Inwiefern wirkt sich die Pandemie auf die Chancengleichheit von Kindern, Jugendlichen und Familien aus und durch welche Unterstützungsangebote, insbesondere durch welche politischen Instrumente, können sie unterstützt werden?
Hierbei wird das Hauptaugenmerk auf die Frage bezüglich des Umgangs mit Bildungs- und Betreuungseinrichtungen gelegt, da diese essentiell für die Aufstiegschancen junger Menschen sind und dabei das ganze Familienleben beeinflussen. Zudem sollen die Auswirkungen der Pandemie auf die Chancengleichheit von Mann und Frau in der Erwerbsarbeit näher betrachtet werden. Des Weiteren sollen auch die gesundheitlichen Disparitäten, sowohl psychisch als auch physisch, die durch die Krise verstärkt wurden, in den Blick genommen werden.
Als am 7. Januar 2020 von chinesischen Behörden ein neuartiges Corona Virus „Covid-19“ identifiziert wurde, waren dem Großteil der Bevölkerung die politischen, ökonomischen und soziokulturellen Konsequenzen wenig bis kaum bewusst. Knapp 18 Monate nach dem Beginn der Pandemie steht fest, dass wir es mit einer Krise ungeahnten und verheerenden Ausmaßes zu tun haben. Die Corona-Krise stellt das Leben Vieler auf den Kopf, doch die Auswirkungen sind hochgradig heterogen. Grund hierfür ist – neben vielen anderen Faktoren – die soziale Ungleichheit. Die Bewältigung der Pandemie erweitert die globalen Verteilungskämpfe. Beginnend mit dem Zugang zu medizinischer Ausrüstung, Kapazitäten zum Testen bis hin zu einem Impfstoff. Mit den Schutzmaßnahmen, welche zur Eindämmung des Corona-Virus getroffen wurden, haben sich vor allem die Lebensbedingungen für Kinder, Jugendliche und Familien in Deutschland radikal verändert. Für viele Kinder ist der Kitabesuch komplett weggefallen und der Schulunterricht wurde im Rahmen von Homeschooling in die eigenen vier Wände verlegt. Unter Berücksichtigung des geltenden Kontaktverbotes, verbringen Kinder und Jugendliche den größten Teil des Tages zu Hause. Das hat zur Folge, dass die Ressourcen, die sie daheim vorfinden, entscheidend für ihren Alltag und das Lernen sind. Hinzu kommt, dass viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aufgrund der Schließung von Betreuungseinrichtungen gezwungen sind, ihre Erwerbstätigkeit zu reduzieren beziehungsweise komplett aufzugeben, um ihre Kinder zu betreuen. [...]
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Die Bedeutung von Chancengleichheit
2. Auswirkungen der Covid19-Pandemie
2.1 Bildungs-, und Betreuungseinrichtungen
2.2 Gleichstellung der Geschlechter in der Erwerbsarbeit
2.3 Psychische und Physische Gesundheit
3. Unterstützungsangebote
3.1 Politische Unterstützung
3.2 Digitale Bildungspolitik
4. Fazit
Literatur
Einleitung
Als am 7. Januar 2020 von chinesischen Behörden ein neuartiges Corona Virus „Covid-19“ identifiziert wurde, waren dem Großteil der Bevölkerung die politischen, ökonomischen und soziokulturellen Konsequenzen wenig bis kaum bewusst. Knapp 18 Monate nach dem Beginn der Pandemie steht fest, dass wir es mit einer Krise ungeahnten und verheerenden Ausmaßes zu tun haben. Die Corona-Krise stellt das Leben Vieler auf den Kopf, doch die Auswirkungen sind hochgradig heterogen. Grund hierfür ist - neben vielen anderen Faktoren - die soziale Ungleichheit. Die Bewältigung der Pandemie erweitert die globalen Verteilungskämpfe. Beginnend mit dem Zugang zu medizinischer Ausrüstung, Kapazitäten zum Testen bis hin zu einem Impfstoff. Mit den Schutzmaßnahmen, welche zur Eindämmung des Corona-Virus getroffen wurden, haben sich vor allem die Lebensbedingungen für Kinder, Jugendliche und Familien in Deutschland radikal verändert. Für viele Kinder ist der Kitabesuch komplett weggefallen und der Schulunterricht wurde im Rahmen von Homeschooling in die eigenen vier Wände verlegt. Unter Berücksichtigung des geltenden Kontaktverbotes, verbringen Kinder und Jugendliche den größten Teil des Tages zu Hause. Das hat zur Folge, dass die Ressourcen, die sie daheim vorfinden, entscheidend für ihren Alltag und das Lernen sind. Hinzu kommt, dass viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aufgrund der Schließung von Betreuungseinrichtungen gezwungen sind, ihre Erwerbstätigkeit zu reduzieren beziehungsweise komplett aufzugeben, um ihre Kinder zu betreuen. Diese Last der verminderten Erwerbstätigkeit einerseits und der vermehrten Kinderbetreuung andererseits trifft Frauen aber noch stärker als Männer, was vor allem auf lange Sicht verheerende Folgen haben kann. Es stellt sich also die Frage, wie sich die Pandemie auf die Chancengleichheit von Kinder, Jugendliche und Familien auswirkt. Hierbei wird das Hauptaugenmerk auf die Frage bezüglich des Umgangs mit Bildungs- und Betreuungseinrichtungen gelegt, da diese essentiell für die Aufstiegschancen junger Menschen sind und dabei das ganze Familienleben beeinflussen. Zudem sollen die Auswirkungen der Pandemie auf die Chancengleichheit von Mann und Frau in der Erwerbsarbeit näher betrachtet werden. Des Weiteren sollen auch die gesundheitlichen Disparitäten, sowohl psychisch als auch physisch, die durch die Krise verstärkt wurden, in den Blick genommen werden. Dem gegenüberstehend soll auch angeführt werden, inwieweit innerhalb der Covid19-Pandemie Familien durch den Einsatz von politischen Unterstützungsmaßnahmen und andersartigen Angeboten unterstützt werden können, um die Schwere der Krise weitestgehend abzufedern.
1. Die Bedeutung von Chancengleichheit
Bereits unser Grundgesetz besagt, „(1) alle Menschen vor dem Gesetz sind gleich“, „(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin“, „(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ (§ 3, GG) Jedes Individuum soll die gleiche Chance bekommen, genügend aus ihrem Leben zu machen. Wenn es nun um Ressourcen, Lebensverhältnisse, Positionen oder anderen Situationen des gesellschaftlichen Lebens geht, soll kein Individuum wegen etwaigen Disparitäten oder persönlicher Merkmale besser oder schlechter gestellt sein. Im Jahr 2017 war es 78 Prozent der Deutschen wichtig, dass jeder, unabhängig von seiner sozialen Herkunft, seiner Abstammung oder seines Geschlechts, die gleichen Chancen bei Bildung und Beruf bekommt (Krieg, 2017, S. 10). Chancengleichheit ist demzufolge ein gewollter Anspruch unserer Gesellschaft und zudem eine sehr alte Forderung, welche zuerst Mitte des 17. Jahrhunderts diskutiert wurde (Geißler, 1996, S. 320).
2. Auswirkungen der Covid19-Pandemie
Seit dem Jahr 2020 sind den meisten Bürgerinnen und Bürgern Begrifflichkeiten wie „Lock- down“ oder Aufforderungen wie „flatten the curve“ gewohnte, nahezu vertraute politische Leitmotive geworden. Kontaktbeschränkungen, nächtliche Ausgangssperren, Einschränkungen im Einzelhandel und an Schulen sind zur täglichen Gewohnheit geworden. Unser Arbeitsund Privatleben hat gravierende Einschränkungen erlebt. Während die Sorge um unsere Gesundheit in einigen Teilen der Gesellschaft sinkt, steigt reziprok die Paranoia anderer Bürger. Auch der Diskurs innerhalb der Gesellschaft über den Umgang mit der Pandemie wird immer größer. Unzählige Demonstrationen, die Ablehnung von Schutzmaßnahmen und die Vielfalt an Verschwörungstheorien zeigen das Ausmaß der Auseinandersetzungen und der gesellschaftlichen Unzufriedenheit. Besonders in Krisensituationen werden Ungleichheiten vermehrt sichtbar, sogar deutlicher denn je (Blank & Seikel, 2020). Je nach Grad der materiellen und geistigen Unabhängigkeit der Person(en), bilden sich während der Krise stark positive oder negative Konsequenzen und Folgen ab. Inwiefern sich die Covid19-Pandemie nun speziell auf die Chancengleichheit von Familien, Jugendlichen und Kindern auswirkt, soll im Folgenden näher beleuchtet werden.
2.1 Bildungs-, und Betreuungseinrichtungen
Ab Mitte März 2020 wurden in den meisten Ländern die frühkindlichen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, wie auch die Schulen zur Bekämpfung der Covid19-Pandemie geschlossen. Hier zeigt sich gemäß des neuesten SDG Berichts der United Nations, ein weltweiter Einsatz dieser Eindämmungsmaßnahme: Ende März hatten über mehr als 190 Länder die Schulen landesweit geschlossen, 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler weltweit waren davon betroffen (United Nations, 2020, S. 34). Aufgrund von Kontaktbeschränkungen und dem erhöhtem Risiko älterer Menschen schwerwiegend an Corona zu erkranken, wurde die Kinderbetreuung, Erziehung und Bildung - zumindest temporär - wieder vollständig zurück an die Familien verlagert (Blank, 2020). Entsprechend gaben in der Woche vom 27. März bis 2. April 2020 92,9 Prozent aller Eltern an, ihre Kinder selbst zu betreuen (Möhring et al., 2020, S. 12). Laut des Berichts der United Nations, dürfte sich die monatelange Abwesenheit aus der Schule auf den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen auswirken, da längerfristige Schulabwesenheit niedrigere Bildungs- und Abschlussquoten, als auch schlechtere Lernergebnisse hervorrufe (United Nations, 2020, S. 32). Insbesondere betroffen sind benachteiligte Bevölkerungsgruppen, wie Schüler und Schülerinnen aus armen Milieus oder mit Behinderungen (ebd.).
Kernthematik im Umgang mit Bildungs- und Betreuungseinrichtungen ist die Frage, inwieweit zwischen dem Gesundheitsschutz der Kinder und ihrer Angehörigen, sowie der in den pädagogischen Einrichtungen beschäftigten Personen und dem Anspruch auf Bildung abgewogen werden soll. Dieser Diskurs ist eine schmale Gradwanderung, der sorgfältig deliberiert werden sollte, um einer möglichen Polarisierung vorzubeugen. Die Teilnahme an Bildungs- und Betreuungsangeboten ist essentielle Voraussetzung für Aufstiegschancen junger Menschen. Gleichwohl hat die Erfahrung gezeigt, dass die Bildungschancen junger Heranwachsender erheblich von der sozialen Herkunft abhängen. So kann beispielsweise Homeschooling je nach familiärer Situation Segen oder Fluch für Zöglinge und deren Familien darstellen. Homeschooling gelingt besser, wenn ein Elternteil nicht zur Arbeit muss oder auf Flexibilität in Form von Homeoffice zurückgreifen kann. Gänzlich anders sieht es für Familien aus, in welchen es zu Fällen von häuslicher Gewalt oder gar sexuellen Missbrauchsfällen kommt. Auch der SDG Bericht macht deutlich, dass für Millionen Kinder weltweit, die Schule nicht nur ein Ort des Lernens ist, sondern auch ein Ort der Sicherheit und Zuflucht bei Missbrauch, Vernachlässigung oder Hunger (United Nations, 2020, S. 35). Zudem stellt für Familien mit beengten Wohnverhältnissen eine Aufhebung des Präsenzunterrichts eine erhebliche Belastung für Kinder und Familie dar. Erschwerend kommt hinzu, dass der Kontakt zu Mitschülern, Freunden und Gleichgesinnten, durch die Verlagerung des Gespräches vom Analogen ins Digitale stark abstumpfen kann. Besonders im Kindes und Jugendalter sind Mimik und Gestik für das Erlernen sozialer Regeln und Umgangsformen unabdingbar. In den verschiedenen Krisenerfahrungen der Welt spiegelt sich nicht zuletzt die Ungleichheit von Einkommen und Lebensbedingungen wieder. Folglich wird deutlich, dass die Pandemie die Ärmeren Familien härter trifft als die Reichen und somit auch direkt die soziale Ungleichheit von Kindern und Jugendlichen bedingt.
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