Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Beurteilungsfehler und -verzerrungen es gibt und wie diese bei der Personalauswahl reduziert werden können.
Um der Frage auf den Grund zu gehen, werden im Theorieteil Begriffe wie die soziale Kategorisierung, soziale Stereotypen und Vorurteile erörtert. Für einen Einblick in verschiedene Arten von Beurteilungsfehlern und -verzerrungen werden Wahrnehmungsverzerrungen, Maßstabsprobleme, bewusste Verfälschung und kognitive Probleme, angesprochen. Des Weiteren wird der Personalprozess kurz umrissen. Welche Fähigkeiten ein guter Beurteiler1 besitzen sollte, um ein objektives Urteil fällen zu können, wird als nächstes erläutert. Das letzte Kapitel im Theorieteil zeigt Maßnahmen zur Reduktion von Beurteilungsfehlern und -verzerrungen auf. Der Abschluss dieser Arbeit bildet die Diskussion mit einer Zusammenfassung der Thematik.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theorie
2.1 Soziale Kategorisierung
2.2 Soziale Stereotypen
2.3 Vorurteile
2.4 Arten von Beurteilungsfehlern und -verzerrungen
2.4.1 Wahrnehmungsverzerrung
2.4.2 Maßstabsprobleme
2.4.3 Bewusste Verfälschung und kognitive Probleme
2.5 Personalauswahlprozess
2.6 Fähigkeiten eines guten Beurteilers
2.7 Maßnahmen zur Reduktion von Beurteilungsfehlern und -verzerrungen
3 Diskussion
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Beurteilungsfehler
Abb. 2: Personalauswahlprozess
Abb. 3: Entscheidungslogik der Personalauswahl
Abb. 4: Fähigkeiten eines guten Beurteilers
1 Einleitung
„Der erste Schritt zum Vorurteil ist das Erschaffen von Gruppen.“ (Aronson, Wilson & Akert, 2004, S. 491)
Domsch, Ladwig & Weber, 2019, S. 5 f.) erzählen eine kurze Geschichte, die illustriert, wie unbewusste Voreingenommenheit („Unconscious Bias“), die Personalpolitik prägen kann: Ein Professor beklagte sich bei einer ehemaligen Mitarbeiterin, dass es schwer wäre, eine geeignete Person für eine neu ausgeschriebene Stelle zu finden. Die frühere wissenschaftliche Mitarbeiterin war verärgert und fragte den Professor, wieso er sie nie gefragt hat. Der Professor reagierte überrascht. Er hatte die Frau nie in Betracht gezogen, obwohl sie alle Qualifikationen mitbringen würde. Es gibt genügend solcher Geschichten, die tagtäglich passieren. Daher wirft sich bei der Verfasserin der vorliegenden Arbeit folgende Frage auf: Welche Beurteilungsfehler und -verzerrungen gibt es und wie können diese bei der Personalauswahl reduziert werden?
Um der Frage auf den Grund zu gehen, werden im Theorieteil Begriffe wie die soziale Kategorisierung, soziale Stereotypen und Vorurteile erörtert. Für einen Einblick in verschiedene Arten von Beurteilungsfehlern und -verzerrungen werden Wahrnehmungsverzerrungen, Maßstabsprobleme, bewusste
Verfälschung und kognitive Probleme, angesprochen. Des Weiteren wird der 1
Personalprozess kurz umrissen. Welche Fähigkeiten ein guter Beurteiler besitzen sollte, um ein objektives Urteil fällen zu können, wird als nächstes erläutert. Das letzte Kapitel im Theorieteil zeigt Maßnahmen zur Reduktion von Beurteilungsfehlern und -verzerrungen auf. Der Abschluss dieser Arbeit bildet die Diskussion mit einer Zusammenfassung der Thematik.
2 Theorie
2.1 Soziale Kategorisierung
Soziale Kategorisierung findet aufgrund von demografischen Merkmalen, Alter, sexueller Orientierung und verschiedenen äußeren Merkmalen statt. Jeder Mensch wird kategorisiert und kategorisiert selber. Kategorien, denen wir angehören, werden als Eigengruppe definiert. Die anderen Kategorien, denen wir nicht angehören, sind Fremdgruppen. Wir ordnen die Welt in Schubladen, um unsere Informationsverarbeitung zu vereinfachen (Werth, Seibt & Mayer, 2020, S. 262).
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung
2.2 Soziale Stereotypen
Soziale Stereotypen stellen ein vereinfachtes und reduziertes Bild von Menschen mit ihren wesentlichen Merkmalen dar. Es kann als verallgemeinerndes Urteilsmuster benannt werden (Stangl, 2021, o. S.).
Haß (2019, S. 91 f.) beschreibt einen Stereotyp als einen wahrgenommenen Zusammenhang, der zwischen einer Zugehörigkeit zu einer Kategorie und dem Vorhandensein eines Merkmales vorliegt. Ein Beispiel hierzu wären die Computerfreaks in einer Firma, von denen angenommen wird, dass sie alle Hornbrillen und alte Turnschuhe tragen.
2.3 Vorurteile
Werth et al. (2020, S. 232) beschreiben, dass es sich bei Vorurteilen um eine Einstellungssache handelt. Diese Einstellung ist gegen Personen, die einer Fremdgruppe angehören, gerichtet und bildet sich alleine aufgrund der Zugehörigkeit zu dieser bestimmten Gruppe.
Für Domsch et al. (2019, S. 5) zeichnen sich Vorurteile dadurch aus, dass sie klischeehaft sind, meist generalisierend, mit Emotionen behaftet und nicht auf Individuen bezogen. Zudem ist die Geschwindigkeit, mit der ein Urteil gefällt wird, sehr schnell und ein Mangel an Erfahrung, Informationen und Reflexion ist vorhanden. Vorurteile sind persönliche Bewertungen gegenüber Gruppen, die positiv sowie negativ sein können. Vorurteile können als fehlerhafte und starre Verallgemeinerungen gesehen werden und können diskriminierend sein.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass durch die soziale Kategorisierung Menschen in Schubladen eingeordnet werden und durch soziale Stereotypen die Schubladen mit Merkmalen gefüllt werden. Dadurch können schnell Vorurteile und Diskriminierungen gegenüber Gruppen entstehen, denen der Urteiler nicht angehört. Weiters wurde bekräftigt, dass die Kategorisierungen, Stereotypen und Vorurteile nicht auf Individuen gerichtet sind, sondern auf Gruppen. Somit könnte es in weiterer Folge durchaus passieren, dass Personalverantwortliche einen Bewerber unbewusst in eine Schublade stecken, dessen Merkmale nichts mit dem Bewerber an sich zu tun haben, sondern lediglich mit der Gruppe in die er kategorisiert wurde. Einen Überblick über einige Beurteilungsfehler und - verzerrungen liefert das nächste Kapitel.
2.4 Arten von Beurteilungsfehlern und -verzerrungen
Wien und Franzke (2013, S. 75) unterteilen Beurteilungsfehler in vier Kategorien (siehe Abb. 1); dazu gehören Wahrnehmungsverzerrungen, Maßstabsprobleme, bewusste Verfälschung und kognitive Probleme. Zu jeder dieser Kategorien werden Beurteilungsfehler in diesem Kapitel vorgestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Beurteilungsfehler (eigene Darstellung in Anlehnung an Wien und Franzke, 2013, S. 75)
2.4.1 Wahrnehmungsverzerrung
Unconscious Bias sind unbewusste kognitive Wahrnehmungsverzerrungen. Evolutionstechnisch mussten Einschätzungen blitzschnell vorgenommen werden, um das Überleben zu sichern. Daher wurde die Welt intuitiv in Schubladen kategorisiert, um darauf in bestimmten Situationen sofort zugreifen zu können (Domsch et al., 2019, S. 5 f.).
Studien zeigen wie sehr Entscheidungen von Wahrnehmungsverzerrungen abhängen, zum einen von den Bewussten, jedoch vor allem von den Unconcious Bias. Experten glauben demnach, dass 80% unserer Denkprozesse unbewusst ablaufen (Nalty, 2016, S. 45).
Beide Autoren weisen darauf hin, dass der Großteil unserer Denkprozesse unbewusst ablaufen. Daher sollte bei der Personalauswahl auf diese unbewussten Prozesse geachtet werden, um nicht vorschnell eine falsche Entscheidung zu treffen.
Zur Gruppe der Wahrnehmungsverzerrungen gehören unter anderen der Halo- Effekt, sowie der Primacy- und der Recency-Effekt. Der Halo-Effekt kann bewusst und unbewusst stattfinden. Er besagt, dass sich der Beurteiler auf ein herausragendes Merkmal des Gegenübers fixiert. Dieses Merkmal übertönt alle weiteren Merkmale sowie Beurteilungskriterien und der Mensch wird nur noch anhand dieses einen Merkmales bewertet. Diese Beurteilung kann positiv oder negativ für den Beurteilten ausfallen (Wien & Franzke, 2013, S. 75). Braun und Pundt (2020, S. 70) sprechen von einer hervorstechenden Eigenschaft, welche alle anderen Persönlichkeitseigenschaften übertönt. Den Begriff Halo übersetzten sie als den Heiligenschein. Als Beispiele nennt Stangl (2021, o. S.) attraktive Personen, die vermehrt als intelligent, freundlich und erfolgreich eingestuft werden. Hingegen werden Personen, die weniger attraktiv sind, mit den Eigenschaften nicht intelligent, langweilig und erfolglos behaftet. Bei den vorab beschriebenen Vorurteilen spielt der Halo-Effekt eine wichtige Rolle. Er trägt wesentlich zur Entstehung von Vorurteilen bei. Im beruflichen Kontext, wie zum Beispiel beim Bewerbungsgespräch, können Äußerlichkeiten eine Wirklichkeitsverzerrung mit sich bringen.
[...]