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Hausarbeit, 2019
15 Seiten, Note: 1,7
Geowissenschaften / Geographie - Bevölkerungsgeographie, Stadt- u. Raumplanung
EINLEITUNG
I. MERKMALE EINER GESCHLECHTERGERECHTEN STADTPLA- NUNG
II. ZUKUNFTSSTADT 2030+
III. STADTENTWICKLUNGSKONZEPT BRAUNSCHWEIG
IV. TENDENZEN IN RICHTUNG EINER GESCHLECHTERGERECHTEREN STADTPLANUNG
IV.I. ZUKUNFTSSTADT 2030+
IV.II. STADTENTWICKLUNGSKONZEPT BRAUNSCHWEIG
V. TENDENZEN IN RICHTUNG EINER WEITERHIN GESCHLECHTERUNGE- RECHTEN STADTPLANUNG
VI. FAZIT
2017 wurden Erfahrungen, Stand und Perspektiven des Qualitätsmerkmal Gender in der Stadtentwicklung und Stadtplanung reflektiert, mit folgendem Ergebnis: Gender sei nicht in allen Dimensionen angekommen. Neue Probleme würden mit neuen Fragen einhergehen, Machtfragen stünden in Konkurrenz mit Fachfragen, Wachstumsdruck und Effizienzsteigerung von sozialen und räumlichen Qualitäten verschlechtern die Aufnahme in den Mainstream1. Dennoch sind viele Städte wie beispielsweise Berlin, München und Wien Vorbilder hinsichtlich gerechter Berücksichtigung von Lebensidealen und Bedürfnissen von Frauen und Mädchen an den Raum. Doch welche Relevanz hat das Thema in Lüneburg und im Alltag ansässiger Stadtplaner*innen, sowie der Kommunalpolitik?
Die diesjährig durchgeführten Grundlagenermittlungen hinsichtlich einer Stadterneuerung resultieren aus dem im Herbst 2017 erfolgten Beschluss des Stadtrats in Lüneburg: Um vor den demografischen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein, bräuchte die Hansestadt neue Antworten im Bereich Stadt- und Raumplanung – Antworten, die mittels Bürger*innenbeteiligungen und moderierten Öffentlichkeitsarbeiten gemeinsam gefunden werden sollten. Ein integriertes Stadtentwicklungskonzept, kurz ISEK, scheint die nachhaltigste und lokalste Lösung für oben genannte Probleme zu sein. Als erfolgsversprechende und pragmatischste Orientierungshilfe gewann das Konzept der Stadt Braunschweig an größter Zustimmung: Die Entscheidung wird insbesondere mit folgendem Argument legitimiert, dass bei jenem Plan die Verbindung der Bereiche des Baus, Verkehrs, ÖPNVs, Gesundheit, Bildung, Ökologie und Klimawandel besonders berücksichtigt werden würden. Die Frage, inwieweit geschlechtergerechte Aspekte berücksichtigt werden, bleibt offen und soll mit Hilfe dieser Arbeit eingeschränkt werden bzw. Tendenzen aufzeigen, die sich aus einer Teil-Adaption des Braunschweiger Konzeptes und den Vorarbeiten des Projekts „Zukunftsstadt Lüneburg 2030+“, die ebenfalls in den ISEK einfließen sollen, ergeben.2
Der für genderfreundliche interne und externe Quartiere gesetzte Maßstab in dieser Arbeit geht aus dem Artikel „In den Brüchen der Stadt die Zukunft gestalten – Feministische Forschung zur Stadterneuerung in Europa“ hervor. Zunächst werden die drei Merkmale der Autorinnen Ursula Paravicini, und Ruth May vorgestellt, anschließend das Projekt „Zukunftsstadt 2030+“ und das Stadtentwicklungskonzept der Stadt Braunschweig. Auf den Informationen aufbauend wird der Versuch unternommen, den Trend hin zu bzw. weg von einer geschlechtergerechteren Stadtplanung zu machen. Das Fazit am Ende stellt die Tendenzen nochmals gegenüber und gibt theoretische Ausblicke für die Zukunft Lüneburgs.
Die im Folgenden genannten Eigenschaften resultieren aus den Ergebnissen einer dreijährigen Forschung von Ursula Paravicini, Ruth May und Philipp Krebs. Untersuchungsgegenstände waren drei Planungsstrategien, die in Fachkreisen als innovativ galten, da bestimmte Räume den Ruf als benachteiligte, vernachlässigte und isolierte Quartiere durch die Neustrukturierungen größtenteils verloren haben. Die „innerstädtischen Projekt-Peripherien“ hießen Hannover-Nordstadt, Barcelona-Nou Barris und Paris-Reuilly und zeigten, dass insbesondere die Interessen und Bedürfnisse von Frauen und Mädchen tendenziell kaum eine Rolle für Plannungsexpert*innen und Politiker*innen spielten. Mittels dieser Studie überprüften sie einerseits die folgende aus einer feministisch-emanzipatorischen Perspektive gesehene Hypothese auf die Zukunftstauglichkeit städtischer Lebensräume: Gleichberechtigte Daseins- und Entwicklungsmöglichkeiten im öffentlich-städtischen Raum würden die Zivilität urbanen Lebens insgesamt unterstützen. Und andererseits welche Notwendigkeiten dafür stadtplanerisch umgesetzt werden müssten.3 Das Planungskonzept in Hannover-Nordstadt folgte dabei einem sektoralen Ansatz, die anderen Konzepte unterlagen der Idee eines integrierten Gesamtkonzeptes4, welches laut der Forschungsergebnisse die optimalere Lösung war und bei dem später folgenden Stadtentwicklungskonzept der Stadt Braunschweig ebenfalls angewendet wurde.
Unabhängig von der Wahl des Ansatzes sollten die Strategien aber grundsätzlich drei folgende Visionen inne haben, damit nach dem Stadterneuerungsprozess die Rede von einer (zumindest bautechnisch) gleichberechtigten Stadt sein kann: 1. ein Netz aus öffentlichen Plätzen mit funktionsgemischten Bereichen, die wohnen, einkaufen, arbeiten und Freizeit vereinbaren. Daraus resultieren „öffentliche Räume mit hoher Ereignis-, Bewegungs-, Aufenthalts- und Interaktionsdichte“ mit „bunt gemischte[m] Publikum“, in denen „Frauen […] gleichberechtigt präsent“ sind 2. ein engmaschiges, abwechslungsreiches Fußwegenetz mit kurzen Distanzen [auch für das Fahrrad – eigener Kommentar] 3. eine gute, barrierearme Verknüpfung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Stadtmitte, aber auch zu anderen Vierteln (Stichwort: Netz).5
Basierend auf diesen Standards werden die Strategien in der lüneburger Stadtplanung analysiert und auf Übereinstimmungen, sowie Unterschiede geprüft, die in der Folge ein Fazit über die künftigen Annäherungen bzw. Entfernungen zu dem Ideal eines geschlechtergerechteren Stadt- bzw. Quartiermix ermöglichen.
Im Rahmen einer Aktion des Bundesministeriums für Bildung und Forschung nahm Lüneburg mit dem Projekt „Zukunftsstadt Lüneburg 2030+“ teil und gewann. In den ersten beiden Phasen sollten Mitarbeiter*innen der Hansestadt zusammen mit Wissenschaftler*innen und Studierenden der Leuphana Universität, sowie verschiedenen Akteuren der Lüneburger Stadtgesellschaft Visionen und konkrete Maßnahmen für ein nachhaltiges Lüneburg entwickeln. Die in der dritten Phase erarbeiteten Maßnahmen sollen künftig in sogenannten Reallaboren erprobt und auch in die Praxis umgesetzt werden.6 7 Als Denkrichtung für alle im Folgenden vorgestellten Überlegungen wurden die UN-Nachhaltigkeitsziele, die sogenannten Sustainable Development Goals, kurz SDGs, herangezogen.8 Insgesamt beteiligten sich 800 Studierende, 500 Lüneburger*innen, und brachten 25 Visionen, sowie 17 Lösungen hervor. Vier Oberthemen fassen die Ergebnisse zusammen: 1. Hier leben und hier bleiben, 2. Lokal Einkaufen und Mobil sein, 3. Füreinander und Miteinander, 4. Grün und Zukunftsfähig.9
Im April 2019 wurde auf der offiziellen Seite www.lueneburg2030.de der bislang letzte Beitrag veröffentlicht, um gegenwärtige und zukünftige Prozesse, als auch die Hintergrundgeschichte wieder ins Bewusstsein zu bringen. Der Fokus aller verantwortlichen Personen (einmal der Hansestadt, sowie der Leuphana Universität) lag zu dem Zeitpunkt auf den Details des Vollantrags.
Dieses 60-seitige Konzept stellt die ausgeführte Version der im Sommer 2018 verfassten 15seitigen Projektskizze dar und soll einerseits Zeit- sowie Finanzierungspläne, andererseits entscheidende Ereignisse für die Umsetzung und den bisherigen Verlauf des Gesamtvorhabens umfassen. Angekündigt wurde bereits der Jahresabschluss, welcher eine fast zweijährige Servicestelle für Ehrenamt verspricht und künftige Partizipation fördern soll – einen Vorsatz, der unter anderem in dem Schreiben festgehalten sei. Zudem wurde darauf verwiesen, dass zu 10 der insgesamt 15 geplanten Realexperimente nun konkrete Schritte vorlägen und Studierende der Leuphana im transdisziplinären Projektseminar des Sommersemesters die abschließenden Felder mit Lösungen abdecken würden. Erste visuelle Ergebnisse könnten sich bei den Arbeiten an den sogenannten „Lüneburger Maps“ sehen lassen: Die Nutzung, Nutzbarkeit und Sicherheit von
„Radschönrouten“, einem eingeführten Begriff des Radverkehrsbeauftragten Professor Peter Pez, stehe dabei im Projektzentrum und soll insbesondere Neu-Lüneburger*innen eine aktuelle, offene Datenbasis zur Verfügung stellen, die das Fahrradfahren zu einer attraktiveren Option machen soll. Ordnungsrechtliche Anweisungen und abgebaute Barrieren sollen die analogen Verbesserungsmaßnahmen abbilden.10
Zwischen Braunschweig und Lüneburg gibt es viele Parallelen. Beide Städte werden künftig vor vielen Herausforderungen, insbesondere die des Wachstums stehen: die Mischung aus Anreizen, wie einem attraktiven Angebot an Studienfächern, Erholungsorten und vergleichsweise bezahlbaren Wohnraum in der Nähe von Hannover und Hamburg bedeuten in der Folge ein moderater Zuwachs an Einwohner*innen. Durch die Expansion an Menschen entsteht auch eine Expansion an Diversität zum Beispiel hinsichtlich von Lebensmodellen, sodass die Berücksichtigung vielfältiger Bedürfnisse, nur mit neuen Strukturen einhergehen kann.11 Nicht nur auf der sozialen, sondern auch auf der ökonomischen und im Speziellen der ökologischen Ebene sind Veränderungen zu verzeichnen – wie also lassen sich Entwicklungen wie beispielsweise die der Digitalisierung oder Probleme des Ressourcenmangels und Klimawandels mit dem Erbe einer historischen Altstadt und dem Entfaltungswunsch von Quartieren vereinbaren? Stadt- und Raumplanung kann einen erheblichen Beitrag zum Gelingen oder Scheitern einer Antwort beitragen. Bevor jedoch sämtliche Investitionen für die Lösungsfindung bevorstehender Aufgaben betätigt werden, sollte eine Reflexion hinsichtlich schon länger bestehender Fragen erfolgen: Wurde beispielsweise das Thema Geschlechterungleichheit ausreichend aufgearbeitet? Ist Gender als Qualitätskriterium für die neuer Generationen von Planer*innen zur Selbstverständlichkeit in ihrem Arbeitsalltag geworden bzw. wie gelingt die längst überfällige Umsetzung in den wachsenden Städten? Braunschweig stellte sich 2015 der Verantwortung allgemeine Änderungen und die Beseitigung alter gesellschaftlicher Missstände vorzunehmen. Im darauffolgenden Jahr, nach achtmonatiger Beteiligung von tausenden Bürger*innen, zahlreichen Expert*innen und Mitarbeiter*innen aus der Verwaltung und des Stadtrates wurde ein Zukunftsbild für die Stadt Braunschweig erstellt.12
Bestrebungen in Richtung einer geschlechtergerechteren Stadtvision waren zum Beispiel nicht als extra Teilpunkt ausgeschrieben. Unter den 17 Visionen wurde demnach zwei Projektideen ausgewählt, die mindestens eine Tendenz in Richtung Aufarbeitung von benachteiligungsschaffenden Systemen zeigten. Darunter zählten die Punkte „Lüneburger Maps“, sowie „Lieblingsplätze“.
„Lüneburger Maps“ wurden bereits oben ausführlicher beschrieben. Die Weiterentwicklung der offenen Geodatenbank „OpenStreetMap“ und folglich die Bereitstellung von lokalspezifischen Daten der Lauf- und Fahrradrouten im lüneburger In- sowie Umland entspreche dem Ideal eines zeitsparenden, angebots- und bewegungsvielfältigen Netzes.13 14 Unter dem Konzept der „Lieblingsplätze“ lassen sich 20 vielseitig arrangierte, konsumneutrale und zum Bleiben einladende Stadtsegmente verstehen. Diese Orte sollen unter anderem themenlose oder –bezogene Begegnungen im Bereich Kunst, (Ideen)wettbewerbe, Reflexion, Präsentation, Information ermöglichen. Als essenzielle Beweggründe für die Umnutzung bestehender Gebiete ließe sich das Argument der Stadtbelebung, -identifikation und Aufenthaltsqualität für Bewohner*innen oder Tourist*innen nennen. Weitergehend bezwecke dies den Abbau jener Trennungslinie zwischen Besucher*in und Einheimische*r, da Lüneburg eine „Stadt für alle“ sein würde. Diese Vorsätze bergen das Potenzial, mit den aus dem Text hervorgehenden Forderungen von Paravicini und May, vereinbar sein zu können. Dort heißt es wie bereits oben kurz angerissen, dass ein Netz aus öffentlichen Plätzen mit funktionsgemischten Bereichen, die wohnen, einkaufen, arbeiten und
Freizeit vereinbaren, geschaffen werden solle. Das Ergebnis, nämlich „öffentliche Räume mit hoher Ereignis-, Bewegungs-, Aufenthalts- und Interaktionsdichte“, käme den Bedürfnissen eines „bunt gemischte[n] Publikum[s]“ nach, sodass „Frauen […] gleichberechtigt präsent“ wären.15.
Eine Reihe von Aspekten des Braunschweiger Leitbilds zeigen, dass Einsicht darüber herrscht, bewährte aber nicht mehr greifende Lösungsstrategien abzulegen. Beispielsweise hinsichtlich den Bereichen Funktionalität von Städten bzw. Quartieren sowie deren Nutzung und Verbindungen, Sicherung von Zugängen und Mobilität. Für jedes der Oberthemen liefert der Braunschweiger Leitfaden Handlungsaufträge und ferner Strategien, die im Folgenden näher erläutert werden.
Als einer der ersten für diese Arbeit relevanten Handlungsaufträge kann das Streben nach Funktionalität, Nutzung und Verbindung von Räumen des täglichen Lebens gesehen werden. Wie bereits bei dem Projekt „Zukunftsstadt 2030+“ ersichtlich, liegt eine Priorität auf der Umnutzung, was eine Belebung und Funktionsmischung von Orten zur Folge haben soll. Großgeschrieben wird dabei die Schaffung von qualitativ hochwertigen Knotenpunkten, die gleichsam Arbeit, Wohnen, Versorgungs- also auch Freizeitangebote und architektonische bzw. städtebauliche Erzeugnisse vereinen.16 Als ein möglicher Schritt in Richtung „Stadt der kurzen Wege“ wird das Erstellen von Bedürfnisprofilen gesehen. Der direkte Kontakt zu den Bürger*innen ist dabei ein obligatorischer Teil, da Betroffene nur selbst ihre Wegketten kennen und Relevanzentscheidungen darüber treffen können, wo bezirksvielfältige Verwendungsräume etabliert werden müssen.15 Unter der Voraussetzung, dass Lüneburg auch diesen Teilaspekt der ausgewählten Theorie übernimmt und in die Praxis umsetzt, ergebe sich ein ähnliches Bild wie bei den „Lieblingsplätzen“ des Projektes „Zukunftsstadt 2030+“: Das erste, oben bereits aufgeführte geschlechtergerechte Stadtplanungsmerkmal einer multifunktionalen Geländenutzung, wäre erfüllt.
Als zweiter Handlungsauftrag ist Chancengleichheit zu nennen. In vielen Stadtplänen sind die
Spuren einer fordistischen Denkweise noch sichtbar, sodass alte Rollenklischees und deren Verantwortungsverteilungen sowie Handlungsspielräume strukturell vorliegen und zu einer Reproduktion geschlechtsbedingter Ungleichgewichte beitragen. Zum neuen Ziel hat sich die Stadt Braunschweig gesetzt, insbesondere Frauen einen gleichberechtigten Zugang zu sämtlichen städtischen Angeboten und Gesamtgebilden zu geben.17 Maßnahmen hinsichtlich vielzähliger barrierereichen, eintönigen, als Autofahrer*in umfahrbaren Strecken sollen ergriffen werden und Respekt und Toleranz gegenüber unterschiedlichen Nutzungsbedarfen zu fördern. Frauen beispielsweise verkehren durchschnittlicher weniger mit einem privaten Fahrzeug, sondern nutzen eher öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad- sowie Fußwege. Nicht die Streuung verschiedener Einrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten, sondern Ballungszentren diverser Angebote sollte fokussiert werden, wodurch in Verbindung mit Punkt eins der Abbau von struktureller Diskriminierung, also ein „engmaschiges, abwechslungsreiches Fußwegenetz mit kurzen Distanzen [auch für das Fahrrad – eigener Kommentar]“17 unterstützt werden würde.
Einschränkungen hinsichtlich Distanz und durch unsichere, komplizierte sowie barrierereichen Verbindungswegen sollen im dritten Handlungsauftrag zukunftsorientierte Mobilität entgegen gewirkt werden. Die Befähigung und der Bedarf von Menschen selbstständig Wege zurücklegen zu können, lässt sich allgemein als Definition für Mobilität sehen.18 Gerade ein Stadtleben setzt diese Notwendigkeit sogar voraus: Frauen wurden lange jedoch nicht hinsichtlich Entscheidungen über die freie Wahl zwischen Verkehrsmitteln und dem Recht auf eine gerechte Vernetzung, neben einem für Autos- und Arbeitswege ausgelegtes Straßensystem berücksichtigt. Hohes Verkehrsaufkommen und Emissionen sind die Folgen einer jahrzehntelangen Investition in die Steigerung der Auto- und Straßennutzung. Zukunftsorientiertes Handeln beinhaltet im braunschweiger Leitfaden die Aufgabe Alltagsstrecken gerechter unter den bestehenden Flächen für Fußgänger*innen-, Fahrradfahrer*innen und Autofahrer*innen aufzuteilen. Darüber hinaus soll ein Ausbau erstere Verkehrsflächen und des öffentlichen Nahverkehrs, sowie dem System des Carsharings erfolgen. So heißt es detailliert, dass folgende Systeme vorangetrieben werden sollten: Einerseits die Verknüpfung aller Verkehrsträger miteinander, anderseits die Stärkung und Identifikation von Wegeketten und Umsteigepunkten. Auch eine intelligente Ampelschaltung, die einen Stau- und Stressärmeren Routineakt ermöglichen soll, sowie funktionale Qualität, Attraktivität und Sicherheit von Verkehrs- und Aufenthaltsfläche insbesondere für Fuß- und Radwege, um mehr Komfort, Schleichwege und eine daraus erfolgende Zeiteinsparung zu erschaffen, lassen sich zu dem Plan zählen. Dieser Punkt geht mit dem Schaffen fahrradfreundlicher Bedingungen einher, welche eine qualitative Aufwertung der Fahrradinfrastruktur, eine Ausweitung von Radverbindungen ins Umland, als auch des ÖPNV und dessen Aktivitäten, Service und Aufkommensschwerpunkten im gesamten Stadtgebiet und ins Umland verbessern soll.19 Ein sich durch alle Pläne durchziehender Faktor stellt die Barrierefreiheit20 21 dar, die zum einen für Menschen mit Behinderungen essenziell ist, zum anderen Personen mit beispielsweise Kinderwägen (durchschnittlich mehr Frauen als Männer) ein Ein-, Aus- und Umsteigen erleichtern würde. Die Verbesserung der Fortbewegung innerhalb und außerhalb der Stadtzentren erfülle objektiv den Anspruch von Paravicini und May einer „gute[n], barrierearme[n] Verknüpfung mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Stadtmitte, aber auch zu anderen Viertel[n]“ (Stichwort: Netz).22
[...]
1 Bauer, Uta / Franciska Frölich v. Bodelschwingh (2017): 30 Jahre Gender in der Stadt- und Regionalentwicklung. Erfahrungen und Perspektiven. Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH, Berlin S. 5 f.
2 Externer Autor (24.01. 2019): Pläne für Lüneburger Stadtentwicklungskonzept werden konkret. In Lüneburg Heute. Kultur und Gesellschaft [online] https://lueneburgheute.de/2019/01/24/plaene-fuer-lueneburger-stadtentwicklungskonzept-werden-konkret/ [abgerufen am 20.08.2019]
3 Paravicini, Ursula & May, Ruth (2004): In den Brüchen der Stadt die Zukunft gestalten. Feministische Forschung zur Stadterneuerung in Europa. In: Bauhardt, Christine (Hrsg.): Räume der Emanzipation. Wiesbaden, S. 179 f.
4 Ebda. S. 182
5 Paravicini, Ursula & May, Ruth (2004), S. 197 f.
6 Zühlsdorff, Henning (30.08.2019): Millionenförderung für Projekt Zukunftsstadt Lüneburg 2030+. In. Archiv Meldungen. Leuphana Universität Lüneburg. [online] https://www.leuphana.de/news/meldungen/ansicht/datum/2018/11/09/millionenfoerderung-fuer-projekt-zukunftsstadt-lueneburg-2030.html [abgerufen am
7.08.2019]
8 Seidel, Antje (10.04.2019): Jetzt geht’s los: Raus aus den Startlöchern – Rein in die Puschen!. In. Wettbewerb Zukunftsstadt Lüneburg. [online] https://www.lueneburg2030.de/2019/04/10/raus-aus-den-startloechern-rein-indie-puschen/ [abgerufen am 20.08.2019]
9 Seidel, Antje (2017) [online] https://www.lueneburg2030.de/ [abgerufen am 20.08.2019]
10 Seidel, Antje (10.04.2019)
11 Warnecke, Thorsten / Bode, Matthias / Christopher Knappe (2016) [online] http://www.braunschweig.de/politik_verwaltung/fb_institutionen/fachbereiche_referate/ref0120/stadtentwicklung/2_Zukunftsbild_Braunschweig_2030_lang.pdf [abgerufen am 24.08.2019] S. 6 f.
12 Warnecke, Thorsten / Bode, Matthias / Christopher Knappe (2016) S. 10
13 Seidel, Antje (2019): Lüneburger Maps. Ein grüner Stadtplan für nachhaltige Mobilität. In. Wettbewerb Zukunftsstadt Lüneburg. [online] https://www.lueneburg2030.de/project/lueneburgmaps/ [abgerufen am
14.08.2019]
15 Paravicini, Ursula & May, Ruth (2004), S. 197
16 Warnecke, Thorsten / Bode, Matthias / Christopher Knappe (2016), S. 29 15 Ebd.. S. 31
17 Warnecke, Thorsten / Bode, Matthias / Christopher Knappe (2016), S. 36
18 Paravicini, Ursula & May, Ruth (2004), S. 197 f.
19 Warnecke, Thorsten / Bode, Matthias / Christopher Knappe (2016) S. 60
20 Warnecke, Thorsten / Bode, Matthias / Christopher Knappe (2016) S.60
21 Ebd.. 38 21 Mäntele, Christian M. (2018): Ziele für nachhaltige Entwicklung [online] https://17ziele.de/ [abgerufen am
22.08.2019]