Ziel der hier vorliegenden Analyse ist es daher, Parrs filmische Untersuchung weiterzuführen. Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern dem Kriegsheimkehrer die Rolle eines (fremden) Gastes zugesprochen werden kann und wie sich dies auf die Sprache des Subjekts auswirkt. Das Phänomen der Gastlichkeit und der Status eines Gastes sind Gegenstand verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. Es handelt sich um facettenreiche Phänomene, die nach sozialen, politischen und historischen Bedingungen differenziert werden können. Durch die Unbestimmtheit des Gastlichkeitsphänomens, kommt es nach Rolf Parr zur großen Abstraktion der Begrifflichkeit.
Die Analyse beginnt mit einer theoretischen Einführung zur Figur des Kriegsheimkehrers in Literatur und Film als eines fremden Gastes nach Parr. Zunächst geht Parr auf den Status des Rückkehrers als Gast ein. Er entwickelt Handlungsmaxime, die bei einer gescheiterten Heimkehr eintreten können und führt unterschiedliche Szenarien der Rückkehr auf, in der eine Heimkehr auch gelingen kann. Anschließend wird der Film „Brothers – Zwischen Brüdern“ (2004) kurz vorgestellt, um ihn dann hinsichtlich der Figur des Kriegsheimkehrers als eines fremden Gastes zu untersuchen, und zwar mit Fokus auf die damit einhergehende Sprachlosigkeit. Nach dieser Analyse wird ein Fazit gezogen, inwieweit der Figur der Status als (fremder) Gast zugesprochen werden kann.
Die Heimkehr aus dem Krieg stellt eines der ältesten Motive weltliterarischer Traditionen dar. Seit Ende der 1970er Jahre wird ihr eine starke Akzentuierung in der neueren Literatur sowie in Spielfilmen verliehen. Untersuchungen zum Kriegsheimkehrer als fremdem Gast fanden nach Renate Bürner Kotzam bislang nur wenig statt. Einen bedeutenden Forschungsansatz liefert Parr. Er beschäftigt sich mit Überlegungen philosophischer Gastlichkeitsinterpretationen und ihrer Realisierung in Literatur und Film, u.a. mit dem dänischen Film „Brothers – Zwischen Brüdern“ (2004) von Susanne Bier. In dem Film wird ein Familienkonflikt thematisiert, der ausgelöst wird durch die Rückkehr eines traumatisierten Soldaten aus dem Krieg. Parr untersucht den ‚fremden‘ Gast nur auf einer sehr allgemeinen Ebene.
Inhaltsverzeichnis
- Das Phänomen der Gastlichkeit
- Der Kriegsheimkehrer als (fremder) Gast in Literatur und Film
- Analyse der Gastlichkeit in „Brothers - Zwischen Brüdern“ (2004), Susanne Bier
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung des Kriegsheimkehrers als „fremden Gast“ in Literatur und Film. Sie analysiert, inwieweit der Status des Gastes auf die Figur des traumatisierten Soldaten angewendet werden kann und welche Auswirkungen dies auf seine Kommunikation und sein Selbstverständnis hat. Der Fokus liegt auf dem Phänomen der Sprachlosigkeit als Folge von Kriegserfahrungen.
- Das Konzept der Gastlichkeit und seine Ambivalenz
- Der Kriegsheimkehrer als „displaced person“ und seine Position im „Schwellenraum“
- Sprachlosigkeit und Kommunikationsprobleme bei Kriegsheimkehrern
- Der Prozess der Reintegration und die Rolle der Familie
- Filmische und literarische Darstellungen des Themas
Zusammenfassung der Kapitel
Das Phänomen der Gastlichkeit: Dieses Kapitel beleuchtet den vielschichtigen Begriff der Gastlichkeit aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven. Es wird die Ambivalenz des Gastes als Fremder herausgearbeitet, insbesondere im Kontext der Rückkehr nach langer Abwesenheit, wie sie bei Kriegsheimkehrern zu beobachten ist. Die Rolle der Sprache in der Kommunikation zwischen Gast und Gastgeber wird als zentraler Aspekt hervorgehoben, wobei das Phänomen der Sprachlosigkeit als bedeutsames Hindernis für eine erfolgreiche Reintegration dargestellt wird. Die lange Tradition der Thematik des Heimkehrers in der Literatur, beginnend mit Homers Odyssee, wird als historischer Kontext für die aktuelle Relevanz des Themas präsentiert. Die Arbeit von Parr wird als wichtiger Ansatzpunkt für die Analyse des Kriegsheimkehrers als "fremden Gast" eingeführt.
Der Kriegsheimkehrer als (fremder) Gast in Literatur und Film: Dieses Kapitel vertieft die Analyse des Kriegsheimkehrers als „displaced person“, die in einem Zustand zwischen Fremdheit und Vertrautheit gefangen ist. Es wird die problematische Situation des Heimkehrers als Gast beschrieben, der sich in einem „Schwellenraum“ befindet. Das Phänomen der Sprachlosigkeit, die oft mit der Rückkehr verbunden ist, wird als zentrales Problem dargestellt. Der Text führt Parrs Konzept der "Black Box" ein und erklärt die Notwendigkeit des wechselseitigen Erzählens für eine erfolgreiche Reintegration. Die Bedeutung des Annäherungsprozesses, um den Status als Heimkehrer wiederzuerlangen, wird betont, ebenso wie die oft auftretende Diskrepanz zwischen der erinnerten Heimat und der Realität.
Schlüsselwörter
Gastlichkeit, Kriegsheimkehrer, Fremdheit, Sprachlosigkeit, Reintegration, Heimkehr, Film, Literatur, „Brothers – Zwischen Brüdern“, Trauma, Kommunikation, Identität.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse der Gastlichkeit in „Brothers - Zwischen Brüdern“ (2004), Susanne Bier
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht die Darstellung des Kriegsheimkehrers als „fremden Gast“ in Literatur und Film. Im Fokus steht dabei die Analyse der Ambivalenz des Gaststatus, insbesondere in Bezug auf die Kommunikation und das Selbstverständnis traumatisierter Soldaten. Ein zentrales Thema ist die Sprachlosigkeit als Folge von Kriegserfahrungen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt das Konzept der Gastlichkeit und seine Ambivalenz, den Kriegsheimkehrer als „displaced person“ im „Schwellenraum“, Sprachlosigkeit und Kommunikationsprobleme, den Reintegrationsprozess und die Rolle der Familie sowie filmische und literarische Darstellungen des Themas.
Welche konkreten Filme oder literarische Werke werden analysiert?
Der Film „Brothers – Zwischen Brüdern“ (2004) von Susanne Bier steht im Mittelpunkt der Analyse. Zusätzlich wird die Thematik des Heimkehrers in einem breiteren Kontext der Literaturgeschichte behandelt, beginnend mit Homers Odyssee. Die Arbeit von Parr dient als wichtiger theoretischer Bezugspunkt.
Wie wird der Kriegsheimkehrer als „fremder Gast“ dargestellt?
Der Kriegsheimkehrer wird als Person beschrieben, die sich in einem Zustand zwischen Fremdheit und Vertrautheit befindet, gefangen im „Schwellenraum“. Seine Sprachlosigkeit wird als zentrales Problem dargestellt, das seine Reintegration erschwert. Parrs Konzept der "Black Box" und die Bedeutung des wechselseitigen Erzählens werden in diesem Zusammenhang erläutert.
Welche Rolle spielt die Gastlichkeit?
Der vielschichtige Begriff der Gastlichkeit wird aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet. Die Ambivalenz des Gastes als Fremder, insbesondere im Kontext der Rückkehr nach langer Abwesenheit, wird herausgearbeitet. Die Rolle der Sprache in der Kommunikation zwischen Gast und Gastgeber und das Phänomen der Sprachlosigkeit als Hindernis für eine erfolgreiche Reintegration werden als zentrale Aspekte hervorgehoben.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind Gastlichkeit, Kriegsheimkehrer, Fremdheit, Sprachlosigkeit, Reintegration, Heimkehr, Film, Literatur, „Brothers – Zwischen Brüdern“, Trauma, Kommunikation und Identität.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zum Phänomen der Gastlichkeit, dem Kriegsheimkehrer als (fremder) Gast in Literatur und Film, einer Analyse der Gastlichkeit in „Brothers – Zwischen Brüdern“, und einem Fazit.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Darstellung des Kriegsheimkehrers als „fremden Gast“ in Literatur und Film zu untersuchen und zu analysieren, inwieweit der Gaststatus auf die Figur des traumatisierten Soldaten angewendet werden kann und welche Auswirkungen dies auf seine Kommunikation und sein Selbstverständnis hat.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2021, Der Kriegsheimkehrer als fremder Gast nach Rolf Parr. Eine Analyse am Beispiel des Films „Brothers – Zwischen Brüdern“ von Susanne Bier, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1141133