Die Arbeit befasst sich mit den Bezügen zur paulinischen und johanneischen Theologie, die in der Schrift an Diognet aufgenommen werden. Dabei wird versucht, wichtige Anklänge der Theologien in der Schrift aufzuzeigen und die theologisch relevanten Inhalte zu erfassen. Auch übernommene Formulierungen und Ausdrücke sollen herausgestellt werden. Die Schrift an Diognet wurde bereits im Modul der Apostolischen Väter behandelt und die Ausarbeitung des Textes sowie die spätere Präsentation haben einen ausführlichen Einblick in die Thematik ermöglicht. Auch während der Ausarbeitung sind Übereinstimmungen mit Paulus und Johannes aufgefallen. Besonders Kapitel 7,9 und 10 wurden in der Literatur als analog zur paulinischen und johanneischen Theologie bezeichnet. Daher werde ich versuchen diese Kapitel besonders gründlich nach Übereinstimmungen zu analysieren.
Im Verlauf dieser Arbeit wird die Schrift an Diognet einleitend vorgestellt. Es folgt eine Zusammenfassung der paulinischen und johanneischen Theologie, deren Grundgedanken und Leitideen. Den Hauptteil dieser Arbeit bildet der Bezug der beiden Theologien auf die Schrift an Diognet mithilfe exemplarischer Bezüge. Abschließend wird eine Reflexion des Erarbeiteten erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Schrift an Diognet
3. Grundzüge Paulinischer Theologie
3.1 Der Heilswille Gottes in Jesus Christus
3.2 Der Kreuztod als zentrales Element
3.3 Bedeutung der Taufe
3.4 Das Evangelium für die Heiden
3.5 Die Bedeutung der Gemeinde
4. Grundzüge Johanneischer Theologie
4.1 Trinitarisches Denken
4.2 Kreuzestheologie
4.3 Wunder im Evangelium
4.4 Logos
5. Pauinische und Johanneische Thelogie in „Ad Diognetum“
6.Schlussreflexion
1. Einleitung
Die Schrift an Diognet oder Ad Diognetum bezeichnet eine frühe christliche apologetische Schrift aus dem 2. Jh.1 Solche altüberlieferten Quellen sind enorm bedeutsam für die Anfänge der Kirchengeschichte. Da ich die Anfänge des Christentums besonders spannend finde, habe ich schnell großes Interesse an der Thematik entwickelt. Die folgende Hausarbeit befasst sich mit den Bezügen zur paulinischen und johanneischen Theologie, die in der Schrift an Diognet aufgenommen werden. Dabei wird versucht wichtige Anklänge der Theologien in der Schrift aufzuzeigen und die theologisch relevanten Inhalte zu erfassen. Auch übernommene Formulierungen und Ausdrücke sollen herausgestellt werden. Die Schrift an Diognet wurde bereits im Modul der Apostolischen Väter behandelt und die Ausarbeitung des Textes sowie die spätere Präsentation haben einen ausführlichen Einblick in die Thematik ermöglicht. Auch während der Ausarbeitung sind Übereinstimmungen mit Paulus und Johannes aufgefallen. Besonders Kapitel 7,9 und 10 wurden in der Literatur als analog zur paulinischen und johanneischen Theologie bezeichnet.2 Daher werde ich versuchen diese Kapitel besonders gründlich nach Übereinstimmungen zu analysieren.
Im Verlauf dieser Hausarbeit wird die Schrift an Diognet einleitend vorgestellt. Es folgt eine Zusammenfassung der paulinischen und johanneischen Theologie, deren Grundgedanken und Leitideen. Den Hauptteil dieser Arbeit bildet der Bezug der beiden Theologien auf die Schrift an Diognet mithilfe exemplarischer Bezüge. Abschließend wird eine Reflexion des Erarbeiteten erfolgen.
2. Die Schrift an Diognet
„Als ,eine Perle der christlichen Literatur‘ bezeichnete J.M. Sailer die Schrift ,An Diognet‘. Wie es sich für eine teure Perle gehört, ist sie wertvoll und anziehend, aber schwer zugänglich.“3
Die Schrift gehört zu den Apostolischen Vätern und stammt aus dem 2.Jh. Wichtige Themen der Apostolischen Väter sind die Christologie und die Ekklesiologie.4
Obwohl die Schrift oft „Brief an Diognet“ genannt wird, ist sie der Gattung nach kein Brief, da briefliche Elemente völlig fehlen. Vom Inhalt her lässt sich der Text eher in die Gattung der Lehrschrift einordnen, welche ähnlich wie bei Lk und Apg einem bestimmten Adressaten, bzw. einem größeren Lesekreis gewidmet ist. Der Text „An Diognet“ wurde um 1436 in Konstantinopel zufällig entdeckt, der Verfasser ist bis heute unbekannt.5
Insgesamt umfasst die Schrift an Diognet 12 Kapitel, wobei die letzten beiden Kapitel als späterer Nachtrag eingeordnet werden, da diese stilistische und inhaltliche Gegensätze im Vergleich zu den ersten Kapiteln aufweisen. Im ersten Kapitel formuliert der unbekannte Verfasser einleitend die Fragen, welche von seinem Schüler Diognet gestellt wurden, wie z.B. die Frage nach der Liebe oder nach der Haltung der Christen in der Welt. Die nächsten Kapitel richten sich gegen die Götzen der Heiden und gegen die jüdische Religion. Beide Aspekte zählen zur christlichen Apologetik, also die Verteidigung und wissenschaftliche Rechtfertigung von christlichen Lehrsätzen. Ab Kapitel fünf stellt der Verfasser in mehreren Abschnitten die positive Darstellung des Christentums heraus, wobei er letztlich für den christlichen Glauben wirbt. Die folgenden Kapitel befassen sich mit den Aufgaben, welche die Christen in der Welt haben und wie diese der Kirche des Logos eingegliedert werden. Im Fokus der Schrift steht die Ethik und die Soteriologie.6
Insgesamt finden sich fünf thematische christologische Aussagen in Ad Diognetum: Die Sendung des Sohnes/Logos durch den Vater findet sich beispielsweise in Diog 7,6 „Er wird ihn nämlich als einen, der richtet, schicken“. Ein weiteres Thema ist die Offenbarung Gottes an den Sohn, bei welcher der Sohn eine doppelte Funktion als Empfänger und Mittler erfüllt. Weiter Themen bilden die Hingabe des Sohnes durch den Vater, welche die Distanz zwischen Erlöser und Erlösten hervorhebt; das Heilswerk des Sohnes, wobei der Sohn nicht selbstständig wirken kann und das Wirken des Logos in der christlichen Gemeinschaft, bei welcher der Logos über die Funktion des Schöpfungsmittler hinaus geht und als Lehrer der Gläubigen fungiert.7
3. Grundzüge Paulinischer Theologie
Paulus ist der maßgebliche Former des frühen Christentums. In seiner theologischen Denkweise entfaltet er eine neue kognitive Identität, indem er die „[...] bisherige kulturelle Identität der Zeit aufnimmt und zugleich tiefgreifend umformt.“8
Die Theologie von Paulus ist dabei kein explizit strukturell ausformuliertes Schriftstück, sondern entfaltet sich in der brieflichen Kommunikation mit den Gemeinden. Die Ausarbeitung von allgemeinen und situationsbedingten Stellungsnahmen erfolgt teils durch explizite Fragen der Gemeinden und teilweise durch das eigene Bestreben bestimmte Themen anzusprechen. Paulus geht mit dem Schreiben der Briefe primär seiner Verkündigungstätigkeit von Jesus Christus nach. Gleichzeitig entwickelt er seine Theorien, die als rhetorisch argumentativ bezeichnet werden können und oftmals eine Antwort auf seine politischen Gegner darstellen. Der von Paulus verkündete Gott ist ein persönlicher, der in der Geschichte handelt und sich um die Menschen kümmert. Durch Gott besteht ein tieferer Sinn, der sowohl das tägliche Leben der Menschen als auch die Jenseitshoffnung umfasst.9 Deshalb steht Paulus vor der Herausforderung das Neue zu erfassen und das Vergangene zu deuten. Vor allem dieses Bestreben macht die paulinische Theologie emotional und intellektuell attraktiv, insbesondere weil sie plausible Antworten auf die drängenden Lebensfragen der Zeit gibt.10
Zusammengefasst beinhaltet die Theologie des Paulus die Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus, eine Gemeindetheologie, polemische Theologie, Freundschaftstheologie, einen Teil von autobiographischr Theologie sowie eine Apostolatstheologie.11
3.1 Der Heilswille Gottes in Jesus Christus
Die theologische Basis für das Christentum und Paulus ist der jüdische Monotheismus mit dem Leitspruch, dass es nur einen wahren, seienden und handelnden Gott Israels gibt.12 Die unterscheidende paulinische und damit christologische Annahme ist, dass Gottes Handeln schon von Anfang an auf Jesus Christus führt: „Hinter dem Christusgeschehen steht ausschließlich und wirkungsmächtig der Heilswille Gottes. Das Gesetz ist nur eine epochengebundene Größe für die Zeit vor Jesus Christus.“13
[...]
1 Vgl. Pratscher, Wilhelm: Apostolische Väter, als Sammlung
2 Vgl. Lona, E. Horacio: Die Schrift „An Diognet“ S. 212
3 Ebd. S. 208
4 Vgl. Pratscher, Wilhelm: Apostolische Väter, als Sammlung
5 Vgl. Lona, E. Horacio: Die Schrift „An Diognet“, S. 208-210
6 Vgl. Brändle, Rudolf: Diognet. Lexikon für Theologie und Kirche, S. 238-239
7 Vgl. Lona, E. Horacio: Die Schrift „An Diognet“, S. 219-220
8 Schnelle, Udo: Theologie des Neuen Testaments, S. 324
9 Vgl. ebd, S. 197f
10 Vgl. ebd., S. 182
11 Vgl. Wischmeyer, Oda: Paulus Leben-Umwelt-Werke-Briefe, S. 323f
12 Vgl. Schnelle, Udo: Theologie des Neuen Testaments, S. 184ff
13 Schnelle, Udo: Theologie des Neuen Testaments, S 298