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Hausarbeit, 2022
18 Seiten, Note: 1,3
1. Bibelstelle
2. Sachanalyse
3. Bedingungsanalyse
4. Tabelle der Unterrichtsstunde – didaktische Analyse
5. Methodische Analyse
Literaturverzeichnis
Anhang
25 Und siehe, da stand ein Gesetzeslehrer auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? 26 Er aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? 27 Er antwortete und sprach: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst« (5. Mose 6,5; 3. Mose 19,18). 28 Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben. 29 Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster? 30 Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. 31 Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. 32 Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. 33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte es ihn; 34 und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. 35 Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme. 36 Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war? 37 Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!1
In der nachfolgenden Analyse wird die vorliegende Perikope näher betrachtet. Dazu werde ich zunächst den Aufbau kurz darstellen, um weiterführend Begriffe zu erläutern, die der religionsgeschichtlichen Analyse angehören. Abschließend wird ein Bezug zur heutigen Zeit gefunden.
Die Erzählung von dem barmherzigen Samariter steht im zehnten Kapitel des Lukasevangeliums und somit verhältnismäßig am Anfang des, aus insgesamt 24 Kapitel bestehenden, Lukasevangeliums. Das Lukasevangelium beginnt, anders als die anderen Evangelien des Neuen Testaments, mit einem Vorwort (Lk 1, 1-4), welches die Absicht des Werkes sichtbar macht.2 Das Lukasevangelium lässt sich in vier weitere Teile eingliedern. Zu Beginn des Evangeliums wird die Vorgeschichte vom Leben Jesu Christi und dessen Geburt sowie das Auftreten und das Wirken des Täufers beschrieben. (Lk 1,5 - 4,44). Das (missionarische) Wirken Jesu wird im zweiten Teil, welcher sich von Lk 5,1 bis Lk 9,50 erstreckt, behandelt. Dieser Teil ist von Wundergeschichten und Heilungen der Kranken geprägt. Im dritten Teil wird Jesu Lehre auf dem Weg (Lk 9,51 - 19,10) beschrieben. Dieser Teil nimmt den größten Teil des Lukasevangeliums und somit eine elementare Stellung des Evangeliums ein. Hier nutzt Lukas ausschließlich QÜberlieferungen und Sondergut.3 Auch die vorliegende Perikope steht in diesem Teil geschrieben. Im letzten Teil des Evangeliums nach Lukas wird die Vollendung der Welt und die Verherrlichung Jesu beschrieben (Lk 19,11 - 24,53). Bestandteile sind somit die Passionsgeschichte und die Auferstehung Jesu. Das Evangelium endet mit der Entrückung in den Himmel.4 Weiterführend wird die vorliegende Bibelstelle näher betrachtet und analysiert.
In der dargestellten Bibelstelle aus dem Lukas Evangelium wird ein Dialog zwischen Jesus und einem Gesetzeslehrer geschildert. Der Gesetzeslehrer beginnt diesen mit der Frage nach dem ewigen Leben (V.25). Somit eine Frage nach dem Sinn und Ziel des Lebens und die Frage, worauf es im Leben ankommt. Auf die Frage antwortet Jesus mit einer doppelten Gegenfrage (V.26), die den Gesetzeslehrer auffordert, die Antwort sich selbst zu geben. Somit beantwortet der Gesetzeslehrer selbst die Frage mit dem Gesetz der Nächstenliebe (V.27). Im nächsten Vers (28) stellt Jesus die Antwort als richtig dar.[[5]] Daraufhin entsteht die Frage, wer der Nächste sei (V.29). Als Antwort darauf erzählt Jesus das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. In dem Gleichnis berichtet Jesus von einem Mann, welcher durch Räuber überfallen wurde und somit in Not gerät (V.30). Ein Priester und ein Levit kommen an dem in Not geratenen Mann vorbei und machen die Augen zu. Die beiden Menschen sind Personen, die das Gesetzt umgehen (V.31f.). Daraufhin kommt ein Samariter und nimmt sich ihm an (V. 33-35). Der Samariter verhält sich richtig und hilft dem in Not geratenen Menschen. Im Vers 36 stellt Jesus die Frage an den Gesetzeslehrer, „wer von den dreien dem Hilfsbedürftigen am nächsten gekommen und damit der Nächste geworden ist.“5 Die Frage, wer der Nächste sei, wird nicht direkt von dem Gesetzeslehrer beantwortet. Er nutzt nicht das Wort „Samariter“, sondern nutzt die Tat der Barmherzigkeit, die er an ihm tat.6 Jesus beendet die vorliegende Perikope mit einer Anweisung zum praktischen Handeln, damit Notleidenden geholfen wird (V.37).7
Oft werden in der Bibelstelle die Begriffe ,Nächster‘, ,Barmherzigkeit‘ und ,lieben‘ verwendet. Diese sprechen für das Handeln aus Nächstenliebe. Somit zeigt sich vor allem, dass die Thematik der Nächstenliebe in diesem Gleichnis eine elementare Rolle spielt.
Das Thema Nächstenliebe ist nach wie vor auch in der heutigen Zeit von großer Bedeutung. Nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in dem Schulalltag von Schülerinnen und Schülern ist es ein aktuelles Thema. Besonders in der Schule ist es wichtig, dass jedem geholfen wird, der Hilfe benötigt. Durch Taten und Handlungen zeigt sich die Nächstenliebe. Jede einzelne Person kann Nächstenliebe ausführen und anderen Menschen helfen. Die Menschen in einer Gesellschaft oder Schulklasse brauchen einander und sind auf die Unterstützung anderer angewiesen. In Bezug auf die Schule ist es wichtig, dass die SuS keinen Unterschied machen, wem sie helfen. Jeder Mensch ist gleich und jeder sollte gleichermaßen Hilfe bekommen. Dieses zeigt sich ebenfalls in dem Gleichnis, da dem Samariter ebenfalls egal ist, wer der überfallene Mann war. Hilfsbereitschaft oder Nächstenliebe sollten unabhängig von Konfession und Nationalität erfolgen.
Zusammenfassend kann das Gleichnis vom barmherzigen Samariter als Aufruf zur tätigen Nächstenliebe verstanden werden. Die Frage des Gesetzeslehrers ,Wer ist denn mein
Nächster?‘ führt zu der Erkenntnis, dass es nicht darum geht, wer der Nächste ist, sondern, dass man selbst zu dem Nächsten wird.
Im Folgenden wird die Bedingungsanalyse zu einem geplanten Unterrichtsvorhaben dargestellt. Beginnend ist festzuhalten, dass es sich bei der Lerngruppe um eine zweite Klasse einer Grundschule handelt. Die Grundschule liegt in einer Kleinstadt im ländlichen Raum, weshalb eine sehr vertraute Atmosphäre in der Klasse und innerhalb der Schule herrscht. Die Lerngruppe ist aus zwei Parallelklassen zusammengesetzt und besteht aus 20 Schülerinnen und Schülern8, bei denen es sich um elf Mädchen und neun Jungen handelt. Durch die zusammengesetzte Gruppe haben alle SuS die evangelische Konfession. Das Durchschnittsalter der Klasse liegt bei sieben bis acht Jahren. Der evangelische Religionsunterricht9 findet einmal wöchentlich statt – Dienstags in der ersten und zweiten Stunde – im Klassenraum der SuS. Allgemein haben die SuS seit der ersten Klasse durchgängig am RU teilgenommen. Zudem haben die SuS bereits in dem ersten Schuljahr verschiedene Bibelgeschichten kennengelernt und sind somit mit der Arbeit mit Bibelgeschichten vertraut. Außerdem haben sie zu Beginn des Schuljahres eine Einführung in die Methode des Rollenspiels erhalten und wissen wie diese Methode abläuft.
Des Weiteren sind die SuS durch den RU und die anderen Unterrichtsfächer mit dem Umgang von Unterrichtsgesprächen im Plenum, dem Verhalten im Sitzkreis sowie Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit vertraut. Zudem kennen sie durch den Musikunterricht das gemeinsame Singen von Liedern und sind in der Lage Geschichten zuzuhören.
Da die Lerngruppe schon seit der ersten Klasse bei der Lehrkraft[[11]] evangelischen RU haben, haben sie zwei gemeinsame Rituale. Mit dem einen beginnen sie den Unterricht gemeinsam und mit dem anderen beenden sie ihn.
Der große Klassenraum verfügt über eine Tafel, eine Dokumentenkamera und einem Beamer. Zudem gibt es in einer Ecke des Raumes einen Sitzkreis, welcher aus sechs Holzbänken besteht und in dessen Mitte ein kleiner Tisch steht. Die Arbeitstische der SuS sind in einer U-Form angeordnet.
Sich über den psychologischen Entwicklungsstand der SuS einer Lerngruppe zu informieren, stellt einen elementaren Bestandteil für die Planung des Unterrichts dar. Da es sich bei der geplanten Unterrichtseinheit um RU handelt, ist es für die Lehrkraft wichtig zu wissen, auf welcher Stufe des moralischen Urteils und des Glaubens sich die SuS befinden. Hierfür dienen im Folgenden das Modell Piagets und das Modell Fowlers als Grundlage. Zu betonen ist allerdings, dass sich die Aussagen der Modelle nicht einheitlich auf alle SuS übertragen lassen, sondern lediglich der Orientierung dienen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Nach Piaget lassen sich die SuS der zweiten Jahrgangsstufe in die Stufe der konkreten Operationen einordnen, da dieses Stadium die 7/8- bis 11/12-jährigen Kinder umfasst. Das Denken der SuS ist an anschaulich erfahrbare Handlungen geknüpft. Jedoch werden nun gleichzeitig verschiedene Merkmale beispielsweise eines Gegenstands oder Vorgangs erfasst und auch zueinander in Bezug gesetzt. Ebenfalls denken die Kinder in diesem Stadium nun voraus, sie können ihr Handeln reflektierend steuern und können logische Schlussfolgerungen treffen sowie sich in andere hineinversetzen.10
Des Weiteren wird das Stufenmodell der Glaubensentwicklung von James W. Fowler betrachtet. Nach diesem Modell befinden sich die SuS auf der zweiten Stufe, die als „mythisch- wortgetreuer Glaube“ oder auch „Buchstabenglaube“ betitelt wird. Dieser Stufe gehören die Kinder im Grundschulalter und in der frühen Jugend an. In dieser Stufe wird die Fantasie von der Realität getrennt, jedoch wird symbolische Sprache noch nicht als solche erkannt, sondern wörtlich verstanden. Bezogen auf Gott lässt sich festhalten, dass dieser nun als menschliches Wesen angesehen wird, von dem Hilfe eingefordert werden kann.11 12
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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1 BibelServer (o.J.): „Die Frage nach dem ewigen Leben. Der barmherzige Samariter“. [online] URL: https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas10%2C25-37 [Stand 14.12.2021].
2 Vgl. Schnelle, Udo (2011): Einleitung in das Neue Testament, 7. durchgesehene Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 291.
3 Vgl. Schnelle (2011), S. 291.
4 Vgl. Einteilung nach: Klein, Hans (2006): Das Lukasevangelium. Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament. 10. Auflage. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. S. 7-12. 5 Vgl. Klein (2006), S. 390f.
5 Klein (2006), S. 393.
6 Vgl. Eckey, Wilfried (2006): Das Lukasevangelium. Unter Berücksichtigung seiner Parallelen. Teilband 1. 2., durchgesehene Auflage. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag. S. 490f.
7 Vgl. Klein (2006), S. 394.
8 Im weiteren Verlauf der Arbeit wird „Schülerinnen und Schüler“ mit SuS abgekürzt.
9 Im weiteren Verlauf der Arbeit wird „Religionsunterricht“ mit RU abgekürzt. 11 Im weiteren Verlauf der Arbeit wird „Lehrkraft“ mit L abgekürzt.
10 Vgl. Textor, Martin R. (2005): Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung, URL: https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/psychologie/1226. [Stand 15.12.2021]
11 Vgl. Hilger, Georg et al. (2010): Religionsdidaktik. Ein Leitfaden für Studium, Ausbildung und Beruf. München, S. 188-192.
12 Vgl. Alojado Publishing (2021): Lieder Archiv: „Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind.“ URL: https://www.lieder-archiv.de/sankt_martin_ritt_durch_schnee_und_windnotenblatt_300731.html. [Stand 16.12.2021]