In der Arbeit werde ich mich mit „Religion: Begriff, Definitionen, Theorie“ von Michael Stausberg befassen. Dieser Artikel wurde in dem Sammelwerk „Religionswissenschaften“, von Michael Stausberg, im Jahr 2012 herausgegeben und veröffentlicht.
Inhaltsverzeichnis
Basisinformation
Was ist Religion und was hat es mit der Definition auf sich?
Wie versucht Stausberg den Leser:in zu überzeugen?
Fazit
Literaturverzeichnis
Basisinformationen
Im Folgenden werde ich mich mit „Religion: Begriff, Definitionen, Theorie“ von Michael Stausberg befassen. Dieser Artikel wurde in dem Sammelwerk „Religionswissenschaften“, von Michael Stausberg, im Jahr 2012 herausgegeben und veröffentlicht.
Michael Stausberg ist am 28. April 1966, in Köln, geboren1 und seit 2004 Professor für Religionsgeschichte an der Universität Bergen2.
Die meisten kennen ihn wohl durch seine Arbeit zum Zoroastrismus. Seine Arbeiten sind jedoch sehr vielfältig und „sind Versuche einer kritischen, reflexiven Positionierung des Studiums der Religion und des Verständnisses von Prozessen des religiösen Wandels.“3
So überrascht es nicht, dass sein Artikel den Religionsbegriff, welcher nicht einheitlich definiert werden kann, thematisiert. Seine Intention dabei ist eine reflektierte Auseinandersetzung der verschiedenen Religionstheorien und Definitionsansätze, welche eine Weiterentwicklung und vielleicht sogar Eindeutigkeit folgt.
Angesprochen wird mit dem Artikel, nicht nur das Fachpublikum, sondern auch Laien:innen, egal ob religiös oder Agnostiker, da der Text mit verständlichen Beispielen gespickt ist, wie der Streitfall Scientology, der in populärer Kontroverse stand. Es entsteht Diskussionspotential für alle, denn das Sammelwerk gibt „einen einführenden Überblick über die deutschsprachige Religionswissenschaft“4, man muss dementsprechend kein Experte sein, um in das Thema einzusteigen, denn auch die einzelnen Artikel, sind gut zu verstehen. Solange man eine (eigene) Vorstellung von Religion hat, entsteht ein sofortiger Lese- und Diskussionsbedarf. So gibt dieser explizite Artikel einen zusammenfassenden Überblick über das Dilemma der Widersprüche und Uneinigkeiten, des Weges zu einer vielleicht niemals eindeutigen Definition der Religion.
Was ist Religion und was hat es mit der Definition auf sich?
Eine Religion muss nicht zwingend theistisch sein. Es muss dementsprechend nicht an die Existenz eines Gottes oder mehrerer Götter, als Erschaffer der Welt, geglaubt werden, weshalb der Religionsbegriff sehr umstritten ist und auch einige Organisationen sich, aufgrund der „rechtliche[n], steuerliche[n] und andere[r] gesellschaftliche[n] Privilegien“5, als Religion anerkennen lassen wollen. Dies geschieht nur in den Ländern, in denen sie Vorteile, durch diese Anerkennung bekommen würden. Genau bei dieser Frage, der rechtlichen Anerkennung, kommt die Definition des Religionsbegriffes ins Spiel. So gab es in der Antike für „das lateinische Wort religio [...] drei Bedeutungsgehalte“6, eine reglementierte Gewissenlosigkeit, eine metaphysische Qualität, der mit Verehrung und Riten zu begegnen war und zuletzt „eine eigene[...] Wirklichkeitssphäre und Kategorie.“7 Dies wurde jedoch unterschieden, da es verschiedene Religionen gab, „die eigene und andere.“8 Die andere Religion meinte in diesem Kontext Aberglaube.
Wie Stausberg an dem Streitfall Scientology zeigte, kann man Religion nicht eindeutig, in „der außersprachlichen Wirklichkeit“9, kategorisieren, denn sie „ist nicht einfach da, sondern wird fortwährend durch die Rede über sie hervorgebracht.“10 „So ist die Wirklichkeit auch eine sprachliche Hervorbringung.“11 Wäre dies nicht der Fall, so könnten wir nicht über die Wirklichkeit sprechen. Hier kommt Stausberg zu der Differenzierung von Wörtern und Begriffen. Durch die Differenzierungsmöglichkeit der Begrifflichkeiten wird exakte Kommunikation erst möglich gemacht. Begriffe beziehen sich auf „komplexere Sinneinheiten als Wörter, da Begriffe Sinnzusammenhänge komprimieren, die mehrere Wörter umfassen.“12 Doch der größte genannte Unterschied ist, dass Wörter „durch ein anderes übersetzt oder erklärt werden“13 kann, „ein Begriff [...] nicht.“14 Ein Begriff muss „immer in einem Begriffs- bzw. Wortfeld situiert werden“15, so auch der Religionsbegriff. Er kann auch also nicht einfach in eine andere Sprache übersetzt werden. Er muss dementsprechend mit anderen Differenzbegriffen und verwandten Begriffen in einem Zusammenhang gestellt werden. Für den Religionsbegriff wären dies „Differenzbegriffe wie Magie und Säkulare“16 und „verwandte Begriffe wie Gesetz, Kult und Sekte oder Glaube [.].“17 Religion selber ist ein Sammelbegriff „für verschiedene Ausprägungen [.] der eigenen Religion“18, welche scheinbar gleichartige „Tatbestände[.]“19 sind. Früher „wurde Religion als Tugend der Liebe oder Einigung mit Gott verstanden.“20 Dadurch „wurde sie zu etwas Innerlichem.“21 Verstanden wurde darunter, dass Religion nun eine „emotionale Angelegenheit“22 war und „dem Glaube entgegengesetzt werden“23 konnte. Heutzutage hingegen ist Glaube, meistens, ein „Bestandteil von Religion“24 oder wird als dieser angesehen.
Auf der ganzen Welt gibt es eine Art der Religion, diese wird meisten von Generation zu Generation weitergegeben, so auch die damit verbunden Traditionen und Bedenken anderen Religionen gegenüber. Früher dachte man, dass es in machen Ländern, wie Indien und Japan keine Religion gebe, sondern nur „ein eurozentrisches ideologisches Projekt“25, welches „das europäische Muster anderen Kulturen aufdränge.“26 Wichtig dabei war, wie Stausberg erwähnte, „dass der Religionsbegriff in kolonialen Kontexten zu Herrschaftszwecken instrumentalisiert wurde und dass erst durch den modernen Kolonialismus Buddhismus, Hinduismus oder Konfuzianismus als Religion ,erfunden‘ worden seien.“27 Auch in der „vorkoloniale[n] Zeit“28, gab es schon so etwas wie andere Religionen, nur wurden diese als „Bezugsgröße anerkannt“29 und „nicht mit einem Oberbegriff (Religion) bezeichnet.“30 Tatsächlich konnten viele damals die Religion, wie wir sie heute nennen, nicht als diese bezeichnen. Sie beschrieben sie jedoch genauso, wie wir sie heutzutage wahrnehmen, „als distinkter Teilbereich der Gesellschaft und Kultur.“31 Man spricht in diesem Fall von einem „impliziten Religionsbegriff.“32 Doch erst „mit dem Kolonialismus und der Modernisierung“33, breitete der Religionsbegriff sich in weiten Teilen der Welt aus. Es kam zu Übersetzungen und damit verbunden, zu „einer transkulturellen Mimesis (kreativen Imitation) von Sprechern dieser Sprachen.“34 Damit einher ging auch eine Verschiebung des Begriffsinhaltes. Dadurch wurde „der lateinische Religionsbegriff kein Proprium Europas mehr, sondern eingebunden in globale Kommunikation.“35 Es war also kein Alleinstellungsmerkmal Europas mehre.
Obwohl der Religionsbegriff nun auf der ganzen Welt beheimatet ist, gibt es keine einheitliche Definition, denn „alle Definitionen [sind in] jeweils [...] unterschiedlichen diskursiven Kontexten verortet, geschichtlich und relativ (auf die jeweiligen Kontexte hin).“36 Hier kommt Stausberg zu dem Ergebnis, dass diese nicht beendete und „vielleicht sogar unabschließbare Definitionsdebatte doch eine wichtige Rolle als stete kommunikative Selbstvergewisserung der Diskussionsteilnehmer [haben], die in bestimmten Situationen feststellen müssen, ob sie über dieselben Sachen reden.“37 Aufgrund dessen kann man nicht einfach so auf eine Begriffserklärung verzichten. Dies würde, „zur
[...]
1 „Born on April 28th, 1966, in Cologne (Germany)“, Übersetzung des Verfassers, „Geboren am 28.April 1966 in Köln (Deutschland)“ Stausberg, Michael: „Vita Academica“ Online unter: http://michaelstausberg.net/vita-academica/ (Stand: I.April 2021)
2 „2004-: Professor of the History of Religions at the University of Bergen“, Übersetzung des Verfassers, „Seit 2004, Professor für Religionsgeschichte an der Universität Bergen“ Stausberg, Michael: „Vita Academica“ Online unter: http://michaelstausberg.net/vita-academica/ (Stand: 1.April 2021)
3 Stausberg, Michael: „Vita Academica“ Online unter: http://michaelstausberg.net/vita-academica/ (Stand: 1.April 2021)
4 Engel, Jürgen: „Michael Stausberg“ Online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Stausberg (Stand: 23.März 2021)
5 Stausberg, Michael: „Religion: Begriff, Definitionen, Theorien“ , in: Stausberg, Michael (Hrsg.) : Religionswissenschaft, De Gruyter, Berlin/Boston, 2021, S. 34 DOI: https://doi.org/10.1515/9783110258936.33
6 Stausberg, Michael: „Religion: Begriff, Definitionen, Theorien“ , in: Stausberg, Michael (Hrsg.) : Religionswissenschaft, De Gruyter, Berlin/Boston, 2021, S. 36 DOI: https://doi.org/10.1515/9783110258936.33
7 Ebd.
8 Ebd.
9 Stausberg, Michael: „Religion: Begriff, Definitionen, Theorien“ , in: Stausberg, Michael (Hrsg.) : Religionswissenschaft, De Gruyter, Berlin/Boston, 2021, S. 35 DOI: https://doi.org/10.1515/9783110258936.33
10 Ebd.
11 Ebd.
12 Ebd.
13 Ebd.
14 Ebd.
15 Stausberg, Michael: „Religion: Begriff, Definitionen, Theorien“ , in: Stausberg, Michael (Hrsg.) : Religionswissenschaft, De Gruyter, Berlin/Boston, 2021, S. 35 DOI: https://doi.org/10.1515/9783110258936.33
16 Ebd.
17 Ebd.
18 Stausberg, Michael: „Religion: Begriff, Definitionen, Theorien“ , in: Stausberg, Michael (Hrsg.) : Religionswissenschaft, De Gruyter, Berlin/Boston, 2021, S. 36 DOI: https://doi.org/10.1515/9783110258936.33
19 Ebd.
20 Ebd.
21 Ebd.
22 Ebd.
23 Ebd.
24 Ebd.
25 Stausberg, Michael: „Religion: Begriff, Definitionen, Theorien“ , in: Stausberg, Michael (Hrsg.) : Religionswissenschaft, De Gruyter, Berlin/Boston, 2021, S. 37 DOI: https://doi.org/10.1515/9783110258936.33
26 Ebd.
27 Ebd.
28 Ebd.
29 Stausberg, Michael: „Religion: Begriff, Definitionen, Theorien“ , in: Stausberg, Michael (Hrsg.) : Religionswissenschaft, De Gruyter, Berlin/Boston, 2021, S. 37 DOI: https://doi.org/10.1515/9783110258936.33
30 Ebd.
31 Ebd.
32 Ebd.
33 Ebd.
34 Ebd.
35 Stausberg, Michael: „Religion: Begriff, Definitionen, Theorien“ , in: Stausberg, Michael (Hrsg.) : Religionswissenschaft, De Gruyter, Berlin/Boston, 2021, S. 38 DOI: https://doi.org/10.1515/9783110258936.33
36 Ebd.
37 Ebd.