In dieser Arbeit wird untersucht, wie eine Manipulation der Sichtbarkeit zu einer Anhäufung von Konflikten im ersten Teil des Nibelungenliedes führen kann, sodass diese sich im zweiten Teil entladen und die Geschichte in einer Katastrophe endet.
"Uns ist in alten mæren wunders vil geseit" - so beginnt das Nibelungenlied, das als eines der bekanntesten mittelalterlichen Heldenepen gilt. Schon hier wird auf die Besonderheit aufmerksam gemacht, um die es sich bei dieser tradierten Stoffgeschichte handelt, denn das Nibelungenlied bewegt sich zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Die Formel "Uns ist geseit" zeigt von Beginn an auf, dass das Nibelungenlied auf Augen- und Ohrenzeugenschaft ausgelegt ist und somit von einer subjektiven Wahrnehmungsperspektive abrückt. Die nibelungische Welt muss also grundsätzlich auf Sichtbarkeit angelegt sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Regeln und Strukturen
- Figurenkonstellation und Brautwerbungsschema
- Magisches Artefakt-Die tarnhût
- Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit auf Textebene
- Der Krieg gegen die Sachsen und Dänen
- Der Werbungsbetrug an Brünhild
- Siegfrieds Fahrt ins Nibelungenland
- Die Doppelhochzeit in Worms-die Hochzeitsnacht
- Der Streit der Königinnen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung von Sehen und Sichtbarkeit im Nibelungenlied. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, wie die Manipulation der Sichtbarkeit zu Konflikten führt, die sich im Verlauf der Geschichte entladen und schließlich in einer Katastrophe gipfeln.
- Die Analyse des Brautwerbungsschemas und der Figurenkonstellation im Nibelungenlied
- Die Rolle des magischen Artefakts "tarnhût" und seine Auswirkungen auf die Sichtbarkeit der Figuren
- Die Bedeutung von Sehen und Sichtbarkeit in verschiedenen Aventüren des Nibelungenlieds
- Die Untersuchung der Konflikte, die durch die Manipulation der Sichtbarkeit entstehen
- Die Frage, ob und wie die Katastrophe im Nibelungenlied hätte verhindert werden können
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Sehen und Sichtbarkeit im Nibelungenlied ein und beleuchtet die Besonderheit der Stoffgeschichte zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Sie hebt die Rolle der Wahrnehmungsperspektive und die Bedeutung von Sichtbarkeit für die erzählte Welt des Nibelungenliedes hervor.
Das Kapitel "Regeln und Strukturen" analysiert das Brautwerbungsschema und die Figurenkonstellation im Nibelungenlied. Es beleuchtet die Konflikte, die durch die Überlagerung der beiden Brautwerbungsschemata und durch die Rolle des Werbungshelfers Siegfried entstehen.
Im Kapitel "Magisches Artefakt-Die tarnhût" wird die Funktion der Tarnkappe als Mittel der Unsichtbarkeit im Nibelungenlied untersucht. Die Arbeit betrachtet die Bedeutung und die Auswirkungen der Tarnkappe auf die Sichtbarkeit der Figuren, insbesondere in der Hochzeitsnacht von Gunther und Brünhild.
Das Kapitel "Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit auf Textebene" analysiert anhand verschiedener Aventüren die Relevanz von Sehen und Sichtbarkeit im Nibelungenlied. Es zeigt, wie an welchen Stellen Sichtbarkeit auf Unsichtbarkeit trifft und welche Konflikte daraus resultieren.
Schlüsselwörter
Das Nibelungenlied, Sehen, Sichtbarkeit, Unsichtbarkeit, Brautwerbungsschema, Figurenkonstellation, tarnhût, Tarnkappe, Konflikt, Katastrophe, Wahrnehmungsperspektive, Mündlichkeit, Schriftlichkeit, Aventüren.
- Arbeit zitieren
- Ann-Marie Mau (Autor:in), 2018, Sehen und Sichtbarkeit im Nibelungenlied. Die latente Präsenz des Unsichtbaren, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1139355