Die Seminararbeit befasst sich im Allgemeinen mit der Fremdenfeindlichkeit in der Schweiz. Da das Thema sehr umfassend ist und Stoff für mehrere Bücher geben würde, beschränkt sie sich auf die politische Situation in der Zeit von 1960 bis in die 2000er Jahre. Angegangen wird das Thema anhand der beiden wichtigsten politischen Figuren in diesem Bereich. Dies sind James Schwarzenbach und Christoph Blocher, welche das Thema der Überfremdung für sich und ihre Parteien in Beschlag nahmen und dadurch nationale Erfolge verzeichnen konnten. Sie beide stehen im Zentrum der Arbeit und sollen Aufschluss über das fremdenfeindliche Politisieren in der Schweiz geben.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Fremdenfeindlichkeit und Rassismus
3 James Schwarzenbach
3.1 Herkunft und Jugend
3.2 Journalist und Verleger
3.3 Politische Karriere
4 Christoph Blocher
4.1 Vom Pfarrerssohn zum Unternehmer
4.2 Blochers Aufstieg in Wirtschaft und Politik
4.3 Der Weg zum Bundesratsmitglied
5 Vergleich
5.1 Herkunft, Erziehung und Ausbildung
5.2 Politische Ausrichtung
5.3 Art der Polarisierung und Politstil
5.4 Gründe der fremdenfeindlichen Politik
5.5 Wähler
6 Schlussteil
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
In der vorliegenden Proseminararbeit befasse ich mich im Allgemeinen mit der Fremdenfeindlichkeit in der Schweiz. Da das Thema sehr umfassend ist und Stoff für mehrere Bücher geben würde, beschränke ich mich auf die politische Situation in der Zeit von 1960 bis in die 2000er Jahre. Angegangen wird das Thema anhand der beiden wichtigsten politischen Figuren in diesem Bereich. Dies sind James Schwarzenbach und Christoph Blocher, welche das Thema der Überfremdung für sich und ihre Parteien in Beschlag nahmen und dadurch nationale Erfolge verzeichnen konnten. Sie beide stehen im Zentrum der Arbeit und sollen Aufschluss über das fremdenfeindliche Politisieren in der Schweiz geben.
Der Grund für meine Wahl dieses Themas ist zum einen das von Emotionen gesteuerte Verhältnis der Bevölkerung sowie der Politik zur Fremdenfeindlichkeit und Überfremdung, was das Ganze sehr interessant macht. So scheint die Überfremdungsdiskussion nicht gänzlich auf sachlicher sondern grösstenteils auf emotionaler Ebene abzulaufen. Helmut Hubacher, ehemaliger Präsident der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SP), meinte sogar dazu: „ Von allen politischen Themen, die ich erlebt habe, hat die Überfremdungsthematik am meisten emotionalisiert“.2 Dies wiederum hat ein grosses mediales und gesellschaftliches Interesse zur Folge. Zum anderen interessierte mich der rechte, konservative Blickwinkel auf die Problematik, welcher zu meiner persönlichen Einstellung im direkten Gegensatz steht. So bot mir dieser ungewohnte Zugang zum Thema neue Erkenntnisse und einen faszinierenden inneren Konflikt mit der sachlichen Abhandlung der Materie, was letztlich zur Bestätigung und Festigung meiner bisherigen politischen Meinung führte.
Nun sollen noch einige Worte zum Aufbau der Proseminararbeit geschrieben werden. Da sich meine Arbeit mit der Fremdenfeindlichkeit in der Schweizer Politik befasst, ist es unabdingbar, dass als erstes die Begrifflichkeiten klar definiert werden. Dazu sollen zu Beginn meiner Arbeit die Fremdenfeindlichkeit, wie auch die Xenophobie und der Rassismus untersucht und erklärt werden. Im zweiten Teil wird auf die beiden Politiker eingegangen. Als Überblick dienen jeweils Kurzbiographien von James Schwarzenbach sowie Christoph Blocher. Den Abschluss dieser Arbeit bildet der Vergleich der Politiker in Bezug auf bestimmte Themen. So wird deren Politstil und politische Ausrichtung untersucht, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszustreichen. Zudem sollen die Gründe für ihre fremdenfeindliche Politik aufgelistet und verglichen werden.
2 Fremdenfeindlichkeit und Rassismus
Unter der Fremdenfeindlichkeit wird im Allgemeinen die feindliche Einstellung gegenüber dem Fremden verstanden. Die Gründe für diese Feindschaft sind oftmals mit der Angst vor dem Anderen, dem Fremden verknüpft, welche sich in Misstrauen und Abwehr ausdrückt. Dabei wird im Vergleich zum konstruierten, vorteilhaften Selbstbild eine negative Vorstellung vom Fremden aufgebaut. Dieses durch Unwissenheit geformte, schlechte Bild des Fremden wird hauptsächlich durch die Politik und die Gesellschaft geformt. In erster Linie zielt diese Feindseligkeit gegen die Ausländer aufgrund ihrer Nationalität. Es kann aber auch andere Gründe für die Abneigung geben. Dies führt weiterläufig unumgänglich zur Diskriminierung jener Menschen.3 Die Xenophobie kann als Synonym verstanden werden. Das aus der griechischen Sprache übernommene Wort ist zusammengesetzt aus xénos für fremd oder Fremder und phobos für Angst oder Furcht und hat somit eine ähnliche Bedeutung. Weiter wird auch das Wort des Fremdenhasses sinnverwandt gebraucht. Der heute im politischen Kontext häufig verwendete Begriff der Ausländerfeindlichkeit hat nahezu dieselbe Bedeutung, doch ist die staatliche Zugehörigkeit hierbei der ausschlaggebende Grund der Verachtung.4 Die Überfremdung hat im Allgemeinen nicht direkt mit der Fremdenfeindlichkeit zu tun, kann also auch in anderem Sinne verwendet werden, wird jedoch im politischen Diskurs häufig im Zusammenhang mit Migration angewandt und meint die Überfremdung des jeweiligen Staates durch Ausländer.5
Der Begriff des Rassismus überlappt sich stark mit jenem der Fremdenfeindlichkeit. Entstanden ist der Rassismus an sich in den 1920er und 1930er Jahren, als die Nationalsozialisten in Deutschland dieses Thema zur Politik machten. Seine Herkunft entstammt den aufkommenden Rassentheorien des 18. und 19. Jahrhunderts.6 Diese erläutern den aus der Natur des Menschen stammenden Unterschied der einzelnen Rassen in sozialen, moralischen und biologischen Eigenarten.7 Oftmals wird die Fremdenfeindlichkeit als Ausgangspunkt für den Rassismus sowie den Antisemitismus verstanden. Die grosse Abweichung besteht darin, dass sich letztgenannte Begriffe auf pseudowissenschaftliche Theorien stützen und somit als Ideologien verstanden werden, wogegen die Fremdenfeindlichkeit einen weltanschaulichen Anspruch vertritt.8 In der rassistischen Ideologie, welche hauptsächlich durch den britischen Soziologen Robert Miles beschrieben wurde, werden gewissen Teilen der Bevölkerung „naturgegebene, unveränderbare negative Eigenschaften zugeschrieben“. Jene Eigenschaften können von biologischer oder kultureller Herkunft sein.9
3 James Schwarzenbach
3.1 Herkunft und Jugend
James Schwarzenbach wurde am 5. August 1911 in Rüschlikon im Kanton Zürich als drittes von vier Kindern geboren. Seine Familie galt als grosse Industriellen-Familie der Schweiz. James‘ Grossvater Robert Schwarzenbach-Zeuner gründete im 19. Jahrhundert ein bedeutendes Textilunternehmen. Er gilt als einer der wichtigsten Persönlichkeiten in der Schweizer Industrie. Schon früh verschob der Schweizer Unternehmer Teile der Produktion ins Ausland und seine Firma wurde zu einem der ersten Weltkonzerne.10 Zur Zeit der Geburt von James Schwarzenbach wurde das sehr erfolgreiche Textilunternehmen von seinem Vater und dessen Bruder geführt. Die Familie Schwarzenbach war mit einem Grossteil der Schweizer Grossindustrie und des Zürcher Patriziat verwandt. Durch seine Heirat erlangte Schwarzenbach weitere Beziehungen zu Schweizer Grossindustriellen. Seine gesamte Verwandtschaft wählte freisinnig und war protestantischer Konfession.11 Seine Kindheit unterlag einer strengen Erziehung, die er selbst als „fast spartanisch“ beschrieb. Unterrichtet wurde er von zwei englischen Hauslehrern. Danach besuchte er das Lyzeum Alpinum in Zuoz. Dank seiner Abstammung aus einer wohlhabenden Gesellschaftsschicht konnte James nach seiner Zeit in Graubünden viele Jahre als sogenannter ewiger Student zubringen. Er studierte Geschichte und Literatur in Zürich, Paris und Fribourg. Schon in seiner Jugendzeit realisierte Schwarzenbach, dass er niemals ins Familienunternehmen einsteigen wollte. Schon damals bildete sich seine antikapitalistische Gesinnung aus.12 Teilweise aus Bewunderung des Katholizismus sowie aus dem Wunsch zur Abgrenzung vom Grossbürgertum konvertierte er 1933 und wurde Katholik.13 Militärisch schaffte es Schwarzenbach nach der Rekrutenschule bis zum Major aufzusteigen.14
3.2 Journalist und Verleger
Schon in seiner Studentenzeit verfasste James Schwarzenbach einige Artikel bei unterschiedlichen Schweizer Zeitungen. In den 1930er und 1940er Jahren war er als freier Journalist tätig. Zusätzlich veröffentlichte er eine Wochenbeilage der „Neuen Zürcher Nachrichten“ die „Christliche Kultur“ hiess.15 Seine wichtigsten Themen, denen er sich in seinen Publikationen widmete, waren katholisch und politisch inspiriert. 1947 übernahm Schwarzenbach den Thomas-Verlag in Zürich. Die publizistische Tätigkeit des Verlags fokussierte sich auf politisch-zeitgeschichtliche Werke, die oftmals die kommunistische Sowjetunion kritisierten. Zudem erlangte der Thomas-Verlag im deutschsprachigen Raum gewisse Bekanntheit als Herausgeber von rechtsextremer Literatur. Der Journalist und Verleger hielt in der Nachkriegszeit neben seinen beruflichen Verpflichtungen viele Vorträge zu politischen Themen. Ab 1952 änderte Schwarzenbach den Kurs seiner Verlagstätigkeit. Neuerdings publizierte der Thomas-Verlag vor allem katholisch-mystische Werke. Die Wende bescherte dem Verlag jedoch keinen Erfolg und ab 1957 kam ihm keine grosse Bedeutung mehr zu. Im selben Jahr übernahm er den Posten des Chefredaktors der katholischen Wochenzeitung „Zürcher Woche“. Seine politischen, antikommunistischen Artikel beeinflussten jedoch die Auflage negativ und Schwarzenbach musste seine Arbeit vier Jahre später aufgeben.16 Danach erwarb er seine eigene Zeitung, welche unter dem Namen „Der Republikaner“ veröffentlicht wurde. Ziel der Zeitung war der Aufbau einer Lesergemeinde, die zu einer politischen, rechtspopulistischen Bewegung, mit James Schwarzenbach als Führungspersönlichkeit, mutiert. Dazu organisierte er sogenannte „Republikaner-Stammtische“, wo sich die Leser treffen und unter der Leitung von Schwarzenbach bestimmte Themen diskutierten. Aufgrund finanzieller Probleme wurde „Der Republikaner“ 1964 aufgelöst. Nach diesem Scheitern versuchte sich James Schwarzenbach als Schriftsteller. Bis 1967 veröffentlichte er die beiden Heimatromane „Der Regimentsarzt“ und „Belle Epoque“. Beide zeigen eine vorindustrielle, ländliche, patriarchalische Schweiz, wie sie Schwarzenbach idealisierte.17
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2Buomberger: Kampf gegen unerwünschte Fremde, S. 214.
3 Historisches Lexikon der Schweiz (http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16529.php)
4 Brockhaus Band 9, S. 747
5 Brockhaus Band 28, S. 188
6 Drews: Schweizer erwache, S. 207.
7 Brockhaus Band 22, S. 515
8 Historisches Lexikon der Schweiz (http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16529.php)
9 Drews: Schweizer erwache, S. 208-209.
10 Buomberger: Kampf gegen unerwünschte Fremde, S. 97.
11 Drews: Schweizer erwache, S. 35-37.
12 Buomberger: Kampf gegen unerwünschte Fremde, S. 98-99.
13 Drews: Schweizer erwache, S. 38.
14 Buomberger: Kampf gegen unerwünschte Fremde, S. 99.
15 Drews: Schweizer erwache, S. 56.
16 Buomberger: Kampf gegen unerwünschte Fremde, S. 112-113.
17 Drews: Schweizer erwache, S. 64-70.