Inwiefern beeinflusst die Dienstleistungsgesellschaft im Deutschland des 21. Jahrhunderts die Schere zwischen Arm und Reich? Die Hypothese, die in der Arbeit verfolgt wird, besagt, dass der Dienstleistungssektor die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnet und zu einer Polarisierung der Gesellschaft beiträgt.
Die Arbeit soll die aktuelle Situation der sozialen Ungleichheiten beschreiben sowie einen Überblick über die Bedingungen und Auswirkungen des Dienstleistungssektors geben. In einem nächsten Schritt werden diese beiden Aspekte aufeinander bezogen, um herauszuarbeiten, ob Armut und Reichtum durch den wachsenden Dienstleistungssektor bedingt werden oder ob sie Einfluss auf diesen ausüben.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Forschungsstand
3 Methode
4 Theoriedarstellung und -analyse
4.1 Armut und Reichtum
4.2 Der Dienstleistungssektor
4.3 Diskussion - Der Zusammenhang von Dienstleistungsgesellschaft und der Schere zwischen Arm und Reich
5 Fazit / Ausblick
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Armut und Reichtum sind zwei gesellschaftliche Phänomene, die immer wieder in den Mittelpunkt wissenschaftlicher Untersuchungen und politischer Debatten rücken. Es gibt verschiedene Theorien, die untersuchen, wie Armut zustande kommt, ebenso wie sich die reiche Elite herausbildet. Außerdem versuchen Forscher immer wieder, Armut und Reichtum messbar zu machen, um die aktuellen Ungleichheiten auch in der deutschen Gesellschaft abbilden zu können. Die Politik versucht anhand von Reformen dieser Ungleichheit entgegen zu wirken, mit mehr oder weniger großem Erfolg.
Zu diesen Phänomenen kommt ein Strukturwandel der Arbeitswelt, der seine Anfänge in den 1980/90er Jahren nimmt.1 Dieser kennzeichnet sich durch den wachsenden tertiären Sektor (Dienstleistungssektor), technologische Organisationsformen, sowie den Zusammenbruch der geschlechterspezifischen Arbeitsteilung.2 Doch auch wenn es mittlerweile gesellschaftlich anerkannt ist, dass Frauen Erwerbstätigkeiten nachgehen, so gibt es in den Löhnen der Geschlechter noch immer Unterschiede, die es auszugleichen gilt.3 Jedoch soll der Fokus dieser Arbeit nicht auf dieser Ungleichheit liegen. Stattdessen soll die Diskussion von Armut und Reichtum im Zentrum stehen, ohne dabei auf den genderspezifischen Aspekt einzugehen, der zwar zweifelsfrei wichtig, für diese Arbeit jedoch nicht relevant ist.
Besonders auffällig ist, dass mit dem Beginn des Strukturwandels der Arbeit in den 80er Jahren auch die soziale Ungleichheit, unter Betrachtung der Einkommensverteilung, zunimmt.4
Die folgenden Seiten sollen die aktuelle Situation der sozialen Ungleichheiten beschreiben, sowie einen Überblick über die Bedingungen und Auswirkungen des Dienstleistungssektors geben. In einem nächsten Schritt werden diese beiden Aspekte aufeinander bezogen, um herauszuarbeiten, ob Armut und Reichtum durch den wachsenden Dienstleistungssektor bedingt werden oder ob sie Einfluss auf diesen ausüben. Die zugrunde liegende Fragestellung dieser Untersuchung lautet:
Inwiefern beeinflusst die Dienstleistungsgesellschaft, im Deutschland des 21. Jahrhunderts, die Schere zwischen Arm und Reich?
Die Hypothese, die dabei verfolgt wird, besagt, dass der Dienstleistungssektor die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnet und zu einer Polarisierung der Gesellschaft beiträgt.
2 Forschungsstand
Armut und Reichtum sind Erscheinungen der kapitalistischen Gesellschaft, die immer wieder von Forschern in Augenschein genommen werden.
Die bereits erwähnte Zunahme der sozialen Ungleichheit seit den 1980er Jahren, ist gefolgt von einer Zunahme der relativen Armut. Relative Armut bedeutet hierbei das Zurückfallen hinter die Einkommensstandards, im Bereich des Wohnens, sowie der Ausbildung und der Gesundheitsversorgung. Auch die kulturelle Teilhabe wird beeinträchtig.5
Diese Armut droht sich immer weiter zu verfestigen, dabei die betroffenen Individuen an den Rand der Gesellschaft zu drängen und ihre soziale Integration einzuschränken.6
Reich sein bedeutet das doppelte des Medianeinkommens zur Verfügung zu haben. Das betrifft nicht mehr als 8% der gesamten deutschen Bevölkerung.7 Trotz allem scheint sich, während sich die Armut ausbreitet, auch der Reichtum auszubreiten.8 Diese Tatsache bestätigt sowohl die These Wagenknechts: „Armut und Reichtum sind zwei Seiten derselben Medaille“9, wenn sich die Armut verstärkt, verstärkt sich auch der Reichtum, als auch die von Spannagel: „Die deutsche Gesellschaft polarisiert sich zunehmend.“10
Um Armut und Reichtum zu messen, gibt es verschiedene Ansätze und Möglichkeiten. Der Lebenslagenansatz beinhaltet die „beobachtbaren Lebensbedingungen einer Person“11, während es bei dem Verwirklichungschancenansatz um das Leben geht, das mit den vorhandenen Ressourcen möglich wäre und nicht das, was wirklich gelebt wird im Fokus steht.12
Auch die Entwicklung der Arbeitsstruktur hin zum tertiären Sektor ist bereits sehr ausführlich erforscht. Die Veränderungen in den 1980er Jahren waren behaftet mit „Lean Production, Globalisierung, Total Quality Management, Outsourcing, Abbau von Hierarchien, fraktale Fabrik“13. Gross beschreibt den Dienstleistungssektor als den dynamischsten und bedeutungsreichsten für die Zukunft der Arbeit.14 In seinem bereits 1983 entstandenem Werk, thematisiert er verschiedene Theorien zur Dienstleistungsgesellschaft. Diese sehen in der Wandlung hin zum tertiären Sektor eine Möglichkeit zum Wandel hin zu einer humaneren Gesellschaft und einer Arbeitswelt, die die Interaktion zwischen Menschen fördert.15 Es stellt sich die Frage, ob die Theoretiker damit Recht behalten oder ob eine pessimistischere Sichtweise angebrachter wäre.
3 Methode
Die gewählte Methode dieser Arbeit ist die eines Textvergleichs. Dabei wird Literatur herangezogen, die sich mit der sozialen Ungleichheit im Sinne von Armut und Reichtum beschäftigt, ebenso wie Literatur, die sich mit dem Dienstleistungssektor und dessen strukturellen Bedingungen auseinandersetzt. Zunächst werden diese beiden thematischen Felder dargestellt und in einem nächsten Schritt aufeinander bezogen, um die vorangegangene Forschungsfrage zu beantworten und die Ausgangshypothese zu belegen oder zu widerlegen. Zum Abschluss dieser Arbeit erfolgt eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte, sowie ein Fazit und ein Ausblick auf zukünftige Forschungen.
4 Theoriedarstellung und -analyse
4.1 Armut und Reichtum
Im Folgenden geht es um die Situation der sozialen Ungleichheit, bezogen auf Armut und Reichtum, im heutigen Deutschland.
[...]
1 Vgl. Minks, Karl & Schaeper, Hildegard (2002): Modernisierung der Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft und Beschäftigung von Hochschulabsolventen. Erbegnisse aus Längsschnittuntersuchungen zur beruflichen Integration von Hochschulabsolventinnen und -absolventen. Hannover: HIS Hochschul-Informations-System GmbH (Hochschulplanung, 159), S.2
2 Vgl. Christiane Bender & Hans Graßl (2004): Arbeiten und Leben in der Dienstleistungsgesellschaft. Konstanz: UVK-Verl.-Ges-, S.41
3 Vgl. Hartmut Kaelble (2017): Mehr Reichtum, mehr Armut. Soziale Ungleichheit in Europa vom 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart, S.108
4 Vgl. Kaelble 2017, S.103
5 Vgl. Kaelble 2017, S.114
6 Vgl. Dorothee Spannagel (2018): Dauerhafte Armut und verfestigter Reichtum. WSI-Verteilungsbericht 2018. Hg. von Hans-Böckler-Stiftung. Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut, Düsseldorf (WSI-Report, 43). Online verfügbar unter https://www.boeckler.de/de/faust-detail.htm?sync_id=8253, abgerufen am 07.08.2020, S.3
7 Vgl. Spannagel 2018, S.5
8 Vgl. Spannagel 2018, S.6
9 Sahra Wagenknecht (2007): Vorwort. In: Sahra Wagenknecht (Hg.): Armut und Reichtum heute. Eine Gegenwartsanalyse. Berlin: Ed.Ost, S.11
10 Spannagel 2018, S.2
11 Ortrud Leßmann (2006): Lebenslagen und Verwirklichungschancen (capability) - Verschiedene Wurzeln, ähnliche Konzepte. In: Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung 75 (1), S.32
12 Vgl. Leßmann 2006, S.34
13 Minks und Schaeper 2002, S.2
14 Vgl. Peter Gross (1983): Die Verheißung der Dienstleistungsgesellschaft. Soziale Befreiung oder Sozialherrschaft? Zugl.: Konstanz, Univ., Habil.-Schr., 1979. Opladen: Westdt. Verl., S.7
15 Vgl. Gross 1983, S.150