Die spieltheoretische Sichtweise auf sequentielle Tauschepisoden zeigt, dass Informationen oder Wiederholungen der selben Situation, was wiederum Information schafft, für Kooperation und somit ein kollektiv optimales Ergebnis trotz individueller Rationalität, unerlässlich sind. Als wichtigstes Element zur Schaffung einer optimalen Lösung stellt sich wechselseitiges Vertrauen heraus. Dieses kann unter anderem durch Kommunikation zwischen den Akteuren, Reputation und soziale Netwerke erzeugt werden. Nachdem die Möglichkeit der Kommunikation in der Konstellation des „Gefangenendilemmas“ nicht gegeben ist, liegt der Fokus auf Reputation. Es zeigt sich, dass diese auch in nicht wiederholten Spielen auf Grundlage des Konzepts der indirekten Reziprozität entstehen kann. Das Modell des „image scoring“ von Nowak und Sigmund schreibt jedem Individuum einer Population proportional zu seinem vergangenen Kooperationsverhalten eine Punktzahl zu. Somit wird durch den direkten Einfluss des eigenen Verhaltens auf das „Bild“ des anderen die erfolgreiche Ausbildung und Aufrechterhaltung von Kooperation möglich. Durch ein solches Rating-Verfahren, wird die Einmaligkeit und der damit einhergehende Informationsmangel substituiert und Kooperation durch Investition in Reputation gefördert. Ein ähnliches Phänomen stellt sich durch soziale Netzwerke ein, in denen ebenso die Ausbildung von auf Reputation-basierender Kooperation gefördert wird. Hierbei wird auch auf die Bedeutung von Gruppenidentität und die Reziprozitätsnorm im Speziellen hingewiesen. Insgesamt wird die besondere Bedeutung des Sozialkapitals für Reputation und Reziprozität für Vertrauen und somit Kooperation deutlich.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- KOOPERATION IN SEQUENTIELLEN TAUSCHSITUATIONEN
- SPIEL THEORIE ALS GRUNDLAGE DER MODELLIERUNG INDIVIDUELLEN HANDELNS
- Gemischte vs. reine Strategiespiele illustriert am „Battle of Sexes“
- Das Gefangenendilemma: Wie Information und Zeit das Spiel beeinflussen
- DIE EVOLUTION VON VERTRAUEN
- Kommunikation
- Indirekte Reziprozität und Reputation durch Institutionen
- Soziale Netzwerke, Gruppenidentität und Normen
- Rassenunterschiede und sozialer Status
- ZUSAMMENFASSUNG
- FAZIT
- LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung von Kooperation in sequentiellen Tauschsituationen unter dem Blickwinkel der Rational-Choice-Theorie. Sie beleuchtet, wie individuell rationale Entscheidungen durch Vertrauen zu kollektiv optimalen Ergebnissen führen können.
- Anwendung der Spieltheorie zur Modellierung individuellen Handelns
- Analyse von kooperativen und nicht-kooperativen Spielformen
- Die Rolle von Vertrauen in der Entwicklung von Kooperation
- Faktoren, die die Entstehung von Vertrauen fördern
- Die Bedeutung von Kommunikation, Reputation und sozialen Normen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Rational-Choice-Theorie und den methodologischen Individualismus als theoretische Grundlage vor. Anschließend wird die Spieltheorie als Analyseinstrument für rationales Verhalten eingeführt und anhand der Beispiele „Battle of Sexes“ und „Gefangenendilemma“ veranschaulicht.
Kapitel 2 untersucht die Entstehung von Kooperation in sequentiellen Tauschsituationen. Es werden verschiedene Mechanismen wie Kommunikation, indirekte Reziprozität, soziale Netzwerke und Normen betrachtet, die die Entwicklung von Vertrauen fördern können.
Schlüsselwörter
Rational-Choice-Theorie, Spieltheorie, Kooperation, Vertrauen, sequentielle Tauschsituationen, Kommunikation, Reputation, soziale Normen, Gruppenidentität, Rassenunterschiede, sozialer Status.
- Quote paper
- Melanie Rottmüller (Author), 2007, Die Ausbildung von Kooperation in sequentiellen Tauschsituationen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/117433