Im Biopsychosozialen Krankheitsmodell wird neben dem Gesundheitsproblem und seinen zusammenhängenden gestörten Strukturen und Funktionen auch die Aktivitäten und die Teilhabe an Lebensbereichen, sowie die personen- und umweltbezogenen Kontextfaktoren betrachtet. Das Modell trägt dazu bei, die Folgen von Krankheiten auf den Ebenen “biomedizinisch”, “geistig/psychisch” und “sozial” interdisziplinär besser zu beschreiben. Außerdem bestärkt das Krankheitsmodell die Konzipierung eines langfristig wirksamen Behandlungsplans, welcher zielorientiert, teilhabeorientiert und interdisziplinär alle TherapeutInnen und PatientInnen einbezieht.
So gelten gesundheitliche Verhaltensweisen wie Fehlernährungen als Risikofaktoren von Krankheiten. Ebenfalls gibt es Nachweise dafür, dass sozial Benachteiligte wesentlich häufiger Süßgetränke und Kaffee konsumieren. Das Problem an der Fehlernährung sind fehlende finanzielle Ressourcen, setzen die Autorinnen fort. So liegt es auf der Hand, dass jene Konsumenten eher zu den preiswerteren Produkten greifen. Energiedichte und dadurch teilweise ungesunde Lebensmittel (Viele Kalorien, Süßigkeiten…) fallen zumeist unter diese Kategorie. Bei gesünderen Lebensmitteln steigt der Preis. Diese Preisdifferenzen beeinflussen Benachteiligte bei ihrem Kauf.
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
2. Welche Faktoren machen krank bzw. gesund?
3. Die Umwelt als Gesundheitsfaktor
4. Stress und seine biopsychosozialen Folgen
5. Was hält Menschen langfristig gesund?
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
Das Biopsychosoziale Modell von Gesundheit und Krankheit
Welchen Einfluss hat der sozioökonomische Status auf Gesundheit und
Krankheit?
1. Einleitung
Bereits im 19. Jahrhundert sorgten die beiden Ärzte R. Virchow (1821 - 1902) und S. Neumann (1819 - 1908) für revolutionäre medizinische und soziale Veränderung. Unter anderem wird ihnen das Zitat “Medicin ist sociale Wissenschaft” zugeschrieben, da sie für ein höheres Bewusstsein für die allgemeine Gesundheit im Zusammenhang mit sozialer Unterstützung sorgten und gleichzeitig Pionierarbeit in der Biomedizin für das 20. und jetzige Jahrhundert leisteten (Aerzteblatt, 2017).
Im Jahre 1977 wurde das Biopsychosoziale Modell von Gesundheit und Krankheit von dem Psychiater und Internisten George L. Engel erstellt und gilt auch heute als Krankheitsmodell, welches international eines der anerkanntesten ist. Das Modell geht von einem medizinischen Ansatz aus, welcher Krankheit als Störung des Zusammenspiels von den körperlichen (Bio), psychischen (psycho) und sozialen (sozial) Komponenten versteht. Die biologischen, psychischen und sozialen Faktoren sind Bestandteile eines miteinander verbundenen Ganzen. Die aktive Wechselbeziehung der drei Faktoren sind von kausaler Bedeutung für den Beginn und die Entwicklung von Krankheiten. So ist es also enorm wichtig bei Prävention, Behandlung, Diagnostik und Rehabilitation von Krankheiten, abgesehen von den biologischen Merkmalen (z. B. gesunde Lebensqualität), auch die psychologischen (z. B. Stressfaktoren) und soziokulturellen (z. B. soziales Netzwerk) Faktoren von PatientInnen mit einzubeziehen (Universität Augsburg, o. D.).
Laut aerzteblatt.de (2017) wird es für Ärzte künftig immer relevanter, sich nicht nur am biomedizinischen Modell zu orientieren, sondern den psychosozialen Hintergrund mit zu berücksichtigen. Das dient als Basis für eine transparente und rationale Gesundheitsversorgung. So bedienen sich Gesetzgeber, Gesellschaft und Sozialversicherung vermehrt am Biopsychosozialen Krankheitsmodell.
Im Biopsychosozialen Krankheitsmodell wird neben dem Gesundheitsproblem und seinen zusammenhängenden gestörten Strukturen und Funktionen auch die Aktivitäten und die Teilhabe an Lebensbereichen sowie die personen- und umweltbezogenen Kontextfaktoren betrachtet. Das Modell trägt dazu bei, die Folgen von Krankheiten auf den Ebenen “biomedizinisch”, “geistig/psychisch” und “sozial” interdisziplinär besser zu beschreiben. Außerdem bestärkt das Krankheitsmodell die Konzipierung eines langfristig wirksamen Behandlungsplans, welcher zielorientiert, teilhabeorientiert und interdisziplinär alle TherapeutInnen und PatientInnen einbezieht (Aerzteblatt, 2017).
2. Welche Faktoren machen krank bzw. gesund?
Die Lebenswelt als Einflussfaktor
Der sozioökonomische Status spielt laut RKI eine signifikante Rolle. Denn dieser zeigt hinsichtlich Gesundheit und Krankheit eine soziale ungleiche Verteilung auf. Sozial unterprivilegierte Personen erfahren gegenüber sozial besser gestellten Personen demnach eine gesundheitliche Benachteiligung. Die “Gesundheit in Deutschland aktuell” (GEDA) hat dazu in den Jahren 2009 und 2010 jeweils eine Studie veröffentlicht. Hierbei wurden je über 20.000 Personen telefonisch bezüglich der Selbsteinschätzung des allgemeinen Gesundheitszustandes befragt. In der Studie wurde gezeigt, dass die subjektive Einschätzung der eigenen Gesundheit der Menschen mit einem eher niedrigeren Sozialstatus häufiger als “mäßig”, “schlecht” oder “sehr schlecht” eingestuft wurde. Gesundheitliche Einschränkungen werden nicht nur im höheren Alter vom Sozialstatus beeinflusst. Schon im frühen Erwachsenenalter treten gesundheitliche Einschränkungen in der niedrigen Sozialstatus-Gruppe wesentlich häufiger auf als in den höheren Sozialstatus-Gruppen.
Auffällig ist, dass für viele chronischen Krankheiten folgendes gilt:
Je geringer der sozioökonomische Status, desto höher ist das generelle Risiko einer Erkrankung. Beispielhaft zu nennen sind hierbei Krankheiten wie Schlaganfall, Herzinfarkt, bestimmte Krebsarten wie Magen- oder Lungenkrebs oder Stoffwechselerkrankungen. Andersrum sind nur wenige Krankheiten bekannt, die bei Personen mit hohem sozioökonomischen Status häufiger aufkommen. Insbesondere betrifft das allergische Erkrankungen.
Nicht nur körperliche Krankheiten treten bei Personen mit niedrigem sozioökonomischen Status tendenziell häufiger auf. Auch bei psychischen Erkrankungen wie zum Beispiel Depression ist dies der Fall. Außerdem macht sich der sozioökonomische Status auch im Tabakkonsum bemerkbar, laut GEDA. Hinsichtlich der Ernährung zeigte die nationale Verzehrsstudie, welche von 2005 bis 2007 aufgestellt wurde, dass bei Männern und Frauen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status eine schlechtere Ernährung an den Tag gelegt wurde. Außerdem ergab eine Studie der GEDA im Jahr 2012, dass es auch im Gemüse- und Obstverzehr nach Bildungsgrad erkennbare Unterschiede gibt.
Einen besonderen Wert hat der Zusammenhang des sozio-ökonomischen Status mit dem Auftreten von Adipositas. Hohe Übergewichtigkeit ist ein signifikanter Risikofaktor für Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Fettstoffwechselstörungen. Zusätzlich hat die Adipositas einen Einfluss auf die Lebenserwartung. Hierbei zeigt sich also, dass bei den Menschen mit einem niedrigen sozio-ökonomischen Status unter anderem folgendes vorliegt: der Anteil adipöser Personen ist größer, Präventionsangebote werden weniger genutzt und DiabetikerInnen mit niedriger Bildung partizipieren beispielsweise weniger an Diabetikerschulungen. Dies führt unter anderem dazu, dass für Diabeteserkrankte die Umsetzung der Behandlung im Alltag härter zu bewältigen ist.
Auch Jugendliche und Kinder bleiben in Sachen Prägung der Gesundheit durch den sozioökonomischen Status nicht außen vor. Tatsächlich entstehen schon in der Schwangerschaft und in den ersten Monaten nach der Geburt die ersten Faktoren, welche einen Einfluss auf die gesundheitliche Entwicklung und das soziale Leben haben werden. Unter anderem treten bei Jugendlichen und Kindern mit einem geringen sozioökonomischen Status verstärkt psychische Verhaltensauffälligkeiten auf. Aus den Daten der KiGGS-Welle 1 geht hervor, dass bei 29,4 % der Mädchen im Alter von 3 bis 17 und bei 37,0 % der Jungen im selben Altersbereich mit niedrigem sozioökonomischen Status besagte psychischen Auffälligkeiten vorkommen. Vergleichsweise sind dies nur 11,6 % der Jungen und 8,0 % der Mädchen aus den hohen Sozialstatusgruppen (RKI & Destatis, 2015).
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