William Shakespeares Meisterwerk ist die Tragödie um einen dänischen Königssohn, der der Melancholie verfallen ist und den es nach Rache dürstet. Es ist überaus ungewöhnlich, wie sich das ganze Drama auf die Schlüsselfigur des Hamlets hin organisiert. Ophelia fungiert als Zerrspiegel jener Schlüsselfigur. Der moralischen Problematik und dem daraus resultierenden inneren Konflikt des Kronprinzen, wird der Weg geebnet, selbst die eigene Vernunft in Frage zu stellen. Hamlet ist das figurale Zentrum des Dramas, um ihn herum ordnen sich alle Figuren, Horatio wird zum idealisierten moralischen Spiegelbild des Prinzen, Ophelia zu seinem zerstörten Zerrbild. Für diese Entwicklungen und Wandlungen ist die Suche nach Wahrheit und die Bedeutung der Vernunft, für diese, von enormer Wichtigkeit. Die Begegnung mit dem Wahnhaften scheint unvermeidbar und ist ebenso bedeutsam für die Liebesbeziehung von Hamlet und Ophelia, der ich mich in meinen Ausführungen ausführlich widmen werde. Außerdem werde ich beleuchten, inwieweit Shakespeare Vernunft und Wahnsinn miteinander verwoben hat, um Wirklichkeit zu verhüllen, um diese in einen transzendenten Moment, in der Innerlichkeit Hamlets in Frage zu stellen. Diesen Prozess erlebt vor allem Hamlet und doch hat er enorme Auswirkungen auf die Figuren um ihn, besonders für die ihn liebende Ophelia, deren Emotionalität und geistige Verfassung an die Handlungen des Prinzen gebunden sind. Ich werde versuchen, die Begriffs- und Werteverschiebungen, die sich in Hamlet vollziehen, transparenter erscheinen zu lassen und die Konsequenzen für den Verlauf des Dramas zu erörtern. Anhand der tragischen Gestalt Ophelias will ich den in ihm klaffenden Zusammenbruch, die Vermischung seiner beiden Sphären, der wirklichen und der unwirklichen, darlegen.
Inhaltsverzeichnis
- Prolog
- 1. Hamlet- Zwischen Schein und Sein, oder: "For in that sleep of death what dreams may come?"
- 1.1 Die Vorlagen
- 1.2 Getrieben im Zwielicht einer Geistererscheinung
- 1.3 Nature und Fortune
- 1.4 Hamlet gefangen zwischen Schein und Sein: "To be or not to be that is the question"
- 2. "La femme fragile": Ophelia- weibliches Zerrbild Hamlets oder Frau ohne Eigenschaften?
- 2.1 Ophelia: Zwischen Lieben und Leiden
- 2.2 Keusch- unzüchtige Ophelia: Entsexualisierte Unschuld- zerrütteter Geist
- 3. Von Wahrheit und Wahnsinn: Die Tragik einer gescheiterten Liebe
- Epilog
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit widmet sich der tragischen Figur der Ophelia in William Shakespeares Hamlet und untersucht ihre Rolle als Zerrbild des Prinzen. Die Arbeit beleuchtet die komplexen Beziehungen zwischen Hamlet und Ophelia, die sich in einem Spannungsfeld zwischen Schein und Sein, Wahrheit und Wahnsinn bewegen.
- Die Darstellung von Ophelia als weibliches Zerrbild Hamlets
- Die Frage der weiblichen Identität und der Einfluss von gesellschaftlichen Normen auf Ophelias Schicksal
- Die Rolle von Liebe und Verlust in Ophelias Tragödie
- Die Verflechtung von Vernunft und Wahnsinn in Hamlets Welt und ihre Auswirkungen auf die Figuren
- Die Bedeutung von Schein und Sein im Kontext der Tragödie
Zusammenfassung der Kapitel
Der Prolog bietet einen einleitenden Überblick über die Thematik der Hausarbeit und die interpretatorischen Ansätze, die verfolgt werden. Das erste Kapitel analysiert die literarischen Vorlagen des Hamlet und untersucht die Entwicklung des Stoffes von der Historia Danica des Saxo Grammaticus bis zur Tragödie Shakespeares. Das zweite Kapitel beleuchtet die Figur der Ophelia und ihre Rolle als weibliches Zerrbild Hamlets. Dabei werden die Ambivalenz ihrer Persönlichkeit und die Auswirkungen der männlich dominierten Gesellschaft auf ihr Schicksal beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich der Tragik der gescheiterten Liebe zwischen Hamlet und Ophelia und untersucht die Verflechtung von Wahrheit und Wahnsinn in ihrer Beziehung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen der weiblichen Identität, der Liebe und des Verlusts, der Verflechtung von Vernunft und Wahnsinn, dem Spannungsfeld von Schein und Sein, sowie der Tragik in Shakespeares Hamlet.
- Arbeit zitieren
- Julia Kulewatz (Autor:in), 2008, Die tragische Gestalt der Ophelia als Zerrspiegel Hamlets, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/116181