Dass Erwachsene anders lernen als Kinder, ist kein Geheimnis. Doch um dieses Geheimnis zu lüften, bedarf es theoretischer Ansätze. Sogenannte Lerntheorien wie der Behaviorismus, Kognitivismus oder Konstruktivismus helfen dabei, verschiedene Blickrichtungen auf den Lernprozess zu werfen. Kenntnisse über den menschlichen Lernvorgang sind vor allem für Lehrende von Bedeutung, da diese auch das Wissen erfolgreich vermitteln sollen.
Diese Arbeit beschäftigt sich ausschließlich mit der Lerntheorie des Behaviorismus. Eingangs werden zunächst die zentralen Begriffe „Lernen“ und „Lerntheorie“ erläutert, damit die Lesenden den Inhalt dieser Arbeit erschließen und nachvollziehen können. Im dritten Kapitel wird der historische sowie gesellschaftliche Kontext des Behaviorismus erläutert. Im weiteren Verlauf werden die bedeutendsten Persönlichkeiten dieser Lerntheorie vorgestellt. Neben Iwan Pawlow und John Watson, die die klassische Konditionierung experimentell untersucht haben, sind auch Thorndike und Skinner wichtige Namen, die in Bezug auf den Behaviorismus nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Diese Persönlichkeiten und ihre individuellen Experimente werden im vierten Kapitel ausführlich diskutiert.
Die Anwendung des behavioristischen Ansatzes ist aus der Erwachsenenbildung nicht wegzudenken. Dies wird den Lesern anhand eines Praxisbeispiels im fünften und somit letzten Kapitel dieser Arbeit verdeutlicht. Da sich jede Theorie seiner Kritik stellen muss, wird im Anschluss eine kritische Auseinandersetzung anhand des Beispiels angestrebt. Jede:r Leser:in ist dazu eingeladen, sich im Anschluss daran eine eigene Meinung über die Anwendung des Behaviorismus in der Andragogik, (Fachbegriff für Erwachsenenbildung) zu bilden.
I. Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsbestimmung von Lernen und Lerntheorie
3. Die Entstehung des Behaviorismus im historischen und gesellschaftlichen Kontext
4. Bedeutende Persönlichkeiten des Behaviorismus
4.1. Die klassische Konditionierung von Iwan Pawlow
4.2. Das „Little-Albert-Experiment“ von John B. Watson.
4.3. Die operante Konditionierung von Thorndike und Skinner
4.3.1. Edward Thorndike – Das Experiment zum Effekt
4.3.2. Burrhus Frederic Skinner – Die Skinner-Box.-
5. Die Anwendung des Behaviorismus in der Andragogik
5.1. Praxisbeispiel
5.2. Kritik und Ausblick für die Andragogik
6. Fazit
II. Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Was Hänsel nicht lernet, das lernt Hans auch nicht“ (Grotlüschen & Petzold, 2020, S. 11, zitiert nach Luther, 1848, S. 696). Dieses Zitat richtete Luther einst an Studierende, die die Lerninhalte des laufenden Semesters nicht verpassen sollten, doch heutzutage wird dieses Sprichwort häufig von Erwachsenen geäußert, um eine Entschuldigung dafür zu haben, dass es für sie zu spät sei, um nochmal etwas Neues zu lernen. In den 1920er Jahren gewann die Erwachsenenbildung immer mehr an Bedeutung, da es immer wieder neue Anforderungen des Lebens zu bewältigen gab (ebd.).
Dass Erwachsene anders lernen als Kinder ist kein Geheimnis. Doch um dieses Geheimnis zu lüften bedarf es theoretischer Ansätze. Sogenannte Lerntheorien wie der Behaviorismus, Kognitivismus oder Konstruktivismus helfen dabei verschiedene Blickrichtungen auf den Lernprozess zu werfen. Kenntnisse über den menschlichen Lernvorgang sind vor allem für Lehrende von Bedeutung, da diese auch das Wissen erfolgreich vermitteln sollen.
Diese Arbeit beschäftigt sich ausschließlich mit der Lerntheorie des Behaviorismus, da eine ausführliche Vorstellung der bereits erwähnten Theorien aufgrund des eingeschränkten Umfangs nicht möglich ist. Eingangs werden zunächst die zentralen Begriffe „Lernen“ und „Lerntheorie“ erläutert, damit die Lesenden den Inhalt dieser Arbeit erschließen und nachvollziehen können. Im dritten Kapitel wird der historische sowie gesellschaftliche Kontext des Behaviorismus erläutert. Im weiteren Verlauf werden die bedeutendsten Persönlichkeiten dieser Lerntheorie vorgestellt. Neben Iwan Pawlow und John Watson, die die klassische Konditionierung experimentell untersucht haben, sind auch Thorndike und Skinner wichtige Namen, die in Bezug auf den Behaviorismus nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Diese Persönlichkeiten und ihre individuellen Experimente werden im vierten Kapitel ausführlich diskutiert.
Die Anwendung des behavioristischen Ansatzes ist aus der Erwachsenenbildung nicht wegzudenken. Dies wird den Lesern anhand eines Praxisbeispiels im fünften und somit letzten Kapitel dieser Arbeit verdeutlicht. Da sich jede Theorie seiner Kritik stellen muss, wird im Anschluss eine kritische Auseinandersetzung anhand des Beispiels angestrebt. Jede:r Leser:in ist dazu eingeladen, sich im Anschluss daran eine eigene Meinung über die Anwendung des Behaviorismus in der Andragogik, (Fachbegriff für Erwachsenenbildung) zu bilden.
2. Begriffsbestimmung von Lernen und Lerntheorie
Es existieren je nach wissenschaftlicher Disziplin unterschiedliche Auffassungen von Lernen. In der Pädagogik wird der Frage nachgegangen „wie Menschen sich die Welt aneignen und ihr Verhältnis zur Welt und zu sich selbst gestalten können“ (von Hippel et al., 2019, S. 37f.). Nach Bodenmann et al. (2016) wird der Begriff allgemein als „Aneignung von Wissen durch Instruktion oder Schulung“ im sozialen oder kulturellen Bereich verstanden (Bodenmann et al., 2016, S. 15). Die Lernpsychologie wiederum verbindet mit dem Begriff einen Prozess, der zu einer Veränderung des Verhaltens sowie der Gedanken und Gefühle führt. Hierbei findet eine Verknüpfung zwischen Reizen oder Informationen und bestimmten Ereignissen oder Emotionen statt. Der Fachbegriff für diese Verknüpfung lautet Assoziation (ebd.).
Doch was versteht man unter einer Lerntheorie? – Grotlüschen & Pätzold (2020) beschreiben diesen Begriff als den Prozess, durch den nicht nur Menschen, sondern auch Tiere ihr Wissen und ihre Fähigkeiten erwerben (Grotlüschen & Pätzold, 2020, S. 12). Diese Arbeit behandelt ausschließlich die behavioristische Lerntheorie, deshalb wird an dieser Stelle der Begriff Behaviorismus zunächst erläutert, wie ihn Lehner (2019) erklärt. Der Behaviorismus ist demnach ein psychologischer Ansatz, der sich auf beobachtbares Verhalten konzentriert, das unter dem Einfluss der Umwelt steht (Lehner, 2019, S. 96). Um die Begriffe Behaviorismus und Lerntheorie in Kombination zu bringen, beschreibt Reinmann (2013) die behavioristische Lerntheorie als einen Versuch, die Gesetzmäßigkeiten des Lernens durch ein einfaches Reiz-Reaktions-Schema zu erklären (Reinmann, 2013, S. 3ff.). Im Zentrum des Behaviorismus stehen somit beobachtbare Verhaltensweisen, die durch eintreffende Reize ausgelöst werden (Lehner, 2019, S. 96).
Nachdem in diesem Kapitel alle relevanten Begriffe erläutert wurden, wird nun die historische und gesellschaftliche Entstehung des Behaviorismus kontextualisiert.
3. Die Entstehung des Behaviorismus im historischen und gesellschaftlichen Kontext
Die Entwicklung des Behaviorismus geht zurück in eine Zeit, in der viele neue technische Erfindungen die Welt revolutionierten. Wissenschaftler in den Disziplinen Chemie und Physik brachten neue Erkenntnisse hervor. Als Beispiele seien hier Daimlers Benzinmotor, die Produktion von Autos der Marke Ford oder Albert Einsteins Relativitätstheorie genannt, die 1905 publiziert wurde (Bodenmann et al., 2016, S. 43). Doch im selben Jahr kam es in Russland zu einer Revolution begründet durch die steigende Arbeitslosigkeit und der damit verbundenen sozialen Not in der Bevölkerung. Neue Denkansätze, die das menschliche Erleben und Verhalten erklären sollten, waren gefragt (ebd.).
Die bekanntesten Persönlichkeiten des Behaviorismus stammen aus den USA und der ehemaligen Sowjetunion. Der russische Mediziner Iwan Pawlow konzentrierte sich auf die Erforschung von beobachtbaren Lernprozessen (Bodenmann et al., 2016, S. 44). Inspiriert durch Pawlows Forschungsergebnisse versuchte der Amerikaner John B. Watson, der als eigentlicher Vater des Behaviorismus angesehen wird, da er diese Lerntheorie entwickelte, eine objektive Erforschung des menschlichen Verhaltens (Bodenmann et al., 2016, S. 45).
In den 1930er Jahren erfuhr die amerikanische Wissenschaft aufgrund der Zuwanderung vieler deutscher Wissenschaftler einen regelrechten Boom. Somit konnte die USA eine Führungsposition in der psychologischen Disziplin einnehmen.
[...]