Bei Alexander dem Großen handelt es sich um ein äußerst komplexes Thema. Leider unterstützt das Fehlen von Selbstzeugnissen und aussagekräftigen Überlieferungen die Tatsache, dass das gesamte Thema überwiegend von Vermutungen und Annahmen gestützt wird. Es lassen sich zwar einige Stationen des Alexanderfeldzuges definitiv bestimmen, doch bleibt es dabei zumeist bei unpräzisen Betrachtungen. Eine genaue Beschreibung der Lebenswirklichkeit Alexanders ist nicht möglich. Antike Berichte zu Eroberungen, Schlachtverläufen, Truppenmoral, Verpflegung etc. müssen mit Distanz und Objektivität analysiert werden. Die Frage nach den Motiven Alexanders wird für alle Zeit auf Spekulationen und Vermutungen basieren. Man kann sich lediglich auf die wahrscheinlichsten Sachverhalte konzentrieren.
Die vorliegende Arbeit stellt daher nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, Wahrheit und Endgültigkeit. Vielmehr versucht die Essenz des Textes einen wahrscheinlichen Hergang der Geschehnisse in Kleinasien zu skizzieren. Man darf vorwegnehmen, dass auch dieser Teilabschnitt des Alexanderfeldzuges von Mythen und Legenden umgeben ist. Das Maximum an Authentizität kann darüber hinaus durch Übersetzungen der Texte Rufus, Kleitarchos oder Plutarchs erfolgen.
Inhaltsverzeichnis
I) Einleitung
II) Die „Befreiung“ der ionischen Städte
a) Ephesos – Befreiung durch Demokratie
b) Milet und Halikarnassos – Widerstand gegen die Befreiung
c) Befreiung und Herrschaftssicherung
a) Schwierigkeiten, Zweifel und Mythos
b) Weitere Einschränkungen für die Perserflotte
IV) Gordion
a) Entscheidung in Gordion
b) Der Gordische Knoten und seine Lösung
V) Von Gordion bis Tarsus
VI) Tarsus und die Zukunft des Feldzuges
VII) Fazit
Literaturverzeichnis
I) Einleitung
Alexander der Große ist eine der schillerndsten und legendärsten historischen Persönlichkeiten, die Generationen von Geschichtsschreibern, Poeten, Politikern und Machtmenschen inspirierte und um die sich so zahlreiche Mythen und Legenden ranken, wie um keine andere. Glorifiziert oder abgelehnt in all seinem Handeln, polarisierte diese Figur der Antike auch noch Jahrhunderte später. Es gibt zahlreiche Uneinigkeiten über die Alexanderdarstellungen von der Antike bis heute. Welcher Anteil der Darstellungen seiner Person und seines Schaffens Wahrheit und was Dichtung ist, bleibt heute nur noch zu erahnen. Zu dicht ist das Gespinst aus Legenden. Eine kritische Analyse der bekannten Berichte und Quellen muss daher die Grundlage der Untersuchung Alexanders sein. Es ist schier unmöglich ein hinlänglich repräsentatives Bild zum Wirken und Schaffen Alexanders zu entwerfen, ohne sich zu vergegenwärtigen, dass sich alle Informationen bestenfalls auf Sekundärliteratur berufen. Die Berichte antiker Autoren können nur Anhaltspunkte geben und niemals als definitiv gewertet werden.
Bei Alexander dem Großen handelt es sich um ein äußerst komplexes Thema. Leider unterstützt das Fehlen von Selbstzeugnissen und aussagekräftigen Überlieferungen die Tatsache, dass das gesamte Thema überwiegend von Vermutungen und Annahmen gestützt wird. Es lassen sich zwar einige Stationen des Alexanderfeldzuges definitiv bestimmen, doch bleibt es dabei zumeist bei unpräzisen Betrachtungen. Eine genaue Beschreibung der Lebenswirklichkeit Alexanders ist nicht möglich. Antike Berichte zu Eroberungen, Schlachtverläufen, Truppenmoral, Verpflegung etc. müssen mit Distanz und Objektivität analysiert werden. Die Frage nach den Motiven Alexanders wird für alle Zeit auf Spekulationen und Vermutungen basieren. Man kann sich lediglich auf die wahrscheinlichsten Sachverhalte konzentrieren.
Die vorliegende Arbeit stellt daher nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, Wahrheit und Endgültigkeit. Vielmehr versucht die Essenz des Textes einen wahrscheinlichen Hergang der Geschehnisse in Kleinasien zu skizzieren. Man darf vorwegnehmen, dass auch dieser Teilabschnitt des Alexanderfeldzuges von Mythen und Legenden umgeben ist. Das Maximum an Authentizität kann darüber hinaus durch Übersetzungen der Texte Rufus, Kleitarchos oder Plutarchs erfolgen.
Doch genau dadurch verfällt man bereits in eine Subjektivität, die die Alexanderforschung allgegenwärtig beeinflusst. Keine Übersetzung kann den reellen Wert einer Quelle widerspiegeln. Lutz-W. Wolff schrieb dazu im Dezember 2010: „Übersetzen heißt immer auch interpretieren, das heißt, unter den vielfältigen Bedeutungen eines Wortes die auszuwählen, die dem inhaltlichen Verständnis des Textes am meisten dient. Fast immer gehen dabei Doppeldeutigkeiten, Obertöne und Resonanzen verloren, die dem Original erst die sprachliche Fülle verleihen“1. Zwar suchen Historikerinnen weniger die sprachliche Fülle eines Textes, sondern fokussieren sich auf Fakten. Dennoch trifft die Darstellung Wolffs eine Kernproblematik der Alexanderforschung. Fast alles was wir zum Leben und Schaffen Alexanders glauben zu wissen, wird wohl nie endgültig nachweislich sein.
In weniger als drei Jahren vollführte Alexander der Große mit seinem Heer einen Feldzug durch Kleinasien, in welchem sich seine zukünftigen Motive und Vorgehensweisen langsam herauskristallisierten. Vor allem lassen sich Verschiebungen seiner Kriegsmotive ausmachen, bzw. eine Klärung seiner vordergründigen Kriegspropaganda in Bezug auf eher zutreffendere Gründe für seinen Feldzug gegen die Perser.
Diese Arbeit skizziert den Feldzug der Makedonen durch Kleinasien und beschäftigt sich mit der Frage, was Alexanders Motive für seinen Persienfeldzug waren, ob sich der propagierte Rache- bzw. Befreiungskrieg gegen Persien im weiteren Kriegsverlauf halten lies oder ob die Propaganda nichts als Schall und Rauch war. War Alexanders Handeln zu Beginn tatsächlich von der Idee geprägt, die von den Persern beherrschten griechischen Städte Kleinasiens zu befreien? Wie konnte Alexander seine Herrschaft konsolidieren? Ferner wird zu untersuchen sein, ob sich ausgewählte Städte gar gegen eine Befreiung durch Alexander wehrten. Ist der Mythos vom großartigen Feldherren Alexander für diesen Teil des Feldzuges weiterhin tragbar, nur in Teilen zu erkennen oder gar komplett zu entkräften? Alle angegebenen Jahreszahlen beziehen sich auf die vorchristliche Zeit.
II) Die „Befreiung“ der ionischen Städte
Alexander propagierte zu Beginn seines sogenannten Rachefeldzuges die Befreiung der griechischen Städte von der Herrschaft der Perser auf dem kleinasiatischen Festland. Nach eingängiger Überlegung lassen sich diese Beweggründe für den Krieg nicht halten. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Alexander ganz andere Pläne verfolgte und diese vorgeschobenen Kriegsgründe einer Kriegspropaganda folgen ließ, die lediglich die Legitimation der gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Makedonen und Persern zu bewirken versuchte. Immerhin ist zu beachten, dass ein beträchtlicher Zeitraum nach der Zerstörung Athens durch die Perser vergangen war: ca. eineinhalb Jahrhunderte.
Schon kurze Zeit nach dem Sieg bei der Schlacht am Granikos fiel auf, dass Alexander mit besonderer Härte gegen Griechen, die auf der Seite des persischen Heeres fochten, vorging. Diese Söldner wurden als „Verräter an der panhellenischen Sache behandelt“2. Wenn sie nicht schon auf dem Schlachtfeld niedergemetzelt wurden, nahm man sie als Zwangsarbeiter gefangen. Man kann davon ausgehen, dass eine solche Behandlung als Abschreckung für alle hellenischen Stadtstaaten diente, dem makedonischen Monarchen und praktischem Oberbefehlshaber des korinthischen Bundes nicht in den Rücken zu fallen. Allein durch diese ersten Handlungen gegen Griechen, welche sich gegen Alexanders Feldzug stellten, erahnt man schon, dass die vorgeschobene Befreiung der Griechen von der persischen Herrschaft ein zweischneidiges Schwert zu sein scheint.
Doch Alexander versicherte sich der Treue seiner Bundesgenossen auch auf anderen Wegen. Den Sieg am Granikos schlachtete er propagandistisch als „panhellenische Tat“ aus. Er ließ dazu die eigenen griechischen Gefallenen mit Statuen ehren, die er in Dion aufstellte. Zudem gestand er den Familien der Gefallenen etwaige Privilegien zu. Nach Athen sandte er als Zeichen für die hellenische Zusammenarbeit 300 persische Kriegsrüstungen als Weihgeschenk für die dortige Schutzpatronin Athene. Damit erhoffte sich Alexander eine stärkere Treue der Bundesgenossen, sowie die Verhinderung jeglicher Anheuerung griechischer Söldner bei Memnon.3
Nun konnte der makedonische König der ‚Befreiung‘ der Griechenpoleis auf dem kleinasiatischen Festland nachgehen. Die meisten dieser Städte gingen kampflos an ihn über, wie beispielsweise Ephesos. Einige mussten dennoch belagert und kämpferisch erobert werden. So zum Beispiel Milet und Halikarnassos. Die Kämpfe kosteten Alexander wertvolle Zeit, doch störten sie vielmehr seine Propaganda vom panhellenischen Befreiungskrieg.4 Das Gebiet, das der persische Satrap Arsites beherrschte, unterstellte Alexander Kalas mit dem Auftrag, von den dortigen Bewohnern die gleichen Steuern einzunehmen, die sie auch schon dem Großkönig der Perser zu leisten hatten. Der Makedonenkönig selbst zog weiter nach Sardes. Sein Hauptaugenmerk lag nunmehr bei der Sicherung der Küste, um nicht zuletzt die Versorgung des Heeres und die Kommunikation mit dem Mutterland zu gewährleisten. Weiterhin versprachen die großen Städte Sardes, Milet, sowie Halikarnassos weitergehende Versorgungslücken zu füllen.5 Nachdem sich die lydische Hauptstadt ergab, ließ Alexander die Befehle ausgeben, einen Zeustempel zu bauen. Zusätzlich sollte Asandros, der Sohn des Philatos, in der Stadt bleiben, um die Loyalität dieser und der umliegenden Städte und Regionen mit Truppen sicherzustellen.
a) Ephesos – Befreiung durch Demokratie
Die Übernahme der ionischen Stadt Ephesos gestaltete sich ganz anders. Hier nutzte Alexander der Große die vorherrschenden Spannungen zwischen den Demokraten und den persisch unterstützten, sowie Perser unterstützenden Oligarchen. Die kleinasiatischen Griechenstädte unterstanden dem Satrapen der jeweiligen Region und mussten an ihn, wie schon erwähnt, Abgaben leisten. Kommunal wurden die ionischen Städte jedoch von „oligarchischen Cliquen oder von Tyrannen“6 kontrolliert. Es entstanden dabei oppositionelle Bewegungen in Form demokratischer Parteien. Ein Teil dieser Demokraten wünschten sich den Hellenenbund Alexanders des Großen herbei, doch längst nicht alle sahen im Makedonenkönig den Befreier, sonst hätten sich vermutlich nicht so viele Städte der vermeintlichen Befreiung zur Wehr gesetzt, wie es bei den prominenten Beispielen Milet und Halikarnassos geschah.7
Nachdem die persischen Besatzer aus Ephesos flohen, entbrannten zwischen Oligarchen und Demokraten Kämpfe. Mit Alexanders Hilfe wurden die persertreuen Aristokraten vertrieben und eine demokratische Verfassung konnte aufgebaut werden. Trotz seiner Unterstützung der Demokraten, stoppte der Makedonenkönig die Lynchjustiz an den Oligarchen. Die Gründe könnten darin liegen, dass die königliche Milde ihn einerseits ehrenhaft dastehen ließ und seine Reputation stärkte, sowie die Schonung von Feinden ihm ganz pragmatisch die Loyalität der Griechen als Befreier zusichern würde. Schließlich ließ Alexander auch in den umliegenden Städten die Oligarchie durch die Demokratie ersetzen.8
b) Milet und Halikarnassos – Widerstand gegen die Befreiung
Milet und Halikarnassos mussten nun militärisch ihrer Befreiung zugeführt werden. Beide Städte setzten sich mit ihrer persischen Besatzung zur Wehr. „Die Milesier strebten eine neutrale Haltung in diesem Konflikt an. Sie wollten sich mit beiden Kriegsparteien arrangieren“9. Die damals bedeutendste ionische Stadt Milet wurde durch die Perser abgeriegelt, doch konnte Alexander sie schließlich erobern. Trotz der Einführung einer demokratischen Verfassung steht Milet als besonderes Beispiel für die zweischneidige propagandistische Befreiungs-ideologie. Gilt die große Handelsstadt einerseits als Symbol des Ionischen Aufstandes, wehrte sich die Bevölkerung andererseits gegen die vermeintliche Befreiung durch Alexanders Truppen.
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1 Wolff, Lutz-W. (2010): Der große Gatsby, Seite 235.
2 Barceló, Pedro (2007): Alexander der Große, S. 98.
3 Vgl.: Barceló, Pedro (2007), S. 99.
4 Vgl.: Engels, Johannes (2012): Philipp II. und Alexander der Große, S. 50.
5 Vgl.: English, Stephen (2011): The field campaigns of Alexander the Great, S. 61.
6 Berve, Helmut (1999): Das Alexanderreich auf prosopographischer Grundlage, Bd. I: Darstellung, S. 249.
7 Vgl.: Berve, Helmut (1999), S. 249.
8 Vgl.: English, Stephen (2011), S. 63.
9 Barceló, Pedro (2007), S. 101.