Das Ziel dieser Hausarbeit ist eine Antwort auf die Fragestellung, "Inwieweit findet sich das Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle in der historischen Betrachtung/Entwicklung der sozialen Dienste wieder?", zu finden. Um diese Frage beantworten zu können, ist es zunächst wichtig die historische Entwicklung des Arbeitsfeldes "Soziale Arbeit" genauer zu betrachten und wie sie sich im Laufe der Zeit zu einer Profession entwickelt hat.
Die Armenfürsorge ist die älteste Form der sozialen Sicherung. Schon im frühen Mittelalter entstanden die ersten institutionalisierten Hilfen für Arme. Die Armenfürsorge lag bei den Herrschern, die Hilfen reichten jedoch kaum aus, deshalb übernahm die Kirche bis zum 14. Jahrhundert den größten Teil. Sie nahmen jeden Bedürftigen, der Hilfe brauchte, bei sich auf und versorgten ihn mit Nahrung und Kleidung. Die Mönche gingen betteln und appellierten dabei an die christliche Nächstenliebe um dies finanzieren zu können.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Historischer Rückblick
2.1 Arbeitshäuser
2.2 Elberfelder System
2.3 Straßburger System
2.4. Bismarcks Sozialistengesetze und die Sozialversicherungen
2.5. Settlement Bewegung
3 Arbeitsfelder der sozialen Arbeit
4 Begriffsklärung „Soziale Arbeit“
5 Spannungsfeld zwischen Hilfe und Kontrolle
5.1 Soziale Hilfe
5.2. Soziale Kontrolle
6 Abschlussdiskussion
7 Reflexion
8 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Das Ziel dieser Hausarbeit ist, eine Antwort auf die Fragestellung, „Inwieweit findet sich das Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle in der historischen Betrachtung/Entwicklung der sozialen Dienste wieder?“, zu finden. Um diese Frage beantworten zu können, ist es zunächst wichtig die historische Entwicklung des Arbeitsfeldes „Soziale Arbeit“ genauer zu betrachten und wie sie sich im Laufe der Zeit zu einer Profession entwickelt hat.
Im ersten Teil wird auf die Wurzeln der Sozialen Dienste eingegangen, sowie welche Rollen verschiedene Institutionen wie z.B. die Kirche, in der Armenfürsorge gespielt haben. Um einen Zusammenhang herzustellen, muss auf die Anfänge der Sozialen Arbeit zurückblickt werden. Danach werden die erarbeiteten Systeme der Armenfürsorge in verschiedenen Städte aufgezeigt. Abschließend zum ersten Teil, wird die Entstehung der Sozialpolitik thematisiert. Außerdem wird auf die Settlement Bewegung eingegangen, die einen wesentlichen Teil zur Professionalisierung der sozialen Arbeit beitrug.
Im Anschluss wird auf die Begrifflichkeiten Sozialpädagogik, Soziale Arbeit und Sozialarbeit eingegangen, um herauszufinden, ob sie unterschiedliche Arbeitsfelder beinhalten oder ob sie ineinanderfließen.
Im zweiten Teil dieser Arbeit wird das Spannungsfeld zwischen Hilfe und Kontrolle genauer dargestellt. Das Ziel ist das theoriesystematische Spannungsfeld zu Hilfe und Kontrolle im historischen Verlauf nachzuverfolgen und den professionalitätstheoretischen Diskurs in diesem zu verorten. Die Entwicklungstheorien der sozialen Arbeit werden aufgezeigt sowie Hilfe und Kontrolle werden als Grundbegriffe definiert um darzulegen, wie sie sich auf die soziale Arbeit ausgewirkt haben und welche Einflüsse die verschiedenen Wissenschaften darauf haben. Außerdem wird das Spannungsfeld genauer betrachtet, um zu erläutern welche Herausforderungen Hilfe und Kontrolle mit sich bringen.
Meine Motivation zu dieser Hausarbeit ist, die verschiedenen Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit näher kennenzulernen und deren Problematiken zu verstehen, sowie die Entstehungsgeschichte der sozialen Arbeit nachzuvollziehen. Außerdem ist es für mich wichtig die Begrifflichkeiten, sowie deren Unterschiede zu kennen, um für meinen künftigen Werdegang ein genaues Berufsbild heraus zu kristallisieren.
Ich möchte mir sozialpädagogisches Wissen aneignen um später Menschen in verschiedensten Lebenslagen zu betreuen und ihnen zu helfen, sowie einen geeigneten Arbeitsbereich für mich zu finden.
2 Historischer Rückblick
Die Armenfürsorge ist die älteste Form der sozialen Sicherung. Schon im frühen Mittelalter entstanden die ersten institutionalisierten Hilfen für Arme. Die Armenfürsorge lag bei den Herrschern, die Hilfen reichten jedoch kaum aus, deshalb übernahm die Kirche bis zum 14. Jahrhundert den größten Teil. Sie nahmen jeden Bedürftigen, der Hilfe brauchte, bei sich auf und versorgten ihn mit Nahrung und Kleidung. Die Mönche gingen betteln und appellierten dabei an die christliche Nächstenliebe um dies finanzieren zu können.1
Als Europa von einer Pestwelle befallen wurde, hatte dies zur Folge, dass es einen erheblichen Bevölkerungsrückgang gab. Ein Drittel der Bevölkerung wurde ausgerottet.
Die hohe Sterberate brachte neue wirtschaftliche und soziale Probleme hervor. Der Bevölkerungsrückgang führte dazu, dass die Getreidepreise sanken und somit auch die Einkommen, was Armut allgegenwärtig machte.2 Aus diesen Gründen bildeten sich im 14. und 15. Jahrhundert weitere Gruppierungen, die sich untereinander unterstützen. Die Armenordnung basierte auf einer Gesellschaft die hierarchisch gegliedert war. Den untersten Stand bildeten die Armen und Bedürftigen. Durch Krankheiten oder grundsätzlicher Armut waren die Bedürftigen auf Hilfe von fremden angewiesen. Die übrigen Bevölkerungsschichten baute darauf auf, dass
- Arme ein Anrecht auf Betteln haben,
- Armut das Ergebnis von äußeren Schicksalsschlägen ist und jeder davon betroffen werden kann,
- Armut nicht Ausdruck von Untüchtigkeit der Betroffenen ist.
Diese Einstellung sicherte den Armen ein geringes, aber kalkulierbares Einkommen. Bis dahin wurde Betteln weitgehend akzeptiert und geduldet. Die Zahl der Bettler, Landstreicher, Plünderer stieg mit der Zeit und es entstanden viele Regeln, die das Betteln versuchten zu kontrollieren und einzuschränken. Es entstanden ab dem 14. Jahrhundert mehrere Bettelordnungen, die „Nürnberger Bettelordnung“ die 1370 verabschiedet wurde, war die erste. Jedoch wurde diese im weiteren Verlauf der Geschichte mehrmals überarbeitet.
Sie hatte zur Folge, dass das Bettelzeichen eingeführt wurde, dieses gab den Bettlern eine Bettelberechtigung. Das Bettelzeichen wurde nur den Bewohnern der Stadt Nürnberg erteilt, und auch nur denen, die durch mindestens zwei Zeugen beweisen konnten, dass sie arbeitsunfähig und somit bedürftig waren. Das Zeichen wurde durch die Ratsherren vergeben und wieder eingezogen. Es folgten Bedürftigkeitsprüfungen, die zwischen selbstverschuldeter und anderer Armut unterschieden. Damit wurde auch die Dauer sowie die Leistungshöhe des Bettelns festgelegt, die einer halbjährigen Kontrolle unterzogen wurde. Der zum Betteln Befugte trug ein sichtbares Bettelzeichen, die ohne diese Erlaubnis bettelten, wurden bestraft.3
Jahre später hatte sich die Lage kaum entspannt, deshalb wurde die zweite Nürnberger Bettelordnung 1478 mit einigen Veränderungen veröffentlicht. Es wurde durch diese auch keine deutliche Verbesserung des Bettlerproblems ersichtlich. Schließlich wurde die dritte Nürnberger Armenordnung 1522 neu ausgearbeitet und veröffentlicht. Die Grundlagen hierfür waren der Glaube und die Nächstenliebe. Für den Glauben der Christen gilt es als schändlich mitanzusehen, wie Menschen betteln oder verhungern und somit wurde ein generelles Bettelverbot ausgesprochen. Das Bettelzeichen galt dann als Zeichen für Almosenbedürftige. Es wurde ein Rat eingesetzt, der sich um die Unterstützung der Bedürftigen kümmerte.4 Dazu wurde ein Almosentopf gegründet, der sowohl Getreide als auch Geld aufnahm. Die Priester ermahnten hierzu das Volk in ihren Gottesdiensten zu spenden.5
Auch hier wurde festgehalten, dass eine regelmäßige Überprüfung der Bedürftigkeit der Menschen und der Höhe der Almosen stattfinden sollte. Kurze Zeit später waren bereits erste Erfolge zusehen. Einige konnten wieder in ihre Handwerke einsteigen und der Mangel an Arbeitskräften sank.6 Im folgenden Kapitel wird aufgezeigt, wie die Sozialdisziplinierung zum ersten Mal in Erscheinung. Der Arbeitszwang wurde als Mittel zur Beseitigung der Armut eingeführt.
2.1 Arbeitshäuser
Nach der letzten Pestwelle wuchsen die Bevölkerungszahlen in den Städten, was einen erneuten Armutszuwachs zur Folge hatte.
Das Betteln wurde zur Neuzeit aus einer neuen Sichtweise betrachtet. Nun wurde es als Plage angesehen. Die Bettler wurden nicht mehr nur durch Almosen unterstützt. Durch die Kommunalisierung ging die Zuständigkeit von Almosenvergabe von der Kirche zur Stadt über. Gab es nicht ausreichend öffentliche Almosen, wurden die Bedürftigen in verschiedene Einrichtungen eingewiesen: Wie z.B. Gefängnisse. Diese wurden später durch Arbeitshäuser ergänzt. Diese wurden als wichtige Institutionen zur Disziplin- und Arbeitserziehung eingeführt. In diesen Häusern wurden die Insassen zur Arbeit verpflichtet, mit Methoden der Arbeitserziehung wollte man sie wieder zu „wirtschaftlich verwendbaren Untertanen“ formen.7 Die Armen verschwanden vorerst aus dem öffentlichem Raum.
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1 Sachße & Tennestedt 1988 (S. 73f.)
2 Zit. o. V. http://www.literaturwelt.com/epochen/spaetmittelalter.html
3 Zit. n. Sachße &Tennstedt 1988 (63 f.)
4 Vgl. Sachße & Tennstedt 1988 (S. 68 f.)
5 Vgl. Sachße & Tennstedt 1988 (S. 72)
6 Vgl. Sachße & Tennstedt 1988 (S. 74 f.)
7 Vgl. Lutz 2020 (S.14)