Die Fragestellung dieser Arbeit lautet: Finden auf dem internationalen Videoportal Tik-Tok Diskriminierung und die Reproduktion von Vorurteilen statt? Täglich tritt der Mensch in Kontakt mit der Welt. Dabei wird Bekanntes im Alltag zwar wahrgenommen, jedoch ist das Bekannte schon lang kein spannendes oder irritierendes Ereignis mehr. Wird jedoch plötzlich etwas Fremdes entdeckt, hält die eigene Welt kurz inne. Die innere Welt, die die Situationen zu analysieren und integrieren versucht. Das Fremde erscheint im ersten Moment möglicherweise seltsam. Diese Schwelle wird allein mit Primärerfahrungen überschritten, in welchen der Mensch dem Fremden einen Schritt näherkommt, um es zu erkennen und zu verstehen.
Heute lebt der Mensch neben der äußeren, erfahrbaren bunten Welt und seiner inneren Gefühlswelt noch in einer weiteren. Er lebt in einer medialen Welt, in welcher er sehr gerne Zeit verbringt. Hier macht er keine Primärerfahrungen mit dem Fremden, er entdeckt es lediglich über einen Bildschirm. Autor*innen sind sich sicher, dass durch diesen Mangel an Primärerfahrungen Vorurteile entstehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Rechercheergebnisse zum Thema Diskriminierung und Vorurteile auf Tik-Tok
3. Persönliche Reflexion über Denkprozesse im Rahmen des Seminars
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Täglich tritt der Mensch in Kontakt mit der Welt. Dabei wird Bekanntes im Alltag zwar wahrgenommen, jedoch ist das Bekannte schon lang kein spannendes oder irritierendes Ereignis mehr. Wirdjedoch plötzlich etwas Fremdes entdeckt, hält die eigene Welt kurz inne. Die innere Welt, die, die Situationen zu analysieren und integrieren versucht. Das Fremde erscheint im ersten Moment möglicherweise seltsam. Diese Schwelle wird allein mit Primärerfahrungen, in welchen der Mensch dem Fremden einen Schritt näherkommt um zu versuchen, es zu erkennen und zu verstehen, überschritten.
Heute lebt der Mensch neben der äußeren, erfahrbaren bunten Welt und seiner inneren Gefühlswelt noch in einer weiteren. Er lebt in einer medialen Welt, in welcher er sehr gerne Zeit verbringt. Hier macht er keine Primärerfahrungen mit dem Fremden, er entdeckt es lediglich durch einen Bildschirm. Autorinnen sind sich sicher, dass durch diesen Mangel an Primärerfahrungen Vorurteile entstehen (vgl. Meltzer 2019, S. 11 ff.).
Im Rahmen des Seminars wurde der Frage nachgegangen, wie gesellschaftliche Minderheiten in den Medien dargestellt werden. Dabei wurde das Augenmerk nicht nur auf die Häufigkeit der Darstellung gelegt, sondern insbesondere auf Stereotypen und die Reproduktion von Klischees. Im Zuge dessen wurde persönliche Recherchearbeit geleistet zu dem Thema Diskriminierung und Vorurteile auf dem internationalen Videoportal Tik- Tok. Es wurde sich für diese mediale Plattform entschieden, da Tik-Tok eine enorme Bedeutung für Kinder und Jugendliche besitzt. Laut dem Verband Privater Medien liegt Tik-Tok bei 11-13-Jährigen in der Beliebtheit auf dem zweiten Rang der meistgenutzten Video-Apps (vgl. VAUNET 2020), was die Relevanz für eine Auseinandersetzung betont. Die Fragestellung dieser Arbeit lautet somit: Finden auf dem internationalen Videoportal Tik-Tok Diskriminierung und die Reproduktion von Vorurteilen statt?
Um dieser Fragestellung nachzugehen, werden in Kapitel zwei die Rechercheergebnisse zum Thema vorgestellt und anschließend bewertet, bevor die Beantwortung der Fragestellung erfolgt. Um die Arbeit in den Rahmen des Seminars einzubetten und somit abzuschließen, erfolgt in Kapitel drei eine persönliche Reflexion über Denkprozesse vor, während und nach dem Seminar.
2. Rechercheergebnisse zum Thema Diskriminierung und Vorurteile auf Tik-Tok
Die Recherche auf dem Videoportal Tik-Tok vollzog sich über mehrere Tage, in welchen die App stetig neu geöffnet und somit neue Videos geladen wurden. Untersucht wurden, wie bereits beschrieben, beliebte Tik-Tok Videos auf die Reproduktion von Stereotypen und Diskriminierung. Dabei wurden Videos, welche bei Tik-Tok automatisiert auf dem persönlichen Feed abgespielt werden und wiederkehrende Charakteristika aufwiesen, mit einem Herz markiert und somit gespeichert. Im Anschluss daran wurde konkret nach Videos unter Hashtags wie „jews vs. Muslims“, „religion“, „boys vs. girls“, „black“, gesucht. Zuletzt wurde das zusammengestellte board aus markierten Videos gesichtet und in die Kategorien Reproduktion von Sexismus, Reproduktion von Rassismus, Reproduktion von Stereotypen über Religion sowie Reproduktion von Stereotypen über sexueller Orientierung und Beeinträchtigung unterteilt. Zu betonen ist hierbei, dass dies lediglich aufgrund der Übersichtlichkeit dieser Reflexionsarbeit geschehen ist. Neben der Recherche auf der App selbst wurde im Internet nach aktuellen Diskussionspunkten um Tik-Tok gesucht. Die Rechercheergebnisse zu den genannten Kategorien werden im Folgenden dargelegt, bevor auf aktuelle öffentliche Kritik an Tik-Tok eingegangen wird. Daran anschließend erfolgt die Beantwortung der Fragestellung.
Es dauerte nicht lange, bis sich erste Muster bzw. Algorithmen in den im Feed angezeigten Kurzvideos wiedererkennen ließen. Auf Tik-Tok ist es scheinbar beliebt, an populären Trends teilzunehmen. Das bedeutet es gibt gewisse Trends, die mithilfe von Hashtags publik und auf der Home-Seite angezeigt werden. Um bei diesen mitzuwirken, imitiert man dann beispielsweise einen Tanz, einen Trick oder einen Commedy-Spot und benutzt den entsprechenden sound und den Hashtag dafür.
Der erste Trend, welcher mir ins Auge fällt, ist der „littlebankchallenge“-Hashtag. Der Text des sounds dazu lautet folgendermaßen: „I got a small waist, pretty face with a little bank“. Little bank meint in diesem Sinne ein kleines Hinterteil. Es gibt außerdem Videos, die das Lied noch erweitern um die Strophe „but I have juicy perky natural titties, so that’s okay“. Sogut wie alle Videos, die sich unter #littlebankchallenge finden lassen, zeigen Frauen oder Mädchen, die sich an den entsprechenden Stellen des songs an die jeweiligen Körperteile fassen beziehungsweise diese in die Kamera platzieren. In den Kommentaren finden sich (übersetzt) Phrasen wie „Mädchen, du bist abgenutzt“. Selbstverständlich sind alle Frauen unterschiedlich gekleidet, es istjedoch zu beobachten, dass die meisten von ihnen eher knappe Kleidung tragen und einen tiefen Ausschnitt zeigen. Einige Frauen tragen lediglich Unterwäsche. Da zu diesem Zeitpunkt schon einige Videos aus der populären Kategorie für diese Recherche favorisiert wurden, zeigt Tik-Tok meist weitere Videos vonjungen Frauen bzw. Mädchen an. Eines davon handelt beispielsweise von zwei Frauen, die in kurzen Shorts die Hinterteile in die Kamera halten und lasziv tanzen.
Anschließend daran taucht ein Video auf, in welchem ein junger Mann beschreibt, er habe Tik-Tok gehackt und den Algorithmus so manipuliert, dass nur Frauen mit einem großen Hinterteil diesen Clip sehen könnten. Darunter steht übersetzt geschrieben: Kein Hashtag. Wenn du das also sehen kannst, hast du einen großen Hintern.
Es ist als diskriminierend anzusehen, wenn, egal von welchem Geschlecht, betont wird, dass lediglich Frauen mit gewissen körperlichen Vorzügen bestimmte Inhalte auf Plattformen sehen sollten. Außerdem reproduzieren die oben beschriebenen Videos deutlich die Sexualisierung von Frauen, indem auf Körperlichkeiten, insbesondere auf intime Kör-perteile wie Brüste und das Hinterteil, reduziert wird. Dies geschieht oft durch die Ak-teur*innen selbst, beispielsweise durch Tanzen, die gewählte knappe Bekleidung, das Anfassen der intimen Körperteile beziehungsweise ein konkretes verbales Adressieren. In den Kommentaren wird ebenfalls sexuell diskriminiert, indem User*innen offensiv und mit meist vulgären Ausdrücken auf die körperlichen Merkmale der Frauen eingehen. Dies alles reproduziert das Stereotyp der Frau als Sexobjekt, die es gemhat, wenn man sie für ihren Körper bewundert oder begehrt und dies auch ausspricht.
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