Die vorliegende Arbeit will sich mit der neueren Mariologie auseinandersetzen und der Frage nachgehen, wie Maria Typus Israels und zugleich Typus der Kirche sein kann. Dass es eine Verbindung zwischen dem alttestamentlichen und neutestamentlichen Gottesvolk durch Maria gibt, hat uns das Fest der Verkündigung des Herrn gezeigt. Der Engel Gabriel kam zu Maria, einem jüdischen Mädchen, das dann Ja sagte zu Gottes Plan (Lk 1, 26-38). Mit ihr, die als Jüdin hineingestellt ist in den Alten Bund, bricht etwas Neues an. Das Fiat Marias wird zur Verbindung Israels und dem neuen Gottesvolk, das die Kirche ist.
Die Grundlage dieser Arbeit bilden die Werke von Menke, Scheffczyk, Ratzinger und Lohfink/Weimer. Sie alle sprechen von Maria mit Blick auf Israel und mit Blick auf die Kirche.
Zunächst widmet sich das erste Kapitel der Einordnung der Mariologie in das Ganze der Theologie. Darauf folgt die Begriffserklärung des Terminus „Typus“, um ein besseres Verständnis zu gewährleisten. Das dritte Kapitel befasst sich dann mit Maria im Israelhorizont. Das vierte Kapitel stellt Maria als Typus der Kirche heraus. In einem fünften Kapitel folgt eine Synthese beider Typoi, die den Abschluss der Arbeit bildet.
Damit stellt die Seminararbeit einen Versuch dar, einen Einblick in die neuere Mariologie zu geben, die sich in besonderer Weise mit Maria als Inbild Israels und Urbild der Kirche auseinandersetzt.
INHALTSVERZEICHNIS
0. EINLEITUNG
1. DIE MARIOLOGIE IM GANZEN DER THEOLOGIE
2. BEGRIFFSERKLÄRUNG: TYPUS
3. MARIA – TYPUS ISRAELS
3.1 Maria – Die Tochter Zion (Ratzinger)
3.1.1 Der biblische Ort der Mariologie
3.1.2 Der heilige Rest Israels
3.2 Maria - Inbild des erlösten Israel (Lohfink/Weimer)
3.2.1 Das Magnifikat
3.2.2 Maria im Johannesevangelium
4. MARIA – TYPUS DER KIRCHE
4.1 Maria – Gleichbild der Kirche (Scheffczyk)
4.2 Maria als Figuration der Kirche (Lohfink/Weimer)
5. MARIA – INBILD ISRAELS UND URBILD DER KIRCHE
6. FAZIT
QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS
0. EINLEITUNG
Im letzten Semester haben wir uns im Seminar „Von der Jüngerberufung zur Weltkirche“ abschließend mit dem Thema „Maria als Urbild des Glaubens und der Kirche“ beschäftigt. Maria war damit der Gipfel all unserer Überlegungen über das Werden der Kirche ausgehend von der Berufung der ersten Jünger.
In der Seminarsitzung hatten wir uns dann einschlägig mit dem achten Kapitel der Konstitution Lumen Gentium befasst. Durch die Einordnung dieses Kapitels in die Kirchenkonstitution stellte das Zweite Vatikanische Konzil die Zusammengehörigkeit der Mariologie mit der Ekklesiologie heraus.
Die vorliegende Arbeit will sich nun mit der neueren Mariologie auseinander setzen und der Frage nachgehen wie Maria Typus Israels und zugleich Typus der Kirche sein kann. Dass es eine Verbindung zwischen dem alttestamentlichen und neutestamentlichen Gottesvolk durch Maria gibt, hat uns erst vor wenigen Tagen am 25. März das Fest der Verkündigung des Herrn gezeigt. Der Engel Gabriel kam zu Maria, einem jüdischen Mädchen, das dann Ja sagte zu Gottes Plan (Lk 1, 26-38). Mit ihr, die als Jüdin hineingestellt ist in den Alten Bund, bricht etwas Neues an. Das Fiat Marias wird zur Verbindung Israels und dem neuen Gottesvolk, das die Kirche ist.
Die Grundlage dieser Arbeit bilden die Werke von Menke1, Scheffczyk2, Ratzinger3 und Lohfink/Weimer4. Sie alle sprechen von Maria mit Blick auf Israel und mit Blick auf die Kirche.
Zunächst widmet sich das erste Kapitel der Einordnung der Mariologie in das Ganze der Theologie. Darauf folgt die Begriffserklärung des Terminus „Typus“, um ein besseres Verständnis zu gewährleisten. Das dritte Kapitel befasst sich dann mit Maria im Israelhorizont. Das vierte Kapitel stellt Maria als Typus der Kirche heraus. In einem fünften Kapitel folgt eine Synthese beider Typoi, die den Abschluss der Arbeit bildet.
Damit stellt die Seminararbeit einen Versuch dar, einen Einblick in die neuere Mariologie zu geben, die sich in besonderer Weise mit Maria als Inbild Israels und Urbild der Kirche auseinandersetzt.
1. DIE MARIOLOGIE IM GANZEN DER THEOLOGIE
In der Hierarchie der Wahrheiten ist die Mariologie in erster Linie der Christologie zu- und untergeordnet.5 Als Mutter Jesu Christi nimmt Maria eine gewichtige Rolle im christlichen Glauben ein.6 In dem die Christologie der Frage nachgeht, wer Jesus Christus ist, stellt sie zugleich die Weichen für die Mariologie.7 Daneben ist die Mariologie auch der Ekklesiologie zugeordnet. In ihr wurde, wie Ratzinger festhält, in der Zeit der Kirchenväter die ganze Lehre von Maria vorentworfen, ohne explizit ihren Namen zu nennen.8 Die Väter sprachen von der „Virgo Ecclesia“9, der „Mater Ecclesia“10, der „Ecclesia immaculata“11. Alles, was heute Mariologie ist, wurde darin vorgedacht.12 Insgesamt jedoch muss man mit Ratzinger festhalten, ist die Mariologie „weder allein der Christologie noch allein der Ekklesiologie“13 zuzuordnen.
„Die Rede von Maria markiert vielmehr den «Nexus mysteriorum» – die innere Verwobenheit der Geheimnisse in ihrem Gegenüber und ihrer Einheit.“14 Genau auf diese Weise hat das Zweite Vatikanum im achten Kapitel der Konstitution über die Kirche von Maria gesprochen, indem hier „Maria im Geheimnis Christi und der Kirche betrachtet“15 wird. Auf diese Weise wird die Mariologie zur „Brücke zwischen dem geschichtlichen Heilswirken Christi in dem Gott sein trinitarisches Wesen eschatologisch erschlossen hat, und der christlichen Existenz in der Gnade und dem Leben der Kirche auf ihrem Weg zur eschatologischen Vollendung“16. In Christus kommt die Offenbarung Gottes als „geschichtliche Selbstmitteilung, die in der Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel ihren Anfang nahm, zu ihrem unüberbietbaren Höhepunkt“17. Mit dem Höhepunkt der göttlichen Heilsgeschichte bricht etwas Neues an: die Kirche. Maria ist die Grenze zwischen Israel und der Kirche. Durch sie ist die Kirche mit Israel verbunden und gleichzeitig ist sie das neue Volk Gottes. So wird Maria zum Typus Israels und der Kirche.
[...]
1 Menke, Karl-Heinz: Fleischgeworden aus Maria, Regensburg 1999.
2 Scheffczyk, Leo: Maria. Mutter und Gefährtin Christi, Augsburg 2003.
3 Ratzinger, Joseph: Die Tochter Zion, Einsiedeln 21977.
4 Lohfink, Gerhard, Weimer, Ludwig: Maria – nicht ohne Israel, Freiburg im Breisgau 2008.
5 Vgl. Voderholzer, 35.
6 Vgl. ebd.
7 Vgl. ebd.
8 Vgl. Balthasar/Ratzinger, 22.
9 Ebd.
10 Ebd.
11 Ebd.
12 Vgl. ebd.
13 Ebd., 23.
14 Ebd.
15 Müller, 478.
16 Müller, 478.
17 Voderholzer, 35.