„Um dem vermehrten bzw. regelmäßigen Auftreten von Gewalt im Zusammenhang mit Fußballspielen zu begegnen, entstanden als besondere Form der Jugend-/Sozialarbeit sogenannte Fanprojekte“. (Löffelholz u.a.1999, 117)
Die Anfänge sozialpädagogisch geleiteter Tätigkeiten mit Fußballfans in Deutschland lassen sich bis in die späten 70er Jahre zurückverfolgen. Geleistet wurde dabei eine Fanbetreuung durch die Streetworker des kommunalen Jugendamtes in München. Wenn jedoch vom ersten bundesdeutschen Fanprojekt die Rede ist, handelt es sich um das Fanprojekt in Bremen, das Anfang 1981 unter der Trägerschaft der Bremer Sportjugend1 seine Tätigkeiten aufnahm. Die Einrichtung weiterer Fanprojekte folgte. Fanarbeit hat sich mittlerweile zu einem Feld der Jugendhilfe etabliert.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den sozialpädagogischen Interventionen im Fußballumfeld. Der Schwerpunkt der Ausarbeitung liegt in der Ermittlung von Ansprüchen und Handlungsentwürfen der Fanarbeit (Konzepte) sowie von den strukturellen Bedingungen in die sie eingebettet ist (Rahmenbedingungen). Sind die Fanprojekte gegründet worden, um ausschließlich die Gewalt im Fußballumfeld zu dämmen oder verfolgen sie auch weitere Zielsetzungen? Welche Handlungsstrategien gibt es für die sozialpädagogische Fanarbeit? Und welcher Raum für Interventionen wird den Fanprojekten zur Verfügung gestellt? Dies sind Fragen, die sich als eine Art Leitfaden durch den Verlauf der vorliegenden Ausführungen erstrecken sollen, bis sie sich schließlich ihrer Klärung nähern. Um komplexere und realitätsnahe Erkenntnisse über diese zu erzielen, wird dabei neben theoretischen Deutungen auf empirisch gewonnene Daten aus der Fanarbeitpraxis zurückgegriffen. Die Erhebung der Daten erfolgte anhand qualitativer Experteninterviews mit Mitarbeitern der Fanprojekte in Bremen sowie in Dresden. Folglich wird die Arbeit in einem theoretischanalytischen und einen empirischen Teil gegliedert.
Die Erkenntnisse aus dem theoretischen sowie aus dem empirischen Teil werden miteinander in Verbindung gesetzt und auf Übereinstimmungen bzw. Abweichungen untersucht. Abschließend sollen die Ergebnisse Anregungen für die weitere Durchführung der sozial-pädagogischen Fanarbeit bieten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Anlagen
- Zur gesellschaftlichen Relevanz des Phänomens Fußball
- Zur Problematik im Fußballumfeld
- Gesellschaftliche Reaktionen auf die Entwicklungen
- Ordnungspolitische Maßnahmen
- Sozialpädagogische Maßnahmen
- Aggressionstheoretische Ansätze
- Bedingungsgefüge für Zuschaueraggressionen nach Schulz, H.J. und Weber, R.
- Michael Löffelholz und das Dilemma der Modernisierung
- Die Entwertungsthese von Heitmeyer & Peter
- Leistungsorientierung der Gesellschaft (nach Gunter Pilz)
- Zusammenfassung
- Konzeptionelle Ansetze und organisationsstrukturelle Faktoren für Fanarbeit
- Rahmenkonzeption für Einrichtung von Fanprojekten (nach Michael Löffelholz u.a.)
- Konzepte der Orientierung und Zielsetzungen
- Nationales Konzept für Sport und Sicherheit (NKSS)
- Zielsetzung laut NKSS
- Finanzierung laut NKSS
- Personelle Ausstattung laut NKSS
- Materielle Ausstattung laut NKSS
- Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS)
- Bemerkungen zum NKSS
- Zusammenfassung
- Rahmenkonzeption für Einrichtung von Fanprojekten (nach Michael Löffelholz u.a.)
- Zielgruppe
- Zielgruppenbestimmung laut Rahmenkonzeption von Löffelholz u.a. und NKSS
- Zielgruppe der Fanarbeit als heterogenes Gefüge
- Theoretische Einwürfe zur Arbeit mit Fußballfans
- Aufsuchende Jugendarbeit
- Anregungen zur Arbeit mit Fußballfans
- Grenzen der Fanarbeit
- Empirische Untersuchung
- Forschungsinteresse
- Methodische Grundlagen
- Erhebungsmethode – leitfadengestütztes Experteninterview
- Auswertungsmethode
- Interviewpartner
- Leitfaden - des Experteninterviews
- Durchführung der Untersuchung
- Briefing, Setting, Drama
- Transkribieren der Aufnahme
- Darstellung der Ergebnisse
- Ausgangspunkt und Ziele der Fanarbeit
- Methodische Anlagen, Strategien und Praxis
- Konzeptionen
- Methoden
- Arbeitsstrategien
- Vernetzung
- Wissenschaftlicher Bezug
- Zielgruppen
- Rahmenbedingungen
- Voraussetzungen für eine gelungene Fanarbeit
- Abschließende Bemerkungen
- Literatur
- Anhang
- Interview mit Fanprojektmitarbeiter Herr Bremer (Fanprojekt Bremen)
- Auswertung des Interviews mit Fanprojektmitarbeiter Herr Bremer
- Kategorien des Interviews mit Fanprojektmitarbeiter Herr Bremer
- Interview mit Fanprojektmitarbeiter Herr Dresdner (Fanprojekt Dresden)
- Auswertung des Interviews mit Fanprojektmitarbeiter Herr Dresdner
- Kategorien des Interviews mit Faprojektmitarbeiter Herr Dresdner
- Interview mit Fanprojektmitarbeiter Herr Bremer (Fanprojekt Bremen)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der sozialpädagogischen Fanarbeit im Fußballumfeld. Ziel ist es, die Ansprüche und Handlungsentwürfe der Fanarbeit (Konzepte) sowie die strukturellen Bedingungen, in die sie eingebettet ist (Rahmenbedingungen), zu erforschen. Dabei werden die Zielsetzungen der Fanprojekte, ihre Handlungsstrategien und der Raum für Interventionen untersucht. Die Arbeit greift auf theoretische Deutungen und empirisch gewonnene Daten aus der Fanarbeitpraxis zurück, um ein umfassendes Bild der sozialpädagogischen Interventionen im Fußballumfeld zu zeichnen.
- Die gesellschaftliche Relevanz des Phänomens Fußball
- Die Problematik von Zuschaueraggressionen im Fußballumfeld
- Die Rolle sozialpädagogischer Fanarbeit als Gegenpol zu ordnungspolitischen Maßnahmen
- Aggressionstheoretische Ansätze zur Erklärung von Zuschaueraggressionen
- Konzeptionelle Ansätze und organisationsstrukturelle Faktoren für Fanarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der sozialpädagogischen Fanarbeit ein und stellt die Relevanz des Phänomens Fußball sowie die Problematik von Zuschaueraggressionen im Fußballumfeld dar. Sie beleuchtet die gesellschaftlichen Reaktionen auf diese Entwicklungen, insbesondere die ordnungspolitischen und sozialpädagogischen Maßnahmen. Die Einleitung skizziert die Forschungsfragen und die methodische Vorgehensweise der Arbeit.
Der theoretische Teil der Arbeit beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen der sozialpädagogischen Fanarbeit. Er beleuchtet die gesellschaftliche Relevanz des Phänomens Fußball, die Problematik von Zuschaueraggressionen und die verschiedenen Reaktionen darauf. Es werden aggressionstheoretische Ansätze vorgestellt, die das Phänomen der Zuschaueraggressionen erklären sollen. Zudem werden die Rahmenkonzeption für die Einrichtung von Fanprojekten und das Nationale Konzept für Sport und Sicherheit (NKSS) analysiert. Abschließend werden die Zielgruppe der Fanarbeit und die Grenzen der Fanarbeit aus theoretischer Perspektive beleuchtet.
Der empirische Teil der Arbeit basiert auf qualitativen Experteninterviews mit Mitarbeitern von Fanprojekten in Bremen und Dresden. Die Ergebnisse der Interviews werden dargestellt und analysiert, um Erkenntnisse über die Schwerpunkte der Fanarbeit in Bezug auf Zielsetzungen, methodische Anlagen und strukturelle Rahmenbedingungen zu gewinnen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die sozialpädagogische Fanarbeit, Zuschaueraggressionen, Fußball, Gewaltprävention, Jugendhilfe, Fanprojekte, Konzepte, Rahmenbedingungen, methodische Anlagen, Zielgruppen, empirische Untersuchung, Experteninterviews.
- Arbeit zitieren
- Diplom Sozialpädagoge Stoyan Dimitrov (Autor:in), 2007, Sozialpädagogische Fanarbeit. Rahmenbedingungen und Konzepte am Beispiel Werder Bremen und Dynamo Dresden, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/115256