Das Buch ist ein traditionelles Medium zur Konservierung und Verbreitung von Ideen, das zum einen als überaltertes Medium kritisiert und zum anderen als verlorenes Bildungsgut betrauert wird. Der Frage, ob im Zeitalter der neuen Medien wirklich sein Abschied bevorsteht, wie es vielfach auch in der wissenschaftlichen Literatur diskutiert wird, soll in dieser Arbeit nachgegangen werden.
Eine Auseinandersetzung mit diesem Thema kann sich jedoch nicht in einer Diskussion um Vor- und Nachteile oder der Konkurrenz zwischen den traditionellen und den neuen Medien erschöpfen, sondern muss auch die Bedeutung der Schrift als Grundlage literaler Kulturen sowie die Bedeutung des Buches und der Erfindung des Buchdrucks in unserer Gesellschaft bearbeiten.
In der Bildungsgeschichte haben die Erfindung der Schrift sowie die Entwicklung und Verbreitung des Buches, mit der die Alphabetisierung der Gesellschaft und die Verbreitung von Wissen einhergehen, einen wichtigen Platz eingenommen; ohne diese Medien wäre die Geschichte der Bildung nicht in dieser Art verlaufen. Dem Buch kommt als Bildungsmittel somit eine besondere Bedeutung zu. Durch das Aufkommen neuer Medien und dabei besonders des Internets ist das Buch einer Reihe von Veränderungen ausgesetzt, die auch gesellschaftliche und kulturelle Auswirkungen haben. In einer Zeit der stetig wachsenden Digitalisierung und Verknüpfung von schriftlichen Inhalten lohnt es sich daher, Fragen um die Zukunft des Buches und seine Bedeutung als Bildungsmittel im Zeitalter der neuen Medien zu stellen.
Kapitel 1 behandelt die Zusammengehörigkeit und Wechselbeziehungen von Schriftlichkeit und Bildung, den Einfluss der Schrift auf das Subjekt sowie die Medialität von Bildung.
Mit Unterschieden zwischen oralen und literalen Kulturen sowie dem Sinn der Schrift für das menschliche Bewusstsein und die Kultur einer Gesellschaft beschäftigt sich das 2. Kapitel; Platons Kritik an dem Medium Schrift sowie Ludwig Dunckers Beitrag über die Bedeutung der Literalität für das Lernen wird hier ebenso bearbeitet wie die Tatsache, dass auch das Schreiben bereits eine Technologie ist. Auch auf die Befürchtungen, neue Medien könnten die Schriftkultur gefährden und Literalität durch „Computer-Literalität“ ersetzen sowie auf die Frage der Medienkomplementarität — ob Medien einander ersetzen oder ergänzen — wird eingegangen.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Schriftlichkeit der Bildung
- 1.1 Zum Verhältnis von Schrift, Bildung und Selbst
- 1.2 Medialität von Bildung
- 2. Schrift in literalen Kulturen
- 2.1 Kennzeichen und Funktionen der Schrift
- 2.2 Schriftlichkeit und Bewusstsein
- 2.2.2 Metaphern als Verbindung
- 2.3 Platons Kritik an der Schrift
- 2.4 Die Bedeutung der Literalität für das Lernen
- 2.5 Schreiben als Technologie
- 2.6 Medien und Schriftkultur
- 2.6.1 Computer und Literalität
- 2.6.2 Medienkomplementarität
- 3. Die Geschichte des Buches
- 3.1 Vorläufer des gedruckten Buches
- 3.2 Die Kunst des Lesens
- 3.2.1 Monastisches und scholastisches Lesen
- 3.2.2 Das Buch als Textträger
- 3.3 Gutenberg und der Buchdruck
- 3.4 Schriftkulturelle Rahmenbedingungen von Bildung
- 3.4.1 Die „Leserevolution“
- 4. Kennzeichen und Funktionen des Buches
- 4.1 Das Buch als Kulturgut
- 4.2 Die Auswirkungen des Buchdrucks
- 4.2.1 Einfluss auf Humanismus und Renaissance
- 4.2.2 Einfluss auf öffentliche Meinung und Informationsbedürfnis
- 4.3 Das langsame Medium Buch
- 4.4 Die Faszination des Buches
- 5. Die Zukunft des Buches
- 5.1 Neue Textträger
- 5.1.1 CD-Rom und DVD
- 5.1.2 Hörbuch
- 5.1.3 e-Book
- 5.1.4 e-Paper
- 5.1.5 Print on Demand
- 5.1.6 Internet
- 5.2 Konkurrenz von Buch und neuen Medien
- 5.3 Das Ende von Buch und Lesen?
- 5.3.1 Zur Bedrohung der Lesekultur
- 5.3.2 Die Informationsgesellschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Bedeutung des Buches als Bildungsmittel im Zeitalter der neuen Medien. Sie untersucht, ob das Buch im Zuge der digitalen Revolution an Relevanz verliert oder ob es weiterhin eine wichtige Rolle im Bildungsprozess spielt. Dabei werden die historischen Entwicklungen der Schrift und des Buches betrachtet und ihre Auswirkungen auf die Bildung und das Bewusstsein der Gesellschaft analysiert.
- Die Wechselwirkung zwischen Schriftlichkeit und Bildung
- Die Bedeutung der Schrift für das menschliche Bewusstsein und die Kultur
- Der Einfluss des Buchdrucks auf die Geschichte der Bildung
- Die Herausforderungen und Chancen für das Buch im Zeitalter der Digitalisierung
- Die Rolle der neuen Medien in der Informationsgesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Diplomarbeit ein und skizziert die Forschungsfrage, ob das Buch im Zeitalter der neuen Medien an Bedeutung verliert. Kapitel 1 beleuchtet die enge Beziehung zwischen Schriftlichkeit und Bildung und untersucht, wie die Schrift das menschliche Selbst und die Bildungsprozesse beeinflusst. Kapitel 2 beschäftigt sich mit den Unterschieden zwischen oralen und literalen Kulturen und analysiert, wie die Schrift das menschliche Bewusstsein und die Kultur einer Gesellschaft prägt. Außerdem werden Platons Kritik an der Schrift und Ludwig Dunckers Beitrag zur Bedeutung der Literalität für das Lernen behandelt. Kapitel 3 widmet sich der Geschichte des Buches, beginnend mit den Vorläufern des gedruckten Buches bis hin zur Digitalisierung. Das Lesen im Mittelalter, die Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg und die Entwicklung der schriftkulturellen Rahmenbedingungen werden im Detail dargestellt. Kapitel 4 behandelt das Buch als Kulturgut und analysiert die Auswirkungen des Buchdrucks auf die Gesellschaft, insbesondere auf den Humanismus, die Renaissance und die öffentliche Meinung. Das Buch wird als ein "langsames Medium" in einer hektischen Zeit betrachtet und es wird untersucht, warum es trotz der neuen Medien weiterhin faszinierend wirkt. Kapitel 5 schließlich thematisiert die Digitalisierung des Buches und die neuen digitalen Textträger. Die Konkurrenz zwischen Buch und neuen Medien wird erörtert und die Frage aufgeworfen, ob das Ende der Buch- und Lesekultur zu befürchten ist. Die Auswirkungen der neuen Medien auf die Gesellschaft und die Entstehung der "Informationsgesellschaft" bilden den Abschluss der Diplomarbeit.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit fokussiert auf die Bereiche Schriftlichkeit, Bildung, Buch, Buchdruck, neue Medien, Digitalisierung, Lesekultur und Informationsgesellschaft. Weitere zentrale Begriffe sind Literalität, Medienkomplementarität, Oralität, Humanismus, Renaissance, öffentliche Meinung, Informationsbedürfnis und "langsames Medium".
- Arbeit zitieren
- Mag. phil. Maria Schlager (Autor:in), 2003, Das Buch als Bildungsmittel - Seine Bedeutung im Zeitalter der neuen Medien, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/114262