dieser Gegenüberstellung konkret zusammengefasst und somit die Eingangsfragestellung beantwortet.
2. Wortarten und ihre Bezeichnungen
2.1 Definition und Klassifikation
So wie man Äpfel und Bananen dem Obst und Gurken und Möhren dem Gemüse zuordnet, gehören Wörter bestimmten Wortarten an. „Wortarten sind grammatische Klassen [...]“ (Lehmann in Knobloch/Schaeder 2005: 3), denn sie klassifizieren und strukturieren den bestehenden Wortschatz anhand grammatischer Merkmale und ordnen so Wörter diversen Gruppen zu. Sie bezeichnen nicht die Eigenschaften von Wörtern, sondern teilen die Wörter in lexikalisch-grammatische Einheiten ein.
Als ein wichtiges Teilgebiet der (Schul-)Grammatik beschäftigt sich die Wortlehre damit, wie genau, nach welchen Kriterien und warum eine Klassifizierung der Wörter vorgenommen wird. Es gibt diverse Möglichkeiten der Klassifizierung, so können Wörter nach morphologischen, semantischen oder syntaktischen Kriterien klassifiziert werden (vgl. Hoffmann 2007: 22). Aber wieso genau klassifiziert man Wörter überhaupt? Dies kommt ganz darauf an, welchen Zweck man mit einer Klassifizierung erreichen will. In dem Kontext nennt Hoffmann (2007: 23) unter anderem „[.] das Fremdsprachenlernen, die Analyse und Modellierung des kindlichen Spracherwerbs und [die] schulgrammatische[n] Beschreibung der Muttersprache“ [.], wobei letzterem unter Berücksichtigung der vorliegenden Arbeit die größte Bedeutung zukommt. Die aufgezeigte Diversität verdeutlicht die große Herausforderung einer universellen Klassifikation, die für alle Zwecke zum gewünschten Nutzen führen könnte.
2.2 Vorstellung lateinischer Termini im Lehrplan von NRW der Primarstufe
Grundsätzlich wird unter dem Wort Terminus ein „[.] Fachausdruck einer Einzelwissenschaft verstanden, der eingebunden ist, in eine wissenschaftliche Theorie, die ihn exakt definiert [.]“ (Gehrig 2014: 53 nach Glück 2005: 679). Somit ist der Terminus der Überbegriff für ein dahinter liegendes Gebilde, welcher eine unmiss- verständliche Bedeutung haben sollte. Das Ziel der Vereinheitlichung sollte mit der Veröffentlichung des allgemein gültigen „Verzeichnis grundlegender grammatischer Fachausdrücke“ der KMK, insbesondere „[...] um Anhaltspunkte zu geben für die Konzeption von Lehrplänen und Schulbüchern für das Fach Deutsch“ (Vorbemerkung KMK 1982), erreicht werden. Dieses Verzeichnis (s. Quellen) besteht ausnahmslos aus lateinischen Fachausdrücken, welche in die Kategorien 1. Lautlehre, Rechtschreibung, Zeichensetzung, 2. Wortlehre, 3. Satzlehre und 4. Wortlehre aufgeteilt sind. Wie bereits erwähnt, dient dieses Verzeichnis als Maßstab für die bundesweiten Bildungsstandards, anhand derer wiederum die Lehrpläne der einzelnen Bundesländer orientiert sind.
Im folgenden werden die festgelegten Fachausdrücke des Lehrplans im Fach Deutsch für die Primarstufe aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen vorgestellt (s. Quellen). Der Lehrplan beschreibt die Kompetenzen, welche die Schülerinnen und Schüler der Primarstufe am Ende der Klasse 4 erreicht haben sollen. So wird dort in Bezug auf die Wortlehre die Kompetenzerwartung „Die Schülerinnen und Schüler verwenden grundlegende Fachbegriffe beim Untersuchen von Sprache und Sprachgebrauch“ (Lehrplan Primarstufe NRW) formuliert. Bei denen in einer Tabelle verorteten verbindlichen Fachbegriffen handelt es sich ausschließlich um lateinische Termini, was aufgrund der obligatorischen Ausrichtung an dem bereits erwähnten KMK-Verzeichnis keine große Überraschung ist. So werden als erstes die Nomen genannt, welche oft als eine der „[.] primäre[n] Wortart[en]“ (Knobloch/Schaeder 2005: 4) bezeichnet wird. Neben diesem Terminus werden zusätzlich die Kriterien, die die Wortart Nomen klassifizieren, mit Einzahl - Mehrzahl, Fall und Geschlecht aufgeführt, anstelle der lateinischen Bezeichnungen Numerus, Kasus und Genus. Gleiches gilt für die aufgeführte Wortart Verb, bei welcher statt der Bezeichnung un flektierte und flektierte Form von Grundform - gebeugter Form die Rede ist. Auch das Adjektiv wird näher erläutert mit Grundform - Vergleichsstufen anstelle von Positiv - Komparativ und Superlativ. Der Artikel wird durch eine zusätzliche Einteilung in bestimmter Artikel - unbestimmter Artikel ergänzt. Auf weiterführende Informationen zum Geschlecht, Fall und Mehrzahl wird hier gänzlich verzichtet. Die letzte hier aufgelistete Wortart ist die der Pronomen, welche weder durch deutsche noch durch lateinische Bezeichnungen ergänzt werden.
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