Ist Jesus von Nazareth nicht aktueller als je zuvor? Warum haben die Menschen
solche Schwierigkeiten, seine Botschaft anzunehmen, ja überhaupt anzuhören und
sich mit ihr auseinander zu setzen? Zuhören, Liebe, Rücksicht, Gemeinschaft,
Freiheit, Wahrheit, Klarheit sind das nicht die Schlagworte, nach denen die heutigen
Generationen hungern und in allem, was sie versuchten um an die Grenzen zu
stoßen, fanden sie keine befriedigende Antwort auf ihre – auf diese Fragen.
Sind es nicht die kleinen Zeichen, die von Gottes Gegenwart zeugen und die wir
nicht sehen, weil die eben keine Schlagzeile bilden?
Wäre es gerade in der heutigen Zeit nicht einen Versuch wert, Jesus und seiner
Botschaft von der Gottesherrschaft eine Chance zu geben und darin nach der
Lösung unserer Fragen und Sehnsüchte zu suchen?
Wird in all den Zufällen, die keine sind – die wie ein roter Faden durch unser Leben
verlaufen -, nicht Jesus von Nazaret sichtbar? Wer – außer IHM – kann uns geben,
was wir suchen? Musste nicht auch er sehr viel ertragen? Könnte er uns nicht sogar
zum Vorbild werden? Kann er uns nicht sogar Mut machen, unser „Kreuz“ zu tragen?
Kann er der Welt geben, was ihr zum Heil fehlt? Hinter diesen Fragen steht eine
Sehnsucht, aber auch Hoffnung heutiger Zeitgenossen, die in Jesus ein Vorbild eines
guten, gelingenden Lebens finden.
Welche Rolle spielt Jesus für das Kommen der Gottesherrschaft? Wie ist sein
Verhältnis zu Gott, wie steht er als Person zu dem, was er gelebt hat?
Und somit sind wir schon mittendrin im Thema. Ich möchte zuerst auf einige
Begrifflichkeiten eingehen, bevor ich auf den Ruf des irdischen Jesus zu einem
neuen Gehorsam zu sprechen komme. Im Laufe dieser Arbeit werde ich aufzeigen,
wie Jesus den Menschen die Gottesherrschaft näher bringt und welche Maßstäbe
sich daraus für das heutige christliche Leben ergeben.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Der irdische Jesus
1.2 Neuer Gehorsam
2 Gottesherrschaft – Botschaft, die den ganzen Menschen fordert
2.1 Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Lebendiges
2.2 Nachdem zu leben, wie Jesus uns zu beten gelehrt hat – Einfordern des ganzen Menschen
2.2.1 Vater unser im Himmel
2.2.2 Geheiligt werde DEIN Name
2.2.3 DEIN Reich komme
2.2.4 DEIN Wille geschehe
2.2.5 Wie im Himmel so auf Erden
2.2.6 Unser tägliches Brot gib uns heute
2.2.7 Und vergib uns unsere Schuld
2.2.8 Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
2.2.9 Und führe uns nicht in Versuchung
2.2.10 Sondern erlöse uns von dem Bösen
2.2.11 Denn DEIN ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit
2.3 Welche Maßstäbe für ein heutiges christliches Leben ergeben sich daraus?
2.4 Zusammenfassung
3 Zusammenfassung und Ausblick
4 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Ist Jesus von Nazareth nicht aktueller als je zuvor? Warum haben die Menschen solche Schwierigkeiten, seine Botschaft anzunehmen, ja überhaupt anzuhören und sich mit ihr auseinander zu setzen? Zuhören, Liebe, Rücksicht, Gemeinschaft, Freiheit, Wahrheit, Klarheit sind das nicht die Schlagworte, nach denen die heutigen Generationen hungern und in allem, was sie versuchten um an die Grenzen zu stoßen, fanden sie keine befriedigende Antwort auf ihre – auf diese Fragen.
Sind es nicht die kleinen Zeichen, die von Gottes Gegenwart zeugen und die wir nicht sehen, weil die eben keine Schlagzeile bilden?
Wäre es gerade in der heutigen Zeit nicht einen Versuch wert, Jesus und seiner Botschaft von der Gottesherrschaft eine Chance zu geben und darin nach der Lösung unserer Fragen und Sehnsüchte zu suchen?
Wird in all den Zufällen, die keine sind – die wie ein roter Faden durch unser Leben verlaufen -, nicht Jesus von Nazaret sichtbar? Wer – außer IHM – kann uns geben, was wir suchen? Musste nicht auch er sehr viel ertragen? Könnte er uns nicht sogar zum Vorbild werden? Kann er uns nicht sogar Mut machen, unser „Kreuz“ zu tragen?
Kann er der Welt geben, was ihr zum Heil fehlt? Hinter diesen Fragen steht eine Sehnsucht, aber auch Hoffnung heutiger Zeitgenossen, die in Jesus ein Vorbild eines guten, gelingenden Lebens finden.
Welche Rolle spielt Jesus für das Kommen der Gottesherrschaft? Wie ist sein Verhältnis zu Gott, wie steht er als Person zu dem, was er gelebt hat?
Und somit sind wir schon mittendrin im Thema. Ich möchte zuerst auf einige Begrifflichkeiten eingehen, bevor ich auf den Ruf des irdischen Jesus zu einem neuen Gehorsam zu sprechen komme. Im Laufe dieser Arbeit werde ich aufzeigen, wie Jesus den Menschen die Gottesherrschaft näher bringt und welche Maßstäbe sich daraus für das heutige christliche Leben ergeben.
1.1 Der irdische Jesus
Der irdische Jesus von Nazareth war Jude und ist von Kind auf in diese, den ganzen Menschen umfassende personale Vertrauensbeziehung des „Glaubens“ hineingewachsen, die allein das angemessene Verhältnis Gott gegenüber darstellt (Jes 7,9; Gen 15,6). Um Jesus verstehen zu können, sind Kenntnisse über das Judentum in dieser Zeit unumgänglich.
Diesen Glauben vom Ursprung her integriert und zur Erfüllung gebracht, so wird Jesus der „Urheber und Vollender des Glaubens“ (vgl. Hebr 12,2). „Er hat sich auf dieses Abenteuer des Gottvertrauens eingelassen, lebt Glauben, ohne ständig von ihm zu reden und geht darin auf, bei anderen Glauben zu wecken“ (Schneider, T., 2002; S. 278), sie in den Glauben und sein Sohnesverhältnis zum Vater einzubeziehen, zuvor müssen sie allerdings erst noch „werden wie die Kinder“ (Mt 18,3 par).
Vertrauen erweckt bzw. auf sich aufmerksam macht Jesus von Nazaret unter den Menschen in den Einzelbegegnungen mit bestimmten Menschen. Er überzeugt sie mit seiner Menschlichkeit und mit seiner Ausstrahlung, mit seiner ganzen Art, wie er sie „ansieht“ (Mk 3,5.34; 8,33; 10,21.23.27), wie er mit ihnen redet und auf sie eingeht.
Jesus gewinnt diesen Menschen ein Zutrauen ab, welches Verbindung herstellt und sie für Gottes Wirken öffnet. Solche Heilserzählungen enden häufig mit dem Jesuswort: „Dein Glaube hat dich gerettet“ (Mk 5,34 par; 10,52 par; Lk 17,19; vgl. 7,50; Mt 8,13; 9,29; 15,28) (vgl. Schneider, T., 2002; S. 278). Mit Blick auf das, was uns über sein Leben geschildert wird, ist Jesus ein vollmächtiger Verkünder und Bringer der Gottesherrschaft in einem, auch wenn die Vollgestalt des Reiches Gottes zukünftig bleibt.
Jesus verweist nicht nur auf das kommende Heil, sondern bringt einen „Vorgeschmack“ auf dieses Heil von Gott her zu uns. Er ist ohne die Annahme des grundlegend „Neuen“ und letztlich „Nicht ableitbaren“ in seinem Auftreten nicht zu verstehen: „Hier ist einer, der mehr ist als Salomo“, „Hier ist einer, der mehr ist als Jona“ (Lk 11,3f; Mt 12,41f). Jesus überragt allle Könige und Propheten der Vorzeit.
Jesus handelt als wenn er Gott ist; er handelt an Gottes Stelle; er selbst ist in Wort und Tat ein lebendiges Gleichnis Gottes. Zu verweisen ist hier auf die vielen, teilweise sehr alten Jesusworte: „Amen, ich sage euch“ (vgl. z. B. Mk 3,28; 8,12; 9,1.41; 10,15 u. ö.), die am Anfang stehen, um zu zeigen, dass das vorgetragene Wort auf einer unmittelbaren Gewissheit beruhen, die auf Gott beruht (vgl. Baumann, R., 2002; S. 49): Dort, wo die alttestamentlichen Propheten ihre Rede mit Formeln wie „So spricht der Her“ oder „Spruch des Herrn“ einleiten, spricht Jesus: „Amen, ich sage euch.“
In Jesus von Nazaret begegnet der Mensch dem endgültigen Heil von Gott her und trifft in seiner Zustimmung oder Ablehnung Jesus gegenüber eine Entscheidung, die im Endgericht nur noch ratifiziert zu werden braucht.
Diese Gewichtung der Gegenwart, welche die endgültige Zukunft vorweg nimmt und umgreift, „entspricht genau der Botschaft von der gegenwärtig-verborgenen Gottesherrschaft, wie sie in den Gleichnissen Jesu laut wird“ (vgl. Mk 4,13-32) (vgl. Baumann, R., 2002; S. 52).
Aus dieser Gottunmittelbarkeit, aus dieser Vertrautheit und der Geborgenheit in Gott lebte Jesus von Nazaret, die auf der liebenden Zuneigung, der verlässlichen Nähe Gottes und dem vertrauensvollen Umgang jeden Tag aufs Neue basiert. Aus dem Verständnis dieses einzigartigen Gottesverständnisses heraus, versteht sich das wechselseitige Erkennen als „Vater“ (Gott) und „Sohn“ (Jesus) (Mt 11,27par Q) und entsprechend die Unterscheidung in „mein Vater“ (Mt 11,27par; Lk 22,29) und „euer Vater“ (Lk 6,36par; 12,30par; Mk 11,25par; vgl. Mt 23,9; Joh 20,17) (vgl. Schneider, T., 2002; S. 277).
Gesprochen und gehandelt hat Jesus genau aus dieser tiefen Gottverbundenheit, welche die Quelle seines Lebens und seines Sendungsanspruches ist.
1.2 Neuer Gehorsam
Der neue Gehorsam, den Jesus fordert, entsteht nicht aus einer gesteigerten Anstrengung des Menschen, sondern aus einer neuen Möglichkeit, die Gott jetzt dem Menschen eröffnet. Dieser neue Gehorsam „ist gleichsam“ der Widerhall „auf die Verkündigung der Gottesherrschaft durch Jesus. Der Mensch lässt sich in seinem Gehorsam durch den Gott bestimmen, den Jesus bezeugt“ (Baumann, R., 2002; S. 39).
Durch sein aktives Vorleben des Glaubens – seines Glaubens – in der Liebe will er Menschen zum Umkehren bewegen. Das Markusevangelium übersetzt somit sachgemäß den Umkehrruf Jesu in die Forderung: „... und glaubt an das Evangelium!“ (1,15). Umkehr heißt: sich auf Jesu Verkündigung der sich nahenden Gottesherrschaft einlassen und den Ruf Jesu annehmen.
Eine Einladung zur Umkehr zeigt Matthäus 13,44 in dem Mann, der einen in einem Acker verborgenen Schatz entdeckte: „In seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß und kaufte den Acker“ (Mt 13,44); oder wie jener Kaufmann, der wertvolle Perlen suchte: „Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie (Mt 13,45f). „Umkehren“ heißt: die Einladung zum großen Festmahl annehmen, sich ihr öffnen und ihr zu entsprechen suchen – nicht sich wie die zuerst Geladenen mit tausend Gründen zu entschuldigen suchen (vgl. Lk 14,16-24; Mt 22,1-10).
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