In dieser Projektarbeit werden naturpädagogische Konzepte theoretisch beleuchtet und im Rahmen eines Naturausflugs mit den Kindern einer Einrichtung praktisch angewandt. Zunächst werden dafür die zentralen Begrifflichkeiten Natur, Umwelt, Naturpädagogik und Nachhaltigkeit bestimmt. Aufgrund dessen, dass oftmals naturpädagogische Angebote und Projekte als Erlebnispädagogik deklariert werden, wird der Begriff der Naturpädagogik von der Erlebnispädagogik abgegrenzt.
Ebenso wichtig sind die verschiedenen Aspekte von Naturnaher Pädagogik wie die Verbundenheit, die Kreativität, die Selbstständigkeit, die Bewegungserziehung und die Beziehung zu anderen Menschen. Diese Aspekte werden in der Arbeit in Bezug auf naturpädagogische Ansätze erläutern.
Während einer Praxisphase wurde gemeinsam mit den Kindern einer Wohngruppe ein Ausflug mit Zügen des naturpädagogischen Konzepts durchgeführt. Der Fokus der Arbeit liegt auf der Planung und der Durchführung des Ausfluges, welcher im Anschluss hinsichtlich der verschiedenen Aspekte von Naturnaher Pädagogik ausgewertet wird. Anzumerken ist, dass die Einrichtung keine speziell auf Naturpädagogik ausgerichtete Einrichtung ist.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffserklärungen
2.1 Natur
2.2 Umwelt
2.3 Nachhaltigkeit
2.4 Naturpädagogik
3 Abgrenzung der Naturpädagogik von der Erlebnispädagogik
3.1 Begriff der Erlebnispädagogik
3.2 Die Abgrenzung beider pädagogischen Konzepte
4 Aspekte von Naturnaher Pädagogik
4.1 Verbundenheit
4.2 Kreativität
4.3 Selbstständigkeit und Autonomie
4.4 Bewegungserziehung
4.5 Beziehung zu anderen Menschen
5 Ein naturpädagogisches Angebot: Waldmemory
5.1 Die Planung des Angebotes
5.1.1 Die Stellung im Tagesablauf und die Dauer der Beschäftigung
5.1.2 Angaben zur Wohngruppe und den TeilnehmerInnen
5.1.3 Allgemeine und eigene Ziele
5.1.4 Aufgabenerledigung im Vorfeld
5.1.5 Geplanter Verlauf
5.1.6 Ressourcen, mögliche Störungen und Vorgehen
5.2 Die Durchführung des Angebotes
5.3 Die Auswertung in Bezug der Aspekte von Naturnaher Pädagogik
6 Zusammenfassung und Ausblick
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„ Homo sapiens ist in jedem seiner Lebenslage selbst ein Stück Natur“ (Weber, 2011, S. 19). Der moderne Mensch so wie er zu diesem Zeitpunkt wahrgenommen wird, findet seinen Ursprung in der Natur. Er nutzte seine natürlichen Gegebenheiten, Fähigkeiten und entwickelte sich stets weiter. Bis zu jenem Punkt, an dem er sich heute befindet. Oftmals vergisst er seine eigene Herkunft, vergisst seine Abstammung und achtet wenig auf seine eigene Umwelt. Allmählich verwandelt der Mensch diesen Planeten zu einem Ort, an dem all diese Dinge verschwinden, die ihm die bisherige Entwicklung ermöglichte: „fruchtbare Böden, sauberes Wasser, gesunde Luft und […] eine unglaubliche Vielfalt an Lebensformen“ (Renz-Polster/Hüther, 2013, S. 107).
Natur – Umwelt – Nachhaltigkeit. Themen, welche in zunehmendem Maß, die westeuropäische Bevölkerung beschäftigen. Trivialerweise wird dadurch der Nachhaltigkeitsgedanke sukzessiv zu einem Schlüsselthema der erziehungspädagogischen Bildungspraxis. Den Kindern soll vermittelt werden, was es bedeutet nachhaltig zu leben und auf ihre Umwelt zu achten. Aufgrund meines eigenen Interesses an diesem Thema leite ich während meiner Praxisphasen die Arbeitsgemeinschaft „Umwelt“. In diesem Rahmen führe ich gemeinsam mit den Kindern verschiedene Angebote durch. In Anbetracht der Tatsache nutze ich diese Projektarbeit, um mich mit der Bedeutung von Naturpädagogik auseinanderzusetzen.
Die Ausarbeitung aller Dimensionen der Bedeutung von Naturnaher Pädagogik würde den Rahmen einer Projektarbeit überschreiten, weshalb ich mein Thema unter dem Aspekt der Bedeutung von Naturpädagogik in der frühen Kindheit eingrenze.
Im Voraus werde ich die zentralen Begrifflichkeiten Natur, Umwelt, Naturpädagogik und Nachhaltigkeit bestimmen. Die Bestimmung dieser dient dem Zweck, im Vorfeld ein einheitliches Grundverständnis zu schaffen sowie dem Ausschließen von Unklarheiten.
Aufgrund dessen, dass oftmals naturpädagogische Angebote und Projekte als Erlebnispädagogik deklariert werden, werde ich in der Ausarbeitung der Projektarbeit den Begriff der Naturpädagogik von der Erlebnispädagogik abgrenzen. Dafür definiere ich zunächst die Bezeichnung Erlebnispädagogik und gehe im Nachhinein sowohl auf die konkreten Unterschiede als auf die Parallelen ein.
Ebenso wichtig empfinde ich die verschiedenen Aspekte von Naturnaher Pädagogik wie die Verbundenheit, die Kreativität, die Selbstständigkeit, die Bewegungserziehung und die Beziehung zu anderen Menschen. Diese Aspekte werde ich in der vorzulegenden Arbeit in Bezug auf naturpädagogische Ansätze erläutern.
Entgegen dem Potenzial dieses Themas, werde ich aufgrund des begrenzten Umfangs der vorliegenden Arbeit, die zuvor erwähnten theoretischen Grundlagen verhältnismäßig komprimiert darstellen. Stattdessen wird der Schwerpunkt auf das folgende Angebot gelegt.
Während der Praxisphase II werde ich gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen ein spezielles Angebot mit Zügen des naturpädagogischen Konzepts durchführen. Innerhalb der vorliegenden Arbeit werde ich dieses im fünften Kapitel verschriftlichen. Dabei orientiere ich mich an der vereinsinternen Gliederung der Angebotsplanung für Studenten. Der Fokus liegt dabei auf der Planung und der Durchführung des Angebotes, welches im Anschluss hinsichtlich der verschiedenen Aspekte von Naturnaher Pädagogik ausgewertet wird. Anzumerken ist, dass die Einrichtung keine speziell auf Naturpädagogik ausgerichtete Einrichtung ist. Die Wohngruppe der Einrichtung bewohnt ein freistehendes Haus im ländlichen Umfeld. An dieses Dorf grenzt ein Naturschutzgebiet mit Wäldern, Wiesenflächen und Seen, welches eine Artenvielfalt an einheimischen Tieren und Pflanzen bietet. Aufgrund dieser Tatsache ist es den dort arbeitenden Pädagogen vereinfacht möglich mit den Kindern und Jugendlichen naturverbunden zu arbeiten.
2 Begriffserklärungen
Um Unklarheiten auszuschließen, werden im Vorfeld die zentralen Begrifflichkeiten dieser Projektarbeit erklärt. Dabei handelt es sich um die Begriffe Natur, Umwelt, Naturpädagogik und Nachhaltigkeit.
2.1 Natur
Mit dem Begriff Natur assoziiert der Mensch zwei Aspekte, die verschiedener nicht sein könnten. Einerseits verstehen wir ihn als „wild, gefahrvoll, feindlich“, demgegenüber steht Natur gleichermaßen für „romantisch und ästhetisch“. Etymologisch leitet er sich von dem lateinischen Wort „nasci“ ab und bedeutet „geboren werden, entstehen“. Das Konzept, welches hinter der Definition von Kultur und Brauch steht, wird oftmals antonymisch zu dem Begriff Natur betrachtet. (vgl. insgesamt Raithel/Dollinger/Hörmann, 2009, S. 311) Natur stellt dem Menschen Materialien zur Verfügung, mit dessen Hilfe er selbst dazu befähigt wird, seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Daraus resultiert wiederum die Verpflichtung des Menschen Naturräume zu schützen und zu respektieren. Im Gegensatz zu der heutigen hochindustriellen Gesellschaft, die durch die Hand des modernen Menschen entstand, ist dieser nicht dazu fähig die gegebene Natur zu beeinflussen. (vgl. insgesamt Lützenkirchen/Herrmann/Posch, 2013, S.13f.)
2.2 Umwelt
Im Jahr 1928 bezeichnet Jacob von Uexküll den Begriff der Umwelt als Gesamtheit der Sachverhalte, mit denen ein Subjekt in Wechselwirkung steht und somit als einen biologischen Fachbegriff. Allumfassend wird als ökologische Umwelt die Biosphäre beschrieben, der Teil der Erde, der zwischen der Erdkruste und der äußeren Atmosphäre lokalisiert wird. Weiterhin wird die Umwelt vorrangig als Natur und die Wechselbeziehungen zwischen Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaft gesehen. Neben der eben genannten ökologischen wird oftmals auch die soziale und kulturelle als Umwelt definiert, womit unmittelbare Beziehungen und Faktoren hinsichtlich der Kultur bezeichnet werden. (vgl. insgesamt Raithel/Dollinger/Hörmann, 2009, S. 311)
2.3 Nachhaltigkeit
Der Mensch ist ein Lebewesen, welches stark an seine Vergangenheit gebunden, zugleich aber auch sehr zukunftsorientiert ist, worauf sich im Endeffekt sein Denken und Handeln stützt. Er kann sich nur auf das verlassen, was seine Vorfahren in der Vergangenheit erreicht, erforscht und entwickelt haben. Im Vordergrund stehen für ihn die positiven Entwicklungen, dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, was auf diesem Weg des „Fortschritts“ zerstört wurde. Er muss realisieren, dass jede einzelne Handlung Folgen hat und dafür Verantwortung tragen. Menschen sind über Generationen und auf der ganzen Welt voneinander existenziell abhängig. Wasser, Luft, Pflanzen, Lebewesen und Bodenschätze – natürliche Ressourcen, die für den Menschen lebensnotwendig sind und deren Qualität davon abhängig ist, wie vorangegangene Generationen auf ihren Erhalt achteten. „Nachhaltiges Denken richtet die Aufmerksamkeit auf vorhandene Ressourcen im gesamten Lebensraum von Menschen und fragt danach, wie diese zu erhalten und zu stärken sind“ (Ministerium für Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt, 2013, S. 30). Der Begriff der Nachhaltigkeit legt demnach den Fokus auf den Erhalt und den Schutz natürlicher Ressourcen und Gegebenheiten, die der Mensch für sein Überleben benötigt. (vgl. insgesamt Ministerium für Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt, 2013, S. 30).
2.4 Naturpädagogik
Naturnahe Pädagogik erkennt die Bedeutung ökologischen Handelns an. Mit gezielten Methoden wird versucht dafür notwendiges Wissen zu vermitteln. Dabei ist es irrelevant in welchem Alter sich die Menschen befinden, da naturpädagogische Methoden altersübergreifend angewandt werden können. Naturpädagogik hat im Verhältnis zu der klassischen Umweltbildung einen anderen Ansatz. In der Umwelterziehung, wie sie beispielsweise aus der Schule bekannt ist, werden Begriffe und Phänomene nur in der Theorie besprochen. Naturpädagogik hingegen zielt darauf ab, mit Spiel und Erlebnissen in der Natur das Verständnis zu fördern. Es werden praktische und individuelle Erfahrungen gesammelt. Ziel von naturpädagogischer Praxis ist es auf spielerische Art und Weise seine eigenen Grenzen auszutesten, den Mensch als Lebewesen in den Kreislauf der Natur einzuordnen, ein Bewusstsein für Naturphänomene zu entwickeln und darüber Erkenntnisse zu erlangen. Die einzelnen Individuen sollen während des Aufenthaltes in der Natur eine Beziehung zu ihr aufzubauen, um für den Ursprung des Selbst einen Blick zu bekommen. (vgl. insgesamt Raithel/Dollinger/Hörmann, 2009, S. 317ff.)
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